307 Die praktische Durchführung der kohlen- fäuredüngung im Gartenbau. Lon Dr.-Jng. Friedr. Riedel, Essen. Seit Liebig wissen wir, daß für die Ernährung der Pflanzen nicht nur die Wurzeln die Aufgabe haben, Wasser und mineralische Bestandteile aus der Erde aui- zunehmen, sondern, daß auch die Blätter bestimmt sind, die Kohlensäure aus der Luft aufzusaugen, um sie unter dem Einfluß des Sonnenlichtes zu zerlegen und den Koh- lenstoff mit Hilfe des Wurzelsaftes zu den organischen Verbindungen -zu verarbeiten. Wir verstehen deshalb, wenn die Wissenschaft auf Grund eingehender Forschun gen zu der Ueberzeugung gelangte, daß in vorgeschicht lichen Zeiten, wo die Erde mit einer so üppigen Flora bedeckt war, der Kohlensäuregehalt der Luft höher ge wesen sein muß als jetzt, denn wie hätten sonst die Pflan zen, deren Ueberreste wir ja heute noch in unsren aus gedehnten Kohlenlagern vor uns haben, damals in so erstaunlichen Abmessungen und in so große» Mengen wachsen können! Ist dieser Schluß berechtigt, so dürfen wir aber auch für unsere jetzige Pflanzenwelt folgern, daß demnach durch eine künstliche Zufuhr von Kohlen säure eine Steigerung des Wachstums zrr erwarten ist Noch wahrscheinlicher wird dies, wenn wir bedenken, daß z. B. Kartoffeln neben 75 Wasser, 1 A min Stoffe etwa 0,3 Stickstoff und 12 Kohlenstoff enthalten.' In Roggenkörnern, die nur 15 Wasser enthalten, finden wir noch weit mehr Kohlenstoff, näm lich 41 A neben 2 A min. Stoffe und 1,8 A Stickstoff. Die Bedeutung des Kohlenstoffes und da mit derKohlensäure wächst aber noch mehr, wenn wir daran denken, daß sich in diese 1—2 mineralische Bestandteile stets neun verschiedene Grundstoffe teilen, wovon bekanntlich besondere Bedeutung das Kalzium (als Hauptbestandteil des Kalkes), das Kali und der Phosphor