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Wiedebach auf Wohla zum Director bez. stellvertretenden Direktor der Bezirksarbeitsaustall Jesau; die Wahl von vier Mitgliedern zum Bezirksausschuß auf 6 Jahre von 1884—1889 fiel auf Herrn Kammerherrn von Posern auf Pulsnitz, Herrn Fabrikant Florenz Schöne zu Groß röhrsdorf und die Herren Gemeinde-Vorstände Hornuff zu Brauna, Gersdorf zu Neukirch. Weiter sanden Neu wahlen statt für die verstärkte Ersatzkommission, für das Pferdeaushebungsgeschäst (Taxatoren undVormusterungs- Kommissionen.) Stolpen. Vom Finanzministerium in Dresden ist die Verordnung erlassen worden, daß die seiner Zeit in den Schloßbrunnen hineingebaute Zimmerung wieder herausgenommen werden soll, eine gefahrvolle Arbeit, mit der denn auch am Montag begonnen worden ist. Es kann dies selbstredend nur langsam vor sich gehen, da stets nur ein Bergmann, auf einem an einem Seile befestigten Querholze sitzend, mit größter Vorsicht arbeiten kann. Das Herausreiben erfolgt von der Sohle aus und dürste Ende dieser Woche beendet sein, worauf dann die seit 25. Juni in Stolpen anwesenden Bergarbeiter wieder in ihre Heimath zurückkehren werden. Dresden, 29. Januar. Heute in der 5. Nachmit- tagsstunde ging in der 2. Etage des Hauses Palmstraße 15 ä ein Feuer auf, welches die Thätigkeit der bald her- beigekommenen Löschmannschaften energisch in Anspruch nahm. Der sich entwickelnde dicke Dunst und Rauch machte das Passiren der Haustreppe unmöglich und war es daher geboten, aus den oberen Etagen zwei männliche Personen aus das Fangtuch herabspringen zu lassen, eine Frau und ein etwa 2 Jahre altes Kind aber durch den Rettungsschlauch heruntergleiten zu lassen. Die 1. und 2. Etage dieses, der Firma Albert Bierling zugehörigen Eckhauses der Flemmingstraße hat das lithographische Geschäft von Fliegel und Sandmann (lithographische Kunstanstalt, Ehromodruckerei und Luxuspapiersabrik) in Miethe. Dasselbe beschäftigt sich viel mit Anfertigung von Oel- und Buntdruäbildern und scheint in der zwei ten Etage die Trockenräume eingerichtet zu haben, wenig stens weisen die dort ausgestellten hordenartigen Stella gen darauf hin. Durch Unvorsichtigkeit mag die In brandsetzung öliger Papiere und Geräthe erfolgt sein. Dresden, 30. Januar. Die Zweite Kammer be willigte heute sämmtliche Postulats für die Landespfleg-, Straf- und Besserungsanstalten, sowie für die bezüglichen Bauten. Abg. Heger befürwortete die Beförderung der Bekämpfung der Trunksucht. Dresden, 30. Januar. Ihre königliche Hoheit die Frau Prinzessin Georg hat bis Morgens 1 Uhr ruhiger zugebracht, dann infolge heftiger Delirien ein kaltes Bad genommen, das nur Fieberabnahme brachte, während die Delirien fortdauerten. Die Kräfte sind wie gestern erwas geringer geworden. Dresden, 31. Januar. Das Befinden Ihrer Kgl. Hoheit der Frau Prinzessin Georg hat sich bezüglich der nervösen und Fiebererscheinungen wenig verändert, auch die Delirien sind trotz kühler Bäder fortdauernd; jedoch hat sich in vergangener Nacht ein Scharlachartiger Ausschlag entwickelt. — Sächs. Landtag. Während die Donnerstags- sitzung der 2. Kammer durchaus nichts Bemerkenswerthes darbot, kam es in der Freitagssitzung wieder einmal zu heftigen Debatten. ES handelte sich um die Petitionen der Gemeinderälhe zu Großröhrsdorf und Reudnitz um Aushebung von Z 23 der revidirten Landgemeindeordnung und von 26 Städtegemeinden um Aufhebung von Z 30 der revidirten Städteordnung. Hierbei wurden von den socialen die Liberalen in ungehöriger Weise angegriffen und zog sich Abgeordneter Liebknecht einen zweimaligen Ordnungsruf für seine kaum qualificirbaren Ausdrücke zu; nach stundenlanger Debatte wurden die betreffenden Petitionen der Regierung zur Erwähnung überwiesen. Zu erwähnen ist noch, daß das königliche Decret, betr. die Ermiethung eines Hauses in Berlin zum Gebrauch der sächsischen Bevollmächtigten zum Bundesrathe und der Gesandtschaft gegen den Widerspruch der socialdemo kratischen Abgeordneten