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Alimusjid heftiges Gewehrfeuer statt. Nur ein einziger Stamm der Afridis ist den Engländern feindlich gesinnt." Ein Privattelegramm des Londoner Korrespondenten des „Verl. Tagcbl." berichtet des Weiteren: Dem „Daily News" wird aus Peschawer telegraphirt: die Verbindung mit dem Khyberpaß ist augenblicklich abgeschnitten. — 4000 feindliche Bergbewohner haben sich in der Nähe von AlimuSjid gesammelt und schneiden die Nachzügler ab. — Zwischen Jumurood und Alimusjid finden unaufhörlich Kämpfe zwischen gut bewaffneten Korps statt. Der Paß selbst ist unpassirbar. — Eine große Munitionsexpedition mußte unverrichteter Sache nach Jumurood zurückkehren, da es ihr nicht gelang, sich durchzuschlagen. Die Si tuation wird als eine sehr ernste betrachtet. St. Petersburg, 29. November. Es ist jüngst in Livadia der Beschluß gefaßt worden, sich in den gegen wärtigen Konflict zwischen Schir Ali und England nicht einzumengen, sondern im Gegentheil nach beiden Seiten im friedlichen Sinne zu vermitteln. Dieser in Livadia gefaßte Entschluß ist hier keineswegs allseitig approbirt worden. Rußland verlangt noch heute nichts Günstig- cres, als zur Konvention Lord Elarendon's zurückzukehren, welche beiderseitig bis zum Sturze des Grasen Derby beobachtet wurde. Diese Konvention bestimmte Afgha nistan und Turkestan als eine neutrale Zone, bezüglich welcher, zur Vermeidung aller Schwierigkeiten zwischen England und Rußland, beide betreffenden Regierungen sich zu gegenseitiger Beobachtung einer vollständigen Un- thätigkeit verpflichtet haben. Was hat aber Lord Bea consfield, durch den Rücktritt des Grafen Derby kaum frei geworden, gethan? Er hat rasch durch die Besetzung von Quettah diese Konvention verletzt. Von diesem Tage an war die Ruhe in diesen entfernten Länderstrichen ge kört, weil sich von diesem Tage an der Emir von Kabul durch diese Okkupation bedroht sah. Endlich wird aber der Moment eintreten, wo die Lebens-Interessen Ruß lands alle sriedlichen Gesinnungen und Bedürfnisse desselben zum Schweigen bringen werden. Rußland wird geneigt sein, zu interoeniren und dem Enur von Kabul beistehen. Dies wird eintreten, wenn die Engländer sich solcher strategischer Punkte in Afghanistan bemächtigen werden oder zu bemächtigen beabsichtigen, daß dadurch die russischen Besitzungen in Central-Äsien stark bedroht werden. Nichts ist leichter, als daß die Ereignisse einen solchen Gang nehmen. St. Petersburg, 1. Deccmber. Der „Times" wird gemeldet, in Petersburg erwarte man, daß Schir Ali für den Fall einer Niederlage nach Herat fliehe. General Lomakin stelle nur noch 10 bis 12 Tagemürsche von Herat entfernt. Uebrigens sei es den russischen Blättern streng verboten, irgend welche Nachrichten über dieses Korps mitzutheilen. Tahandier Schah, der frühere Herrscher von Badakschan, sei zu Utsch Kierghan im russischen Kokand von seinen beiden Söhnen, die im Al ter von 16 und 14 Jahren stehen, ermordet worden. London, 27. November. Ein Londoner Telegramm der „Köln. Ztg." meldet: Die Russen rückten von Kizil- Awrat aus 160 lem. gegen Afghanistan vor. Zur etwa nöthigen Deckung des Tschstralpaffes gegen die russische Vamirkolonne wurde der Maharadscha von Kaschmir kürzlich zur Aufstellung eines Truppenkorps von 20,000 Mann im Burogilpaß angewiesen. — Das rheinische Blatt bemerkt hierzu: Diese Maßregel entspringt aus der Besorgnis;, daß die Russen von Kokand über das Pamir plateau in die afghanische Provinz Badakshan einrücken und von dort über den Hindukusch herüber und durch das Land der unabhängigen Darden einen Einsall in Indien versuchen könnten. Der Burogilpaß führt vom Oberlauf des Oxus über den Hindukusch dem Oberlauf- des Kunarflusses entgegen, der sich später