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Blatt Amts und des Stadtrathes des Aönigl. Amtsgerichts WuLsnrtz Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Inserate sind bis Dienstag u. Freitag, Vorm. 9 Uhr aufzugeben Preis für die einspaltige Cor» puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Geschäftsstellen bei Herrn Buchdruckercibes. Pabst in Königsbrück, in den Vn» noncen-Bureaus von Haas n- stein L Vogler u. „Invalid« n- dank" in Dresden, Rudolph Mosse in Leipzig. sch en ö/ für Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg uud Rmgegend Als Beiblätter: 1 Illnstr. Sonntags- Statt (wöchentlich), S. Hine tandrvirth- schafttich« Weitage (monatlich). Abonnements - Preis: Vierteljährl. 1 M. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zusendung. »mck Md BM-g L F°-st-r«- Erb-„ S^emndvül-zigstex Dahl-gang. V--°n,w°-,Nch-- «M-^Gus.°v Hib.rlein Mittwoch. Nr. 23. Id. Mörz 1890. Mestrvietungstermin. Für die zu dem Nachlaß des Stellmachers Hatthelf Wilhelm Born, hier gehörigen Grundstücke sind in dem am 6. dieses angestandenen Versteigerungstermine und zwar für das Haus Nr. 89 des Brandkatasters sub. Fol. 228 des Grund- und Hypolhekenbuchs für Pulsnitz 5000 Mk. - -s und für das Feld Nr. 1312 des Flurbuchs Fol. 553 desselben Grund- und Hypothekenbuchs 350 Mk. - geboten worden. Auf Antrag der Erben ist behuss Erzielung höherer Kaufpreise Ser 24. Mörz 18S0, Bormittags 10 Uhr, als M e h r b i e t u n g s t e r m i n anberaumt worden, und werden daher Kaufslustige geladen, in diesem Termine hier an Amtsstelle zu erscheinen und des Weiteren gewärtig zu sein. Königliches Amtsgericht Pulsnitz, am 10. März 1890. V Wolf, Aff. Montag, den 24. Marz, Viehmarkt in Pulsnitz. Die Reichstagswahlen und die Re-.chs- gesetzgebung. Men darf wohl sagen, daß, abgesehen von der aller dings auch noch vorhanvenen Partei der ruhig urtheilenden Politiker, die letzten Reichstagswahlen hauptsächlich zwei einander ganz entgegengesetzte und politische Extreme, un berechtigte Befürchtungen auf der einen und übertriebene Hoffnungen auf der anderen Seite, hervorgerufen haben. Man befürchtet in vielen reichstreuen Kreisen, daß durch die Neuwahlen zum Reichstage, welche ganz andere Mehr heiten, als die bisherige war, ermöglichen, vieles, was man als Stützen des Reiches erachtet, umgestoßeu werden könnte, und in den Reihen der siegreichen Parteien träumt man dagegen vielfach von der baldigen Erfüllung vieler früher nur in nebelhafter Ferne schwimmenden Hoffnungen. Der nüchterne Realismus der Politik und die ebenso klare als praktische Reichsverfaffung werden indessen m-t den unberechtigten Befürchtungen wie mit den thörichten Hoff nungen bald aufräumen, denn die Reichstagswahlen an sich bedeuten ja noch gar keinen maßgebenden Einfluß auf die künftige Reichsgesetzgebung. Beschlüsse des Reichstages erhalten doch erst dann Gesetzeskraft, wenn der Bundes- rath, das heißt die deutschen Fürsten nebst dem Kaiser an ihrer Spitze, den betreffenden Beschlüssen ihreZustimmung ertheilen and es ist gar nicht anzunehmen, daß bedenkliche Reichstagsbeschlüsse vom Bundesrathe, dessen Bevollmäch tigte aus den erfahrensten Staatsmännern Deutschlands bestehen, genehmigt werden. Außerdem liegen die Dinge im neuen Reichstage doch aber auch viel günstiger für ein vorsichtiges und gegenseitige Rücksicht nehmendes Vorgehen der neuen Mehrheitsparteien, als man