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was Morgens geschehen. Am selben Tage mußte die Dame eilends mit der Bahn verreisen. Sie zog zur Fahrt ein Paar neue schwarze Handschuhe von Baum wolle an. Da dieselben längere Zeit auf den Händen blieben, so hatte Schweiß jedenfalls Farbe abgelöst, denn die Wunde war Abends äußerst entzündet, und nicht blos der Mittelfinger, sondern auch die ganze Hand rolh und stark angeschwollen. Durch Unterbinden des Hand gelenkes wurde der weiteren Entzündung oder Blutver giftung vorgebeugt. Der sich darnach gebildete bedeut ende Eiterstock nahm unter großen Schmerzen die ganze obere Hand ein, und erst nach vierwöchentlichen erweich enden und sieberstillenden Umschlägen war die Hand ge rettet. — Wir glauben — so schreibt das „Leipziger Tageblatt" — den neuesten Beitrag unseres Mitbürgers Herrn Heinrich Dietz zur Reform des deutschen Strafge setzbuches unseren Lesern nicht vorenthalten zu sollen. Herr Dietz hat sich an den sächsischen Landtag mit einer Petition des Inhalts gewendet, derselbe möge dahin wirken, daß schärfer gegen die Diebe vorgegangen werde. Seine Ansicht, wie das gemacht werden soll, kleidet der Petent in folgende Darlegung: „Die Herren Spitzbuben werden viel zu nobel behandelt, deshalb kennen auch diese keine Furcht. Der Rechtssinn wird dadurch unter graben. Der Privatmann ist schon nach dem Gewohn heitsrecht verpflichtet, eine entliehene Sache wieder an den Ort abzuliefern, von welchem er den Gegenstand entliehen, und würde eventuell durch das Gericht hierzu gezwungen werden können. Der Spitzbube dagegen ist in die günstige Lage gesetzt, die von ihm gestohlenen Sachen nicht wieder an Ort und Stelle zurückschaffen zu müssen! Es ist dies ein Unrecht. Mancher Dieb stahl würde unterbleiben, so der Spitzbube das Gestoh lene in Person wiederbringen müßte; je nach Ermessen des Richters mit oder ohne Gendarm. Ist es nothwendig, schnell expediren zu müssen, so lade man dieselben in eigens hierfür eingerichtete Wagen, welche nach allen Seiten offen, mit eisernen Stäben versehen und, sonöthig/ mit Drahtgeflecht umgeben, angeschloffen, mit Namen und Wohnort verzeichnet, Kutscher und Gendarm im Coupee und fahre dieselben an den Ort der That mit den gestohlenen Sachen. Lasse den Spitzbuben aussteigen, die Sachen abliefern, wieder einsteigen und anschließen. Fahre durch die Straßen oder Dörfer, bis alle sechs Spitzbuben, mehr oder weniger, die gestohlenen Sachen abgeliesert. Dies würde eine bessere Wirkung, Dieb stähle verhüten, als die jetzt gebräuchliche Methode." Außerdem wurde in der Sitzung der ersten Kammer am 12. Februar eine weitere Beschwerde des Herrn Dietz vorgetragen und, wie die vorstehende, als unzulässig er klärt, Herr Dietz fängt an, in dieser Beschwerde humo ristisch zu werden und dann aber auch mit sehr grobem Geschütze vorzugehen. Er beginnt seine Klage damit, daß er sagt, er werde im Monat April und Mai d. I. sein 25jähriges Beschwerdejubiläum begehen, und endigt damit, daß er der Staatsregierung droht, daß, wenn ihm nicht sein Recht geschehe, er bei dem hohen Reichs kanzleramt, dem Bundesrath und dem Reichstage einen Antrag stellen würde, „nach Sachsen einen Administra tor zu schicken, der das Ministerium unter seine leit-ende Obhut nehme." — Der Vertrag der Stadtgcmeinde Berlin mit der Deutschen Edison-Gesellschaft ist am Dienstag durch den Magistrat und den Vorstand der zogen. Ter Kreis, welcher zuräch^ leuchtnng erhalten soll, hat als ZentniW - am Werderschen Markt und den In demselben sallen sehr viele das königl. Schloß, das königliche W^rronprinzliche Palais, das Opernhaus, das Schauspielhaus die Bibli othek, die Museen, die beiden Rachhäuser, die Post, das Polizeipräsidium, die Universität u. s. w. — Wie bereits seit Längerem von unterrichteter Seite angeveutet worden war, ist nun die Ernennung des bisherigen