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Blatt Amts und des Stadtrathes des Königs. Amtsgerichts Wursnrtz Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Als Beiblätter: l. IHitstr. Sonntags- öttrtt Iwöchentlich), 2. Kirre tandwirth scbaftticH« Weitags (monatlich 1 Mal). Abonnements - Preis: Viertcljährl. l M. 25 Pf. Aas Wunsch unentgeltliche Zusendung. Preis für die einspaltige Cor- puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. HescHästsstelren bei Herrn Buchdruckereibes. Pabst in Königsbrück, in den An- noncen-Bureaus von Haasen» stein <L Vogler u. „Jnvaliden- dank" in Dresden, Rudolph Mosse in Leipzig. sschenü/^ Lömgebriick, Uadtbkig, «adcburg, Moripmg und Umgegend. ' Vorm. 9 Uhr aufzugeben. E. L. Förster's Erben Druck und Verlag von in Pulsnitz. Mittwoch SweimrddierziBrr Jahrgang. 84°,-- Nr. Z. IS. Januar l8W. BerorSnulig an sämmtliche Amtshauptmanns aften, Stadträthe, Bürgermeister und Gemeindevorstände, die Wahlen zum Reichstage betreffend. Nachdem durch Kaiserliche Verordnung vom 8. lsdn. Mts. zur Vornahme der Neuwahlen für den Reichstag der 20. Februar dieses Jahres festgesetzt worden ist, so werden die Gemeindeobrigkeiten — als weihe in dieser Beziehung für die Städte, in welchen die Nevidirte Städteorvnunz gilt, die Stadträthe, für die Städte, in welchen die Städteordnung für mittlere und kleine Städte gilt, die Bürgermeister und für das platte Land die Amtshauptmannschaften zu betrachten sind —, hierdurch angewiesen, unter Beo bachtung der in dem Wahlgesetze für den Reichstag vom 31. Mai 1869 (Bundesgesetzblat v I. 1869 S. 145 flg.) und in dem zu Ausführung dieses Gesetzes erlassenen Reglement vom 28. Mai 1870 (Bundesgesetzblatt v. I 1870 S. 275 flg) enthaltenen Bestimmungen ungesäumt, und zwar zugleich für die in ihren Bezirken gelegenen exemten Grundstücke die in den 6 und 7 des angezogenen Reglements vorgeschriebene Abgrenzung der Wahlbezirke vorzunehmen Hiernächst haben die Stadträthe, Bürgermeister und Gemeindevorstände in Gemäßheit von H 8 des Wahlgesetzes und § 1 des Reglements die Wählerlisten aufzustellen. In Gemeinden, welche in mehrere Wahlbezirke einzuthcilen sind — H ? Abs. 3 des Reglements — hat die Aufstellung dieser Listen für jeden Bezirk gesondert zu erfolgen, und es sind daher die Gemeindevorstände von den Amtshauptmannschaften wegen der geschehenen Bezirkseintheilung rechtzeitig mit Anweisung zu versehen. Die Auslegung der Wählerlisten hat spätestens am 23. Januar dieses Jahres zu erfolgen und eS ist deshalb von den Stadträthe», Bürgermeistern und Gemeindevor ständen vorher die in 8 2 des Reglements vorgeschriebene Bekanntmachung zu erlassen. Die sür die Wahlhandlung benöthigten Protokoll- und Gegenlistenformulare werden für die städtischen Wahlkreise den Stadträthe» und bezw. Bürgermeistern, für die Wahl bezirke des platten Landes den Amtshauptmannschaften zur Behändigung an die Wahlvorsteher zugehen. D r e s d e n, am 10. Januar 1890. Ministerium des Innern. von Nostitz-Wallwitz. Paulig. Vom deutschen Reichstage. Die Neuwahlen zum Reichstage sind auf den 20. Fe bruar anberaumt worden. Vor drei Jahren fanden die Wahlen am 21. Februar statt; der jetzt gewählte Termin ist also der letzte, welcher überhaupt möglich war, wenn da ; Deutsche Reich nicht längere Zeit gänziich ohne Reichs tag sein sollte. Das Mandat des gegenwärtigen Reichs tages läuft bis zum 20. Februar Mitternacht; eigentlich hätte also noch eine Auflösung erfolgen müssen, weil schon am letzten Tage der laufenden Legislaturperiode die Neu wahlen stattfinden, aber das ging wieder nicht, weil ja der Reichstag noch arbeitet. Zum ersten Male, solange es überhaupt einen deutschen Reichstag giebt, wird derselbe bis unmittelbar zu den Wahlen thätig sein, denn die laufenden Verhandlungen werden kaum viel früher zum Abschlusse gelangen; oder aber die Reichsregierung müßte die Fertigstellung des Sozialistengesetzes dem neu zu Wählenden Reichstage Vorbehalten, was zwar nicht un möglich, aber doch