nach dem Siege der Opposition schlechtweg annehmen zu müssen glaubte. Die Freisinnigen, Demokraten und Socialdenwkraten, welche ihren Wählern versprochen haben, zumal gegen die Lebens mittelzölle, denen man in ganz übertriebener Weise die Ursache an der Brod- und Fleischvertheuerung angedichtet hat, Sturm zu laufen, werden dabei im Reiclstage schon voll der Centrumspartei, die ja sonst zur Opposition gehört, vollständig im Stiche gelassen, denn die klerikalen Blätter haben alle erklärt, daß die Centrumspartei einer Aufhebung der Schutzzölle nicht zustimmen werde. In umgekehrter Weise werden aber auch andere „Herzenswünsche" der einen oder anderen Oppositionspartei auf steinigen Boden fallen, so z. B. der von den Socialdemokraten protegirte Antrag der Delegirten des niederrheinisch-westfälischen Bergarbeiter- Verbandes auf Expropriation (Enteignung) sämmtlicher deutscher Bergwerksbesitzer. Gegen diesen netten Antrag zur Verwirklichung der socialistischen Träume dürfte sich sogar einmüthiger Protest im Reichstage erheben. Das Feste, das Dauernde, der rocdor cko bronco, um mit einem berühmten königlichen Lorte zu reden, in der Reichs gesetzgebung ist die bundesräthliche Regierungsgewalt, die in ihrer obersten Spitze vom Kaiser vertreten und gehand habt wird, während die Zusammensetzung wie die Anschau ungen des Reichstages, sowie seine Mitwirkung bei der Gesetzgebung sehr wechselvolle sein können. Diese Thatsache wird das deutsche Reich wie schon in der Vergangenheit, so auch in der Zukunft vor gefährlichen gesetzgeberischen Experimenten bewahren, denn bedenkliche: Beschlüssen des Reichstages steht das Veto des Kaisers und des Bundes- rathes gegenüber und für besonders kritische F lle der Reichsgesetzgebnng ist ja auch dem Kaiser das Recht der Reichstags« flösung gegeben. Oorlliche und sächsische Aiit,elelseichelien. Pulsni tz. Die Leser der Dresdner Nachricht n rc. machen wir auf die im Innern unserer Stadt befindliche, von Herrn Häberlein rrnchlete Abholungssielle aufmerksam. Ohne daß eine Erhöhung des Abonnementspreises eintritt, gelangt mau bequem in den Besitz der Zeitungen uud meidet damit den Weg nach der weit entlegenen Post. — Es ist in der That keine Uebertreibung, wenn man behauptet, daß unter der jetzigen Jugend eine Ver rohung Platz greift, die zu den ernstesten Befürchtungen vor der Zukunft Veranlassung giebt. So entnehmen wir dem Oschatzer Blatte, daß Kinder auf dem Schulwege einen Mitschüler, Namens Richler, d rart mit Füßen ge treten und gemißhandelt haben, daß er sich den Arm ver renkte, das Schulterblatt und auch das rechte Schlüsselbein brach. Tie jugendlichen Missethäter werben exemplarisch ge.üchtigt werden und das auch mit Recht; zu beklagen ist es aber, wenn unverständige oder schwache Eltern solcher Kinder das Thun und Treiben derselben noch in besonderen Schutz nehmen ja wohl gar ein wohlgefälligesLächeln über die Unarten ihrer Schutzbefohlenen haben. Sie scheinen wahr haftig nicht zu wissen, daß sie die Verantwortung für dieselben zu tragen haben. — Das Verschieben von Briefen und Postkarten in Drucksachensendnngen bildet noch immer die Ursache von unliebsamen Bricsverschleppungen. Eine gründliche Be seitigung dieses Uebelstandes wäre nur dadurch erreichbar, daß das Publikum sich daran gewöhnte, die Drucksachen in einer das Verschieben hindernden Weise zu verpacken. Leider werden alle Drucksachensendungen