russischen Botschafters in Paris, Fürsten Orloff, zum Notschalter in Berlin erfolgt. Diese Wand lung ist als ein Zeichen engeren Anschlusses Rußlands an Deutschland und somit dem Sinne der Befestigung des Friedens freudig zu begrüßen. — Eine Deputation, an deren Spitze Großfürst Michael, der Neffe des Czaren, steht, ist von Petersburg in Berlin eingetroffen, um Kaiser Wilhelm zu dessen 70jährigen Jubiläum als Ritter des St. Georgs-Ordens im Namen und Auftrag des Kaisers Alexander zu be glückwünschen. Besonders bemerkenswerth erscheint der Umstand, daß die Deputation aus dem Grenadier-Regi ment „Kaluga" gewählt ist, in dessen Reihen Kaiser Wilhelm vor nun gerade 70 Jahren (27. Februar 1814) die Schlacht von Bar-sur-Aube mitmachte. — Die Korvette „Olga" mit dem Prinzen Heinrich an Bord trifft am 20. März in Kiel ein, wo großer Empfang des Prinzen stattfinden wird. Frisch von der See weg wird dann der junge Seemann den kaiserlichen Großvater zu dessen 87. Geburtstage am 22. März nach zweijähriger Abwesenheit begrüßen, um aus den Händen desselben das verdiente Avancement entgegenzunehmen. — Der deutsche Reichstag ist zum 6. März einbe rufen worden ; die Grundsteinlegung für das neue Reichs tagsgebäude findet nunmehr am 22. März, den Geburts tage des Kaisers, statt. — Vor dem Schwurgericht in Breslau stand am 16. d. M. der Arbeiter Friedrich Gerber aus Breslau. Die ihm zur Last gelegte, als „Todesschlag" bezeichnete Handlung hat bei ihrem Bekanntwerden wegen der fürchterlichen Rohheit, die Gerber dabei offenbarte, in allen Schichten der Bevölkerung die höchste Entrüstung hervorgeruse». Gerber hat am 19. December 1883 das ihm soeben von seiner Ehefrau geborene Kind theilweise durch Würgen ain Halse, hauptsächlich aber dadurch ge- tödtet, daß er eS an den Beinen faßte und mit dem Kopfe mehrmals gegen die Stnbendiele schlug, wodurch eine mehrfache Zerschmetterung des Hirnschädels eintrat. Der Gerichtshof verurtheilte den Angeklagten zu 10 Jahren Zuchthaus. — Aus Würzburg, 19. Febr., wird dem „Frankf. Journal" berichtet: Gestern Nachmittag zog eine Zigeuner bande mit zwei Wagen durch die hiesige Stadt und raubte ein auf der Straße allein befindliches Kind, das sie mit in ihren Wagen nahm und mit dem sie davon zu eilen versuchte. Auf das Geschrei des Kindes wurden Vorübergehende auf dasselbe aufmerksam und entrissen es wieder den Zigeunern. Es wurde auch noch im andern Wagen der Zigeuner ein Kind bemerkt, das nach seinen Eltern rief und das angeblich eine viel hellere Gesichtsfarbe als die Zigeuner hatte; unterdessen hatten dieselben Gelegenheit, davon zu fahren. — Skandalöse Gerüchte werden aus der ungarischen Hauptstadt mitgetheilt. Es sind in der letzten Zeit an den Oberstaatsanwalt Anzeigen gelangt, denen zufolge ein Richter in der Provinz beschuldigt wird, ein abge- straster Verbrecher zu sein, der den Namen eines Todten angenommen und unter fremdem Namen seine Stellung erhielt. Weiter werden zahlreiche Gefängnißwärter be schuldigt, daß sie die Gefangenen foltern und bemittelte Gefangene zwingen, bei ihnen Einkäufe zu machen. — (GeschästsstockungZ In einer zu Manchester abgehaltenen Massenversammlung brotloser Arbeiter wurde die Mitthcilung gemacht, daß infolge der anhaltenden Geschäftsiiockung auf fast allen Gebieten des Handels und der Industrie in Manchester und Salford zur Zeit über 40,000 Personen beschäftigungslos sind. — Die englische Negierung hat die Hiobspost aus dem Sudan erhalten, daß sich am 21. Febr. die von den Ausständischen ununterbrochen bombardirte befestigte Stadt Tokar ergeben hat. Sofort nach Ankunft dieser Nachricht in London trat das Cabinet zu einer Berath- ung zusammen. — Die von Kairo abgesandte Streitmacht ist, nach einer Depesche des Times-Korrespondenten, wie folgt zu sammengesetzt: Kavallerie 400 Mann, Artillerie 228 Mann, darunter 108 Egypter, Genietruppen 