nicht recht wahrscheinlich ist. Die Neuwahlen zum Reichstage werden jetzt zum erst n Male auf fünf Jahre stattfinden. Die deutsche Volksvertretung wird auch in der neuen Legislaturperiode tüchtig zu thun haben, und es ist grundfalsch, anzunehmen, der jetzt zu Ende gehende Reichstag habe so weit vorge arbeitet, daß überhaupt nichts zu thun übrig bleibe. Der gegenwärtige Reichstag hat die bekannten großen Militär- Vorlagen genehmigt, ferner das Alters- und Jnvaliden- Versorgungsgesetz für Arbeiter, die neue Branntweinsteuer, die Reform der Zuckersteuer, das neue Genossenschaftsgefetz und andere bedeutsame Gesetzentwürfe. Viel ist gethan, aber viel bleibt zu thun übrig. Wir haben immer noch keinen sicheren finanziellen Stand erreicht, und wenn die Reichseinnahmen ja wohl naturgemäß wachsen werden, die Ausgaben werden auch naturgemäß steigen. Unsere Zinsenlast ist noch zu tragen, aber wir wollen doch auch nicht immer dauernd so viele Millionen Zinsen bezahlen. Aus den Zinsen der Reichsschuld kann später recht gut die ganze Summe gedeckt werden, welche die Ausführung der Alters- nnd Invalidenversicherung für Arbeiter erfor dern wird. Die Tilgung der Reichsschuld ist für die Zukunft die Hauptsache unserer Finanzwirthschaft und nicht Nebensache. Deutschland wird ganz von selbst, wie das bei der Entwickelung aller großen Staaten zu geschehen Pflegt, noch laufende Ausgaben genug erhalten; um so größer wird also allmählich die Nothwendigkeit einer Be seitigung der außerordentlichen Ausgaben. Wir haben im Deutschen Reiche eine doppelte Schuldenlast; zunächst die des Reiches, daun die der Einzelstaaten. Darum haben wir auch mehr als jeder andere Staat Anlaß, diese Plage geister von uns abzuschütteln. Aber auch abgesehen von den Finanzen bleibt für den Reichstag noch genug zu thun übrig. Nicht wenige Verwaltungsgebiete im Reiche sind heute erst in rohen Umrissen vorhanden, ihr Ausbau und ihre Gliederung ist dringend »öthig. Zoll- und Steuergesetzgebung erfordern allezeit eine genaue Beachtung, in kritischen Zeiten eine doppelt genaue, und für wirthschaftlicke Noth- und Miß stände im Reiche wird der deutsche Reichstag immer die Stelle bleiben, an welche mit Erfolg appellirt werden kann. Das Gleiche gilt von der Arbeiterbewegung, von der wir nicht annehmen dürfen, daß sie schon ein für allemal zum Abschluß gekommen ist. Gewerbliche Fragen, der Arbeiter schutz, juristische Angelegen!) iten, alle harren sie noch einer Lösung durch den Reichstag, und das neue deutscl e bürger liche Gesetzbuch beansprucht ganz allein schon eine Riesen arbeit. Viele Gesetze, welche seit Entstehen des Deutschen Reiches geschaffen worden sind, waren nur der erste Schritt auf dem Wege der Ausgestaltung der Reichsverwaltung, und die fortschreitende Zeit fordert Vollendeteres, etwas Ganzes. „Rast' ich, so röst' ich!" daS Wort gilt auch für Deutschland; wollen wir nicht hinter andere Staaten zurückkommen, inüssen wir eben immer voran und an der Spitze bleiben. Das ist nicht leicht, aber es lohnt auch. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. In der Nacht vom Sonntag zum Montag versuchten Diebe den Cassaschrank in der hiesigen Eisengießerei zu erbrechen. Dieselben wurden jedoch ge stört und haben infolgedessen unverrichteter Sache ab ziehen müssen. Pulsnitz. Auch in unserer Stadt, sowie in der näheren und r eiteren Umgebung derselben ist ein großer Theil der Bevölkerung an der Influenza erkrankt. „Haben Sie die Influenza gehabt?" oder „Wann haben Sie dieselbe überstanden? sind stehende Fragen." Daß bei einer selchen Anzahl von Erkrankungen auch Todesfälle sich einstellen mußten, ist nicht wunderbar, immerhin nehmen dieselben der Epidemie den leichten Charakter. Hoffentlich trägt der zeitherige warme Winter zur günstigen Ableitung der Epidemie bei. — Uni unbemittelten Studirenden odei anderen zum Einjährig - Freiwilligendienst berechtigten jungen Männern die Ableistung der Dienstpflicht zu erleichtern, darf nach tz 94 Nr. 12 der