Volltext Seite (XML)
Centner Mais. Berber fiel durch die Verrätherei des Gouverneurs; die Garnison wurde er» nach heißem Kampfe niedergemetzelt. — Nach Depeschen aus Hvdeidah beginnen die türki schen Truppen Demen zu räumen und ziehen sie sich nach der Küste zurück. Die Hauptstadt von Demen, Sana, ist von den Rebellen cerniert, welche auch Geschütze mit sich führen. Für die Lausitzer Textilindustrie und deren Hilfsgewerbe. Die heute auf ergangene Einladung im Saale der Funkenburg zu Löbau zusammengetretene Versammlung von Vertretern der Textil-Jndustrie und deren Hilfsge werben au« allen Theilen des Bezirkes der HandelS- und Gewerbekammer Zittau (Kreishauptmannschast Bautzen) hat folgende Beschlüsse gefaßt: 1. Auf Grund des Unfallversicherungsgesetzes vom 6. Juli 1884 ist eine freiwillige Berussgenofsenschast für die Textil-Jndustrie, einschließlich deren HilsS- gewerbe, zu bilden. 2. Als Bezirk dieser Genossenschaft ist nicht Deutsch land, sondern ein engerer Kreis in's Auge zu fassen, dessen größte räumliche Ausdehnung keinesfalls über das Gebiet des gesammten Königreichs Sachsen hinauszugehen hat. 3. Die Versammlung erachtete es für rationell und ga>»z b-sonders wünschenSwerth, daß eine Berufs genossenschaft der Textil-Jndustrie, einschließlich deren Hilfsgewerbe, für den mit dem Bezirke der Handels- und Gewerbekammer Zittau sich deckenden Bezirk der Kreishauptmannschaft Bautzen gebildet wird, dafern nach den Ergebnissen der erfolgenden statist ischen Erhebungen die dauernde Leistungsfähigkeit solcher BerusSgenossenschast in Bezug aus die bei der Unfallversicherung ihr obliegenden Pflichten ge währleistet erscheint und die Zustimmung des Bun- desrathes für solche Genossenschaft erlangt werden kann. 4, Wenn eine solche auf den unter 3 bezeichneten Ver waltungsbezirk beschränkte BerusSgenossenschast für die Textil-Jndustrie, einschließlich de:en Hilfsgewerbe, zu bilden als unthunltch sich ergiebt, ist die frei willige Bildung einer Genossenschaft für die Textil- Jndustrie mit deren Hilssgewerben im Königreich Sachsen anzustreben. 5. Fürsorglicher Weise ist schon jetzt und mit thun- ltchstrr Beschleunigung Fühlung mit Industriellen der Textil-Jndustrie und deren Hilssgewerben in anderen Theilen Sachsens zu nehmen und Bildung einer Genossenschaft mehrgenannler Art für das Königreich Sachsen anzuregen und zu sichern. 6. Die Handels- und Gewerbekammer Zittau wird er sucht, lhunlichst im Interesse des Zustandekommens der Genossenschaft und im Sinne der von der Ver sammlung gefaßten Beschlüsse wirken, überhaupt aber die Industriellen des Bezirks bei Ein-, Durch- und Ausführung des Unfallversicherungs-Gesetzes möglichst unterstützen zu wolle». 7. Es wird eine Mehrzahl von Vertrauensmännern erwählt, welche die zur Durchführung der heute ge faßten Beschlüsse nöthigen Maßnahmen mit Be schleunigung treffen soll. 8. Die Vertrauensmänner treten zu einer Kommission zusammen, der das Recht der Mitgliederzuwahl zu steht. Dieselbe ist zu allen Schritten bevollmächtigt, welche geeignet erscheinen, die den Angehörigen der Textilindustrie und deren Hilfsgewerben in der Lausitz durch das Unfaüversicherungsgesetz und die vorsteh enden Beschlüsse gestellten Aufgaben, betreffend die Bildung einer freiwilligen Genossenschaft, zu lösen. Zu Vorstehendem wird bemerkt: Die Versammlung war laut Präsenzliste von 34 der ca. 40 geladenen Firmen der Textilindustrie und deren HilsSgewerbrn aus allen Theilen der Kreishaupt mannschaft Bautzen besucht. Vertreten waren die Ort schaften Bautzen, Bernstadt, Bischosswerda, Cunewalde, Ebersbach, Großröhrsdorf, Großschöna, Hainitz, Herrn