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U'ockeMM für Pulsnitz, Königsdrück, Rntzkbcrg, Radeburg, Moritzburg und Rmgeg Füirfunddreitzigstcr Jahrgang Buchdruckerei von Ernst Ludwig Förster in Pulsnitz. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Paul Weber in Pulsnitz. Amtsblatt des Königlichen Amtsgerichts, sowie des Stadtrathes zu Uulsnitz. Geschäfts , sür Königsb bei Herrn Kaufm. ! Dress Annoncen-Bureauss L Vogler u. In Leipz^ Rudolph ! Erscheint: Mittwoch» und Sonnabend«. Abonnementspreis: Einschließlich des jeder Sonnabend-Nummer beiliegenden Sonntagsblattes) Vierteljährlich 1 Mk. 25 Pfg. Inserate werden mit tO Pfennigen für den Raum einer gespaltenen Cvrpus- zeile berechnet u. sind bis spätestens Dienstags nnd Freitags Vormittags 8 Uhr hier aufzugeben. von uns unbekannten Firmen und Personen nehmen wir nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briefma Posteinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls üufgei mag der Betrag beiliegen oder nicht. LxpSl!iti0N llk8 ^Mt8blatt68, Mittwoch. 7. Februar 1883. Erledigt hat sich die auf den 9. dieses Monats in Hermann Gebler's Gasthofe zu Bretnig anberaumte Versteigerung. Pulsnitz, den 6. Februar 1883. Kunath, Gerichtsvollzieher. Bekanntmachung. Für große Hunde und insbesondere für Zug- und Fleischerhunde bleibt für den hiesigen Stadtbezirk der Maulkorbzwang in Gemäßheit des Mandates vom I. April 1796 auch nach Ablauf der Hundemarlsperre bestehe«. Zuwiderhandlungen werien mit Geldbuße bis zu 150 —- oder entsprechender Haft bestraft. Pulsnitz, am 6. Februar 1883. Der Stadtrat h. Schubert, Brgrmstr. Bekanntmachung. An Stelle des mit Tode abgegangenen Herrn Kupserschmiedemeisters Karl Moritz Hartmann von Königsbrück ist am heutigen Tage Herr Klempnermeister Otto Sohre in Königsbrück als Revisor der in den Ortschaften des Amtsgerichtsbezirks Königsbrück einschließlich der Stadt Königsbrück vorhandenen pneumatischen Bierdruckapparate in Pflicht genommen worden. Kamenz, am 31. Januar 1883. Königliche Amtshauptmannschaft. von Zezschwitz. Die Herren Schulvorstandsvorntzenden wollen den für Ostern nöthigen Bedarf an Hilfslehrern und Vikaren spätestens bis 10. Februar hier anzeigen. Kamenz, am 1. Februar 1883. Der Königliche Bezirks-Schulinspektor. Schütze. Politische Schwerpunkte. Vor einer Reihe von Jahren war jin Europa viel von der Aufrechterhaltung des politischen Gleichgelvichts Vtt Rede und wurden thatsächlich viele der damaligen Streitfragen vom Standpunkte des politischen oder euro päischen Gleichgewichtes aus behandelt. Wenn man siver ^ch nur aus Grund dieser Gleichgewichtspolitik jedem Staate sein gleiches Recht gewährt hätte! Es flcl den damals maßgebenden Mächten, zumal Frankreich indessen gar nicht ein das europäische Gleichgewicht fak tisch gelten zu lasten, sondern bis Sedan sollte immer das französische Schwergewicht allein und natürlich zu Gunsten Frankreichs oder seiner Schützlinge entscheiden. Damit ist nun aber durch die Gewalt der Ereignisse gründlich aufgeräumt worden, sowohl mit der phrasen haften europäischen Gleichgewichtspolitik, als auch mit dem eigenmächtigen ungerechten Schwergewichte einer einzelnen Großmacht und es scheint, als wenn sich die Dinge mehr und mehr nach gesunden, natürlichen poli tischen Schwerpunkten entwickeln werden. Der Meister und Protektor dieser Politik ist der deutsche Reichskanzler und man kann wohl sagen, daß er damit viel Unheil von unserem Erdtheile abgewandt hat, indem er sich durch die natürlichen, politischen Schwerpunkte Europas zu einer Annäherung zu bringen und es entstand das Dreikaiserbündniß. Dies vermachte nun allerdings den folgenschweren Orientkrieg, zu dem sich Rußland berechtigt und verpflichtet glaubte, nicht fern zu halten, wohl wirkte aber dieses Bündniß so weit nach, daß aus dem Orientkriege kein europäischer ent stand und vor allen Dingen zwischen Rußland und Oester reich eine Verständigung auf der Balkanhalbinsel erzielt wurde. Viel Murren und Klagen ist nun zwar nach träglich in den panslavistischen Kreisen über die angeb liche Uebervortheilung oder Beeinträchtigung Rußlands auf der Balkanhalbrnsel laut geworden, aber der Lärm hat sich gelegt und der russische Kaiser und seine gegen wärtigen Berather haben es offen ausgesprochen, daß es die Interessen Rußlands erheischen, mit Deutschland lind Oesterreich gute Beziehungen zu unterhalten und Fragen, welche zweien oder allen dreien Kaisermächten angehen durch eine entgegenkommende Verständigung zu lösen. Man braucht auch offenbar nichi in die Geheim niste der Diplomaten eingeweiht zu sein, um die Mission Les russischen Ministers Herrn von Giers, der erst in