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Rossleder. Die Roslederfabrikation ist verhältnismäfsig noch jungen Datums, sie hat sich aber in kurzer Zeit zu einem wichtigen Teile unserer Branche ausgebildet. Früher wurden die Rofshäute haupt sächlich zu einem minderwertigen Unterleder, zu Brandsohlleder, verarbeitet und nur seltener zu Oberleder, da man nicht recht wufste, was man mit dem Kern, dem Spiegel, anfangen sollte. Erst' als man den Wert und die guten Eigenschaften dieses Teils der Rofshaut kennen gelernt hatte, bürgerte sich auch die getrennte Arbeitsweise für das Schild, den Spiegel, und den übrigen Teil der Haut, das in der Hauptsache zu Schuhleder, zum Teil aber auch zu Wagenverdeckleder verarbeitet wird, ein. Das Schild kann man infolge seiner Beschaffenheit (siehe anatomischer Bau der Haut, Band I) nur zu Schuhzwecken und zwar nur von der Aasseite zurichten. Dieser Teil der Haut hat auf der Aasseite, auf der Lederhaut, noch eine Hornschicht, welche man Spiegel nennt, und es wird dieser, wenn er sachgemäfs be arbeitet und zugerichtet ist, einem guten Wichskalbleder zum mindesten gleichwertig. Was Haltbarkeit anbetrifft, so übertrifft dieses Leder oft jedes andere Oberleder, sogar das feinste Kalbleder. Nur in heifsen Ländern können Rofsspiegelschuhe, der Dichtigkeit dieses Leders halber, die die Transpiration stark beeinträchtigt, gar nicht getragen werden. Die Rofsspiegelfabrikation ist haupt sächlich in Deutschland, Holland, Dänemerk, Rufsland, Amerika und England zu Hause und in kleinerem Mafsstabe auch in Österreich- Ungarn: die erste Stelle nimmt jedoch Deutschland und darin wieder Schleswig-Holstein ein t Die Rofsschuhlederfabrikation dagegen wird fast überall betrieben. Die Produktion Deutschlands an Rofs- häuten reicht bei weitem nicht aus, es werden deshalb solche aus allen Ländern eingeführt. Man unterscheidet hier zwischen Zahm- und Wildrofshäuten.