an die Finanzdeputation verwie sen wurde. — Nach der neueren Reichsgesetzgebung über die Innungen, nach welcher bekanntlich nicht blos die neuen Innungen sich richten müssen, sondern die auch schon be stehenden Innungen sich umzugestalten haben, wenn sie nicht eher oder später riskiren wollen, von der Obrigkeit dazu ungehalten und eventuell geschloffen zu werden, ist den Innungen u. A. auch die Fürsorge für das Herbergs wesen der Gesellen zur Pflicht gemacht. Jede Innung würde also künftig wieder ihre Herberge haben müssen. Die Erlangung einer guten Herberge aber ist für die einzelne Innung keine Kleinigkeit. Es wird ihr jeden falls sehr willkommen sein müssen, wenn sie sich an eine schon bestehende Herberge anschließen kann. Da bieten denn die hin und her im Lande bestehenden und noch in weiterer Ausbreitung begriffenen „Herbergen zur Hei math" für die Entwicklung des Jnnungswesens eine nicht geringe Erleichterung. Das Prinzip der uneigennützig dienenden christlichen Liebe, auf dem sie stehen und indem sie unter steter Aussicht verwaltet werden, empfiehlt sie schon an sich. Außerdem sind sie aber auch durch die Praxis hinlänglich bewährt, so daß es begreiflich ist, wenn nun auch Innungen sie zu ihren Herbergen er wählten. Die Dresdner „Herberge zur Heimath" (Neue- gafse 35) dient seit 1. August 1883 vertragsmäßig der Konditoren-Kreisiunung und seit dem 15. Januar 1884 nun ebenfalls vertragsmäßig der Glaser-Innung als Herberge. Diese Innungen lassen durch sie u. A. auch ihren bedürftig zureisenden Gesellen Unterstützung in derl Gestalt einer vollen oder theilweisen Tagesverpflsgung zu Theil werden, so die Glaser-Innung Abendbrot mit einein Glase Bier, Nachtlager und Frühstück, wofür sie 65 an die Herberge zahlt, die Konditoren-Kreis- Jnnung außerdem noch Mittagessen (Fleisch und Ge müse) für 35 Pfg. — Wegen der in diesem Frühjahr in Berlin statt findenden großen Mastvieh-Ausstellung hat die Dresdner Fleischerinnun-A darauf verzichtet, im Monat Mai die 3. Mastvieh-Ausstellung in Dresden abzuhalten. — Um ein Beispiel hervorzuheben, welche falsche Nachrichten wissentlich oder unwissentlich über die Kon kurrenz in den Strafanstalten verbreitet werden, möge folgender Fall aus der neuen Zeit dienen: In der „Berliner Volkszeitung" wie dem „Zwickauer Tageblatt" war die Mittheilung verbreitet worden, daß in der Weiber-Anstalt Vogtsberg das Annähen sogenannter Picots an gestickte Streifen zum Preise von 3 ge- liesert werde, und daß diese drückende Konkurrenz nicht zu ertragen sei. In Folge dessen hat ein Plauener Fabrikant bei der dortigen Anstaltsverwaltung angefragt, ob e- zu dem Preise von 3 solche Arbeit geliefert erhalten könne; auf die Antwort, daß der Preis von 3 nie bestanden habe, sondern daß derselbe 10 birage, hat derselbe mit dem Bemerken von seiner Offerte abgesehen, daß er für solche Streifen in freier Arbeit nur 8 zahle. — So berichtet der Abg. Starke als Referent dec Finanzdeputation der Zweiten Kammer in deren Bericht über die Landesstrafanstalten. — Infolge an ihn ergangener Aufforderung stellte am vorigen Sonnabend der hiesige Schuhmachermeister Franz seinen KN/z Jahre alten Sohn, Max Franz. Schüler einer 4. Klaffe der 6. Bezirksschule, in einer Sitzung dem Dresdner pädagogischen Vereine vor. Dieser Knabe ist als Rechenkünstler in weiteren Kreisen bekannt und bekundete auch hier ein staunenswerthes Zahlenge- dächtniß, vermöge dessen er z. B. im Staude war, eine 43stcllige Zahl vor- und rückwärts, in und außer der Reihe aus dem Kopfe wieder zu nennen, aber auch eine bedeutende Geschicklichkeit, im Kopfe schwierige Multipli kations- und Divisionsaufgaben, Exempel aus dem Gebiete des Potenzierens, wie des Quadrat- un'd Kubikwurzel ziehens schnell und sicher zu lösen. Für die weitere Ausbildung des auch sonst gut befähigten Knaben würde es recht ersprießlich fein, wenn er einer höheren Schule zugeführt werden könnte; ein Vorhaben freilich, welches bei der Mittellosigkeit des Vaters fast