Der Herbst in phänologischer Betrachtung Von Wilh. Naegler, Dresden. Nach der meteorologischen Jahreseinteilung gilt der September schon als erster Herbstmonat, obwohl man sein erstes Drittel noch ganz gut dem Sommer zurechnen kann. Der Hochsommer ist Mitte August vorbei und es folgt im Ablauf des phänologischen Jahres der Spätsommer oder Frühherbst und auf diesen der eigentliche Herbst, dann der Spätherbst. Soweit dies nicht schon vorher geschehen ist, kommt im Frühherbst die Ausbildung der Früchte zum Abschluß, und zwar ist es besonders die Fruchtreife der Roßkastanie, die den Eintritt des Frühherbstes kennzeichnet, weshalb dieser Termin auch kurz als Frühherbst datum bezeichnet wird Auch die Reife des Spätobstes und die Weinlese fallen in diese Frühherbstperiode. Die Fruchtreife der Roßkastanie stellt ein Vegetationsstadium dar, das sich besonders gut beobachten läst, und es zu notieren, erscheint um so wertvoller, als der verstorbene Professor der Botanik Hoffmann in Gießen einst einen nicht uninteressanten Zusammenhang zwischen Samenreife der Roß- kastanie und Winterklima hat folgern wollen. Nach ihm gibt es einen milden Winter, wenn die Samenreife vor dem 17. September, dem langjährigen Mitteldatum für Deutschland, eintritt, einen härteren, wenn diese Phase nach dem genannten Termin sich einstellt. Hoffmann fand, daß bei 10 Fällen einer auffallend frühen Kastanienreife 9mal ein auffallend milder Winter folgte. Als Durchschnitt seiner Beobachtungen ergab sich, daß in 71 % aller Fälle die Winter, die auf eine Frühreife der Kastanie folgten, warm oder jedenfalls nur mäzig kalt waren.