oft in so mangel hafter Verpackung aufgeliefert, daß sie zu Fallen für ihre kleineren Reisegefährten werden. Die Post Verwaltung hat gummirte, mit 3-Psennigmarke versehene Post-Streifbänder eingeführl, welche in. Mengen von 10 Stück für 35 Pfg. von den Postanstalten verkauft werden und deren Ver wendung wir nicht dringend genug empfehlen können. Wenigstens aber sollte man sich bei Anfertigung der Bänder für Drucksachen die Maaßverhältnisie der amtlich emge- führten Streifbänder zum Vorbild nehmen. Bei einer gutverpackten Drucksachcnsendung muß das Papierbaud überall etwa drei Viertel der Außenfläche bedecken. Die Zeitungen rc. müssen möglichst schmal zusammengefaltet werden, weil sich andernfalls das Band nicht fest umlegen läßt, und web. die Möglichkeit der Verschiebung um so geringer wird, je schmäler die Sendung verpackt ist. Dem Ganzen ist zweckmäßig durch kreuzweise Umschnürung mit Bindfaden noch vermehrte Festigkeit zu geben. Werden offene Briefumschläge benutzt, so ist zu empfehlen, die Ueberfallklappe nicht einzuschlagen, sondern in gewöhnlicher Lage offen zu lassen, zuvor aber, um das Zukleben zu verhindern, den gummirten Rand wegzuschneiden. Bei große» Unischlägen, oder wenn die darin verpackten Druck sachen umfangreich sind, ist außerdem eine Umschnürung der Sendung zweckmäßig, wozu sich die vielfach im Ge brauche befindlichen Gummibändchen gut eignen. — Am 31. März d. I. weiden in den Landsturm 2 Aufgebots diejenigen Landwehrleute überführt, welche im Laufe dieses Jahres das 39. Lebensjahr vollenden und in den Jahren 1871 bis 1873 in die Armee eingetreten sind; irgend welcher Meldung bedarf es nicht. In die Landwehr 2. Aufgebotes treten alle die gedienten Mann schaften, welche im Jahre 1877 eingetreten sind, während die im Jahre 1882 zur Ableistung ihrer Militärpflicht Eingetretenen in die Landwehr 1. Aufgebots treten; der Uebertritt erfolgt bei der Frühjahrs-Kontroll-Versamm lung; bei allen drei Klaffen gilt aber dabei die Voraus setzung, daß die Mannschaften nicht zurückversetzt worden sind durch Kontrollentziehuug oder Bestrafung. Da die Zugehörigkeit zur Landwehr 1. oder 2. Aufgebots nur durch Aufnahme des Vermerkes les erfolgten Uebertritts im Militärpaß als giltig anzusehen ist, so liegt es im Interesse jedes einzelnen, seinen Paß rechtzeitig an die Meldestelle einzustndeu. Dresden. Die Prinzen Johann Georg und Max, die ihr Studium in Freiburg beendet haben, werden voraussichtlich vom 1. April bis zum 1. Oktober in ihren Regimentern (Schützen- und 2. Grenadier-Regiment) Offiziersdienste leisten und alsdann die Universität Leipzig zur Fortsetzung ihrer Studien beziehen. Dresden. Im „National-Panorama", dessen Rundgemälde „St. Privat", wie schon früher bemerkt, bald durch ein anderes großes Schlachtenbild aus dem deutsch-französischen Kriege ersetzt wird, hat soeben ein neues Diorama Aufstellung gefunden, welches die Ueber- führung der Leiche Kaiser Wilhelms I. nach dem Mauso leum in dem Augenblick darktellt, als der Zug bei der Siegesallee eintnfft. Das Kunstwerk stammt aus dem Atelier des Malers Westphalen und überrascht durch die meisterhafte Wiedergabe der Winterstimmung, des kalten stummen Lichtes und des dadurch bedingten Gesammttones. An den Prächtigen, jugendlichen Gestalten der spalier- bildenden Studenten vorüber, dem mit schwarzverhullten Rossen bespannten Leichenwagen vorausschreitend, bewegen