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»99 «in kakrs Meder, vielleicht ohne Nachcheil, vertrieben haben. Wollten aber alte, trockne Körper, Leute von hitziger Gemüthsart, solche, die engbrüstig und zum Steckflusse geneigt sind, die Schleim, Galle oder andere Unreinigkeiten in ihrem Magen und den Gedärmen, gelbliche Augen, Rücken- und Kreuzschmerzen, die goldne Ader, Harfen oder aufgetriebenen Un terleib mit nicht täglicher gehöriger Leibesöf- nung, öfter» Reiz zum Brechen nach dem Ge nüsse der Speisen haben, oder die an Augen- entjündungen, anhaltenden Kopfschmerzen, Brausen im Kopfe, Geschwüren an irgend einem Theile des Körpers, besonders an den Füssen leiden; wollten dergleichen Personen, wenn sie von einem kalten Fieber überfallen würden, ebenfalls Branntwein dawider brau chen, so würden sic nicht nur ihre Krankheit heben, sondern ihre alten Uebel vielmehr so verschlimmern, daß sie in kurzem in Kraftlo sigkeit, Gelbsucht, Geschwulst und mancherlei) Wassersucht, Gliederreissen, ost unheilbare Durchfälle, Auszehrung und dergl. Krankhei ten verfallen würden, von denen sie nur durch die Bemühungen der besten Aerzte, meisten- theils aber gar nicht, wieder hergestellet wer den können. Eben so werden sich diejenigen, die sich manchmal durch Branntwein von Leibesschmer zen , (Koliken,) die sie nach dem Genüsse stark gährender, blähender Speisen bekommen, Er leichterung verschaff haben, wenn sie dieses Mittel bcy jeden Lcibesschmerzen «nwenden wollten, ost den größten Nachcheil, ja sogar den Tod zuziehen. Denn der Leibesschmerz kann in einer Entzündung der Därme und an derer Eingeweide des Unterleibes bestehen, wes wegen man Blut lassen und nur kühlende Mit tel anwenden sollte. Branntwein würde dann gewiß die Krankheit unheilbar machen. Wer Heym Schwindel und Neigung zum Brechen Hülfe beym Branntwein sucht, wie es nicht selten der Fall ist, wird sein Uebel gewiß auch verschlimmern. Denn der Schwindel und das Drechen hängen meistens von einem im Magen befindlichen Schleime ab, welcher durch den Branntwein nur noch zäher und fester gemacht wird, und dann desto schwerer durch schickliche Arzneyen aufgelöset und weggcschafft werden kann. In gleicher Maase laufen Gebärende, Kindbetterinnen, Säugende und Kinde»; mit Brüchen, besonders eingesperrten Behaftete, die größte Gefahr, wenn sie entweder Brannt wein selbst, oder damit bereitete Arzneyen nach ihren eigenen Einfällen nehmen. Die Menge der Krankheiten, zu denen der Branntwein die erste Veranlassung giebt, oder die er, wenn sie nur noch im Keime lagen, bald erweckt, ist ausserordentlich groß. Für den Magen, die Därme und lübrigen Verdauungswerkzeuge wird er nachtheilig, in dem er die Häute und Gefäße derselben zusam menzieht, und verhindert, daß die zur Ver dauung erforderlichen Säfte theils nicht in ge höriger Menge zufliessen können, theils nach und nach verdickt und zur Verdauung unge schickt gemacht werden. Daher kommt es denn, daß Branntweintrinker, welche vorhero einen guten, ja starken Appetit hatten, solchen gänzlich verlieren, und dagegen Eckel, Wür gen , Brechen, bekommen; in der Folge vom Magenhusten, von Krämpfen, Blähungen, Leibesschmerken, Verstopfungen und andern Uebeln geplagt werden. Sind einmal die Drüsen im Unterleib ver stopft : dann entstehen sehr leichrÄusdehnungen in dem Blut- und Wassergefässen, deren Fol gen Goldader-Beschwerden, Rückenfchmerzen, Ohrensausen, Schlagflüsse, geschwollene Füsse und alle Arten von Wassersucht sind. > Natürlich müssen sodann auch die Säfte ausarten und bösartig werden. Dahero denn Branntweintrinker im Gesicht ausfahren, und Geschwürchen, auch küpferige Nasen bekom men ; an entzündeten Augen, langsam oder nie heilenden Geschwüren, besonders an den Füssen leiden. Es finden sich allerdings Personen, welche von der Geburt aus so schwache, beweglich« und