Volltext Seite (XML)
9730 BSrlmila» s. d. Dt>chn «uchhandU. Nichtanttlichcr Teil. ^ 198. 29. August 1910. Maschine im Zusammenhang mit der Lohnhöhe. Die Aus breitung ging in Anbetracht der wesentlich höheren Löhne in Amerika am schnellsten vor sich. Während 1889 der durchschnittliche Setzerlohn in Deutschland 20,50 in England 31 sb. bis 39 sb. betrug, schwankten in Amerika die Löhne zwischen 18 und 30 Dollar wöchentlich. Es gab 1901 in Amerika 4568 Linotypes, 96 Thorne, 44 Empire, 80 Rogers (Typograph), 3McMillan, 41 Simplex, 94Lanston und 48 Monolincs, davon 4138 in Zeitungs- und 837 in Werkbetrieben. Nach dem Bericht des Oomroissiouer ok 1-abor 1895 brauchte der Handsetzer zum Satz von 10 000 eins 20 Stunden 57 Minuten, der Maschinensetzer nur 4 Stunden 32 Minuten, dieses Quantum kostete im Handsatz 2,96 Dollar, im Maschinensatz 1,66 Dollar. Nach einer größeren Steigerung auch der deutschen Arbeitslöhne, etwa 1899, begann auch bei uns die Ein führung der Setzmaschine rascher vor sich zu gehen, und so waren in Deutschland 1901 bereits 551 gegen 116 in 1899 vorhanden. Der Verfasser berührt dann die Vorteile des Setz maschinenbetriebes und beschäftigt sich mit der Verringeiung des Personals. Die durch die schnelle Einführung der Setz maschinen hervorgerufene Verringerung der Arbeiterzahl hat die Position der Unternehmer sehr gestärkt, was sich 1906 bei der Tarifberatung bereits bemerkbar machte, indem die Arbeitgeber erklärten: Besteht ihr auf einer zu weit gehenden Lohnerhöhung, nämlich 15 Prozent, so bewilligen wir die, greifen aber gleichzeitig zur umsangreichen Anschaffung von Setzmaschinen, infolgedessen die Gehilfenvertreter in ihren Forderungen nachgelassen haben. Wenn auch nicht so schnell wie die Linotype, so doch ebenfalls stetig hat sich der Typograph verbreitet, von dem 1904 das erste Tausend, 1908 das zweite Tausend über schritten war. Wie groß die Verbreitung der Monoline gegenwärtig ist, weist der Verfasser nicht genau nach, wir können aber sicher mehrere Hundert annehmen. Seine Zahlen gehen bis 1908 und verzeichnen für sämtliche Setzmaschinen in Deutschland 1119 Linotypes, 763 Typograph, 339 Mono- lines, 227 Monotypetaster und 142 Monotypegicßmaschinen. Letztere beiden Zahlen betragen gegenwärtig rund 500 Mono typetaster und 320 Gießmaschinen. Die Folgen der Setzmaschineneinsührung machten sich nun in erster Linie in der Veränderung der Arbeitszeit und des Lohnes bemerkbar. Die Arbeitszeit an den Setzmaschinen wurde allmählich verkürzt. 1900—1901 hatten 47 Firmen eine Setzzeit von 7 Stunden und weniger, 1907 ließ sich bereits bei 342 Maschinensetzern eine Arbeitszeit von 7^/z bis herab auf 6 Stunden seststellen. Zu dieser Zeit wurde an 414 Setzmaschinen in l'^facher, an 648 Setzmaschinen in doppelter und an 10 Setzmaschinen in dreifacher Schicht gearbeitet. Neben der Herabsetzung der Arbeitszeit trat eine all mähliche Lohnerhöhung bis zu 30 Prozent ein. Der Durch schnittslohn der Maschinensetzer betrug 1898 28 ^ 50 im Jahre 1907 37 ^ 70 während 1898 38 Prozent aller Maschinensetzer mehr als 30 ^ Lohn erhielten, waren es 1907 deren 95,3 Prozent. Die Prinzipale waren selbst diejenigen, die die höhere Entlohnung der Maschinensetzer anerkannten. Aber aus der anderen Seite trat auch zunächst eine wesentliche Verminderung der Arbeitsgelegenheit ein. Ent lassungen kamen zuweilen in außerordentlichem Umfange vor. Verfasser teilt mit, daß bereits 1894 durch 1450 Setz maschinen 3500 Setzer arbeitslos geworden waren, 6 große New Vorker Zeitungen beschäftigten vor Einführung der Setzmaschine zusammen 513 Setzer, nachher nur noch 242 In Deutschland wurden die Verhältnisse ähnlich. 