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Blatt Amts des Aönigl. Amtsgerichts Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. zu Wuösnitz AlS Beiblätter: I. Mitstr. Sorrntcrgs- öttikt (wöchentlich), s. Kine tandwirth- scHaftticHe Weircrge (monatlich 1 Mal). Abonnements - Preis: Vierteljährl. 1 M. 25 Pf. A.if Wunsch unentgeltliche Zusendung. Inserate sind bis Dienstag u. Freitag, Vorm. 9 Uhr auszugeben. Preis für die einspaltige Cor- puszeile (oder deren Raum- 10 Pfennige. Geschäftsstellen bei Herrn Buchdruckereibes. Pabst in Königsbrück, in den An- noncen-Bureaus von Hassen stein L Vogler u. „Jnvaliden- dank" in Dresden, Rudolph Moss, in Leipzig. D-u" Awemudviexzigstsv Jahrgang. Schulz- Mittwoch. Ur. Z. 8. Januar 188». Bekanntmachung. Amtstag wird in Königsbrück Sonnabend, den 11. dieses Monats, von Vormittags 9 bis 12 Uhr, in dem bekannten Lokale abgehalten. Kamenz, ani 2. Januar 1890. Königliche Amtshauptmannschaft. von Ztzschwitz. Neujahrskundgebungen. Mit dem Anfang des neuen Jahres haben wir allen Anlaß zufrieden zu jem. Ncujahrsreden sind, wie in den letzten Jahren schon, so auch diesmal wieder in Rom von König Humbert von Italien, in Paris von dem Präsidenten der französischen Republik, m Budapest von dem ungarischen Ministerpräsidenten Tisza gehalten. Der deutsche Kaiser hat keine allgemeine Ansprache am Neujahrslage gehalten, seine Kundgebung zum Jahreswechsel ist das Glückwunsch- fchreibcn an den Reichskanzler Fürsten Brsmarü, welches ja deutlich genug spricht. Der italienische Herrscher ist ein wahrer Freund des Friedens; er hat immer die Hoff nung ausgesprochen, dast der europäische Friede un be treffenden neuen Jahre ungestört bleiben möge. In diesem Jahre hat aber die Ansprache eine bemerteuswerrhe Vcr- tiesuug dadurch erhalten, daß der König darauf hinwies, Wie bei allen Regierungen und Nationen der Wunsch nach Erhaltung des Friedens sich verstärkt habe. Um die Be deutung dieser Worte ganz zu erfassen, müssen wir uns in die Lage Italiens hlnewdenten, das den größten Theil des Jahres hindurch m einem recht ungemülhlichen Vcr- hältmß zu feinem Nachbar Frantreich sich befand, in welchen! erst in der allerletzten Zeit eine Wendung zum Besseren eiugetreten ist, nachdem auch in Paris emgejehen Wurde, daß bei dem Zolllriege zwischen Frantreich und Italien nichts heraustomme. Es ist also offenbar Frankreich, auf welches die vom Könige Humbert besonders betonten Worte Hinzielen. Präsident Earnol ist als versöhnlicher und verträglicher Diann längst bekannt, und wenn auch sein höflicher Neujahrsdank an das diplomatische Corps m Paris sehr sriedlich lautet und betont, daß die französische Republik im neuen Jahre sich erst recht friedlichen Be strebungen und friedlicher Arbeit widmen wird, so ist wohl zu glauben, daß das feine Herzensmemung ist. Die prosessionsmäßigen Revancheprediger in Paris werden dadurch zwar nicht belehrt werben, aber m manchen Kreisen von Industrie und Gewerbe bricht sich doch nach den Erfahrungen von 1889 die Anschauung Bahn, daß auch ein reger Gejchäslsvertehr in friedlicher Zeit nicht gerade zu verachten sei, und mehr Nutzen bringe, als das Nach- deten der Pariser Knegsschreier. Die Hoffnung, Elsajz- Lothringen wiederzugcwmnen, werden sich die Franzosen m ihrer großen Mehrheit freilich nie rauben lasten. Mögen sie aber unsertwegen deuten und glauben, was sie wollen, wenn sie sich nur ruhig verhallen. Die bedeutsamste von allen Neujahrslundgebungen ist und bleibt die des deutschen Kaisers. Ter Kaiser betont in seinem sehr herzlichen Handschreiben an den Fürsten Bismarck nicht nur, daß es uns, damit ist offenbar der Kaiser selbst und der erste Rathgeber des Monarchen ge meint, gelungen sei, den äußeren Frieden zu erhalten, sondern auch, daß die Bürgschafleu für die Erhaltung des Friedens verstärtl sind. Worm diese verstärkten Bürg schaften bestehen, ist un knappen Rahmen des Handschreibens Nicht gesagt, und konnte auch nicht Wohl gesagt werden. Ganz gleich, ob sie