70. Uebt die Tageszeit ebenfalls einen Einfluß? Ja. Am besten geht die Rinde Morgens früh und Abends spät. Von 10—4 Uhr geht sie schlechter. Nach einem Spätfröste in der Nacht aber geht sie morgens gar nicht, sondern erst Mittags oder Nachmittags beginnt die Ablösbarkeit wieder. 71. Wie verhalten sich Kernloden in Bezug auf die Schälbarkeit der Rinde? Sie lassen sich im Allgemeinen weit schwerer schälen, als Stock- und Wurzelknoten- Ausschläge. 72. Soll man mit dem Schalgeschäft gleich im Anfänge der Schälzeit beginnen oder ist es besser, noch eine kurze Zeit zu warten? Erfahrungsmäßig steigt das Gewicht eines Volumens Rinde während der Schälzett und ist gegen das Ende derselben am größten. Oberförster Reuß (Baur's Monatschrift für Forst- und Jagdwesen, 1866, S. 450) fand, daß 784 Gebund Rinde, welche in der Zeit vom 15.—22. Mai 1864 geschält worden waren, 10701.5 Kilogr. wogen (pro Gebund 13.65 Kilo), wäh rend 1446 Gebund, vom 3.—16. Juni geschält, 20916 Kilo wogen (pro Gebund 14.47 Kilo.) Ebenso wogen in demselben Jahre 766 Gebund (17.—21. Mai) im Mai pro Gebund 14.115 Kilo; 590 Gebund im Juni (9.—12.) 14.66 Kilo pro Gebund. Auch im Jahre 1865 hat Herr Reuß solche Versuche gemacht und gefunden, daß 830 Gebund Anfang Mai (2.—16.) 11.730 Kilo wogen (pro Gebund 14.132 Kilo), während das durchschnitt liche Gewicht von 516 Gebund Ende Mai (22.—24.) 14.5 Kilo pro Gebund, im Juni (6.—12.) von 100 Gebund 14,76 Kilo pro Gebund betrug. Hiernach ist es für diejenigen Schälwaldbesitzer, welche die Rinde nach Gewicht verkaufen, vortheilhafter, gegen Ende der Schälzeit zu schälen. Dem gegenüber muß allerdings darauf aufmerksam gemacht werden, daß nach der Ansicht mehrerer Pflanzcnphysiologen der Gerbstoffgehalt mit zunehmendem Stärkemehlverbrauch zur Zellenbildung abnimmt, also gegen Ende der Schälzeit geringer ist, als bei Beginn derselben. Wird dies durch die Chemie unwiderleglich nachgewiesen, so kann der Vortheil der Gewichts zunahme durch die Abnahme des Gerbstoffgehaltes leicht aus-