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schwangen und findet nun für seine erfolgreiche Thälig- keit aus dem Gebiete des landwirthschastlichen Maschinen bauwesens eine Genugthuung darin, daß s ine Erzeug nisse weit über die Grenzen des deutschen Reiches gesucht werden und dauernd lebhaften Absatz finden. Dresden, 24. Januar. Die Zweite Kammer ge nehmigte, wenig geändert, das Gesetz, die Einsührung eines nur dreiprocentige sächsische Rente zulasfinden Staatsschuldbuchs betreffend. Dresden, 27. Januar. Die Frau Prinzessin Georg ist nicht unbedenklich an einem nervösen Fieber erkrankt. — 28. Februar. Die Frau Prinzessin Georg ver brachte, wenngleich das Fieber gestern etwas abgenommen, vergangene Nacht sehr unruhig und hat, durch fort währende Delirien gestört, gar nicht geschlafen. — Der Reichstagsabgeordnete, Generalstaatsanwalt vr. v. Schwarze gedenkt wegen eines Halsleidens, das ihn schon eine geraume Zeit am öffentlichen Austreten im Reichstage verhindert, sein Reichstagsmandat nieder zulegen. Derselbe ist in Dresden-Neustadt gewählt wor den und gehört bekanntlich der sreikonservativen Fraktion an. Ueber die Kandidatur für seinen Wahlkreis ver lautet, daß von konservativer Seite diesmal der den Deutschkonservativen zuzuzählende Landgerichtsdirektor von Mangoldt aufgestellt werden soll. Die Socialdemo kraten, welche bisher immer für Liebknecht stimmten, der es das letzte Mal auf eine ganz ansehnliche Stimmen zahl brachte, werden diesmal einen bisher ziemlich unbe kannten Parteigenossen, Namens Kate, als Kandidaten ausstellen. Die Fortschrittspartei wird auch mit einem besonderen Kandidaten hervortreten. — Ein erfreuliches Bild liefern die jetzt vorliegenden Ergebnisse der Erziehungs- und Besserungsanstalten für jugendliche Personen zu Großhennersdorf und Brauns dorf. Hiernach sind von den innerhalb der 27 Jahre von 1856 bis 1882 aus der Anstalt Bräunsdorf zum Abgang gekommen 2110 Zöglingen 1958 in die Freiheit entlasten und von diesen 1748, somit 89,3 Proc., nicht rückfällig geworden. Noch günstiger gestaltet sich dieses Verhältuiß in Großhennersdorf, wo von 509 in derselben Zeit überhaupt zum Abgang Gekommenen 462 in die Freiheit entlasten und von etzteren 418, somit 90,5 Proc., nicht rückfällig wurden. (L. Z.) — Bietet jemand einem Polizeibeamten ein Geschenk an, um ihn zur Unterlassung der Anzeige einer ver meintlichen Strafthat zu bestimmen, so ist er, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, 3. Strafsenats, vom 19. November v. I., wegen Bestechung zu bestrafen, auch wenn thatsächlich eine Strafthat gar nicht begangen ist und der Beamte irrthümlich eine solche als vorliegend angenommen und deshalb sich zur Anzeige für verpflichtet erachtet hat. — Der älteste königlich sächsische Ofsizier und wohl auch überhaupt der älteste sächsische Veteran, Oberst lieutenant der Artillerie a. D. Friedrich Moritz Raabe, der seit 33 Jahren im Ruhestand (nach 50 jähriger Dienstzeit, da die Kriegsjahre doppelt gerechnet werden), die letzte Zeit aber in körperlichem Siechthum in seiner wohl 40 Jahre lang innegehabten Wohnung auf der großen Kloftergasse verbrachte, starb am 19. d. M. und wurde auf dem Friedhof in Neustadt feierlich bestattet. — Die Klagen der Landwirthschaft über Mangel an Arbeitskräften sind nicht neu und nur allzusehr be gründet; das sreiere, ungebundene L:ben nach Schluß der Arbeitszeit, die Ungebundenheit und Selbstständigkeit daheim sind die erklärlichen Ursachen, daß sich manche Arbeitskraft lieber der Industrie, als der Landwirthschaft zuwendet. Daß mit dem höheren Lohne, den die In dustrie bietet, auch mehr beschafft werden muß, daß der landwirlhschaftliche Arbeiter einen Gewinn an Gesund heit aufzuweisen hat gegen den in der Industrie Be schästigten und letzterer den