Volltext Seite (XML)
Nockenblutt für Pulsnitz, Königsbrück, Radrbrrg, Radeburg, Moritzburg und RmgegeM Erscheint: Mittwoch» und Sonnabends. Abonnementspreis: jeioschließlich de» jeder Sonnabend-Nummer beiliegenden Sonntagsblatte«) Bierteljährlich 1 Mk. 25 Pfg. Inserat« werden mit >0 Pfennigen für den Raum einer gespaltenen Corpus- zeile berechnet u. sind bis spätestens Dienstags und Freitags Vormittag- » Uhr hier aufzugeben. Amtsblatt des Königlichen Amtsgerichts, sowie des Htadtratfies zu Dulsnih. Fünfun-dreitzigfter Jahrgang. Buchdruckerei von Ernst Ludwig Förster in Pulsnitz. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Paul Weber in Pulsnitz. Geschäftsstelle jür Königsbrück: bei Herrn Kaufm. M. Tschersich. Dresden: Annoncen-Bureaus Haasenstei« L Vogler u. Jnvalideudnnt. Leipzig: Rudolph Ross» 9tu^niärria0 von uns unbekannten Firmen und Personen nehmen wir nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briefmarke» odsr Posteinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls aufgenomwe», mag der Betrag beiliegen oder nicht. LxpkÜiilON ÜK8 ^Mt8dlLU-L» Sonnabend. 3. November 1883. Von dem unterzeichneten Amtsgerichte sollen Sonnabend, den IO. November 1883, die dem Gasthossbesitzrr Friedrich Bernhard Haufe in Großröhrsdorf zugehörigen Grundstücke, nämlich: 1 ., die Oberschenke zu Großröhrsdorf, Fol. 409 des Grund- und Hypothenbuchs Nr. 162 des Brandcatasters, Parzellen Nr. 95 L und 100 des Flurbuchs für den genannten Ort, 2 ., das Scheunengebäude Fol. 583 des Grund- und Hypothekenbuchs, Parzelle Nr. 80 des Flurbuchs für denselben Ort, 3 ., das Feld- und Wiesengrundstück Fol. 384 des Grund- und Hypotbekenbuchs, Parzellen Nr. 553, 554 und 555 des Flurbuchs für Brettnig, sowie 4 ., daS Feld- und Wiesengrundstück Fol. 571 des Grund- und Hypochekenbuchs, Parzellen Nr. 536 c, 544, 545 und 571 des Flurbuchs für den selben Ort, welche Grundstücke am 20. Juni 1883 bez. am 6. Juli 1883 ohne Berücksichtigung der Oblasten zu 1., auf 24000 Mark - 2., - 1800 - - 3., - 2715 - und - 4., - 2199 - ort-gerichtlich gewürdert worden sind, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Pulsnitz, am 16. August 1883. K ö n i g I. S ä ch s i s ch e s A m t s g e r i ch t. vr. Krenkel. Bekanntmachung, den Wochenmarkt betr. Wegen der Sonnabend, den 1V November d. I., stattsindenden Lutherfeicr wird der auf diesen Tag fallende Wochenmarkt auf den Tag vorher Kreitag, den v November d. B » verlegt Pulsnitz, am 30. October 1883. ? Der Stadtrath. / ./ Schubert, Brgrmflr. —— ' — t" Loyalität. Aus Oldenburg, der Haupt- und Residenzstadt des gleichnamigen Großherzogthum laufen Nachrichten über sehr betrübende Vorgänge, preußenfeindliche Stimmung der Bevölkerung, Volksaufläuse, Aufreizungen und Duelle zwischen Officieren preußischer und oldenburgischer Landes angehörigkeit ein. Wir würden diesen Begebenheiten keine besondere Wichtigkeit beimessen, wenn dieselben nicht einen sehr ernsten politischen Hintergrund berührten, worauf opposttionslustige Elemente nur zu leicht ihre An griffe bauen können. Deutschland ist ein Bundesstaat, dessen festestes Band die Loyalität ist, welche die einzelnen Bundesstaaten gegeneinander üben. Mit Genugthunng konnte man auch seit der Wiederaufrichtung des deutschen Reiches constatiren, daß die Loyalität sowohl von dem Prästdialstaate Preußen als auch allen einzelnen Bundes staaten voll und ganz gegen einander gehandhabt wurde, daß zumal im BundrSrathe selbst bei den schwierigsten Abstimmungen immer die Loyalität als das oberste Gesetz galt und daß auch heute noch in allen leitenden Kreisen des Reiches und der Einzelstaaten dieselbe Ueberzeugung obwaltet. Jeder Schatten, jedes Wölkchen, welcher daher, sei eS wirklich, sei es scheinbar, diese segensreiche Loyalität, das Band der gegenseitigen Treue, Gerechtigkeit und Hochachtung zu beeinträchtigen droht, muß ohne Weiteres von der öffentlichen Meinung Deutschlands als allgemein verwerflich und gesährlich gebrandmarkt werden und wir glauben, daß den Vorgängen in Oldenburg gegenüber eine derartige Verurtheilung durch die öffentliche Mein ung vollständig am Platze ist. Dort soll der preußische Major Steinmann über die dem 91. Jnfantrie-Regimente angehörigen Oldenburger geringschätzige Aeußerungen gethan haben, welches offenbar tadelnswerthe und be leidigende Stellungsnahme gegen Angehörige eines deutschen Bruderstammes die oldenburger Bevölkerung gegen den Major Steinmann erbitterte. Es erschien ein anonymes gegen Major Steinmann gerichtetes Spottge dicht, das „oldenburgische Ochsenlied". Dasselbe