unausführbar erscheint. — Von den 10 Preisen, welche die „Allgemeine deutsche Lehrerzeitung" im vorigen Jahre auf die besten fachwissenschastlichen Abhandlungen ausgesetzt hat, sind 3 auf Sachsen gefallen, und zwar auf Schuldirektor Rother in Meerane für: Beitrag zur Klärung über die alte oder empirische und die neue oder wissenschaftliche Pädagogik, Schuldirektor Schöniger in Buchholz für die Arbeit: Welche allgemeinen Aufgaben hat der Unterricht bei der Erziehung zu lösen? und Lehrer Leisner in Leipzig für: Kritische Betrachtungen über Lehrziel und Lehrplan. — Durch die Ermäßigung des Gütertarifs ans den Sächsischen Staatsbahnen, welche in dem neuesten Budget des Königreichs Sachsen in Rechnung gebracht worden ist, erleiden die Staatssinanzen einen Ausfall von 2 110 000 Mark. Die „M. Z." bemerkt hierzu: Daß trotz dieser bedeutenden Herabsetzung die Staatsbahnen dennoch mit einem sehr ansehnlichen Ueberschuß ins Budget eingestellt werden konnten, ist ein doppelt erfreuliches Zeichen des wieder gewachsenen und blühenden Verkehrs. Aus derselben Denkschrift ist die interessante und wohl wenig bekannte Thatsache zu entnehmen, daß die Steig ungsverhältnisse der Sächsischen Staatsbahnen (die natürlich für die Kosten des Betriebs sehr ausschlag gebend sind) im Durchschnitt die der Preußischen Bahnen um das Zweifache, ja theilweise um nahezu das Drei fache übersteigen. Dieselben betragen nämlich aus jeden Kilometer 6,3 m, während bei den Preußischen Bahnen der höchste Satz 3,9 in, der niedrigste 2,3 in ist. Es ist daher in der That ein nicht kleines Opfer, welches der Staat durch Verwohlseilung der Fracht der Privatin dustrie bringt. — Nach der „Deutschen Zuckerindustrie" eröffneten im Vorjahre in Deutschland 21 neue Rüben-Zuckerfabriken ihre Thätigkeit, während für 1884 bis 1885 die Er richtung von 32 weiteren Fabriken in den verschiedenen Theilen Deutschlands als gesichert zu betrachten ist. — In der Hamburger Bürgerschaft hat der Führer der Liberalen eine aufsehenerregende Rede gehalten, in welcher er das Aufgehen Hamburgs in den preußischen Staat als eine bloße Frage der Zeit hinstellte. „Je eher dies geschieht, desto besser!" schloß er. Wien, 28. Januar. Bei der Untersuchung gegen Hugo Schenk ergeben sich Jndicien, daß derselbe noch eine Frauensperson und ein Kind aus der Welt geschafft hat. Anfangs Juni vorigen Jahres kam eine junge, elegant gekleidete Dame mit einem Kinde nach Neuried, miethete ein Zimmer, nannte sich Josephine Timal. Die Dame war 26, das Kind, ein Mädchen, 7 Jahre alt. Die Dame gab an, aus Wien zu kommen, wo ihr Bräut igam, Hugo Schenk, ein großes Geschäft betreibe. Sie selbst sei Kassirerin in einem Geschäft gewesen; der Bräutigam habe dies nicht geduldet. Das Kind sei das ihrer Schwester. Sie bekam häufig Briefe von Schenk. Am 28. August reiste die Unbekannte auf Anordnung Schenks nach Linz ab. Seit jener Zeit fehlt jede Nach ¬ richt über ihren Verbleib. Es ist erwiesen, daß die Dame auch mit Katharina Timal korrespondirt hat, so daß diese «»nehmen mußte, diese Briefe rührten von ihrer damals ermordeten Nichte Josephine Timal her. Wer die Fremde gewesen, zu ermitteln, blieb bisher er folglos. Wien, 28. Januar. Der Mörder des Detektivs Bloech besteht andauernd auf seiner Namensverweigerung, benimmt sich aber so rabiat, daß er in Ketten gelegt werden mußte. Er rühmt sich, Bloech scharf aufs Korn genommen zu haben und das Exekutivorgan einer Partei zu sein, die Bloech zum Tode verurtheilt hatte. Die Polizeidirektion erläßt eine Kundmachung mit dem ge nauen Signalement des Mörders. Dabei wird ange geben, daß er zwei Revolver und e nen Dolch mit Elfen beingriff besessen habe. — Am Freitage hat im Wiener Abgeordnetenhause eine großangelegte Debatte wegen der deutschen Sprache als Amtssprache in Oesterreich begonnen. Selbst die Gegner versicherten, daß sie den Gebrauch der deutschen Sprache nicht antasten wollen. Graf Hohenwart erklärte es sei gefährlich, durch ein geschriebenes