Versuchungen zu einem un moralischen Wandel mehr ausgesetzt ist, das wird freilich nicht bedacht; die Thatsache steht fest, daß in einer Gegend mit stark entwickelter Industrie die meisten Arbeiter sich dieser zuwenden, zumal diese viel Kräfte braucht und daher auch höhere Löhne zu zahlen vermag, als die Landwirthschaft. Es ist daher erklärlich, daß Landwirthe in der Gegend von Oelsnitz i. V. in einem Gesuche an die Staatsregierung um Verwendung der in der Straf anstalt zu Voigtsberg detinirten weiblichen Sträflinge, von denen gegenwärtig allein 200 für eine Oelsnitzer Korsetfabrik beschäftigt sind, zu landwirthschastlichen Zwecken gebeten haben, wie dies bereits gruppenweise in der Zwickauer Strafanstalt geschieht. Freilich ist nicht zu verkennen, daß diese gewünschte Art der Beschäftigung Detinirter eine erhöhter?, mit Kosten verbundene Auf sichtsführung bedingt und die Gefahr, daß dieselben bei landwirthschastlichen Arbeiten außerhalb der Anstalt flüchtig werden können, eine wesentlich erhöhtere ist, als wenn sie innerhalb derselben arbeiten. Leipzig, 25. Januar. (L. Z.) Der gewaltige Sturmwind, welcher namentlich die Nacht zum Donners tag rind gestern unsere Stadt Heimsuchle und an Dächern, Verplankungen, Bäumen und sonst bedeutenden Schaden anrichtete, hat auch ein Menschenleben vernichtet. Der Klempnermeister Erler war in einem Grundstücke der Poststraße auf das Dach gestiegen, um eine gelockerte Zinkplatte zu befestigen, wurde dabei von einem Wind stöße gefaßt und über die Dachrinne in den Hof ge schleudert. Der vierzigjährige Mann, verheirathet und Vater von fünf Kindern, fand durch den Sturz seinen Tod. Auch in der Umgegend der Stadt hat der Sturm Vieles Unheil angerichtet. Bremerhaven, 25. Januar. Infolge des Sturmes. traf der Dampfer „Neckar" mit der Leiche Dr. Laskers erst Heute Vormittag 10 Uhr auf der Reede ein. Fast sämmtliche Schiffe und Gebäude halten halbmast geflaggt. Sofort nach dem Eintreffen im Hafen wurde der Sarg ans Land geschafft und unter den Klängen des Trauer marsches von Beethoven in die Halle des Norddeutschen Lloyd getragen, welche mit frischem Grün und Flaggen reich geschmückt war. Berlin, 28. Januar. Heute Nachmittag 2'/i Uhr wurde Dr. Eduard Lasker auf dem alten Friedhöfe der israelitischen Gemeinde in der Schönhauser Allee unter großer Feierlichkeit zur letzten Ruhe bestattet. — Nach dem auf Veranlassung des Reichs-Justiz amtes herausgegebenen Jahrbuche der deutsche» Gerichts verfassung betrug die Zahl der Rechtsanwälte im ganze» Deutschen Reiche zu Ende September 1883 4342. — Der Daily News wird gemeldet: „Das deutsche Kanonenboot Nautilus ging am 20. Januar von Kap stadt nach Angra Pequenja ab, vorgeblich um sich mit den dortigen Verhältnisse» vertraut zu machen. Die unbeschränkte Einfuhr von Waffen und Schießbedarf durch die Deutschen bereitet den Kapbehörden große Ver legenheiten. — Der Volkswirthschastsrath beschloß die Aus dehnung der Unfallversicherung auf die Bauarbeiter und kleinen Unternehmer. — Ein Königsgrenadier hatte am 6. August 1870 bei Wörth einen Schuß in den Hals erhalten. Edle Theile waren nicht verletzt, doch gelang es, trotz mehr facher Operationen, den Aerzten nicht, die Kugel zu ent fernen. Die Wunde heilte zu und der Blessirte wurde als Invalide entlassen. Während der ganzen Zeit hat ihm die Wunde sehr viel Schmerzen verursacht und manche schlaflose Nacht bereitet. Jetzt nach 13 Jahren und 5 Monaten, ist er durch Zufall ohne jede Operation von seinem „Kriegsandenken" befreit worden. Früh beim Waschen mußte er mehrere Male niesen; in Folge dieser Erschütterung ging eine seit längerer Zeit bestehende Geschwulst auf. Er spürte plötzlich einen harten Gegen stand im Munde und mußte Blut vermischt mit Eiter ausspeien. Zunächst dachte er, daß ihm ein Zahn