wurde confiScirt, erschien aber immer wieder von Neuem. Den Soldaten des 91. Jnsantrie-NegimentS wurde verboten, Gasthäuser zu besuchen, wo das „Ochsenlied" gesungen worden war. Die Erregung stieg, eine Volksmenge zog, das „Ochsenlied" singend, vor die Wohnung des Majors Steinmann, um diesen aus der Stadt zu treiben, Polizei und Militär mußten die Volksmenge zurückdrängen. Major Steinmann wurde inzwischen auch von mehreren Hauptleuten seines Regiments, offenbar solchen olden burgischer Landesangehörigkeit, gefordert und es soll zu zwei Duellen gekommen fein, wo in dem ersten Major Steinmann seinen Gegner, den Hauptmann von der Lippe, in den Unterleib schob, in dem zweiten aber Major Steinmann in der Schulter verwundet wurde. — Entsprechen diese Nachrichten der wirklichen Sachlage, so geht daraus hervor, daß der Major Steinmann in gröblichster Weise diese traurigen Vorgänge provozirt hat und dab er deshalb wohl auch bestraft werden und aufhören wird, Officier der deutschen Armee zu sein, denn ehrenrühriger Tadel der Untergebenen ist den militärischen Vorgesetzten streng verboten. Nicht in allen Punkten ist übrigens die Genugthuung zu billigen, welche die Oldenburger nahmen, aber dieselben waren in ihrem Ehrgefühle schmählich beleidigt und wollten die dem ganzen oldenburgischen Volksstamme angethrne Be leidignng nicht auf sich sitzen lassen, deshalb ist ihre Revanche natürlich und verzeihlich. Die gesummte deut sche Nation wird aber den vom Major Steinmann be gangenen Loyalitätsbruch, sowie die daraus entstandenen betrübenden Vorgänge scharf tadeln und im Interesse des häuslichen Friedens sich jede ähnliche Wiederholung verbitten müssen. Zeitereignisse. Pjftsttitz. Mit dem 1. November ist die letzte Frist vorbeigegangen, bis zu welcher die zweiten halb jährigen Steuern entrichtet sein mußten, und wird nun dieser Tage noch so mancher säumige Steuerzahler daran erinnert werden, und diese unliebsame Erinnerung mit 10 noch außerdem bezahlen müßen. — Am Abend des 31. Octobers c. in der 12. Stunde ist in der großen mit Stroh bedeckten Scheune des Möhrsdorser Rittergutes Feuer ausgebrvchen. Diese Scheune ist bis auf die Umfassungsmauern niedergebrannt, desgleichen der größte Theil der Erntevorrälhe und eine Menge Federvieh. Brandstisiung wird vermuthet. Radeberg, 31. October. Seit dem letzte» Vieh markt ist im Gasthof zum Roß ein Pferd, brauner Wallach, zurückgeblieben, ohne dab der Eigenthümer sich bis jetzt dazu gemeldet hätte. Es dürfte dieses Markt überbleibsel nunmehr hier zur Versteigerung kommen. — Am gestrigen Tage vollendete sich das erste De- cennium der Regierungszeit König Alberts, eine kurze Spanne in dem groben rollenden Rade der Zeit und doch von Bedeutung für das Sachsenland. Wohin wir blicken, hat in diesen 10 Jahren Sachsen hohen Auf schwung gewonnen, und sei es auf den Gebieten der Künste und Wissenschaften, oder der Industrie und deS Handels wie der Gewerbe, überall ist des Königs Theil- nahme und seine fördernde Hand zu erblicken. Nicht minder verdient hervorgehoben zu werden, was König Albert für das Heer und seine Ausbildung gethan hat, so daß besser geschulte Truppen wohl nicht zu finden sind. Das sächsische Volk hat somit guten Grund, sei nem König am gestrigen Tage innigst zu danken, aus tiefstem Herzen zu wünschen, daß ihm derselbe noch recht, recht lange »rhalten werde. — Vorigen Sonntag entstand im Gasthose zu Zie genhain bei Nossen eine Schlägerei, bei welcher ein Fort bildungsschüler mit einem Revolver auf seine Verfolger schoß. Die Angst, Jemand getroffen zu haben, trieb ihn zu einem Selbstmordversuch. Er schoß sich eine Kugel in das Herz. Außerdem haben sich die Excedenten gegen seitig durch Messerstiche und Schläge mit Knütteln starke Verwundungen beigebracht. — Sechs Jahrzehnte hindurch — so schreibt das „Tageblatt" für Borna — ist Herr Karl Gottlieb Thalmann Todtenbettmeister gewesen bei uns und 10,200 Todte waren während dieser langen Amtsdauer von ihm zu beerdigen. Am vorgestrigen Tage, an welchem er sein 82. Lebensjahr vollendet haben würde, hat man nun auch seine irdische Hülle dorthin gebettet, wo er so Vielen die letzte Ruhestätte bereitete. — In Buchholz befindet sich gegenwärtig als Buch halter ein früherer katholischer Geistlicher, der an den Volks- und Bürgerschulen in Weipert angestellt gewesene Katechet Marik, der unlängst aus der katholischen Kirche ausgetreten ist und den protestantischen Glauben ange nommen hat. Marik ist der Sohn eines Oberlehrers und genoß seine Studien in Prag, wo er 1873 ordinirt wurde.