100 Mann, 3 Linien-Regimenter 2100 Mann, Trainkorps 150 Mann, im Ganzen 97 Offiziere und 2900 Mann. Dazu sind hinzuzusügen das 10. Husaren-Regiment, das irische Füsilier-Bataillon, 500 Seesoldaten, ein Detachement des Jork and Lancaster-Regiments. Die Gesammtstärke der Streitmacht beziffert sich auf ca. 5000 Mann. In nu merischer Hinsicht ist die Expedition wahrscheinlich mehr als hinreichend, allein die ernstesten Zweifel werden in Betreff der Eqnipirung der Artillerie und Kavallerie ge hegt. Die Königl. reitende Artillerie, ein höchst kost spieliges Korps, wird hier müssig gelaffen, während ihre Dienste unschätzbar sein würden gegen einen Feind, der Artillerie fürchtet. Die einigen Geschütze, die mckgenom- men werden, bestehen aus zehn kleinen Bronze-Vorder laderkanonen, welche der eghptischen Artillerie angehören und von Oberst Duncan selber als fast werthlos be zeichnet werden. Die Kavallerie — eine überaus wich- MMiM^inem Wüstenkriege — ist unzureichend DN7 Arabern. Der Transportdienst wird WWral^unbefriedigt erachtet. Suakim, 24. Februar. Die nubischen Truppen weigern sich, sich nach Trinkitat einschiffen zu lassen unter dem Vorgeben, daß die Kugeln aus ihren Gewehren die von den Auiständischen geführten Schilder nicht durch bohren könnten, auch vermöchten sie nicht einzusehen, weshalb man ihrer bedürfe, nachdem bereits englisches Militär nach Trinkitat abgegangen sei. — Zwei eng lische Transportdampfer sind, durch arabische Piloten irregeführt, gescheitert. — General Gordon greift zu seltsamen Mitteln, um dem Mahdi die Herrschaft über den Sudan wieder aus den Händen zu winden. Die Wiedergestattung des Sclavenhandels im Sudan ist eine Maßregel, die eigen- thümlich berühren muß, wenn man bedenkt, daß dasselbe England doch sonst überall die scheußliche Institution des Sclavenhandels mit allen Mitteln bekämpft. Gab es wirklich kein anderes, um die aufrührischen Stämme dem Mahdi wieder abfpenstig zu machen oder wirkte das Gold Gordon's doch nicht genug? Marktpreise in Kamenz tun 21. Februar 1884. höchster smedrigst. Preis. ! ! Preis. 50 Kilo Korn 8 7 87 29 35 Heu 50 Kilo 3 80 Weizen 10 48 10 Stroh 1200 Pfd. Butter 1 Kilo 25 Gerste 7 50 7 2 IO Hafer 7 40 7 20 Erbsen 50 „ 11 20 Haidekorn 8 — 7 67 Kartoffeln 50 „ 2 Hirse 14 20 12 64 Zufuhr. 226 Sack Korn. — 87 Sack Weizen. — 27 Sack Gerste. — 146 Sack Hafer. —18 Sack Heide korn. — 6 Sack Hirse. — 5 Sack Erbsen. — 5 Sack Kartoffeln. Wolks- und Landwirthschaftliches. Dresden, 26. Februar. Aus dem gestern im hiesigen Centralschlachthose stattgehablen Schlachtviehmarkt waren 405 Rinder, 1220 Schweine (961 Land- und 259 Ungar schweine), 644 Hammel und 121 Kälber zum Verkauf gestellt. Da der Marktbesuch feiten der Dresdner und auswärtigen Fleischer (am Zustrom von Neugierigen war gestern wieder einmal Neberfluß) als ein nur mittel mäßiger bezeichnet werden mußte und auch nur verein zelte Exporteure gekommen waren, so zeigte sich nament lich in Rindern und Schweinen der Austrieb dem vor liegenden sehr mäßigen Bedars gegenüber als ein viel zu bedeutender und deshalb zog sich auch das Verkauss. geschäft in den bezeichneten Schlachtthiersorten mit Hinter lassung von gar nicht unbeträchtlichen Ueberständen sehr in die Länge und die Preise schlugen eine rückgängige Bewegung eia. Hammel reichten trotz des schwachen Auftriebes nicht aus, sondern es blieb davon sogar noch ein Theil unverkauft. Blos Kälber fanden bei anziehen den Preisen rasche Abnahme. Primaqualilät von Rin dern wich pro Ctr. Schlachtgewicht auf 61 — 64 Mk. und Mittelwaare auf 55—58 Mk., während geringe Sorte abermals 46 Mk. galt. Das Paar englischer Lämmer zu 50 Kilo Fleischgewicht wurde mit 62 — 64 Mark, jenes der Landhammel mit 59—62 Mk. und das Paar Ausschußschöpse mit 36 Mk. bezahlt. Der Ctr. Schlachtgewicht von Landschweinen englischer Kreuzung stellte sich auf 