aus gefallen sei. Als er nachher nach denk harten Gegen stände griff und denselben reinigte, entpuppte sich derselbe als eine breitgeschlagene, an einem Ende zusammenge drückte Bleikugel — es war jene Chassepotkugel, die er in der Schlacht bei Wörth erhalten und die er über 13 Jahre in seinem Körper getragen hat. Halle a. d. S., 24. Januar. (N. P. Z) Der heftige Sturm, welcher in der verflossenen Nacht und im Laufe des heutigen Tages hier wüthete, hat ganz be trächtlichen Schaden an Gebäuden und Anpflanzungen angerichtet, leider aber auch ein Menschenleben gefordert. In der Maschinenfabrik von Dicker und Werneburg stürzte ein Dampfschornstein ein, wodurch ein Arbeiter sofort getödtet und mehrere andere zum Theil erheblich verletzt wurden. — Am Progymnasium in Weißenfels schlug der Lehrer Löscher einen bösartigen Quintaner mehrmals mit der Faust ins Genick und an den Kopf und Ordi narius Dietrich züchtigte ihn einige Tage nachher mit dem Rohrstoä unterhalb des Rückens. Die Folge war Erschütterung des Rückenmarks und der Sprachorgane. Nach einigen Tagen konnte der Junge zwar wieder müh sam sprechen, aber nicht lesen und Sätze bilden. Unter suchung ist eingeleitet. — Ein kurioses Jagdergebniß dursten am ver gangenen Mittwoch dreißig in die Flur eines bei Eisen berg (Ostthüringen) gelegenen Dorfes zu löblichem Thun ausgerückte Jäger verzeichnen. Sie hatten die stattliche Anzahl von zwanzig Treibern aufgeboten. Als dann nach mühevollem Tagewerk das Halali geblasen wurde und die Nimrode die Häupter der erschossenen Lieben überschauten, da zählten sie deren — drei, keines mehr, aber allerdings auch keines weniger. — Auf dem Privatsalzwerk Neustaßfurt ist eine unterirdifche elektrische Bahn in Betrieb gesetzt worden, welche, nachdem sie nun einige Zeit im Gange ist, als durchaus zufriedenstellende, ja die Erwartungen, bei Weitem übersteigende Resultate liefernd bezeichnet werden kann. Für gewöhnlich befördert man per Zug 8—10 Förderwagen mit netto 16 Zentner Inhalt an Salz, indessen hat man an Proben festgestellt, daß auch 15 Wagen u 16 Zentner Last von der Bahn befördert werden können. — Aus Schleswig-Holstein wird der „Voss. Ztg." geschrieben: Mit dem Beginn des Frühjahres wird mit dem Bau der Forts der Kieler Landbefestigungen be gonnen werden. Die früher geäußerte Ansicht, daß der Plan noch immer nicht feststehe, daß insbesondere die Zustimmung der Landesvertheidigungskommission noch ausstehe, war nicht richtig, denn inzwischen sind bereits Kolonnenwege angelegt und Grunderwerbungen gemacht. Wie es scheint, soll zunächst mit dem Bau der Forts im Norden und Westen der Stadt begonnen werden. Eisenach, 24. Januar. In dem benachbarten Städt chen Kreuzburg ist in der vorigen Nacht Feuer ausge brochen, durch das 20 Gebäude mit Nebengebäuden zer stört worden sind. Der Schaden ist beträchtlich. Frankfurt a. M., 25. Januar. Musikdirektor Gottfried Piefke, Direktor der gesammten Musikkorps des III. Armeekorps, ist heute früh hierselbst gestorben. — Ein sechsjähriger Knabe zu Herrhause» in Thü ringen faßte kürzlich aus Arbeitsscheu die Absicht, zu verhungern. Zu diesem Zwecke ging er in den nahen Wald und legte sich in einer Vertiefung nieder. Hier wurde er nach sieben Tage» durch de» Hund Les Doif- schäfers aufgespürt und durch den Schäfer zu seinen Eltern gebracht. Dem Knaben sind die erfrorenen Füße buchstäblich abgefault. Oldenburg, 23. Januar. Die Strafkammer dis hiesigen Landgerichts verurtheilte heute die wegen Be leidigung des Majors Steinmann Angeklagten, Schau spieler Schröder zu 100, Buchdruckereibesitzer Littmann zu 50 und Redakteur Hesse zu 150 Mark Geldstrafe. Die Kosten der Voruntersuchung trägt der Staat. Wien, 25. Januar. In Floridsdorf ist heute früh der Detektivbeamte Vloech, als er sich von seiner Wohn