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6 54 Z55 Potsdam. Am isten vorigen Mo nats wurde der Geburtstag des Lönigs auch vom hiesigen Waisenhause zum Vergnügen der Kinder — zum erstenmale so lange das Haus gegründet ist — auf folgende Art feyerliä) begangen. Den Kindern ließ man am Morgen die ses Tages völlige Freyheit, sich auf dem Hofe mit allerhand Spielen zu belustigen. Um t l. Uhr wurden sie paarweise gestellt, um nach dem Speissaale, wo das rechte Vergnügen auf sie wartete, geführt zu wer den, dahin nun giengen sie mit dem Schlag 12., wo der Kriegsrath, die g. Mitglieder der Administration, alle übrige Officianten der Waisenhausanstalten, die Prediger, Lehrer u. s. w sich versammelt hatten. Der luthersche Prediger des Waisen hauses hielt auf dem Katheder, der mitten im Saale steht, eine kurze Anrede an die sämmtlichen Zöglinge, worin er ihnen sag- tp, daß der ixömg ihnen diesen fröhlichen ^ag mache, und worinn er sie zugleich er- munterte, Gott für die Erhaltung und glückliche Zurückkunft des gütigen nigs aus dem jetzigenKriege mit denFran. zoien zu bitten, und durch Vaterlandsliebe sich seiner tiebe und seines Wohlthuns im- mer würdiger zu machen. Nach Endigung seiner Anrede hielten ein Kadet, ein Waisen knabe und Mädchen und zuleht eine Ossi- eirrstochter ihre Gebete für das Wohl des Königs. Hreudcnthranen glanzten in den Augen vieler Anwesenden über die Inbrunst, mit welcher diese Gebete von drn Zöglingen gesprochen wurden. Nachher setzten sich die Kinder zum Essen, und die Hoboisten stan den auf, um zu spielen. Der Direktor saß in ihrer Milte. So vornehm hatten die Kinder noch nicht gespritzt, König Fried rich Wilhelm* l. Zeiten ausgenommen, der seine lieben Waisenkinder öfters im Spei- esaal besuchte und das Essen kostete. So viele Zuschauer aus allerley Ständen und solche Tafelmusik hatten sie iu diesem Saa le noch nie gesehen und gehört. Nachdem ihre Speisen verzehrt waren, wurde in den blitzenden zinnernen Bechern Wein, unv zwar aus b. Kinder l. Quart, herumgegeben, und vom Cantor des Kna- benhauses wurden z. Gesundheiten auf das Wohl des Königs, des Vaterlandes und des Waisenhauses unter Trompeten.Schall ausgebracht/ wovon der Saal gewaltig er- tönte. Die Feyerlichkeit endigte sich durch ein kurzes Dankgebet des lutberschen Predigers und mit dem Gesänge: "Nun danket al le Gort. " Die Kadetten giengen in Para- de vor dem Kriegsrach vorbei), und bedank ten sich, sowie die Waisenknaben, die ih nen paarweise folgten, mit einer Verb«»- gung. Nachmittags wurden die Kurder spatzieren geführt, und am Abend nochmals oewirthet. « Zu dieserAeyerlichkeit waren für 8. Thlr« Bratpfannen, zo6. Pfund Schweinefleisch zu Braten, li6. Pfund Reiß, io. Quart Wein lind viele Pfunde Zucker angeschaft worden. .. . ... ---- Ueber den Genuß der Schwamme und Pilze. Entweder der Mangel an gehörigen Speisen, oder der Uebermuch bey dem Ueber-