23 grabungen erfolgt wären, babylonische und assyrische Münzen erhalten sein, wenn sie überhaupt existiert hätten. So muss es, trotz der gegenteiligen Anschauung fast sämtlicher Assyriologen, bei der aus dem Altertum wohl beglaubigten Nachricht bleiben, dass die Lyder die Münzprägung erfunden haben. Ähnlich steht es mit der Schriftentwicklung. Zur Erfindung der Lautschrift sind die Babylonier nicht ge langt. Das Alphabet ist auf dem kulturhistorisch und schriftgeschichtlich von Babylonien wie von Ägypten aus vorgepflügten Boden Syriens als eine neue selbständige Erfindung, ohne Anlehnung wenigstens an die Schrift zeichen der älteren Systeme, hervorgetreten, was man längst hätte erkennen können, wenn man die beiden im 19. Jahrhundert in Amerika zu Tage getretenen, höchst lehrreichen Fälle von Schrifterfindung beachtet hätte! — Aber nicht bloss um Fortbildung des Unvollendeten auf der gegebenen Grundlage handelt es sich bei der Kulturübertragung. Auch Umbildungen des Übernommenen kommen in Betracht. Die Formen werden entlehnt, aber mit neuem Inhalt versehen, für welche den Spender der Form keinerlei Verantwortung trifft. In Babylonien kam für Zahlungen an die königliche Kasse ein Sondergewicht zur Verwendung, das aus der gemeinen Norm durch einen prozentualen Zuschlag gebildet wurde. Solon über nahm die Form, aber in seinen Händen ward aus dem ursprünglichen, das Volk gewiss schwer belastenden Privileg eine volkstümliche Massregel, ein Zuschlag zum Marktgewicht, der dem Käufer zugute kam. Dergleichen Umwertungen begegnen wir auch auf dem Gebiet des Kultus und der religiösen Vorstellungen. So ist es zwar keine Frage, dass die siebentägige Woche