12 Aus diesen zahlreichen Gebieten wähle ich zu etwas näherer Behandlung aus: Religionsgeschichte, Zeit- und Raummessung und Rechtswesen. Vorher aber erscheint mir ein orientierender Rückblick auf die Reisen und Ausgrabungen, durch die das keilinschriftliche Material uns zugänglich geworden ist, unerlässlich. Denn einerseits haben die jüngsten Erörterungen ge zeigt, dass Tatsachen und Funde, die seit mehr denn 50 Jahren in populären, zum Teil höchst anziehend ge schriebenen Büchern verbreitet worden sind, auch heute noch in weiteren Kreisen so gut wie unbekannt sind. Andererseits macht man sich im deutschen Publikum über die bisherigen Leistungen Deutschlands, des jüngsten Mitarbeiters auf dem Felde der altorientalischen Aus grabungen, vielfach sehr irrige Vorstellungen, die früher oder später den Gang und das wissenschaftliche Niveau der Forschungen nachteilig zu beeinflussen drohen. III. Ein deutscher Gelehrter, Georg Friedrich Grote fen d war es, der als der Erste im Jahre 1802 den Weg zur Entzifferung der altpersischen Keilschriften in genialer Weise wies und beschritt. Die Abschriften altpersischer Inschriften, von denen Grotefend ausging, waren von einem Deutschen, Carsten Niebuhr, dem Vater unseres Barthold Georg Niebuhr, auf einer Forschungsreise gesammelt worden. Die eigentliche archäologische Er forschung Babyloniens und Assyriens aber hat bis fast zum Ende des vergangenen Jahrhunderts so gut wie ausschliesslich in den Händen der Franzosen und