Varzin und Berlin und später in Wien gewesen ist, als im Sinne der oben erwähnten Verständigungspolitik zu erklären, Rußland muß sich eben von den beiden politi schen Schwerpunkten Berlin und Wien angewgen fühlen, denn in keiner anderen europäischen Hauptstadt findet sie noch einmal in gleicher Stärke dieselben und ist man in Petersburg offenbar auch ganz von der französischen Alliance abgekommen, da in Paris kein imponirender politischer Schwerpunkt sich zu bilden vermag, sondern die Republik in jeder schwierigen Frage von einer Ver legenheit in die andere fällt, wie wir es in der famosen Prätendenfrage gesehen haben, wegen welcher das Cabinet Duclerc in Paris stürzte und Herr Fallieres sich einst weilen auf die Bresche gestellt hat, wo er wohl auch bald hinsinken wird, denn länger als sechs Monate lebr sehr selten ein sranzösisches Ministerium und so lange sich dies nicht ändert und die französische Republik nicht mehr Ruhe und Weisheit zeigt, wird auch Frankreich nicht als politischer Schwerpunkt in Betracht kommen. Zeitereignisse. Pulsnitz. Herr Gastwirth Gottlieb Mager in Pulsnitz M. S. hat fiit gestern auch eine Verkaufsstelle für Sparmarken hiesiger Sparkasse übernommen, worauf wir hiermit aufmerksam machen wollen. — Fast in jedem Jahre kommen hier und da Un glückssälle durch Herabstürzen von Scheunenboden-Oeff- nungen vor. Es wird nun jetzt in dieser Beziehung fol gender beherzigenswerthe einfache Vorschlag empfohlen: Man befestige an den 4 Ecken des Scheunenbodenloches über die Tenne 4 Stück 1 Mtr. hohe Pfähle und ver binde diese mit einer darauf ruhenden Brctdecke wie mit einer Tischplatte. Zwischen den 4 Beinen können dann die Garben bequem genug herauf und herunter gesteckt werden, und die Decke darüber schützt die Arbeiter vor dem Herabsallcn. Einsichtsvolle Landleute wollen bei der jetzigen Haftpflicht gefälligst hiervon Kenntniß nehmen. Königsbrück, 1. Febr. Nicht geringes Aussehen erregte in unserer Stadt die am gestrigen Vormittag auf Grund einer Verordnung des k. Ministeriums des Innern durch Herrn Amtshauplmannschast v. Zezschwitz ausge sprochene Auflösung der Stadtverordneten des hiesigen Gemeindcrathes, obschon man auf so etwas bei der Haltung derselben vorbereitet sein konnte. In der er wähnten Verordnung, datirt vom 16, Jan., heißt es: Nach den Ergebnissen der von der k. Amtshauptmann schaft zu Kamenz angestellten neueren Erörterungen hat das Ministerium des Innern in Uebereinstimmung mit dem Gutachten der Amtshauptmannschast und der Kreis - hauptmannschaft zu Bautzen die Ansicht gewinnen müssen, daß das Collegium der Stadtverordneten zu Königsbrück seiner ganzen Haltung nach, welche sogar dazu geführt hat, daß eine Anzahl Mitglieder des Stadtrathes mit alleiniger Ausnahme des Bürgermeisters ihre Functionen niedergelegt haben, in seiner dermaligen Zusammensetz ung nicht geeignet erscheint, an der Erledigung der städtischen Angelegenheiten in solcher Weise mitzuwirken, wie es im öffentlichen Interesse gefordert werden muß." Die schleunige Vornahme der Stadtverordncten-Neuwahl ist angeordnet worden. — Einen recht frommen Wunsch äußerte dieser Tage, wie aus Bautzen geschrieben wird, der Handar beiter Kupka, der, um ins Zuchthaus zu kommen, eine Feime angezündet hatte, nach seiner Verurtheilung zu 3 Jahren Zuchthaus, als er vom Diener wieder in die Zelle gebracht wurde, indem er meinte: „Ach Gott, wenn sie mir nur gleich 10 Jahr gegeben hätten, das wär mir lieber gewesen." (Kupka ist nämlich gelähmt und arbeitsunfähig.) — Die Turner Sachsens unternehmen auch in diesem Jahre eine Alpenfahrt. Während das Ziel der selben im vorigen Jahre Salzburg war, richtet sich die Fahrt diesmal zunächst nach dem Bodensee, da die Turnvereine von Lindau, Constanz und Bregenz die sächsischen Turner eingeladen haben, ihre Gäste zu sein. Bei der Billigkeit und Einfachheit, mit welcher diese Turnsahrten ins Werk gesetzt werden und da die vor jährige Fahrt nach Salzburg die schönsten Erinnerungen hinterlassen hat, werden sich gewiß auch diesmal wieder viele Hunderte sächsischer Turner betheiligen. — Das große Costümfest, welches für den Abend des Festes der silbernen Hochzeit des Kronprinzenpaares vorbereitet war, ist bekanntlich auf den 28. Febr. ver schoben worden. Es ist, wie die „N.-Ztg." vernimmt, wahrscheinlich, daß eine Reihe der fürstlichen Besuche, welche zu dem Festtage angesagt woroen waren, nach träglich noch zur Ausführung kommen, und zwar zu dem 28. Febr. Großfürst Nikolaus hat vor seiner Ab reise nach Stuttgart angekündigt, daß er an jenem Tage in Berlin wieder erscheinen werde, ebenso gilt das Er scheinen des belgischen und sächsischen Königspaares, so-