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»89 »9» zu belegen. Indem er nun so tief in seinem Kummer versunken war, erblickte er in ei. Nem Winkel seines Hauses das verrostete Schild, die Lanze, die Sturmhaube und die ledernen Koller, womit er vor ao. Jahren bekleidet war, da ihn sein Herr in seine Dienste aufnahm. Diese zog er den folgen- den Morgen an und gieng zu seinem Herrn. Warum so bewafner? fragte ihn derselbe voll Verwunderung. Gnädigster Herr, dieses ist der Reichthum, den ich mit nur brachte, als ich in Eure Dienste trat, antwortete der Verwalter. Meme Rech nung ist fertig. Ich scheide so arm von Euch, als sch zu Euch gekommen bin; alle meine Haabe die ich hinterlasse, ist Euer Eigenthum Der Fürst von dem edlen Be- tragen seines alten Dieners betroffen, reich, te ihm die Hand und sprach: Dein redliches Herz ist mir Bürge genung für deine Treue. Ich verlange weder Rechnung, noch das geringste von dem, was du in meinem Dienst erworben hast. Zur Beschämung seiner Feinde vergröserte er von Stuud an seine Gewalt und überhäufte ihn mehr als ie mit Wohlthaten. Grosmüthiges Betragen eines Räubers. Auch der größte Bösewicht vermag nicht alles Menschengefühl in seinem Herzen zu ersticken und bey dem ausgemachtesten Schurken zeigen sich noch bisweilen kleine Schattirungen von edlen Empfindungen. Folgender Vorfall, der sich im Jahre 1786 in London ereignete, giebt ein Beyspiel hier, von ab. Nahe am nördlichsten Theile von London, in dem Dorfe Islington halte ei. ne Dame ein Landhaus und machte an «l. nem Sommerabende einen Spaziergang übers Feld. Sie war allein und bemerkte bald zwey verdächtige Personen, die sich ihr näherten. Zu ihnen gesellte sich ein Dritter, welcher die bevden in einiger Entfernung zu. rückliefi und allein auf sie zu kam. Die Da. me hatte Geistesgegenwart genung, sogleich ihre parthie zu nehmen. Sie eilte auf den nächsten los, redete ihn mit einer Miene voll Vertrauens an, und bat ihn, sie vor Räubereyzuschützen. „Sie, Sir, haben „ das Ansehn eines rechtschaffenen Man. „ neö, sagte sie, „ allein ich fürchte mich vor „ ienen beyden Leuten dort, die vielleicht „ nichts gutes im Sinne haben. O, lieber „ Sir, beschützen Sie mich! „Madame',, erwiederte der Räuber, ,, besorgen Sie „ nichts; hier nehmen Sie meinen Arm und „ mit demselben mein Ehrenwort, Die äusser aller Gefahr zu bringen. Sobald ich mein „ Schnupftuch wehen lasse, werden die „ zwcen Männer, die Ihnen Furcht einge. „ iagt haben, sich sogleich entfernen. Es „ sind meine Kameraden und wir kamen in „ der Absicht, Sie zu berauben; Ihre Zu. „ flucht zu meinem Schutze aber hat die „ Scene verändert; denn wenn iemand Ver. „ trauen in mich setzt, bin ich kein solcher „Schurke, es zu mißbrauchen/, Er begleite te sie bis zu ihrem Hause und da sie ihm beym Abschied einige Guineen zur Dank, barkeit anbol, schlug er cs mit der Ver sicherung aus, daß er sich noch nie in seinem Leben für Ehrendienste hätte bezahlen lassen. Daß man nicht allen Menschen mit sei. nem Thun und taffen völlige Gnüge leisten kann,