im festeren Aneinander schlich der Mächte, in der versöhnlicheren Gesinnung des Czaren, m der An näherung Englands an den Dreibuno oder aber in der Erhöhung der Wehrhaftigkeit und Schlagfertigkeit der Reichsarmee bestehen, sie sind vorhanden nach den kaiser lichen Worten, und wir haben keinen Grund, uns Sorgen zu machen. Daß dem Kaiser die Fertigstellung der focial- polttstchen Gesetzgebung besonders am H"zeu gelegen hat, zeigt auch der Neujahrsbrief an den Fursien Bismarck. Dre dann besonders hervvrgchvbene Arbetter-Alters-Jnva- lidenversicherung wird aller Wahrscheinlichkeit nach am 1. Januar 1891 m Krast treten und dann Praktisch sich zu bewähren haben. Es ist zu hoffen, daß dann bald puch der allseitige Wunsch, die Altersgrenze vom 70. auf das 65. Lebensjahr herabzusctzen, in Erfüllung gehen wird, wovon bei der vorjährigen Genehmigung des Gefetzes abgesehen wurde, weil damals die finanziellen Schwierig keiten zu groß erschienen. Thatsächlich hat der Reichstag aber seitdem so bedeutende Summen bewilligt, bieten sich in Zukunft noch so viel Gelegenheiten zur Sparsamkeit, daß wohl vorausgesetzt werden kann, die obwaltende Schwierigkeit werde über Kurz oder Laug beseitigt werden. Daß Jemand, der vom 1b. Jahre etwa bis zum 65. körperlich schwer gearbeitet hat, eine Altersrente wohl ver dient, erscheint ganz außer Frage. Die lästerliche Zuschrift an den leitenden deutschen Staatsmann zeigt endlich, wie lhörichl die vielfachen Mnlh- maßungen und Gerüchie un Laufe des letzten Jahres waren, die vvn Schwierigkeiten für den Fürsten Bismarck zu berichten wußten. Die Walderfeefrage war eine Er findung müßiger Sllindeu. Die Zutunst des Deutschen Reiches giebt zu Sorgen keinen Anlaß, nachdem wir über das Jahr 1888 svrtgetvmmen sind. Was damals gehalten hat, bas wird in Zukunft ganz gewiß erst recht halten. Launche und MMche AnottegmlMcn. Pulsnitz. Tie Frequenz der hiesigen Voltsbiblio thek Hal sich ini verflossenen Jahre gegen das Vorjahr wieder beträchtlich gesieigert. Während 1888 un Ganzen 1205 Bücher ausgeliehen wurden, betrug die Zahl der iin Jahre 1889 ausgegebenen Bücher 1838. Diese Thastache ist hocherfreullch. Eui Blick m den bisher leider nech ungedruckten Katalog, welcher zur Zeit 580 Nummern auswestl, wird Jeden überzeugen, daß den Bewohnetn von PutSmtz und Umgegend m hiesiger Bücherfammlung wirklich cm großer Schatz der Unterhaltung und des Wissens zu Gebote steht, der noch einer weil größeren Beachtung würdig wäre. Um uns mehrfach zu Ohren gekommene urige Ansichten zu berichtigen, fei hieimu noch besonders erwähnt, daß die Vollsbibtwthek, welche dmchaus nicht Niu der Schulbiblwthet zu verwechseln ist, nicht nur Jugcnd- schrstteu, sondern m erster Lune passende Lektüre für Er- wacl stne jeden Standes und Bildungsgrades bietet. Die Einnahme an Lescgeld spro Buch wöchentlich nur 2 Pfg.) betrug im vergangenen Jahre 53 Mart 28 Psg. Laut duster Einnahme, sowie der Lpferwilligteu der Mitglieder des Vvltsbn uolhelsveremes und emer namhasten Slaals- unlerstützung kann die Bibliothek un neuen Jahre wieder durch eure große Anzahl neuer Bücher erweitert werden, deren Nummern und Tutel wir in lurzer Zeit an geeigneter Stelle unseres Blattes bekannt geben werden. — Auch für das neu aubnchcnde Jahr hat dcr be rühmte Wetterprohet seine kritischen Bedeuten bereits aus- gefprcchen, und wenn er die lammenden 365 Tage auch uu Allgemeinen zur „schwächeren Klasse" dcr Attischen Perwocn rechnet, >v sind sie doch keineswegs von drohenden Momenten srei. Im Gegentheik: Falb's Kalender weist sür das Jahr 1890 nicht weniger als 25 „Attische Tage" auf, welche sich folgendermaßen vcrlhellen: Erster Ord nung, also m ihrer Gefahr am siärlsien und drohendsten, sind dcr 20. Januar, 19. Februar, 20. März, 31. Juli, 30. August, 28. September und 27. Oktober. Zweiter Ordnung sind 9 Tage, und zwar der 6. März, 5. und 19. April, 4. Mai, 3. Juin, 2. Juli, 13. Oktober, 12. November und 12. Dezember. Dritter Ordnung, d. h. am wenigsten gefährlich, treten