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ter war, verließ er das Bette, kleidete sich an, und ließ seine Hofleme vor sich kom- men. Die Richter des Hofes durften nichts ohne ihm abmachen; alle Parthey, en mußten ihm selbst vorgestellet werden, und er entschied sodann nach Kenntniß der Umstände ihre Streitigkeiten. Konnte er ja nicht auf einmal damit fertig wer. den, so wurden Klager und Beklagte auf den andern Tag wieder vor ihn beschieden. Auch war er ein großer Redner, sprach nicht nur sehr zierlich franckisch, sondern auch verschiedene Sprachen. Ueberhaupt war er ein kluger Herr, der zugleich viel Gelehrsamkeit und schöne Wissenschaften besaß. Er verfertigte selbst Gesänge nach dem Muster alter Bardenlieder, und legte hier und da Schulen an, um die Wissen, schafften zu beförtern. Kurz er verdient auch in dieser Rücksicht den Beynamen de^ Großen. Simson der Zweyte. Zu Tündern, einem Hannöverischen, zum Fürstenthum Calenberg gehörigen Dorfe, starb im Jahr 1790. in feinem posten Jahre Jobst Heinrich Meyer, ein Bauer von ungewöhnlicher Starke. In seiner Jugend diente er unter dem ietbre« gimende als Reiter. Einst hörte er, daß ein Haufen preußischer Werber in einem Wirthohause beßndlich sey. Er gieng allein hin, und schlug die ganze Heldenschaar aus dem Hause. Das Regimentgericht erkannte ihm dafür die Strafe zu, daß er zu Hameln, wo der Stab lag, einige Stunden am Pfahle stehen sollte. Hier ward Meyer durstig; sich Eetranck an den Pfahl bringen zu lassen, schien ihm viel zu weitlauftiq. Erzog'alfo den ganzen Pfahl aus der Erde, nahm ihn auf seine Schultern, und gieng damit selbst zum Ordonnanzhause, wo Getranck zu ha- ben war. Sein General sah ihn aus dem Fenster, und rief.' „Meyer! was machst du für Streiche?" Ich bin ja am Pfahl — Herr General, rief er — wenn es aber auf diese Art nicht gilt, so weiß ich, wo ich ihm gekriegt habe. — Er gieng zurück, steckte den Pfahl wieder ein, und trat m seine gehörige Stellung. Einst doch ihm ein Jude mit großen Lobpreisungen ein sechszehn Hand hohes Pferd zum Verkauf an. Meyer fand es aber für seine Höhe zu kurz, und sagte:,, Jude, lobt das Pferd nicht zu viel, es ist ja nur ein Schaaf.? — „Ein Schaaf? — versetzte der Jude — nun, wenn ihr's da für tragt, so soll es euer feyn."— Der Ju de, welcher Meyers Stärke kannte, nahm zwar in diesem Augenblick sein Versprechen zurück; Meyer aber, um sein Wort zu recht- fertigen, hob das Pferd auf die Schulter, und trug es einige Schritte fort. ^verrissem onts. Bey dem Buchdrucker Carl Friedrich Haller sind felgende-neue Schriften heraus gekom- men und um beigesehte Preise zu haben: Praktische Anweisung zu katechi- siren für Landschullehrer, nach dem kleinen Lutherischen Kate chismus, von Kl. Christian Fried rich Teumer, ersten Land-Dia- konus zu Plauen. 1797. 8. 6.Gf. Der Gegenstand, den der HerrVcrfasser bear beitet har, ist gewiß, wie alle Kenner behaupten, sehr wichtig und interessant, und verdient bey allen