Unser täglich Brot gib uns heute. Von Fabrikbesitzer Georg Höntsch. Mehr denn je drängt sich uns die Notwendigkeit auf. einzusehen, daß Brot als menschliche Nahrung der Haupt bestandteil ist. Das Wort Brot birgt eine solche Welt von Gedanken in sich, die dem einzelnen nicht immer greifbar sind. Jeder Mensch hat das Bedürfnis nach Nah rung und er fühlt sich in neuerer Zeit berechtigt, das Ver langen nach Brot so zu gestalten, als wenn der Staat oder sonst jemand verpflichtet wäre, dasfelbe ihm zu geben, nur deshalb, weil er Mensch ist. Jede Leistung setzt eine Gegenleistung voraus, und so kann man den Titel dieser Abhandlung nicht kurzerhand so auslegen, daß wir das Brot ohne Gegenleistung zu empfangen hätten. Das menschliche Leben muß sich doch mit einem bestimmten Daseinszweck ausfüllen und es kann nicht nur gefordert werden, daß der Mensch vorhanden ist, um, weil er lebt, versorgt zu werden. Brot begehren, heißt Brot schaffen. Letzteres muß durch Arbeit geschehen und erst dann, nachdem diese Leistung vollbracht ist, darf man von einem Anspruch auf Brot sprechen. Man muß davon ausgehen, daß Deutschland ein Industriestaat ist, in welchem jeder Untertan aus sich heraus einem Daseins zweck entsprechen muß, der in Arbeit ausläuft. Die Zahl der Menschen ist so groß und das Deutsche Reich zu klein, als daß es möglich sein könnte, daß die Bewohner ein Nomadenleben führen könnten und aus diesem heraus sich laufend Brot zu beschaffen in der Lage wären. Es bleibt also dem Industriestaat nur übrig, daß seine Bewohner durch geleistete Arbeit sich in den Besitz von Brot brin gen. Das Brot wird um so schmackhafter und um so reich licher ausfallen, wenn die geleistete Arbeit eine wirkliche Klassearbeit war. Man kann unmöglich verlangen, daß mangelhafte Arbeit einen gleichen Brotertrag wie gun Qualitätsarbeit liefern soll. Deshalb ist es notwendig,