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»95 Neuwied. Hier ist endlich ein neues Gesangbuch eingeführt, das von den Her. reu Pastoren Schellenberg, Winz und Schröder gemeinschaftlich besorgt worden. Die Neformirten und Lutheraner haben also ein Gesangbuch daselbst, welches in der Stadt mit fast allgemeinen Beyfall ausgenommen wurde. Das Landaber will nichts davon wissen, woselbst noch immer die alten Gesangbücher mit allen ersinnl». chen anerkannten Gebrechen im Gai»ge find. Der Fürst wird auch nächstens ei. nen neuen Katechismus einführen, den er selbst gemacht hat. Zu den vielen traurigen Beyspielen, die Erwachsenen und Rindern schon so oft die warnende Lehre predigten: dul det kein geladenes Gewehr in euren Wohnungen und Hüter euch, mir demselben zu spielen und zu scher zen! leider! auch eins aus unserer Stadt. Vergangenen Mittwoch, als am i zten dieses, hatte ein Knabevon g. Iah- ren das Unglück, einen andern von 4. Iah. ren mit einer, mit Schroten geladenen, Vogelflinte in den Kopf zu schiessen, wel che in einer Ecke des Hauses geladen hingelehnt stand, von jenem herbeygeholt wurde und nach kurzem Spiel damir un. glücklicherweise auf diesen losgieng, der nicht ahndete, daß die scherzhafte Drohung: jetzt schieß ich dich codt! von solchen Folgen seyn und ihm das Leben kosten wür. de. Anfänglich schienen die Wunden nicht tödtlich zu seyn; allein sein Tod erfolgte dennoch nach wenigen Stunden darauf in der Nacht. * —--—— — > -* Den Schimmel sahen unsere Vorfahren für eine blos zufällige Erscheinung all, und ahndeten nicht, daß ein Stück beschim- meltes Brod unsern bewafneten Au gen eilt so überraschendes und reizendes Schauspiel geben könne. Denn dem bloßen Auge zeigt sich der Schimmel in Gestalt eines weissen, grünlichten oder bläulichen Staubes, oder flockigten Me sens ; allein durch einVergrößerungs- glas erblickt man einen ganzen Wald von Gewächsen, an welchen Wurzeln, Stengel, Zweige, Blüthen und Samen befindlich sind. Die Naturforscher zäh len sie zu den Schwämen und theilen sie in i2. Arten, wovon einige einen ein fachen, andere einen ästigen Stiel ha ben. Die Farbe ist nach Verschieden heit des Körpers, worauf der Schim mel sitzt, verschieden; denn man findet ihn am Holz, an Steinen, an rodten thierischen Körpern, am Brod und allerley Speisen, an Getränken u.s.w. Ein gewisser Grad der Feuchtigkeit, der Wärme und Fäulniß, auch Mangel an frischer Luft befördert das Entstehen des-