Ganz anders ist der Vorgang der Vergiftung bei der Einwirkung verdünnter Giftgase, die dann zu schlei chenden chronischen Erkrankungen führen, wie sie beson ders an immergrünen Nadelbäumen zutage treten. Hier wirkt das Gift nicht ätzend, sondern, indem es gewisse, für das Pflanzenleben überaus notwendige Vor gänge, z. B. die Kohlensäureassimilation, beeinträchtigt oder tiefgreifend stört. Demgemäß ist. die Giftwirkung weniger lokalisier!, sondern mehr diffus, d. h. gleichmäßig verteilt. So be obachten wir, daß bei Tannen und Fichten durch sehr verdünnte Rauchgase (wie sie z. B. in jeder Grohstadi vorliegen) nur die Lebensdauer der Nadeln herabgesetzt wird. Infolgedessen enthält der Zweig einer rauchkranken Tanne statt normalerweise 10—12 nur etwa 3—1 Nadel jahrgänge. Der einer rauchkranken Fichte statt etwa 0 nur 2—3 Jahrgänge. Rauchkranke Tannen und Fichten fallen alfo durch eine dürftige — der Forstmann sagt schüttere — Benade- lung auf, während gesunde Bäume voll und dicht be- nndelt sind. In allen Fällen, gleichviel ob akute oder chronische Rauchvergiftung vorliegt, wird die Giftwirkung sehr er höht, wenn sie in der Zeit höchster vegetativer Tätigkeit einsetzt. Denn gerade die assimilierende Zelle ist im höch sten Grad empfindlich gegen die in den Rauchgasen em- haltenen giftigen Gase, wie schweflige Säure, Salzsäure, Fluorwasserstoff und dergl. Für das Verständnis des ganzen Vorgangs der Giftwirkung ist nun von großer Bedeutung, zu wissen, auf welchem Weg die giftigen Gase in das Innere der Blattorgane eindringen. Man hat lange Zeit geglaubt, daß die genannten Gase — in dem Wasser der atmo sphärischen Niederschläge: Regen, Schnee, Tau gelöst — äußerlich ätzend einwirken. Dies ist aber — wie ich nach gewiesen habe — nicht der Fall. Die Cuticula, das