hut, Hirschseide, Löbau, Neugersdorf, Neukirch, Neusalza, Oderwitz, Olbersdorf, Ostritz, Pulsnitz, Reichenau, Seif hennersdorf, Wehrödors, Zittau. Bei einer am Schluffe der Versammlung vorgenommenen Zählung der von den Anwesenden beschäftigenden versicherungspflichtigen Ar beiter und Belriebsbeamten ergab sich für die noch ver tretenen 29 Firmen nach schriftlicher Selbstangabe die Zahl von 10,068. Als Vertrauensmänner wurden ge wählt die Herren Alfred Gemuseus i. Fa. Abraham Dürninger L Co., Leinenweberei, Bleich- und Appretur- Anstalt in Herrnhut, Louis Großmann-Herrmann, i. Fa. F. G. Herrmann L Sohn, Tuchfabrik in Bischofswerda, Georg Hempel, i. Fa. Chr. Hempels Wwe. L Sohn, Bandfabrik in Pulsnitz, C. G. Henke, i. Fa. Kreutziger L Henke, Fabrik baumwollener Rock- und Hosenstoffe in Leutersdorf, Ernst Könitzer, i. Fa. E. F. Könitzer, Or- leanSfabrik in Zittau, vr. xdil. Preibisch, i. Fa. C. A. Preibisch, OrlranSfabrik in Reichenau, vr. zur. Löbner, HandelSkammersrkretär in Zittau. Ges chäitssührer der aus den vorstehend Genannten, "vH ö" erweiternden Kommission ist bis aus Werteres der Unterzeichnete. Zittau, den 5. August 1884. vr. ^ur. Löbner. Nokks- und Landwirlhschafttiches. Dresden, H. August. Aus dem gestrigen Schlacht viehmarkte waren 348 Rinder, 822 Schweine (778 Land- und 44 llngarschweine), 1018 Hammel und 146 Kälber ausgetrieben. Primaqualität von Rindern mußte trotz dem, da die Händler die Waare zu theuer in Händen haben, mit 64—67 Mark pro Centner Schlachtgewicht bezahlt werden, ja ein kleiner Posten von 10 Stück aller dings hochfeine junge bayerische Mastochsen erzielte sogar bis 75 Mark pro Centner. Mittelwaare bezahlte man mit 58—61 Mark und geringe Sorte mit 36 Mark pro Centner Schlachtgewicht. Für das Paar englischer Lämmer zu 50 Kilo Fleischgewicht mußten abermals 64—67 Mark und für jenes der Landhammel in dersel ben Schwere 61—64 Mark angelegt werden, während das Paar AuSschußschöpse 36 Mark kostete. Der Centner Schlachtgewicht von Landschweinen englischer Kreuzung kostete 47—50 und von Schlesiern 45—48 Mark, indeß der Centner lebendes Gewicht von ungarischen Bakoniern bei 40—45 Psund Tara immer wieder 52—54 Mark beanspruchte. Kälber sanden je nach Qualität der Stücke zu 85 bis 105 Pfg. pro Kilo Fleisch ziemlich glatte Abnahme. Marktpreise in Kamenz am 7. August 1884 höchster ^niedrigst. Preis. ! Preis. 50 Kilo Korn Weizen Gerste Hafer Haidekorn Hirse Zufuhr 6 Sack Ger körn. — 8 Kartoffeln. 7 10 8 8 8 13 '. !< ste. Sac 81 > 7 69 29 9 59 — 7 55 — 7 — - 7 50 70 12 60 !70 Sack K — 129 Sa k Hirse. - Heu 50 Kilo Stroh 1200 Pfd. Butter 1 Kilo Erbsen 50 „ Kartoffeln 50 „ »rn. — 19 Sack We ck Hafer. — 15 Saä 17 Sack Erbsen. - 2 19 2 10 4 izrn. Hei 12 S 50 50 10 60 de- ack Die Kere von St. Meolai. Roman aus Hamburg's Vergangenheit v. F. Ewald. (Fortsetzung.) Frau Sida sah die alte Dienerin verwundert, aber auch mißbilligend an und die Alte brach in Thränen aus. „Ach, ich bitte Euch, rechnet mir das Wort nicht hoch an, Frau Notenborg," sagte sie mit Schluchzen bald er stickter Stimme. „Ihr könnt es mir ja nicht verargen, daß ich mit schärferen Augen sehe, als alle die Anderen. Habe ich Euch doch als Kind auf meinen Armen getragen und jede Eurer Mienen belauscht. Sollte ich nun nicht sehen, wie Ihr leidet?" „Mache mich nicht weichmüthig, Dinah," versetzte Frau Sida ernst, beinahe streng. „Komm', reiche mir das Tuch. Meine Sache drängt und am Abend könnte es zu spät sein." Wenige Augenblicke später hatte ein Diener die Herrin ganz allein und