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37' -------- Sie ließ sich die Hand darauf geben; wiederholte einigemal: daß, wenn er dieses Versprechen bräche, Gottes Langmuth müde seyn und ihn zu Schanden lassen werden wär» de und verschied wenige Stunden nachher. Einige Monate hindurch hielt unser Witwer sein Wort aufs pünktlichste. Doch nunmehr war sein Vorrah von Zukker und Kaffee aufgezehrt, und er sollte sein eignes Geld für Waaren ausgeben, die er bisher überflüßkg gehabt, oft selbst verschachert hatte. Dies gieng ihm schwer im Kopf. Er war cs zufrieden, ehrlich zu seyn, selbst wenn er einigen Gewinnst verlöre; doch da- bey sogar, wie er es nannte, zuzubüßen, dies glaubte er, scy alzuojel gefodcrt. Au dem tröstete er sich mit einem Grunde, der nnr allzuoft dem gemcinenMaun denSchritt über sein Gewißen hinweg erleichtert. „Gott seyDank," dachteer, „deine Priu- „zipalcn haben es ja! Es ist nicht einmal „ihr baaree-Geld; es find ihreWaaren, die „ihnen nicht so hoch, als andern Menschen „Zu stehen kommen." Kurz nach einem langen Kampfe mit sich selbst, entschloß er sich, seinen alten Gang abermals zu thun, und sich neuen Vorrath von Zucker und Kaffee zu hohlen. (Di« Forrskhung folgt.) Die zwey Reisenden und der Gcldbeutcl. Eine Zabel. - Zsvey Reisende giengen eines Weges mit einander. Plötzlich bückte sich der eine und hob etwas aus. - 372 Ey steh' doch, „sprach er," da hab' ich einen Geldbeutel gefunden. „Wenn zween Freunde zusammen wan- „dern," fiel der andere ein, „so muß es „nicht heißen: ich habe, sondern wir „haben gefunden. „Um Verzeihung," erwiederte iener, „allerdings habe ich ihn gefunden und will „ihn auch behalten." Kaum hatte er dies ausgeredet, als sie hinter sich ein Geschrey vernahmen, und zwar nach Dieben, die auf der Strafe ei nen Betitel gestohlen hatten. „Ach Bruder," riefder Finder dessel- ben ganz erschrocken, „hörst du wohl jenes „Geschrey? Sichst du Oie Leute, die uns verfolgen? Man wird den Beutel finden, wird mcht glauben, daß es ehrlich damit zugieng und wir sind Verlohren. „O pfui," erwiederte der andere spöt tisch, du mußt nicht sagen: wir sind, sondern ich bin verloren. Denn da ich kurz vorher den Fund mit dir nicht theilen sollte: so bin ich auch wahrlich nicht geson nen, das Hangen mit dir zu theilen." * * * Wann du willst, daß dein Freund dir treu seyn, und dich nicht verlassen sott: so mußt du auch an deinem Gluck ihn An theil nehmen lassin. Beföderungcn in Schuldiensten. Herr Johann George Roßbach/ Organist und Schul-Collaboratorin Mühl- trof, wurde zum Schuldienste in Leubnitz consirmtrt, den n. Nov. i7SZ« Herr