74 bis 50 M. und von Schlesiern ans 44 bis 46 M., indeß der Ctr. lebendes Gewicht von ungarischen Bakoniern, sowie von nicht weniger als 341 Stück Mecklenburgern 46 bis 48 M. kostete. An Tara bewilligten die Händler in den beiden letztbezeichneten Fettviehsorten je nach Schwere der Stücke 10 bis 45 Pfund. Kälber erzielten zu 85 bis 105 Pfg. pro Kilo Fleisch glatten Absatz. Wermischtes. f Ein beinahe nicht glaubliches Vorkommniß wird aus Reichenau berichtet. Bei dem dortige» Wirth zur Fichtelschenke kehrte jüngst Abends ein junger Mensch ein. Dieser äußerte dann im Lause des Gesprächs, daß er sich hängen möchte und zeigte auch einen Strick. Als der Fremde gegangen war, traute der Wirth noch nicht, daß dieser seinen Vorsatz ausführen könne. Er ging ihm darum nach und fand wirklich den Menschen an einem Baume hängen. Er schnitt ihn los und suchte ihm gut zuzureden. Was that nun der Lebensmüde? Er ging aus den Tanzsaal und tanzte flott! Z 8 (Character und Alter von Pferden.) Pferde mit schmaler Stirn und schmalen Nüstern sind gemeinhin bösartig, dag.'gen sind solche mit breiter Stirn und weiten Nüstern gewöhnlich fromm. Das Alter eines Pferdes, welches über 8 Jahr ist, erkennt man leicht an den Runzeln des oberen Augenlides. Sobald ein Pferd über acht Jahre alt ist, bildet sich eine Runzel auf dem Augen lids und mit jedem ferneren Jahre setzt sich eine neue Runzel an; ist leicht für den zu sehen, der nicht betrogen werden will. — Die Größe des werdenden PserdeS kann man ermessen, wenn man beim Fohlen die Länge vom Hufe bis zum Knie des Vorderbeins dreimal nimmt. Langes Fesselgelenk verspricht ein großes Pferd zu werden. * * Berlin, 22. Februar. (N.-Z.) Der Hosphoto- graph L. Haase hier hat ein ganz neues Experiment mit vollständigem Erfolg ausgeführt; er hat eine Bühnenscene, die Schlußscene der „Asrikareise", bei elektrischem Licht im Theater photographirt; mehr als hundert Gestalten treten auf diesem Bilde klar in die Erscheinung. * * Der in der Friedrichsstraße in Köthen wohnhaste Rentier Beneke hat zunächst seine Ehefrau durch zwei Schüsse getödtct und sich sodann selbst erschossen. Ueber die Motive zu der unseligen That verlautet bisher nichts Näheres. B. lebte in guten Verhältnissen und benutzte die Zeit der Abwesenheit seines noch in der elterlichen Wohnung sich aufhaltenden 12 Jahre alten Sohnes zur Ausführung der That. * * In Landsberg a. W. brannte die „Holzindustrie" nieder, ein aus der Gründerzeit stammendes großes drei stöckiges Gebäude. Nach dem Krach stand das Gebäude lange Zeit unbenutzt, bis ein Herr Puzke es für 40,000 Thaler (weniger als seiner Zeit die Fundamente gekostet) erstand und die Schneidemühle wieder einrichtete. In dem Gebäude befanden sich jetzt drei Fabriken: im Erd geschoß war die Fournirfchneide-Anstalt und Bildhauerei von Bernhard Kunze, im ersten und zweiten Stock die Goldleistrnsabrik der Gebrüder Bendix und im dritten Stock die Wollspinnerei von SelowSki. Das riesige Ge bäude brannte vollständig aus. Die Hitze war so intensiv daß ein 50 Schritte entfernt stehendes Bahnwärter häuschen noch in Flammen gerieth. * Eine blutige That wurde am 19. d. auf dem Wege von Buchholz nach Drebkau (Niederlausitz) verübt. Die 23 Jahre alte Tochter des Buchholzer SchenkwirthS wollte am bezeichneten Tage nach Drebkau fahren, wurde aber in einer Schonung, die sie zu passiren hatte, von einer Kugel meuchlings getroffen und sofort getödtet. Der Mörder war der herrschaftliche Förster I. aus dem benachbarten Rabensdorf, den verschmähte Liebe zu dem Verbrechen getrieben hat. Nach seiner unseligen That machte I. sofort seinem Leben durch einen Schuß ein Ende. * Wozu eine gute Handschrift frommt. Wie ein österreichischer Postbeamter durch eine gute Namensunter schrift sein Glück gemacht hat, darüber wird folgende niedliche Geschichte erzählt. Vielleicht dürste auch hier