Volltext Seite (XML)
Gärtnerei-Not — Industrie-Not Von Fabrikbesiker Georg Hönisch, Gründer und Alleininhaber der Firma Höntsch & Co., gericht licher Sachverständiger für Gewächshausbau und Heizungs anlagen, Fachlehrer an der Höheren Staats-Lehranstalt für Gartenbau zu Pillnitz. Das Jahr 1930 wird wohl fast in dem gesamten deutschen Wirtschaftsleben als ein Notjahr erster Ordnung bezeichnet werden müssen. Wohl mit wenigen Ausnahmen ist es allenthalben trob gro- ger Mühe und restlosen Fleißes ein großes Ver- lustjahr geworden. Alle Vorausrechnungen, alle Kalkulationen, alle Hoffnungen wurden zunichte gemacht. Verlust reihte sich an Verlust, und zer mürbt endete des Tages Last, um am anderen Morgen neue Enttäuschungen vorzufinden. Die laufend steigende Erwerbslosenziffer verdunkelte weiter jeglichen Lichtblick und Hoffnungsstrahl in die Zukunft. So lange menschliches Denken und Handeln läuft, so lange hat es auch gute und schlechte Zeiten und Verdienste und Ver luste gegeben. Als Krisenjahr seltenster Art ist das Jahr 1930 aufgetreten. Oft haben auch an dere Jahre durch politische Wirren, durch Trok- kenheit oder zu große Nässe oder durch man gelhaften Absaß usw. Erschwernisse und Ver luste gebracht. Noch niemals aber haben sich solche Katastrophen nach allen geschäftlichen Richtungen hin ergeben, wie sie uns 1930 be- schieden waren. Ausweislich der Statistik stie gen die Vergleichsverfahren und die Konkurse zu einer Höhe, wie sie niemals vorher zu ver zeichnen waren. Millionen und Milliarden Ver luste stellten sich ein, und immer wieder zogen Zahlungseinstellungen weitere Vergleichsverfah ren und Konkurse nach sich. Von dieser unwirt schaftlichen Zeit wurde ganz besonders in einer noch nie dagewesenen Weise der Gartenbau betroffen. Die gärtnerischen Produkte fielen auf einen Verkaufspreis herab, der weit unter den Gestehungskosten lag. Es wurden sogar die