wie sonst über den Gang in das Gemach des Herrn gehen sehen und beeilte sich, in der Gesindestube zu verkünden, daß Frau Sida wieder vollständig hergestellt sei. Werner Rotenborg aber runzelte seine Stirn, als er seine Gemahlin bei sich eintreten sah. „Du mißachtest meine Befehle!" braus'te er auf. „Du verleitest meinen Sohn zum Ungehorsam!" Wohl verschwand momentan die mühsam erzwungene Ruhe aus dem Gesicht der Frau, aber sie konnte doch dem zornigen Blick des Gatten mit Fassung begegnen. „Weder das Eine, noch das Andere, Werner," sagte sie und es wollte ihm scheinen, als habe ihre Stimme einen seltsam hohlen Klang, den er früher nicht bemerkt hatte. „Ich habe Dich bitten lassen, zu mir zu kommen und Du hast es abgelehnt. Es handelt sich aber um ein Menschen leben und da müssen alle Rücksichten schwinden." „Wie soll ich das verstehen?" „Du weißt, daß des verstorbenen Thorwart Jan Dirk- sen's Pflegekind unschuldig zum Tode verurtheilt ist?" „Was kümmert es Dich? Und wer sagt Dir, daß es unschuldig zum Tode verurtheilt ward? Ah, ich verstehe. Hans hat sich an Dich gewendet und Deine Schwäche un terstützt ihn in seinen phantastischen Vorstellungen. Es ist eine Thorheit, zu denken, daß die Stimme eines Knaben von irgend einem Einfluß auf die öffentliche Meinung gewesen wäre." „Das scheint mir doch der Fall. Ist er nicht Dein Sohn?" „Nun, wenn es wahr ist, so mag ihm die Angelegen heit zur Warnung dienen. Im Uebrigen hatte er das Rechte getroffen, sie war eine Schuldige." „Sie war es nicht," sagte Frau Sida fest und be stimmt. Er sah sie verwundert an, dann stieg das Blut in sein Gesicht und eine heftige Entgegnung schwebte auf seinen Lippen. „Ich kenne das Mädchen und stehe für sie ein," fuhr die zarte Frau unerschrocken fort. „Niemand sollte eS wagen ihr ein übles Wort nachzureden, und unser Sohn vor Allem darf nicht Mitschuldiger an ihrem Tode sein." Werner Notenborg's Aufregung wuchs. Er hatte sein Weib nie so entschieden sprechen gehört; sie kam ihm fremd vor. „Es sollte mir leid sein, wenn eine solche Last unruhigen Gewissens meinem Sohne verbleiben müßte, thun kann ich Nichts. Ich glaube, das rechtskräftige Urtheil ist bereits gefällt und dann ist überhaupt jede Einmischung nicht allein zu spät, sondern mit Gefahren verknüpft." „Werner — und dennoch muß sie frei werden." Er sah sie wiederum an — verwundert, bestürzt. „Woher rührt diese Theilnahme für das Mädchen?" Glühende Röthe ergoß sich über ihr Gesicht. „Ich kenne sie," rang es sich schwer über ihre Lippen. Diese Röthe der Scham, diese Scheu? Wo fanden sie ihre Ursache. Die letzte Spur von Blut war aus seinem Gesicht gewichen, er starrte sie an — sprachlos. Dann fuhr er sich mit der Hand über die Stirn, als wolle er einen Nebel verscheuchen. Gedanken stürmten auf ihn ein, sie wollten seinen Verstand verwirren und er konnte sich ihrer nicht erwehren. Und er hatte noch gezweifelt, es hatten sich noch Ge fühle für dieses Weib in seinem Herzen geregt; er hatte nach Entschuldigungen gesucht, wo es keine gab! Da stand sie vor ihm, mtt zu Boden gesenktem Blick. Ihr Busen wogte, ihr Athem flog, als fürchtete sie, daß ein Blitz sie zerschmettern werde, und sie hatte dennoch den Muth, seinen Beistand anzurufen. Nun war es genug. In seinen Augen flammte es auf — ein niederschmet ternder Blick traf sie und sie erbebte vor demselben. Hohn umspielte seinen Mund und der bitterste Haß diktirte die Worte, die jetzt langsam und bleischwer über seine Lippen kamen: „Du hast Nichts zu hoffen. Meine Hülfe, die Du forderst, wird Dir nicht zu Theil werden. So straft