ung in das Polizeikommissariat begab, von einem an scheinend den: Arbeiterstande angehörigen Mann erschossen worden. Passanten nahmen den davonlausenden Mörder fest, brachten ihn ins Kommissariat. Im Besitze des Mörders, der jede Auskunft verweigerte, fand sich eine Dynamitbombe, ein Revolver und ein vergifteter Dolch vor. Einer weiteren Meldung zufolge verwundete der Mörder vor seiner Festnahme den ihn verfolgenden Tage löhner Mello» durch zwei Nevolverschüsse am rechten Fuße derart, daß die Amputation nothwenvig sein dürfte. — Immer neue Verbrechen und Anschläge der Ver brecherbande Schenk und Genossen in Wien kommen ans Tageslicht und auch folgender vom Pr. Tgbl. berichtete Fall gehört möglicherweise in das Bereich ihrer schreck lichen Thätigkeit. Marie Wegnicht aus Kovanec bei Jungbunzlau diente seit mehreren Jahren bei verschiedenen Herren in Italien, Mähren, Böhmen und zuletzt bei einem Advokaten in Wien. Im vorigen Jahre besuchte sie ihre Verwandten, welche in Kladrub und Konarec leben, theilte ihnen mit, daß sie eine Bekanntschaft habe und bald heirathen werde, aus welcher Ursache sie ihren Dienst aufgegeben. Behufs ihrer Verehelichung ließ sie sich den Taufschein ausfertigen, erhob auch ihre mehrere Hundert Gulden betragenden Ersparnisse aus der Spar kasse und reiste nach Wien zurück. Seit jener Zeit ist das Mädchen verschwunden und alle Nachforschungen der Verwandten nach ihr blieben bis jetzt erfolglos. Wien, 22. Januar. Der Wechsler Eisert erlag heute seinen Wunden. Der Knabe Eisert liegt gleich falls hoffnungslos. — 26. Januar. (N. F. P.) Der 11jährige Heinrich Eisert, der seit einigen Tagen mit dem Tode kämpfte, ist heute Nachmittag im allgemeinen Krankenhause als drittes Opfer der Mordaffaire gestorben. — Der frühere Befehlshaber der französischen Nord armee, General Faidherbe, kommt in einem von ihm verfaßten und vom „TemPS" veröffentlicht«» Bericht über die Schlacht von St. Quentin zu dem Schluffe, daß der französische Soldat dem deutschen weit überlegen sei, die Stärke der deutschen Armee aber in der vorzüglichen Ausbildung des aus aristokratischer Grundlage basirten Osfizierkorps beruhe. — Ein Telegramm der „Agence Havas" aus Hong kong vom 24. Januar bringt eine Meldung aus Hanoi vom 19. d., wonach eine von den Franzosen in der Richtung gegen Bacninh ausgeführte starke RekognoS- cierung an der Vereinigung des rothen und des schwarzen Flusses auf den Feind in großer Stärke stieß und von demselben, jedoch ohne Erfolg, beschossen wurde. — Wie aus London gemeldet wird, wüthete am 23. d. dort und in ganz England ein furchtbarer Orkan, durch welchen zu Lande und aus der See erheblicher Schaden angerichtet wurde und eine große Anzahl von Menschen verunglückte. — Wie verlautet sollen zehn Tausend Mann eng lische Truppen nach Egypten abgehen. Englang sei ent schlossen, die Verwaltung Egyptens einem aus Englän dern gebildeten Ministerium zu überlragen. ES wäre das gleichbedeutend mit der Uebernahme des Protektorate- über Egypten. — Wie aus Konstantinopel gemeldet wird, hat der deutsche Botschafter der Türkei für den Import nach Deutschland dieselben Zollermäßigungen, wie sie Spanien in dem jüngst abgeschlossenen Handels-Vertrage gewähr leistet wurden, angeboten. Ter Antrag wurde, so wird hinzugefügt, dankend angenommen. ES handelt sich hierbei vorzugsweise um Südfrüchte. Marktpreise in Kamenz am 24. Januar 1884. höchster ^niedrigst. Prei^ I Preis. 50 Kilo Korn 7 94 7 81 He» 50 Kilo 3 60 Weizen 10 88 10 29 Stroh 1200 Psd. 22 — Gerste 7 50 7 15 Butter 1 Kilo 1 90 Hafer 7 — g 80 Erbsen 50 „ 11 20 Haidekorn 8 20 7 67 Kartoffeln 50 „ 2 — Hirse 14 20 13 10 Zufuhr. 120 Sack Korn. — 34 Sack Weizen. — 8 Sack Gerste. — 50 Sack Hafer. — 18 Sack Heide korn. — 6 Sack Hirse. — 8 Sack Erbsen. — 4 Sack Kartoffeln.