26 der anderen bäumt sich eine Schlange vom Erdboden auf. Der babylonische Mythus, der leider bisher nur im Bilde vor uns steht, hat möglicher- und sehr wahr scheinlicher Weise Züge, die in der biblischen Erzählung vom Sündenfall verwertet sind, geliefert. Aber nicht ein Weib und ein — nach Delitzsch Meinung — durch die Hörner gekennzeichneter und von jenem unterschie dener Mann greifen nach den Früchten des heiligen Baumes, sondern die eine Gestalt ist fraglos ein Gott, die andere ein Mensch: dass es ein Weib sei, ist nirgends ersichtlich. Wenn eines feststeht, so ist es die Tatsache, dass die Hörner in der gesamten Anschauung und Kunst des Zweistromlandes nicht nur das übliche, sondern das ausschliessliche Kennzeichen der Gottheit sind (vgl. S. 19). Damit fallen die Brücken, die unmittelbar von den Gestalten des Siegelcylinders zu denen des biblischen Sündenfalls herüberführen sollten. Hinsichtlich eines anderen Punktes dagegen freut es mich, einen vermittelnden Standpunkt einnehmen zu können. Für seine überraschende Mitteilung, dass in Babylonien „freie erleuchtete Geister“ lehrten, dass alle Götter eins seien in Marduk, dem Gott des Lichtes, hat Delitzsch .die anfänglich mit Recht vermissten Belege nachträglich erbracht durch den Hinweis auf eine seit 1895 bekannte n e u babylonische Tontafel (frühestens 6. Jahrhundert v. Chr.), die wirklich diese Auffassung bekundet. Aber dass sie „offen“ gelehrt worden sei, ist mehr als fraglich. Vielmehr wird es sich, wie auch von anderer Seite ausgesprochen, in diesem neu baby lonischen „Monotheismus“ um ein Stück priesterlicher Geheim lehre (S. 22) handeln. Wenn somit auch ohne weiterwirkende Bedeutung, ist doch die Tatsache