Mathematik. Dass es sich hierbei nicht bloss um Stern deutung und Zahlenspielerei, sondern um den wissenschaft lichen Betrieb dieser Disziplinen handelte, liessen schon die klassischen Nachrichten erkennen. Aber erst unsere Zeit hat durch das Studium keilinschriftlicher astrono mischer Berechnungen von der erstaunlichen Tiefe und Genauigkeit dieser babylonischen Kenntnisse eine Vor stellung erhalten. Schon beginnt die moderne Astronomie nicht etwa bloss historisch, sondern unmittelbar prak tisch, z. B. für die Theorie des Mondlaufes, aus den Beobachtungen und Berechnungen der Babylonier Nutzen zu ziehen, und die Vorstellung, dass die antike Astro nomie eine Neuschöpfung der alexandrinischen Gelehrten sei, muss der Erkenntnis weichen, dass diese auf den Schultern der Babylonier stehen. Sicher auch sind bereits in weit früherer Zeit griechische Weltanschauung und Philosophie, vor allem die der Pythagoräer, durch babylonische Kenntnisse und Vorstellungen nachdrücklich beeinflusst worden. Der pythagoräische Lehrsatz u. a. war, wie neuerdings nachgewiesen, lange vor Pythagoras in Indien bekannt. Eine selbständige Entwickelung an beiden Stellen ist unwahrscheinlich, eine so frühe Beeinflussung der grie chischen Anschauungen aus Indien so gut wie ausge schlossen. Wohl aber stand Indien astronomisch und mathematisch unter babylonischem Einflüsse, und so wird das indische und das griechische Wissen aus einer gemeinsamen Quelle, der babylonischen Wissenschaft, geschöpft oder befruchtet worden sein. Unsere gesamte Zeitmessung verdanken wir den Babyloniern. £)ie Zifferblätter unserer Uhren mit ihrer Sechzigteilung des Stundenkreises, und die, unsere