ein gerechter Gott. Durch Deine Sünde trifft Dich die Strafe." Werner, bei Gott und allen Heiligen," rief das un glückliche Weib, auf die Knie niedersinkend, aus und die Hände flehend emporstreckend, „Du thust mir Unrecht! Ist denn mein ganzes Leben Dir nicht ein Beweis meiner Treue, meiner unwandelbaren Liebe zu Dir gewesen? Wie kommt es, daß Du einen so schmachvollen Verdacht rmf die Mutter Deines Sohnes wirfst? Sieh' mich an? Müßte nicht das Mal meiner Schuld auf meiner Stirn stehen, wenn ich Dich in einem solchen Augenblick belügen wollte? Glaube mir, es wird die Stunde kommen, wo Du klar siehst, denn der Himmel kann nicht wollen, daß der undurchdringliche Schleier immer über jenes unselige Geheimniß ausgebreitet bleibe." Sie hatte seine Knie umklammert und einen Augen blick stand er gleichsam unter einem Zauber. Er sah sie, zerfließend in Thränen, vor sich, den Stempel der Unschuld auf der reinen Stirn. Ihr Haar hatte sich losgelös't und hing in reichem Flechtenschmuck über ihren .Nacken. Sie war so schön, daß er sich kaum von ihrem Anblick losreißen konnte und doch — „Sage mir die Wahrheit, Sida," kam es keuchend über seine Lippen. „Ein solcher Schwur darf Dir nicht heilig sein, ein solcher Schwur ist dem Himmel ein Gräuel. Rede! Gieb mir Aufschluß über das entsetzliche Geheim niß!" Hingerissen von seiner nur mühsam verhaltenen Leiden schaft, fühlte Sida ihre Kraft schwinden. Das heiße Ver langen, die ganze Wahrheit zu enthüllen, regte sich in ihr. Da plötzlich tauchte vor ihrem Geiste neben dem Bilde des Gatten das grausame, höhnende Antlitz Bertha's auf wie die Posaunen des jüngsten Gerichts wiedertönten in ihren Ohren die drohenden Worte ihrer herzlosen Feindin und qualzerrissen, halb besinnungslos vor Schmerz brach die Un glückliche schaudernd in sich zusammen. (Fortsetzung folgt.) Mit Heft 25 der „Jllustrtrten Welt" (Stuttgart, Deutsche Verlags-Anstalt, vorm. Ed. Hallberger), da- soeben erschienen, geht dieser Jahrgang des beliebten Journals mit schnellen Schritten seinem Schluß entgegen und macht uns begierig, waS der kommende dieser außer ordentlich reichhaltigen, eigenartigen und volksthümlichen Familienzeitschrift bringen wird; man darf »hm n >ch dem, war der nun fast vergangene geboten, mit freudiger Er wartung entgegensehen. Dies fünsundzwanzigste, vorletzte Heft enthält die Fortsetzung von zwei gediegenen und sehr spannenden Romanen; eine lebenswahre Auswanderer Novelle; eine Biographie mtt Porträt des entdeckerS Koch ; einen Artikel übe»- Doggen; eine Schild- biläums in Berlin m:t B: d; e fangs . n-->ver Jllustre e kl.^.vter Artikel: Küche, HauSb ^„«rprufung, feuchte Mauern rc. betreff..^, oaneven Spiele mannigfacher Art, wie Schach und Dame, Humoristisches, und dazu die vielen schönen Illustrationen: Genre-, Landschasts-, Zeitereignißbilder. Wahrlich man kann in Text und Bildern nicht mehr und Fesselnderes, interessanter Gewähltes bieten. vermischtes. * Am 5. August ereignete sich in Wittichenau fol gender UnglückSsall. Das etwa 3 Jahre alte Söhnchen des Tischlermeister Bulang fiel in einem unbewachten Augenblicke in eine Tonne frischgelöschten, jedoch erkalteten KalkbreieS, so daß daS Köpfchen und der Oberkörper ganz darin versank. Da Schreien dem Kleinen unmög lich war, kam man ihm erst nach einiger Zeit zu Hilfe. Mit möglichster Eile suchte man die ätzende Flüssigkeit zu entsernen, jedoch das Augenlicht scheint verloren, da der unglückliche Knabe bis jetzt die Äugen nicht wieder geöffnet hat und auch von sachverständiger Seite ein» Zerstörung de- Sehorgans befürchtet wird.