Volltext Seite (XML)
Wichsleder. 29 lichkeit, es kann auch im richtigen Moment gebraucht werden, aber Brunnenwasser hat stets gleichmässige Temperatur, wodurch stets gleiche Weichdauer bedingt ist, ferner stets, namentlich auch im Sommer, eine niedrigere Temperatur als Flufswasser; aufserdem ist es meist frei von Schlamm, was ebenfalls nicht ohne Bedeutung ist, da dieser im heifsen Sommer eine wahre Brutstätte der Fäulnis- Bakterien bildet und darin die Narbe leicht angegriffen wird. Wenn auch Brunnenwasser hart sein sollte, so ist dies beim Weichen nicht von gröfserer Bedeutung, denn die Härte des Wassers übt nicht so grofsen Einflufs auf die Weiche aus, wie dies so vielfach angenommen wird. Die Felle erweichen in einem der artigen Wasser etwas weniger rasch, als in weichem Wasser, in höherem Mafse ist aber meist die gleichzeitig niedrigere Tem- peratur die Ursache des langsameren Erweichens. Dies langsamere Erweichen ist aber auch weniger gefahrvoll für die Felle. Es gibt so weiche Wässer, dals es der gröfsten Aufmerksamkeit bedarf, damit keine Nachteile entstehen. Die trockenen Felle verbleiben zunächst 24 Stunden im Wasser, werden dann aufgeschlagen und verweilen nach dem Wiedereinbringen in demselben Weichwasser noch 48 Stunden bis zum Strecken; es empfiehlt sich aber, dieselben nach den zweiten 24 Stunden nochmals aufzunehmen. Im Winter, wenn Brunnen wasser recht kalt sein sollte, kann das erste Wasser auf 10 —12° R. erwärmt werden, aber nicht höher, und auch nur das erste Wasser, später wird unter keinen Umständen mehr angewärmt, weil die Fäulnisprodukte im Wasser sehr gefährlich werden können. II. Strecken. Das Strecken soll zuerst stets der Länge nach geschehen, und zwar kräftig und in kurzen Strichen im Kern, dagegen in den Seiten und dünnen Partien nur leichter und in den Flähmen gar nicht. Die Backen und Quasten sind fest der Länge nach auszuarbeiten, jede Falte ist zu ebnen. Bei ganz hartgetrockneten Fellen ist es sehr angebracht, vor dem Einbringen in den Ascher den Kern nochmals quer zu strecken, aber auch nur den Kern, wogegen ein längeres Weichen, wie es sehr häufig üblich, zu vermeiden ist. Nach dem Strecken, d. h. vor dem Wiedereinbringen in das bisherige Weichwasser, müssen die Felle genau durchgesehen werden,