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Sechsun-pvanjigster Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Ernst Ludwig Förster in Pulsnitz. 30 Mai 1874 Sonnabend ÄUvÜlälÄHe ^'"en und Personen nehmest wir nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briefmarken " V "der Postemzahlung auf. Anonvme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls ausgenommen, mag der Betrag beiliegen oder nicht. Lxp««I. ^ndt8bl»tt^. amte rechMräftig zuer^annt^Gel^ cnbach, bisher m Großrohrsdorf aufhältlich, hat eme ihm in Privatanklagesachen von dem unterzeichneten Gerichts- -nh-^Nui^ ^Eg-r mch> ,u g,w„°u if,. s° wird g-d-chl-r T-Iidmb->ch -ufg-sord-ri, ErMIich ,.m-n j-,ig-n P-Ui-wrg«»- rchcht. dm p. Trüb-»b°ch d°m, Brirchm °u, dich Mff°rd--ung -usmr-chm ,u m-ch-n ,md iib-, d°n Echlg Pultznitz, den 26. Mai 1874. Amtsblatt der Königlichen Gerichtsbehörden und der städtischen Behörden zu Pulsnitz und Königsbrück. Das Königliche Gerichtsamt. Fellmer. Die Gemeindevorständc im Bezirke des unterzeichneten Gerichtsamtes werden hierdurch auf die 8 11 der Ausführungsverordnung zum Gesetze vom 3. December 1868 sSeite 1380 des Gesetz- und Verordnungsblattes vom Jahre 1868) enthaltenen Bestimmungen bezüglich der Revision der Landtagswahllisten rc. aufmerksam gemacht. Pultznitz, am 28. Alai 1874. Das Königliche Gerichtsamt daselbst. Fellmer. Deutsches Reich. Königsbrück, 26. Mai. Gestern Vormittag 11 Uhr wurde dem Maurer Karl Gotthelf Nicklich aus Weiß bach bei Königsbrück die große silberne Preismedaille mit der Aufschrift „Zur Belohnung des Fleißes" nebst Decret, welche ihm vom hohen Ministerium des Innern für seine 28jährige treue ununterbrochene Arbeitszeit bei einem und demselben Meister — Herrn Amtsmaurer meister Reinhardt hier — zuerkanut worden war, Seiten des Herrn Gerichtsamtmanns Meusel im Beisein des Herrn Bürgermeister Reußner, der Herren Baumeister Reinhardt, Gemeindevvrstand Ziesche aus Weißbach, so wie einer großen Anzahl seiner Mitarbeiter feierlichst überreicht. Einige herzliche Dankesworte Seiten des sichtlich tiefbewegten Jubilars und dessen Principales schlossen die einfache, doch ernst und würdig gehaltene und für unsere jetzigen Arbeitsverhältnisse so bedeutungs volle Feier. Seifhennersdorf, 22. Mai. Heute während des Mittagsessens stach der 28 Jahre alte ledige Webergesell Walter seine Mutter wegen einer geringfügigen Ursache in den Leib, so daß an ihrem Auskommen gezweifelt ivird. Der nngerathene Sohn ist in Haft genommen. Dresden, 26. Mai. Ain den auf dem großen Ar- tilleneschiehplan zu Tegel vor einigen Wochen vorgenonunenen Prüfungen der neuen sogenannten Ringkanonen (verbesserter Construction) hat man ein derartiges günstiges Rejuitat erzielt, daß die Einführung und sofortige Anschaffung dieser neuen Waffe für das gesammte Reichsheer beschlossen worden ist. Die sächs. (l2.) Artilleriebrigade wird in einiger Zeit zwei Stück derselben zur einstweiligen Instruction erhalten. — Die Frage wegen Einführung einer gleichmäßigen Form statt der an den Kopfbedeckungen unserer deutschen MilitairS bis jetzt getragenen verschiedenen Embleme, als: Adler, Sonnen, Krone w, soll in nächster Zeit weiter ventilirt werden, um womöglich auch darin Einigung zu erzielen für ein gemeinsames ReichS- abzeichen. — Durch die Einführung der Mausergewehrc für die gesammte Infanterie der deutschen Armee erwächst derselben eine derartige Erleichterung, daß für das bis jetzt getragene Bayonnet das Seitengewehr - wie schon bei den Jägerbataillonen, dem