Wehrordnung vom 22. November 1888 ein Freiwilliger der Fußtruppen, welchem die Mittel zu seiner Unterhaltung fehlen, ausnahmsweise mit Genehmi gung des General - Commandos in die Verpflegung des Truppentheils unter Anrechnung auf den Etat aufgenomnien werden. Unter der Verpflegung des Trnppenlheils ist nach einer Verfügung die Geld- und Brodverpflegung und unter besonderen Umständen auch die Bekleidung und Quartier zu verstehen. Dresden. Nur langsam schreitet der Bronchial katarrh Ihrer Majestät der Königin zur Besserung. Bis zum ersten Verlassen des Zimmers dürften immerhin noch mehrere Tage vergehen. — Ihre Königlichen Hoheiten Prinzen Johann und Max, die während ihres Freiburger Aufenthaltes zur Tafel bei Ihrer Majestät der jetzt ver ewigten Kaiserin Augusta nach Baden-Baden geladen und mehrfach liebenswürdig ausgezeichnet wurden, sandten gleich den übrigen Mitgliedern der sächsischen Königs-Familie Beileidsschreiben nach Berlin, — Seit einigen Tagen hat die Dresdner zukünftige neue „deutsche" Straßenbahngesellschaft wieder ein Lebens zeichen von sich gegeben. Natürlich kann sie mit dem Weiterbau der angefangenen Linie erst mit dem Erwachen des Lenzes beginnen; inzwischen aber hat sie sich hübsche, bequeme Omnibusse angeschafft, die ganz die Bauart der Pferdebahnwagen haben, auch für Stehplätze einen Vorder- und einen Hinterperron besitzen. Mit diesen fährt sie vom böhmischen Bahnhofe in Altstadt bis zu den beiden Neu städter Bahnhöfen. Und da der Fahrpreis nur 10 Pfg. betrügt, so macht das Publikum fleißig Gebrauch von der neuen Beförderungsgelegenheit. Natürlich hat nun endlich auch die alle Pferdebahn den Preis sür die entsprechende Linie herabgesetzt — „der Noth gehorchend, nicht dem eignen Triebe!" — Zn der bevorstehenden Reichstagswahl ist vom deutschfreisiunigen Verein für den 4. Reichstags-Wahlkreis zu Dresden-Neustadt der Reichstags-Abgeordnete, Herr Rechtsanwalt Albert Träger in Nordhausen, als Candidat aufgestellt worden. Derselbe hat dem Comitee, welches sich zur Durchführung der Wahl bereits gebildet hat, die Annahme der Candidatur zugesagt. — Die Medaille, welche auf Anordnung des Gesammt- ministerwms zur Erinnerung an die Wettin-Feier geprägt worden und bereits an die Mitglieder des Landtags, sowie an mehrere andere bei der Säcular-Feier in hervorragender Weise betheiligt gewesene Herren vom Civil und Militär zur Vertheilnng gekommen ist, bildet für jeden Empfänger ein ebenso werthvolles als sinnreiches Andenken an das patriotische Fest des vergangenen Jahres. Die Prägung in Silber zeigt auf der einen Seite das außerordentlich gelungene Portrait des Königs, auf der anderen in sym bolischer Darstellung die verschiedenen Stände und Lebens alter, huldigend dem angestammten Fürstenhause. — Der Verkauf des hiesigen Victoria-Hotels ist nun definitiv abgeschlossen worden; aber nicht die Dresdner Bank Hal es gekauft, sondern ein Consortium, an welchem der Dresdner Bankverein betheiligt ist. Es liegt die Idee zu Grunde auf den: Areal ein Bankgebäude für den Bank- ' verein und ein Geschäftshaus ersten Ranges zu erbauen. Der Kaufpreis stellt sich auf 1,425,OM Mk. — Der Fachverein der „Bäcker von Dresden und Umgegend" beschloß einstimmig: „In die Achtstundenbe- wegung einzutreten und als Protest gegen die lange Ar beitszeit im Bäckergewerbe den 1. Mai d. I. von Voimittags 8 Uhr bis Abends 10 Uhr, als Ruhetag zu feiern". Zur besseren Durchführung wurde eine dreiglü drige Commission gewählt, welcher diese Angelegenheit überwiesen wurde. — Das Befinden des Herrn Finanzministers von Könneritz ist seit etwa 10—12 Tagen unverändert. In der Neconvalescenz von einer Lungenentzündung begriffen, wurde der Herr Minister von der Influenza befallen. Diese ist zwar im Wesentlichen behoben, aber das Sprechen fällt dem Herrn Minister nach wie vor sehr schwer. Er muß sich daher noch längere Zeit Schonung auferlegen. Hoffentlich wird sein Gesundheitszustand nun bald so günstig, wie die von ihm verwalteten Staatsfinanzen.