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de« Kummer« entlocken. Slc ist die Welt lm Kleinen, wo der, welcher sie im Großen ken- Nen zu lernen nie Gelegenheit hatte, Men- OMenkenntniß einsammlen kann. Sie ver ¬ tritt die Stelle der Erfahrung bei dem, dem Jahre oder Umstände hinderten, sie sich in der Wirklichkeit zu erwerben. Sie ist der Spiegel de« Lebens, der Tugend und Laster in ihrer ursprünglichen, natürlichen Gestalt darstellt. Wie mancher Lasterhafte, den tausend moralische Strafpredigten nie gebessert haben würden, ward vielleicht schon durchs Schau spiel auf die Folgen des Lasters aufmerksam ge macht und verließ das Schauspielhaus mit dem vesten Endschluß, sich der Tugend wieder in die Arme zu werfen. Wie manche Thorheit des Zeitalters, wie yianche« abgeschmackte Vorur theil ward nicht schon auf der Bühne öffentlich ausgestellt, lächerlich gemacht und - besiegt und wie manche edle That reifte hier vielleicht durch die Macht des Beispiels empor, die außerdem wohl nie geschehen wäre. Seist den Ton und die Sitten der feinen und großen Welt kann der Unerfahrne einer guten Schaubuhne ablernen und Empfindung und Geschmack werden durch ihre Vorstellungen nicht weniger, al« der Character selbst gewinnen. Also nicht blos um des Verr gnügens willen, das sie gewährt, sondern auch wegen ihres wohlthätigen Einflusses auf Vered lung und Bildung des Menschen verdient diese holde Kunst alle Unterstützung und ihre Priester und Priesterinnen eben die Werthschätzung, die jeder Künstler mit Recht erlangen kann. Der Schauspieler kann auf allgemeine Hochachtung Anspruch machen, sowohl wegen der ihm nöthi- gen Talente, als wegen des nützlichen Gebrauchs, den er davon machen kann. Er muß soHUt, als irgend ein andrer Künstler, zu seinem Berufe geboren seyn; aber Uebung macht ihn ^rst voll kommen. Natürliche Anlage der Bildung, Stim me und Geistesfähigkeiten, Ausbildung derselben durch Erziehung, Uebung, Belesenheit und Um gang, die ihn zur vertrauten Menschenkenntniß führen, richtig gebildete Declamation, leichtes und mannichfaltiges Gebehrdcnspiel, vorzüglich aber eine lebhafte Empfänglichkeit der Seele für 127 ------ die Eindrücke der Phantasie und Empfindung verbunden mit der Gabe, diese Eindrücke wieder in gleich lebhafte Ausdrücke zu verwandeln, eia leichtes und treues Gedächtniß und beständige Geistesgegenwart, dieß sind die vorzüglichsten Erfordernisse des Schauspielers und der Mann, welcher diese Eigenschaften besitzt und zum Besten seiner Nebenmenschen anwendet, der sollte nicht den Dank und die Verehrung seiner Zeitgenossen verdienen? Daß cs hier und da noch schlechte Schauspiele, rind Schauspieler von verächtlicher Lebensart giebt, muß der Kunst und dem ganzen Stande so wenig zugerechnet werden, als man rS der Dichtkunst und Malerei und dem Stande der Dichter und Maler zur Last legt, daß un züchtige Gedichte oder höchst unanständige Ge mälde verfertigt werden und daß man unter Dichtern und Malern, so wie unter jeder andcrp Menschenclassc, Menschen von schlechten Gesin nungen und niedriger Lebensart antrifft. Im Gegentheil verdient der Schauspieler um so mehr Auszeichnung und Achtung, der durch Sittlich, kelt und Rechtschaffenheit die durch schlechte Mit glieder erschütterte Ehre seines Standes wieder herzustellen bemüht ist. Und dieß ehrenvolle Zeugniß kann man gewiß mit allem Recht derje nigen Gesellschaft geben, welche zeither bei uns ihre Kunst ausübte und wo der Directeur sowohl, als mehrere seiner Schauspieler allen billigen Forderungen der Kunst, soviel es die Umstände erlaubten, rühmlichst entsprachen; alle aber das Lob der Moralität von uns mitnehmen und von unsern besten Wünschen begleitet werben. Da unter der Verlastenschaft unserer jüngst verstorbenen Mutter, weyl. Frauen Annen Marien verwulibten Portin allhier, einige Pfander befindlich sind, welche in Mobilien bestehen; so erstickten wir dieje- nigen, welche sothane Pfander dahin ver setzet haben, solche binnen da?o und 4 Wo chen, gegen die Versetzgelder bei) uns hin-