der 6. Januar, 5. Februar, 18. Mai, 17. Juni, 17. Juli, 15. August, 14. September, 26. November und 16. Tezmber auf. Unter den beiden letzten Rubriken sind der 12. Dezember der Tage zweiter Ordnung und der 17. Juni und 26. November diejenigen dritter Lrdnuug insofern zweifelhaft, als sie auch als Tage höherer Ordnung austtelcn töuucn. Im Allge meinen sieht es also wiederum 25 Mal >m neuen Jahr stark „windig" für uns aus! Hoffen wir, daß uns das Schicksal gnädig bleibe! — Eine zweifache Sonnenfinsterniß und eine Mond- finsterniß bringt das Jahr 1890. Bei uns wird hiervon nur die erste sichtbar fein. Dieselbe ist eine ringförmige und ereignet sich am 17. Juni Vormittags. — Mit Beginn dieses Jahres haben sich eine größere Anzahl Ernennungen, Versetzungen und 1 erabschiedungen im Justizdepartement vollzogen, unter denen besonders für unseren Kreis in Betracht kommen: Die Ernennung des seitherigen Staatsanwalt in Dresden Herrn Weicher zum 1. Staatsanwalt beim Landgericht Bautzen unter gleich zeitiger Beförderung zum Oberstaatsanwalt, ferner des seitherigen Assessor Herrn Heidel in Bautzen zum Rath beim Landgericht Bautzen und die Versetzung des Land- gerichksrath Herrn Dr. Becker von Bautzen an das Land gericht Dresden. Dem staatsanwaltjchastlichen Assessor Herrn Nagler in Bautzen wurde der Charakter als Staats anwalt verliehen. Bautzen, 2. Januar. Dem ersten Staatsanwalt in Bautzen, Oberstaatsanwalt Richard Petri, wurde die nachgesuchte Versetzung in den Ruhestand unter Belassung seines Titels und Ranges bewilligt. — HOH Von den König!, rumänischen Konsulat in Leipzig ist der Handels- und Gcwerbetammcr Zittau die Mittheüung zugegangcn, daß die in Rumänien bestehenden Handelskammern regierungsseitig beauftragt worden seien, den auswärtigen Kaufleuten und Fabrikanten Auskünfte zu ertheilen üler die Solvenz derjenigen rumänischen Firmen, die mit ihnen in Geschäfts-Verbindung zu treten wünschen. Stach dem gleichzeitig mit dieser Mtttheilung der vorgenannten Kammer zugegangenen Verzeichnisse befinden sich rumänische Handelslammern in Craiova, Pitesci, Ploesci, Bukarest, Braila, Galatz, Fccsam, Jassy, Botofani und Constantza. — Zur Weihnachtszeit rührten sich Gänsedicbe. Ein Gutsbesitzer in Grünberg schlachtete und rupfte 18 Stück fette Gänfe, welche er am Abend in sein Seitengebäude hing, damit sie recht aaskühlen sollten. Am Morgen, als er sie nach der Stadt zum Verkauf bringen wollte, waren sie jedoch alle spurlos vcrjchwunden. — Ta ist ein Ein wohner m Klotzsche viel vorsichtiger. Derselbe besitzt noch eine Gans, welche er, da die Federn noch nicht reif sind, svrtfüllert, welche er aber jeden Abend aus dcm Stalle holt und sie in die Küche trägt, woselbst er sie während der Nacht in einer großen Kiste unterbringt. Ja, Vorsicht ist zu allen Dingen nütze. — Las Tafelglashüttenwerk von Hirsch L Petri in Radeberg hat sämmtlichen Arbeitern am Weihnachtsfeste die Ankündigung gemacht, daß vom neuen Jahre an bis auf Weiteres dte Zahlung sämmUicber stüdtijchcn und staat lichen Steuern der Arbeiter von der Firma übernommen Wird. — Das Dresdner Schöffengericht verurtheilte vor einigen Tagen zwei Arbeiter, welche sich an der Verbreitung eines Flugblattes bclhciligt hatten, in welchem die Achicr- llärung über einen Gasthof zu Cotta verhängt wurde, zu je 10 Tagen Haft, indem es in diesem Vorgehen einen groben Unfug erblickte. Die Anttshauptmannschaft hatte vorher nur eine Geldstrafe in Höhe von 15 Mark über jeden der beiden Belhettigten verhängt, eine Strafe, welche aber der Richter, von welchen die Bestraften sreigesprochen zu werden hofften, nicht für ausreichend erachtete. Dresden. Im Befinden Ihrer Majestät der Königin ist eine Wendung zum Besseren eingetreten. Die hohe Dame, die den größten Theil des Tages außer Bett zubringt, ist indeß gcnölhigt, das Zimmer zu hüten. Dresden. Die zweite Kammer unseres Land tages nimmt heute ihre Sitzungen wieder auf. Die erste Sitzung findet Nachmittags 5 Uhr statt. Auf der Tages-