Gesetz das er zwingen zu wollen, was bereits durch einen hundert jährigen Gebrauch hinreichend geschützt sei. Hofrath Lienbacher (ein Mitglied der Rechten, aber in der Sprachenfrage von seinen Parteigenossen abweichend) führte aus, daß er als Oesterreicher, als Beamter und als Deutscher nicht von der deutschen Staatssprache lassen könnte. Der Staat sei die höchste juridische Person, dieser müsse eine Sprache haben und zwar die stärkste, lauteste und angesehenste, und das sei sür Oesterreich die deutsche. Im allgemeinen wird die Debatte, die mehrere Tage in Anspruch nehmen dürfte, mit großer Mäßigung geführt. Wien, 31. Januar. Die amtliche „Wiener Ztg." veröffentlicht Verordnungen des Gcsammt-Ministcriums vom 30. d. M., wodurch sür die Gerichtssprengel Wien, Korneuburg und Wiener-Neustadt Ausnahms-Verfügungen getroffen und sür die Ger-ichtssprengel Wien und Korneu burg die Geschworenengerichte aufgehoben werden. — Die „Deutschenbetze" nimmt in Frankreich ihren Fortgang. So haben z. B. die Gemeinderälhe von Clichy-la-Garoune und Levallois-Perret den Unternehmern der durch die Gemeinde vergebenen Arbeiten auserlegt, alle fremden Arbeiter unverzüglich fortzujagen. Die Pariser Hetzblätter spenden den Gemeinderäthen dafür den lebhaftesten Beifall. — DaS große Geschäftshaus Biloret und Mora in Paris läßt in den Zeitungen be kannt machen, daß es keinen Deutschen mehr beschäftigt. — In Saint-Chamont ist ein deutscher Zahnarzt, Na mens Plaht, der sich dort niedergelassen hat, Gegenstand aller möglichen Verfolgungen und die Paiser Hetzblätter fordern die Patrioten von Saint-Chamont offen auf, diesem teutonischen Spion den Weg nach dem Rhein zu weisen. Deutsche Arbeiter und Commis können nicht eindringlich genug davor gewarnt werden, sich dauernd in Paris niederzulassen, wo unter den gegenwärtigen Verhältnissen ihre Stellung im besten Falle eine höchst precäre, ost eine ganz unerträgliche ist; selbst Oestereicher, Schweizer und Italiener werden ost genug nicht viel besser wie die Deutschen behandelt. — Die französische Regierung hat durch ihren Botschafter Waddington der englischen die Mittheilung zugehen lassen, daß sie künftig nicht mehr mit Marquis Tseng, sondern nach Beendigung ihrer Operationen in Tongking direkt mit Tsung-li-Aamen, dem Auswärtigen Amte in Peking, unterhandeln werde. Bis dahin dürfte übrigens noch viel Wasser aus dem Rothen Fluß-Delta ins Meer rinnen; neue Nachrichten aus China bestätigen nämlich, daß Tseng keineswegs über seine Instruktionen gegangen ist, als er erklärte, daß ein Angriff auf Bakninh von Seite der französischen Regierung als ein oasus belli angesehen werden würde. Es ist nämlich noch ein zweites kaiserliches Dekret erschienen, welches an die Gouverneure einiger Provinzen gerichtet worden ist, und der Inhalt stimmt mit der Erklärung, die Marquis Tseng im Auftrage seiner Regierung dem französischen Ministerium abgab, vollkommen überein. Es heißt in demselben: „Wir haben ausdrücklich Befehl an den Prinzen (Kung) und die Minister des Tsung-il-Aamen ertheilt, den Gesandten Frankreichs zu erklären, daß, wenn sein Land es wagt, noch weiterhin darnach zu trachten, sich in den Besitz Bakninhs zu setzen, China unmittelbar ein großes Herr aussenden wird, um ohne Verzug den Franzosen eine Schlacht zu liefern. — Die russische Gebirgsartillerie ist soeben mit neuen Geschützen ausgerüstet worden, die offiziell als Kanonen Les Modells 1883 bezeichnet werden. Bisher führte sie dreipfündige Bronze- und Stahlgeschütze älteren Modells. Gegenwärtig hat sie nur Stahlgeschütze 2'/r zölligen Kalibers. Das Nohr wiegt 6 Pfund, und jedes Geschütz führt in seinem Kaisson 96 Kartuschen mit sich. — Ein Telegramm der „Times" aus Khartum vom 25. Januar meldet: Der Versuch der von hier ausge sandten Dampfer, die Pontonbrücke über den blauen Nil zu zerstören, ist wegen des seichten WasserstandrS mißlungen, die Ausständischen griffen die Dampfer an, wurden aber nach heftigem Kampfe mit starken Verlusten