Die Wasser-, Ascher- und Reinemach- oder vorbereitenden Arbeiten. 25 V. Das Enthaaren. Sobald die Häute das Haar gut lassen, werden sie aus dem Äscher herausgenommen und sofort enthaart, und zwar ist zu empfehlen, die Häute zunächst in lauwarmes Wasser zu bringen und daraus zu enthaaren. Denn werden die Kelle aus dem Äscher auf Haufen gelegt, so arbeitet der Kalk noch immer an den Fellen fort; weiter verbindet sich der Kalk an den Stellen der Felle, welche längere Zeit mit der Luft in Berührung sind, mit der Kohlensäure der Luft zu kohlensaurem Kalk, der sich in das Leder festsetzt und sich später in den von den Zurichtern arg verpönten Kalkfalten und Flecken äufsert. Beim Enthaaren hinterläfst jeder falsche Zug an dem durch den Kalk gelockerten Fell Spuren, welche unvergänglich sind, da die Lockerung des Fasergewebes an solchen geprefsten Stellen un wiederbringlich verloren ist. In ganz leichten Zügen mufs das Fell überfahren und dennoch sowohl Oberhaar als Grundhaar, besonders aber die an den Seitenteilen sich befindenden, oft schwer zu ent- entfernenden Grannenhaare, beseitigt werden. Man ist ja schon dadurch gezwungen, die Operation des Haarens sorgfältigst auszu führen, weil dabei dem späteren Fassongeben der Narbe bedeutend vorgearbeitet wird, was besonders dort eine höhere Bedeutung hat, wo, wie wir später sehen werden, keine Mistbeize gegeben wird. Besonders für Oberleder gut bewährt hat sich das Enthaaren im Walkfasse. Die Häute werden einfach in dasselbe hineingebracht und unter Zulauf von lauwarmem Wasser ca. 10— 20 Minuten laufen gelassen. Man erzielt dadurch eine reinere Hautblöfse und erhält auch 9 die Äscher reiner, was besonders in den Fällen wichtig ist, wo ein Nachäschern der Häute in Weifskalk stattfindet. Verschiedene Häute gattungen, besonders trocken in den Handel kommende Wildhäute, werden in sogen. Giftäschern, d. h. mit Schwefelnatrium oder Arsenik angeschärften Äschern zur Haarlockerung gebracht, daraus enthaart und dann erst im reinen Weifskalk geschwellt. In allen diesen Fällen bewährt sich das Enthaaren im Walkfasse ausgezeichnet. Es bietet ferner den weiteren Vorteil, dals Narbenbeschädigungen — wie sie gerade bei den oft schwer zu enthaarenden Wildhäuten an der Tagesordnung waren — vermieden werden.