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17» >7» müther erbittert, Familien zerreißt und die Gesellschaften vergiftet wie sollen wir jetzt hoffen, bestehen zu können? So wahr und richtig dieß Gemählde von Frankreich, allen bisher erlangten Erfah rungen zufolge, rst: so hat man doch erst vor kurzem im National - Convent die unsin nige Rodomontade gehört: ,, Wir haben einen grosen Vortheil für unsern Feinden voraus, den nämlich, daß unsere Hülfsquel, len unerschöpflich, die ihrigen aber be reits erschöpft sind. !! Sonderbare Vertheidigunas- Methode. Im Jahre 1723 wurde die Provinz Ar tois von feindlichen Truppen verheert und ausgeplündert. Eine Abtheilung Reuterey marschirte nach dem Dorfe Vermeilles. Der Pfarrer des Dorfes rieth seiner Ge meinde, alle ihre besten Habseligkeiten auf den Kirchhof zu flüchten, deßen Eingänge er verrammeln ließ. Die feindlichen Reu- ter kamen an; da sie aber die Verschanzung vor sich sahen und keine Kanonen bey sich hatten: so galoppieren sie rund um die ho he Mauer, um einen Platz zum Nieder reißen zu suchen. Der Pfarrer gerieth auf den Einfall einer sehr sonderbaren Perkhei- digung. Er ließ aus seinem Hause, das auf den Kirchhof stieß, einen Bienenkorb holen, und warf ihr» über die Mauer auf die Reuter. Die Stiche der Bienen mach, ten die Pferde wild. „Meine Kinder" sagte der Pfarrer nach diesem ersten Ver- such, „es scheint, dieses Gerücht schmeckt; man muß noch einigeSchüßeln aaftischen." Alle Bienenkörbe, die zu haben waren,, flo gen nun auf dke Pferde, die dadurch so zu toben anfiengen, daß die Unordnung all gemein wurde. Der kommandirende Of fizier , der nicht mit B-enen fechten konnte, sah sich genölhiget, den Rückweg zu suchen und das Dorf blieb von der Plünderung befreyet. Ein seltner Aweykanpf. Poung, der berühmte Verfasser der Nachtgedanken, blies die Flöte sehr schön. Er fuhr einst mit einer GesellschaftlDamen in einem Kahne auf der Themse nach Vaux hall und es fiel ihm ein, seine Gefellschaft mit seinem Instrument zu unterhalten. Bald darauf näherte sich ein anderer Kahn und Poung steckte seine Flöte wieder ein. „ Wa rum hören sie auf zu blasen? „ fragte ein auf diesem Kahn befindlicher Ofizier. ,, Aus der nämlichen Ursache, aus der ich anfieng,, antwortete Poung. ,, Und diese ist? „ frag- te jener wieder. „ Weil eö mir fo gefällt „ erwiederte Poung. „ Den Augenblick, sag- te darauf der Unbesonnene, fahren Sie fort zu spielen, oder ich werfe Sie in die Temse! „ Da Poung sah, daß seine weibliche Gesell- schäft bey dieser Drohung ängstlich wurde; fo schickte er sich in die Umstände und blies wieder auf der Flöte. Als sie in Vauxhall ankamen, verlor er seinen Mann nicht aus den Augen, und als er ihn des Abends in einer Allee allein fand, sagte er in einem ru- higen und gesetzten Tone zu ihm: „ Mein Herr, aus Besorgniß Ihre und meine Ge- sellschaftzu beunruhigen, habe ich Heuke Ih- rer Ungezogenheit nachgegrben; um Ihnen aber zu zeigen, daß es nicht aus Feigheit ge- schehen ist: so fordre ich Sie morgen nach ge-