56 geglichen oder sogar übertroffen werden und es empfiehlt sich dann die Schälung im Mai. Letztere ist überall da nothwendig, wo es sich bei spar samen Arbeitskräften um bedeutende Rindenmengen handelt. In großen Schälwaldwirthschaften muß man früh anfangen, um rechtzeitig fertig zu werden. Auf den zweiten (Johannis-) Saft andrang ist wenig zu rechnen. In kleineren Wirthschaften beginne man nach den kalten Tagen (10.— 13. Mai) etwa am 15. Mai und fahre dann ohne Unterbrechung fort. 73. Soll der Waldbesitzer schälen oder der Käufer? In früherer Zeit wurde die Rinde fast nur durch die Käufer geschält. Man führt zu Gunsten dieses Erntemodus an, daß der Käufer das größte Interesse an vollkommener Gewin nung der Rinde habe, daß er gewöhnlich über sachverständige Arbeiter verfüge. Daß aber der Waldbesitzer, welchem der Geldertrag aus der Rindenernte zufließt, ein mindestens ebenso lebhaftes Interesse an der vollen Ausnutzung hat, wie der Rindenkäufer, wird Niemand bestreiten. Nicht richtig ist es weiter, daß der Käufer leichter sachverständige Arbeiter findet, als der Producent. In den meisten Fällen liegt die Sache vielmehr umgekehrt, und nur da, wo der Rindenertrag streng lokale Verwendung findet, verfügen die Gerber bisweilen über geeignete Arbeitskräfte. Ganz allgemein ist auch nicht einzusehen, warum es mit der Rinde anders gehalten werden soll, als mit dem Holze. Jeder Produzent bringt seine Produkte in ver- kaussfähigem Zustande auf den Markt. Warum dies allein der Rindenproduzent nicht thun soll, ist nicht abzusehen. Wenn die Rinde durch den Käufer gewonnen wird, so sind Streitigkeiten über den Beginn und die Art der Durchführung der Arbeit zwischen dem Waldbesitzer oder seinen Beamten und dem Käufer oft kaum zu vermeiden, wenn nicht seitens der Beamten ein gewisses Wohlwollen vorwaltet. Dies Wohlwollen ist für den Käufer sehr werthvoll und dankenswerth. Der Dank aber wird nicht immer in einer Weise abgetragen, daß dabei die Integrität der amtlichen Stellung ganz gewahrt bleibt. Der Holzverkauf auf dem Stocke ist aus schwerwiegenden Gründen fast überall abgeschafft worden. Dieselben Gründe sprechen auch gegen die Ueberlassung der Schälschläge an die Käufer zur Selbstgewinnung der Rinde.