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Die Universität zu Freiburg hat den Erzherzog Carl zu Bezeugung ihrer Dank^ barkett wegen der Befreyung der Stadt aus deu Händen des Feindes durch eine Deputation ersucht, das Rectorat der Uni- versität auf immer zu übernehmen. Sr. K. Hoheit haben diesen Antrag auch huldreich angenomen; gedachte Universität wird also künftig blos einen Prorector haben. Des Churfürstlich Sächsischen Sa- nitäts - Collegii Belehrung für das Publikum von dem großen Nachtheile welcher aus dem Mißbrau che des Branntweins für die Ge sundheit und die Seelenkräfte entsteht. Der Branntwein, er mag aus Wein, Wein hefen, Weitzen, Roggen, Obst, oder jedem mehlartigen Wesen, durch Gährung und De stillation erhalten worden seyn, Liqueur, Aqua vit, Franz-oder Kornbranntwein heissen, hat nach ftinen wesentlichen Bestandtheilen auf je den menschlichen Körper, nur auf diesen oder jenen mehr oder weniger, folgende Wirkungen: Er reizt die Nerven so, daß sie anfänglich «ufgemuntert und thätiger gemacht werden, nach und nach aber ihre Empfindung verlieren und unthätig bleiben. Er zieht die festen Theile, Haute, Fleisch, ja sogar die Knochen zusammen, trocknet sie endlich aus, und macht sie steif. Er verdickt die Säfte, Macht sie zähe, zer stört und verhindert besonders die Gährung aller gährungsfähig.n Speisen im Magen. Hieraus kann man schon schliessen, wie sel ten er ohne Schaden, und wie noch seltener er mit Nutzen könne genossen werden. Eigentlich sollte man ihn als ein Annemnittel betrachten, das nur unter gewissen schicklichen Umständen 198 ----- wohlthätig wirkt, zur Unzeit aber allemal scha det. Denn rmr Personen von schlaffem Körper- baue, flüssiger, kalter Leibesbeschaffenheit, ge ringer Reizbarkeit und langsamen Umlaufe des Blutes, die nicht leicht in Schweiß kommen, die wegen schwacher Beschaffenheit der Verdau- ungssäffte, und wegen großer Neigung zur Säure und Blähungen, mancherley leicht gäh- rende Speisen und Getränke nicht vertragen, welche sie doch in ihrer Lage nicht immer ver meiden können, werden von einer nur mäsige» Menge Branntwein, als von einem Arzney- mittel, Nutzen erwarten dürfen. So kann er auch saftreichen, starken, arbeitsamen Men schen, wenn sie Wind, Wetter und ermüdende Bewegungen auszustehen haben, aber auch nur in geringem Maase, mit etwas Wasser ge mischt, als ein stärkendes Hausmittel zugelas sen werden. Nachtheilig aber ist der Branntwein, selbst als ein vermeintes Heilmittel, allen Hagern, trocknen Körpern, hitzigen, vollblütigen Jüng- lingen', schwächlichen, dünnblütigen, reizba ren, zu Blutwallungen, Blutflüssen, Schlag- uud Steckflüssen geneigten, gallsüchtige», an verstopften Eingeweide» leidenden, Hur,Ver- zchrung geneigten, verwundeten, ja solchen Persmen, welche in Gefahr stehen verwundet zu werden. Man findet Personen, die nicht dm minde sten Hang zum Branntwein haben, ihn viel mehr verabscheuen, doch be») verschiedene» Ge legenheiten und in der guten Absicht, sich Er- leichternng und Nutzen zu verschaffen, ihn zu sich nehmen. Allein, so wenig uran irgeird ein Arzneymittel ohne den Rath eines Arztes neh men sollte, eben so wenig sollte man auch den Branntwein, als ein nur selten schickliches, also immer bedenkliches Mittel, nach eigenem Gutdünken gebrauchen. So mögen sich einige junge, starke Perso nen zuweilen durch Branntwein mir Pfeffer, Ingwer, oder einem andern Gewürze vermischt, ein