in den Kabul fluß ergießt. Der 280 in. hohe Tschitralpaß führt schon aus der indischen Seite über einen Seitenzweig des Hin dukusch. Der obenerwähnte Maharadschah von Kaschmir hat sich durch Vertrag vom 16. März 1846 unter die Oberherrlichkeit der Engländer gestellt. London, 2. December. Morgen findet ein Kabinets- rath statt. Der „Standard" meldet aus Peiwar, daß die Afghanen ganz plötzlich die britischen Truppen im Peiwarpaß mit heftigem Granatfcuer angriffen. Beim Herannahen des Abends mußten sich die Engländer bis zum Eingang des Passes zurückziehen. Fernere ernste Kämpfe stehen in unmittelbarer Aussicht. London, 2. Decbr. Der Kriegsberichterstatter der „Daily News" meldet, die Haltung der Gebirgsstämme ist fortwährend sehr beunruhigend. Oberhalb und unter halb von Alimusjid nehmen die nächtlichen Angriffe auf das britische Lager an Heftigkeit zu. Die Kämpfer von nahen und fernen Stämmen konvergiren auf die englische Kommunikationslinie. Peshawur ist fast ohne Garnison. Appleyards Truppen sind stark engagirt. Es sche nt absolut nöthig, daß General Browus Division durch Oberst Maudes Division verstärkt werde. Konstantinopel, 29. November. (H. T. B.) Der russische Botschafter, Fürst Labanoff, bat an Savfet Pascha die Mittheilung gemacht, daß Rußland zur Unterdrück ung der bulgarischen Jnsurrection die sofortige Entwaff nung der Bulgaren anordnen werde. Konstantinopel, 30. November. Als wäre es nicht genug der einheimischen Mordbrennereien, hat dre Pforte allen anatolischei^Behörden angezeigt, daß 60,000 Tscher- rtliche Redaction, Druck und Verlag von Paul Weber ü kessen, die aus Bulgarien ausgewiesen wurden, in Ar menien angcsiedelt werden sollen, von denen 8000 bereits in Trapezunt eingetroffen sind. Die Verzweiflung der Armenier hat beim Empfang dieser Nachricht den höchsten Grad erreicht. ES versammelten sich in Trapezunt einige Hundert Notabeln aus allen Kreisen und richteten in flehenden Worten drei telegraphische Gesuche nach Kon stantinopel: an die Pforte, den Patriarchen NarzeS und den englischen Botschafter Mr. Layard. Die Armenier baten, man möge d.eses neue entsetzliche Unglück von ihrem. Lande abwenden und die Tscherkeffen in anderen Ländern ansiedeln. Der Großvezier Safet Pascha er- tlärte jedoch in energischer Weise, die ottomanische Re gierung könne die einmal beschlossene Maßregel nicht re- vociren. Unter diesen abnormen Verhältnissen würde vielleicht der größte Theil der armenischen Bevölkerung nach Russisch-Armenien auSwandcr», wenn die Nachrichten, welche von den bereits dorthin Emigrirten laut werden, nicht ebenso düster lauten würden. Es soll buchstäblich wahr sein, daß Hunderte von diesen Unglücklichen durch Hunger und Kälte zu Grunde gehen. Es fehlt den meisten Emigranten an Nahrung, Kleidung und Unter kunft, und die freiwilligen Spenden, sowie die Unterstütz ung, welche die russische Regierung denselben gewährt, reichen bei Weitem nicht aus, um auch nur einen Bruch- theil der Ausgewanderten, deren Zahl auf nahezu 20,000 Köpfe angegeben wird, vor dem ärgsten Elend und der drückensten Noth zu schützen. Der russische Kommandant in Kars, General-Lieutenant Lazareff, läßt bereits durch eigene Agenten die Armenier vor weiterer Auswanderung nach Russisch-Armenien warnen. Marktpreise in Kamenz am 28. November 1878. höchster jniedrigst.H I PretS. P r e iS. 50 Kilo M. I pf. M. pf. j . M. p«. Korn 7 20 7 — Heu 50 Kilo 2 80 Weizen 10 30 10 — Stroh 1200 Psd. 18 — Gerste 7 60 7 30 Butter 1 Kilo 2 20 Hafer 6 40 6 20 Erbsen 50 „ 9 — Heidekorn Hirse 6 50 6 30 Kartoffeln 50 „ 11 — 10 70^ 2 60 Zufuhr. Korn: 124 Sack.— Weizen: 50 Sack. — Gerste: 32 Sack. — Hafer: 60 Sack. — Heidekorn: 13 Sack. — Hirse: 5 Sack. — Erbsen: 10 Sack. — Kartoffeln: 6 Sack. Pulsnitz.