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Lehrerinnen zum lehtenmale zu sehen, und den letzten Beweist ihres qmen Willens Und ihrer Dankbarkeit zu geben. Das ganze Dorf betrauerte diesen doppelten Todesfall; denn Vie Eltern wußten sehr wohl, welche gute Führerinnen ihre Töchter verloren hartem Wienold sah die beyden Sarge in die Gruft versenken, und beim Gedanken: nie — nie wirst du die Lieben in diesem Leben Wiedersehen! war es ihm, als wollte sein Herz zerspringen; da ßel sein Blick auf seine Mutter. Sie stand gegen 1hm über mit sinnig zur Erde gesenkten Blick und gefalte ten Händen, ihre Thränen waren auf eine Zeitlang versiegt, und ste schien zu deren und intt dem Gedanken beschäftigt zu seyn, daß sie ihre Kinder bald wiedersehen würde. Mit Wehmuth blickte Wienold dankbar zum Himmel und seufzte: Gott du ließest mir meine Mutter! Aber sein Leiden war noch nicht qeen- digt, und er hakte den bitrern Kelch des Schicksals für dießmal noch nicht ganz aus- geleert. Seine Muner haue sich wahrend der Krankheit ihrer Töchter zu wenig ge schont, sie hatte sich den » od derselben sehr zu Herzen gezogen, ihre Kräfte waren er schöpft, und nach zwei Mon.ten war auch sie sanft entschlummert. — „In so kurzer Zeit drei Leichen in einem Haus ! sagten die Bauern; wen Gott lieb har, der wird von ihm heimgesucht." Wienold hatte seinem Schwager, dem Pfarrer geschrieben, daß er ihn doch auf einige Zeit besuchen, und ihn in seinem Jammer trösten möchte, und dieser wäre auch gern gekommen, nicht um das Erb. theil von dem geringen Nachlaß seiner Schwiegermutter zu holen, das war in gu- ten Händen, — nein! um den Tod der gucen Muller mit dem Amtmann zu be» trauren, und sein Leiden zu mildern: aber er könnte fehl unmöglich abkommen, und bat daher den Amcmann dringend, daß er doch zu ihm kommen möchte. Wienold hatte auch ey der Negierung um Urlaub gebeten, aber dieser konnte ihm dteßmal nicht'ertheilt werden, denn seinem Amte standen verschiedene starke Einguarlirungen durchmarfchirender fremder Truppen sowohl andere dringende Geschäfte bevor, und Hier bey war seine Gegenwart unumgänglich nothwendig — Um eben diese Zeit wurden dem Amt mann. verschiedene Commissionen übertra gen, und wegen einiger andern ausserordent lichen Geschäfte halten sich die gewöhnlichen sehr gehäuft; er konnte deswegen seinem Gram wenig nachhangen, und der Eifer für den Dienst de^ Staats erstickte die Seufzer, die ihm fein Leiden auspressem wollte. Wienolds gewöhnlicher Umgang, zumak nach zurückgelegrer Arbeit und in Abend stunden, war mir dem Pfarrer in Walme- rode Dieser redliche Mann und feine ^r<m hatten schon etliche Male mit einander ge sprochen, daß es doch bester wäre, wenn der Amtmann heiralhete; aber man hatte bis jetzt noch chn immer geschont, und seiner Einsamkeit nicht erwähnen wollen, um die Wunde nicht aufzureißen, welche die Zeit mit einer dünnen Haut zu überziehen be gann. — Es war ein heiterer Marztag , und der Winker hakte die verflossene Nacht sein leß. tes Gewand abgeworfen. Der Amtmann war