Schützenregiment und der Piounier- abtheilung — als Haubayonnet im Fall der Noth in An wendung genommen werden kann. Dresden. Der „Berliner Börsen-Courier" bringt die Mittheilung, daß sich die Hkise-Tisposition des Fürsten Bismarck plötzlich geändert habe; der Reichscanzler wollte sich nicht nach Varzin, sondern Hierher nach Dresden wen den, um in einer hiesigen diätetischen Heilanstalt sich körperliche Genesung zu holen. Wenn sich diese Mittheil ung bestätigt, so kann mit der Heilanstalt nur die des vr. Klcs, Bachstraße N. 8, gemeint sein, die ein be währter Curort für Unterleibs-, Brust-, 'Nerven und Haut kranke rc. ist. Geschäftsstellen für Königsbrück: bei Herrn Kaufm. M Tschersich. Dresden: Annoncen bureau von C. Graf und Haasen stein L Vogler. Leipzig: Bernhard Freyer, Rudolph Mosse, Haasenstein L Vogler und Eugen Fort daselbst. » . ..... Bekanntmachung. Der Stadtrat h. < Lotze, Bürgermeister. gegen den Feind verhelfen soll und zu helfen verspricht. Die französische Kirche hat schon ost die Waffen der französischen Krieger gesegnet, nicht selten bunt durchein- der, auch im Bürgerkriege. Das Bild, welches Victor Hugo in seinem neuen Roman „Drei und neunzig" von dem Einflüsse der Geistlichkeit bei dem Kriege in der Vendee entwirft, ist entsetzlich; das im Abelglauben aus gewachsene- Volk wurde von ihr schändlich mißbraucht und zu allen dem Christenthum Hohn sprechenden Ge- waltthaten angefeuert. Andererseits stairden aber auch leichtfertige und gewissenlose Priester in den Reihen der Republikaner, wie denn die Vendeer von diesen verhei- ratheten Gegnern sagten: Aus sausoalottss (Ohne Priesterküppchen) sind suusoulottos (Ohne Hosen, d. h. ohne Neinhosen; Leute, die lange Beinkleider tragen) ge worden. Es ist übrigens merkwürdig, wie stark die Franzosen bei aller Leichtfertigkeit mit der katholischen Religion verwachsen sind, nicht nur zeugt dafür das mit 384 gegen 281 Stimmen angenommene, durchaus im Sinne der Geistlichkeit ausgefallene Gesetz über die Seel sorge bei dem Heere, sondern selbst ein Radikaler wie Victor Hugo vermag im gedachten Roman von einer Persönlichkeit zu schreiben „er war perfid, wie alle Pro testanten sind." Nach dem Anlaufe, welchen der Protestan tismus zu seiner Verbreitung um die Zeit Heinrich IV. genommen, verfielen nach den Hugenottenkriegen nur all zurasch und zwar hauptsächlich wohl in Schuld der Ein fachheit und Strenge seines Gottesdienstes, die dem Volke nicht recht zusagte. Wir dürfen darauf gefaßt sein, daß die etwa in Folge der deutschen Kirchcngcsetze aus den Grenzen des Reiches ausgewiesene katholische Geistlichkeit in Frankreich zunächst eine Zufluchtsstätte zur Fortsetzung ihres wühlerischen Wirkens suchen wird und lesen »vir auch bereits in rheinischen Blättern, daß die ultramon- tane reichsfeindliche Geistlichkeit in dem Luxemburger Städtchen Echternach ihr Hauptquartier aufschlagen wolle. Ein Beginnen, zu welchem Fürst Bismarck, der deutsche Reichskanzler, schwerlich seinen Segen geben wird. Leipzig. Der vormalige verantwortliche Redacteur des „Volksftaat", Schneidergeselle Ernst August Casper aus Leipzig ist, weil drei in genanntem Blatte veröffent lichte Artikel den deutschen Kaiser, das Andenken des Königs Johann und das kgl. Oberappcllationsgericht be leidigt, und zu einer criminellen Bestrafung der Schul digen nicht zu gelangen gewesen war, zu einer Gesammt- geldstrase von 300 Thalern verurtheilt worden. Leipzig, 26. Mai. Die gestern hier versammelt ge wesene ständige Deputation des deutschen Junstentages