1901 ver- zeichnete das Tarifamt 641 entlassene Handsetzer, was auf die Einführung der Setzmaschine zurllckzusühren war. In Berlin kamen allein durch ca. 40 Setzmaschinen 151 Hand setzer zur Entlassung. 1897 waren nach den Verbands- berichten bei 22 894 Mitgliedern 3,25 Prozent oder ca. 735 arbeitslos, 1909 dagegen bei 58 308 Mitgliedern 5 Prozent oder ca. 2915, eine ganz gewaltige Zahl, an der die Setz maschine wohl den stärksten Anteil hat. Dementsprechend waren auch die Summen der Arbeits- losen-Unterstlltzungen ganz beträchtlich. Diese stiegen beim Verband von 193 619 im Jahre 1893 auf 274 088 im Jahre 1899. 1901 wurden für Arbeitslose 758 882 ausgegeben. 1909 zahlte der Verband 1 218 740 der Gutenbergbund 24 638 ^ Unterstützungen an Arbeitslose. Diesen standen ca. 3100 Setzmaschinen gegenüber. Es läßt sich also nicht abstreiten, daß letztere ganz erheblichen An teil an jenen gewaltigen Summen haben. Nun ist nicht zu leugnen, daß doch allmählich ein Aus gleich geschaffen wurde durch die infolge der Setzmaschinen gesteigerte Produktion. Die Entwicklung des Zeitungswesens im letzten Jahrzehnt ist eine gewaltige. 1887 beförderte die Post in Deutschland 511 782 421 Nummern, 1897 bereits 976 624 082 Nummern, und im Jahre 1907 waren es 1 595 617 753 Nummern. Daß dies mit der Einführung der Setzmaschine ebenfalls zusammenhängt, ist unleugbar. Daneben ist aber auch die Bllcherproduktion ganz gewaltig gewachsen, und es sind mit der Herstellung ja nicht allein Setzmaschinen, sondern Tausende von Handsetzern beschäftigt. Das Verhältnis ist meistens so, daß da, wo Setzmaschinen aufgestellt wurden, auch die Zahl der Handsetzer gesteigert wurde. Der Verfasser beweist dies zahlenmäßig an einigen Beispielen. Die Buchdruckerei Knorr L Hirth in München beschäftigte 1899 70 Setzer und 2 Setzmaschinen, 1909 68 Setzer und 6 Setzmaschinen. Buchdruckerei Ohlenroth in Erfurt hatte 1899 62 Setzer und keine Setzmaschine, heute dagegen 92 Setzer neben 5 Linotypes, 3 Monotypetastern und 2 Gießmaschinen. Breitkopf L Härtel in Leipzig hatten 1900 133 Setzer, heute 203, sowie 7 Monotyperaster nebst 4 Gießmaschinen. Weitere markante Beispiele dieser Art sind Oscar Brandstetter und Otto Spanier in Leipzig. Nun war mit der Einführung der Setzmaschine die Ge fahr für die gelernten Setzer verbunden, daß nämlich an elftere ungelernte oder gar weibliche Arbeitskräfte gesetzt wurden. Dies ist auch hier und da geschehen; aber infolge der tariflichen Organisation im Buchdruckgewerbe hatte diese Gefahr für die Gehilfenschaft nicht die gefürchteten Folgen. Die Frauenarbeit an der Setzmaschine ist bis jetzt ganz vereinzelt bei uns in Deutschland geblieben, die Gründe hierfür liegen wohl in der Hauptsache in der geringeren physischen Ge eignetheit und in den mangelnden technischen Kenntnissen der Frauen. Das Buchdruckgewerbe kann sich nun rühmen, daß es eine Unternehmerorganisation besitzt, die nicht den einseitigen Jnteressenstandpunkt einnimmt, sondern auch die Gehilfen schaft an den durch die Setzmaschine herbeigeführten Verhält nissen teilnehmen läßt. Es ist nicht abzustreitcn, daß der Maschinensetzertarif sehr günstig ist, sowohl was Entlohnung und Arbeitszeit betrifft, wogegen die Leistung wohl sicher noch gesteigert werden könnte. Daß sich die Maschinensetzer durch Gründung ihrer Spartenvereine ein wesentliches Wört- lein bet künftigen Tarifberatungen gesichert haben, ist gewiß, denn von den etwa 3300 deutschen Maschinensetzern ge hören mindestens 3000 ihren Spartenvereinen an. Vornehmlich haben die Sparten die Besserung der sanitären Verhältnisse erstrebt, und eine Ermittelung im Jahre 1907 zeitigte wichtige Ergebnisse. So waren von 2082 Setzmaschinen