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199, 29. August 1910. Nichtamtlicher Teil. vvrsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. 9733 hätte die Staatsanwaltschaft gar keine Handhabe zum Vorgehen gegen ihn gehabt. Auf sein Betreiben sei jetzt auch wieder die Untersuchung gegen ihn ausgenommen, durch die er hoffe, die gegen ihn noch schwebenden Verdachtsmomente entkräften zu können und dadurch in die Lage zu kommen, weitere Entschädigungs ansprüche gegen L. zu stellen. Das Kaufmannsgericht kam nach eingehender Würdigung der kriminalistischen Untersuchung dahin, den Kläger mit seinen An sprüchen, soweit sie über den Dezember hinausgehen, abzuweisen, da in der Form des Zeugnisses nichts enthalten sei, was dem Gesetze widerspreche. Dem Kläger sei es nicht geglückt, nach zuweisen, daß die Verdächtigung in fahrlässiger, jeder Unterlage entbehrender Weise vom Beklagten in die Welt gesetzt sei, im Gegenteil habe die Untersuchung gezeigt, daß viele Momente zu nächst für eine Schuld des Sch. sprächen. Was nun das Gehalt für Dezember anbetrifft, so ist erwiesen, daß, da Sch. am 30. November in Untersuchungshaft genommen wurde, ihm erst am 6. Dezember mittelst eingeschriebenen Briefs seine sofortige Entlassung mitgeteilt ist. Ob diese berechtigt und ob dem Kläger nicht noch das Gehalt für Dezember zusteht, darüber enthält sich das Gericht die Entscheidung bis nach Abschluß der wieder auf genommenen Untersuchung der Staatsanwaltschaft vor. (Vossische Zeitung.) * Vermächtnis von Kunstwerken. — Durch letztwillige Verfügung des kunstsinnigen Sammlers S. Nendorp sind zwei Porträts Terborghs in den dauernden Besitz des nieder ländischen Reichsmuseums in Amsterdam übergegangen. Hierzu wird aus Amsterdam geschrieben: Die neue Erwerbung besteht aus einem männlichen und einem weiblichen Porträt; ersteres stellt ein Mitglied des alten, heute noch blühenden westfriesischen adeligen Geschlechts Francois de Vicq, letzteres dessen Gattin Aletta Pancras, wahrscheinlich eine Tochter des gleichnamigen Bürgermeisters von Amsterdam, vor. Das männliche Porträt ist von seltener, vornehmer Schönheit. Die Frau, ein würdiges Seitenstück, mit fein modelliertem Hals, üppig und doch dezent, mit sanftem, aber lebhaftem Ausdrucke der Augen, vornehm in Haltung und Kleidung wie der Gatte, aber jeder Zoll eine ideale weibliche Erscheinung, entfaltet eine ungesuchte, natürliche Grazie, wie sie vom Pinsel eines Künstlers nur selten wiedergegeben worden ist. Die Abmessungen der Bilder sind etwa 30:40 ow. Änderung im PostzeitungSwefen. — Das Amtsblatt des Reichspostamts bringt in seiner Nr. 40 folgende Verfügung: Die Lieferungsschreiben über Zeitungsexemplare für von Verlegern gewonnene Bezieher können auf Anordnung des Amts vorstehers bereits vor Bezahlung der Zeitungsgebühr und des Be stellgelds abgesandt werden, sofern dadurch eine Beschleunigung in der Zustellung der Verlegerexemplare an die Bezieher erzielt wird und die Verleger die nötige Sicherheit für die pünktliche Entrichtung der Gebühren bieten. Im übrigen werden durch diese Änderung die Vorschriften über die Prüfung der Lieferungsschreiben und über die rechtzeitige Einziehung und Vereinnahmung der Beträge an Zeitungsgebühr und Bestellgeld nicht berührt. Der »Zeitungs-Verlag«, dem wir diese Mitteilung entnehmen, bemerkt mit Recht dazu: Diese Verfügung ist sehr zu begrüßen, da sie es ermöglicht, daß Zeitungsüberweisungen für gewonnene Bezieher schneller, als es bisher oft geschah, von den Postämtern erledigt werden können. * Von den Hochschulen Württembergs. — Über Neu einrichtungen und umfassende Neubauten für die wissenschaftlichen Hochschulen Württembergs wird folgendes berichtet: Für die Technische Hochschule in Stuttgart ist ein neues Physi kalisches Institut erbaut worden, das einen Aufwand von etwa 400000 erfordert hat. Es steht an der Stelle des früheren Nillschen Tiergartens am Herdweg. Der Hörsal des Instituts, das mit Räumen und Einrichtungen für wissenschaftliche Arbeiten gut versehen ist, ist auf 300 Hörer berechnet, kann aber durch einfache Einbauten auch für weitere 200 Studierende nutzbar gemacht werden. — Auf demselben Grundstück wurde für die Architekturabteilung der Technischen Hochschule ein Bild