hat abzuseheu und die Sitzung auSzusetzen. Berlin. Da es immer noch vorkommt, daß ganz mittellose Auswanderer in Bremen und anderen Hafen plätzen anlangen und die Hoffnung hegen, dort Unter stützungen und Beihilfen zur Ueberfahrt nach Amerika zu erhalten, so soll eine Belehrung ergehen, damit die mit solchen Absichten nach Bremen u. s. w. kommenden Reisen den vor großem Schaden und Nachtheil bewahrt werden. Andererseits sollen Auswanderer vor einer in Southampton ihr Unwesen treibenden Schwindlerbande gewarnt werden, die den der Verhältnisse unkundigen Personen das Geld abnehmen, um, unter allerlei Vorspiegelungen, den Be thörten falsches und werthloses Geld dafür zu geben, wobei die Betrüger ihre deutsche Landsmannschaft zum Deckmantel ihres Betruges machen. Es kann also nicht eindringlich genug von einem solchen Betrüge gewarnt werden, da dessen Folgen nicht leicht gut zumachen sind. Berlin. Für das Sterben hat die deutsche Sprache eine solche Fülle von Redensarten, daß inan auf jeden Verstorbenen eine besondere anwenden kann, die seinem Stand oder Charakter entspricht. Der Höfliche hat der Welt Lebewohl gesagt, der Kaufmann und der Wirth haben ihre Rechnung abgeschlossen, das Kindlein ist unter die Engel aufgenommen, dein Laternenanzünder hat der Tod das Licht ausgcblasen, der Müde hat sich zur Ruhe gelegt, dem Nachtwächter hat die letzte Stunde geschlagen, der Schiffer ist in den Hafen eingelaufen, der Fährmann hat dem Charon das Fährgeld entrichtet, der Schläfrige hat die Augen geschloffen, der Schnitter hat in's Gras gebissen, der Schwätzer wird ein stiller Mann, der Todten- grüber sinkt in die Grube, der Trinker liegt in den letzten Zügen, dem Uhrmacher ist die Uhr abgelaufen, der Un glückliche haucht seinen letzten Seufzer aus, der Wanderer ist zur Heimath eingegangen, dem Weber haben die Parzen den Lebensfadcn abgeschnitten, dem Musikanten geht der Odem aus, dem Arzt thun die Zähne nicht mehr Weh, dem Apotheker hilft kein Kraut mehr, der Flötist pfeift auf dem letzten Loche, der Jude sitzt in Abrahams Schooß, der Adlige ist zu seinen Vätern und Vorfahren versammelt, dem Neugierigen drückt der Tod die Augen zu, der Ge lehrte giebt den Geist auf, die Waschfrau hat ausgerungen, der Gottlose hat dran glauben müssen, der General ist N zur großen Armee versetzt, der Seemann ist abgesegelt der Diener ist zum Herrn gegangen, der Läufer hat seinen Lauf vollendet, der Krieger hat den letzten Kampf ge- kämpft, der Feinschmecker muß Erde kauen, der Fromme hat das Zeitliche gesegnet, der Fleischer ist den Weg allen Fleisches gegangen, der Idealist wandelt im Lande der Vollendung, — aber todt sind Alle! Berlin. Während hier und da verlautet, daß Fürst zu PutbuS in seiner Eigenschaft ü la i-uito der Armee die Einsetzung eines militairischen Ehrengerichts beantragt habe, Erscheint: Mittwoch* u. Sonnabend« früh 8 Uhr. RbonnementspreiS: Vierteljährlich 12t Ngr., auch bei Bestellungen durch die Post. Inserat« iverden mit 1 Ngr. für den Raum einer gespaltenen Corpus-Zeile berechnet und sind bis spätestens Dienstags und Freitags Vormittags 11 Uhr hier aufzugeben. Nochrnblatt für Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend Dresden. Während zur Zeit im deutschen Reiche beschlossen, dieses Jahr von der Einberufung des Juristentages infolge der Widersetzlichkeit gegen die staatlichen Anord nungen die katholische Seelsorge auch im Heerwesen lahm gelegt worden, ist sie in Frankreich iin Aufblühen be griffen. Die Kirche ist es daselbst, welche zum Siege