Vorwort Bei dem besonders vor einigen Jahren noch viel stärker als heute sich bemerkbar machenden immer weiteren Vorwärtsschreiten der Mineralgerbung schien es ein gewagtes Stück, die „Rotleder- fabrikation“ zum Gegenstände eines neuen gröfseren Werkes zu machen. Jos. Borgman unternahm es dennoch: „ein wirklich gutes lohgares Leder wird trotzalledem nicht gänzlich vom Markte verdrängt werden“ — das war seine volle Überzeugung. Aber gut mufs es sein, um dem ohne Zweifel sich durch hervorragende Eigenschaften auszeichnenden Chromleder gegenüber Stand halten zu können. Und um den Männern der Praxis in ihrer schwie rigen Lage zur Hilfe zu kommen, entschlofs er sich, seine Er fahrungen und Kenntnisse in der gesamten Fabrikation lohgarer Leder in einem Werke niederzulegen, dessen Vollendung er leider aber nicht mehr erleben sollte. Nachdem etwa vor Jahresfrist der erste Band „Die Unter lederfabrikation“ bereits erschienen ist, übergebe ich hiermit auch den zweiten Teil, „Die Oberlederfabrikation“, der Öffent lichkeit, sodafs das Werk nunmehr vollständig vorliegt. Der erste Teil fand allseits eine recht freundliche Aufnahme; dieselbe wünsche ich auch dem zweiten. Wenn die Herstellung dieses Bandes etwas längere Zeit in Anspruch nahm, als anfangs angenommen wurde, so ist dies auf die grofsen Schwierigkeiten zurückzuführen, die mit der Sichtung und der Vervollständigung des hinterlassenen Manuskriptes ver bunden waren. Das Buch ist das Werk zweier Praktiker und auch in erster Linie für die Praxis geschrieben. Alles Wissenschaftliche ist denn auch gänzlich vermieden. Von dem Standpunkte ausgehend, dafs gerade beim praktischen Geschäftsmann Zeit Geld ist, sind auch alle weitschweifigen Erörterungen über mehr oder weniger bekannte Vorgänge und Verrichtungen vermieden, wie wir sie leider in früheren Werken — und zwar nicht zu deren Vorteil — finden. Es konnten auch viele Kapitel deshalb sehr kurz gefalst werden, weil die betr. Vorgänge bei anderen Ledersorten um so ein gehender bereits beschrieben waren und Wiederholungen das Studium nur erschweren. An den betr. Stellen ist auf die einschlägigen früheren Abschnitte verwiesen, aufserdem aber findet man in den einleitenden Kapiteln über das Allgemeine der Vorarbeiten, die Roh- wäre etc. alles Nähere. Möge denn das Buch ein willkommener Ratgeber werden für alle diejenigen, die der alten soliden Rotgerberei treu geblieben sind! Berlin-Friedenau, im Mai 1905. Oskar Krahner.