haueratelier errichtet, um für den 1907 eingeführten Unter richt in Steinbildhauerei, der sich besonders auf die mit der Bau- Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 77. Jahrgang. kunst verbundene dekorative Plastik erstreckt, Raum und Gelegen heit zu praktischen Übungen zu geben. — Zur Erweiterung der Materialprüfungsanstalt der Technischen Hochschule, be sonders für die Bedürfnisse des Beton- und Eisenbetonbaus wurde ein neuer Anbau mit den nötigen Maschinen errichtet. In Tübingen wurde mit der Errichtung eines ordentlichen Lehrstuhls für Pharmakologie zugleich ein Pharmakologisches Institut eingerichtet, das in den Räumen der durch einen großen Neubau leer gewordenen früheren Augenklinik Unterkunft gefunden hat. — Das Archäologische Institut wurde vom »Pfleghof« in das frühere Chemische Institut verlegt. — Von besonderer Wichtigkeit und finanzieller Bedeutung ist der Bau einer neuen Universitäts bibliothek in Tübingen in nächster Nähe der Aula. Die Kosten sollen rund 1 Million Mark erfordern. Ein Entwurf des Stuttgarter Architekten Professor Bonatz ist zur Ausführung be stimmt. Bisher war die Bibliothek in den wenig geeigneten Räumen des alten Tübinger Schlosses untergebracht, der neue Bau wird für ihren Bestand, der zurzeit etwa 460 000 Bände und 4000 Handschriften umfaßt, und dessen Vermehrung auf absehbare Zeit genügen. Die Tierärztliche Hochschule in Stuttgart soll ihrer un verhältnismäßig hohen Unterhaltungskosten wegen im Laufe der nächsten vier Jahre eingehen. * Internationaler Geologen-Kongres;. — Der XI. inter nationale Geologen-Kongreß in Stockholm ist am 25. d. M. ge schlossen worden. Der nächste Kongreß soll im Jahre 1913 in Kanada stattfinden. Das Almauach-Privilegium in Dänemark. — Zur Heraus- gäbe von Kalendern in Dänemark bedurfte es bisher der Er laubnis der Universität in Kopenhagen, die gegen eine Abgabe meistens erteilt wurde. Jetzt hat das dänische Kultusministerium bestimmt, daß die bisher erforderliche vorherige Prüfung des Inhalts von Schriften, worin ein Kalender ausgenommen werden soll, wegfallen darf, so daß in der Regel jeder im Lande gedruckte oder eingeführte Almanach gegen bloße Erlegung der üb- lichen Abgabe den Stempel »lIniv6r8it6dst3-^.lmg.nLk-8t.6llix)6l« erhält (und zwar in der Quästur der Universität). Jedoch können Kalenderherausgeber, die mit Erlaubnis der Uni versität den Satz des von der Universität selbst herausgegebenen Almanachs zur Aufnahme in ihre Schriften benutzen, anstatt dieses Stempels den kalendarischen Teil bekommen, wenn er, z. B. durch ein besonderes Umschlagpapier, als ein besonderer Teil der Schrift gekennzeichnet ist, mit dem Stempel »Universitstets- ^Irnuvak«. Ansuchen auf Benutzung des Almanachsatzes der Universität sind bei der Quästur einzureichen. Alle Gesuche um Erlaubnis zur Herausgabe von Almanachen sind also fortan unnötig. Die Abgabe an die Universität ist durch Verfügung von 1899 und 1901 wie folgt festgesetzt für jedes Exemplar: a) wenn der ganze dänische Almanach ausgenommen wird, 16 Ore; d) wenn nur ausgenommen wird, was der von der Uni versität herausgegebene kleine Kontorkalender (Hauskalender) ent hält, 10 Ore; e) wenn nur ein Tageverzeichnis mit oder ohne Angabe der Feiertage ausgenommen wird, 6 Ore; 6) für Abdruck des Märkteverzeichnisses 4*/, Ore. — Dem Herausgeber werden 20 Prozent Rabatt gewährt, wenn die Anzahl mindestens 60 Exemplare beträgt. (Nach: »6ör8en«, Kopenhagen.) Ausflug von Buchhandlungsgehilfen in den Teuto burger Wald. — Am Sonntag, den 4. September findet, wie in früheren Jahren, wieder eine Fahrt hannoverscher und west fälischer Buchhandlungsgehilfen in den Teutoburger Wald mit Zusammenkunft am Hermannsdenkmal und gemeinsamer Wanderung zu den Externsteinen statt. Es ergeht ^daher an die Angestellten des Buchhandels und verwandter Berufszweige der angeschlossenen Lande die herz liche und dringende Bitte, diesen Ruf verbündeter Kollegen vereine nicht unbeachtet zu lassen. Selbstverständlich sind auch Damen herzlich willkommen. Für die von Norden und Osten kommenden Kollegen ist Detmold, die entzückende lippische Residenz, der Ausgangs punkt. Treffpunkt in Detmold bis 10^ Uhr im »Kaiserhof« dem Bahnhof gegenüber. Für die bereits eingetroffenen Kollegen 1267