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fachen wollen; denn die Petroleumflasche hat in der Küche gelegen bei offener Ofenthüre; auch sind verschie dene Gegenstände in der Küche verbrannt, als Vorhänge und Holzkorb. Das Mädchen ist nach 30 Stunden seinen Wunden erlegen. Die immer wiederkehrenden derartigen Fälle machen es sämmtlichen Dienstherrschaften zur Pflicht, ihr Dienstpersonal auf das ernstlichste vor dem Gießen von Petroleum aus der Kanne in den Ofen zu warnen und ihnen jedesmal ein neues auf die in Rede stehende Weise herbeigeführtes Unglück auf das eindringlichste vorzustellen. — Ueber den Aufenthalt unseres Königspaares in Leipzig wird berichtet: Am Donnerstag Morgen gegen 7 Uhr fuhr Se. Majestät der König nebst Gefolge vom königl. Palais zu den Jagden auf Ehrenberger Staats revier, während Ihre Majestät die Königin in den Vor mittagsstunden sich nach der katholischen Kirche begab und später die Großfürstin Katharina von Rußland im königl. Palais empfing. Nachmittags nach erfolgter Rückkehr Sr. Majestät fand im königl. Palais Tafel statt, zu welcher die Herren Generallieütenant v. Monika Excellenz und Kreishaup.maun Graf zu Münster Ein ladungen erhalten halten. Nach dem Besuch des Eröff- nungs-Concertes im neuen Gewandhaus erfolgte die Rückkehr Ihrer Majestäten nach Dresden. Am Freitag Abend 5 Uhr begaben sich der König nnd die Königin nach Berlin, wo sie kurz vor 8 Uhr mittels Extrazuges auf der Anhaltischen Bahn erntrasen, um während ihres Aufenthaltes am kaiserlichen Hose im königlichen Schlöffe Wohnung zu nehmen. Morgen beabsichtigt der König den Kaiser zur Jagd nach dem Grunewald zu begleiten. — Der Generalarzt des 12. Armeekorps, Professor Dr. Roth, ist seit 3 Wochen bedenklich erkrankt. — Von einer größeren Anzahl im vorigen Jahre von Sebnitz nach Amerika ausgewanderter Personen sind unlängst wieder einige nach dort zurückgekehrt, nachdem die Mehrzahl derselben schon früher mit getäuschten Hoffnungen das Gleiche gcthan haben. Als weiterer Beleg aber, daß nicht Alles Gold ist, was glänzt im Laude der Freiheit, hat kürzlich ebenfalls ein gegenwärtig noch in Amerika lebender Sebnitzer in Briefen seine Erlebnisse und mannichfachen Erfahrungen in Texas und Arkansas geschildert, welche beide Staaten Derselbe, wochenlang nach Arbeit suchend, und unter großen Ent behrungen zu Fuß durchwandert hat, und der nun Jeden warnt, ja nicht etwa den trügerischen Verheißungen und Verlockungen der Eisenbahnagenten zur Auswanderung, besonders nach Texas, zu folgen, in welchem Staate Hunderte schon um ihr sämmtliches Hab' und Gut ge kommen sind und gern zurückkehren würden, wenn sie nur die Mittel dazu hätten. Ein Farmer, Namens Schmidt, aus der Bautzner Gegend, welchen unser Lands mann auf seiner Reise getroffen, war mit 4000 Dollar seiner Zeit in dieses Land gekommen und hatte jetzt nicht mehr so viel gehabt, um seine Lebensmittel baar bezahlen zu können. Unter ähnlichen Verhältnissen lebend, mag es wohl noch Viele, Viele geben, denen die neue Welt nicht zum gewünschten, sorgenfreien Heim, sondern zum gänzlichen Ruin geworden ist. — Am 8. dieses Monats und folgende Tage hat eine abermalige Auslosung Königlich Sächsischer Staats papiere stattgefunden, von welcher die 4°/« Staatsschul den «Kassenscheine von den Jahren 1852/55/58/59/62/66 und /68, auf 4°/o herabgesetzten, vormals 5°/« dergleichen vom Jahre 1867, 4°/° dergleichen vom Jahre 1869 lüt. und L, 4°/, dergleichen vom Jahre 1870, ingleichen die aus den Staat übernommenen auf 4°/, herabgesetzten, vormals 4Vr°/o Schuldscheine vom Jahre 1872 der Leipzig- Dresdner Ersenbahn-Kompagnie betroffen worden sind. Die Inhaber der genannten Staatspapiere werden hier auf noch besonders mit dem Hinzufügen aufmerksam ge macht, daß die Listen der gezogenen Nummern in der Leipziger Zeitung, dein Dresdner Journal und dem Dresdner Anzeiger veröffentlicht, auch bei sämmtlichen Bezirkssteuer-Einnahmen und Gemeindevorständen des Landes zu Jedermanns Einsicht ausgclegt werden. Mit diesen Listen werden zugleich die in früheren Terminen ausgelosten, aber noch nicht abgehobenen Nummern wie der aufgerusen, deren große Zahl leider beweist, wie viele Interessenten zu ihrem Schaden die Auslosungen übersehen. Es können dieselben nicht genug davor ge warnt werden, sich nicht dem Jrrthume hinzugeben, daß, so lange sie Zinsscheine haben und diese unbeanstandet eingelöst werden, ihr Kapital ungekündigt sei. Die Staatskassen können eine Prüfung der ihnen zur Zahl ung präsentirten Zinsscheine nicht vornehmen und lösen jeden echten Zinsfchein ein. Da nun aber eine Ver zinsung ausgeloster Kapitale über deren Fälligkeitstermin hinaus in keinem Falle statlfindet, so werden die von den Belheiligten in Folge Unkenntuiß der Auslosung zu viel erhobenen Zinsen seinerzeit am Kapitale gekürzt, Vor welchem ost empfindlichen Nachtheile sich die Inhaber von Staatspapieren nur durch regelmäßige Einsicht der Zieh ungslisten (der gezogenen wie der restirenden Nummern) schützen können. Berlin, 12. December. (Reichstag.) Bei Berath- ung des Justizetats erklärte Staatssekretär v. Schelling auf Anfrage des Abg. Payer (Voikspartei), eine Herab setzung der Gerichtskosten fei in Rücksicht aus die gegen wärtige Finanzlage unthunlich. Die anerkannte Höhe derselben solle durch eine vom Reichskanzler beabsichtigte Vereinfachung des Verfahrens ausgeglichen werden. Tie Abgeordneten Brünings (national-liberal), Kayser (So cialist) und Windthorst forderten im Interesse des kleinen ManneS baldigste Herabsetzung, ebenso Hartmann (con- servativ), der die Herabsetzung der Anwaltskoste» damit zu verbinden wünscht. Der Abgeordnete Günther (Reichs- Partei) wies die Prätension Kaysers, die Socialdemo kraten seien die privilegirten Vertreter der Armen ent schieden zurück; er habe seine Arbeitersreundlichkeit durch die Bewilligung der den Arbeitern dienlichen Gesetze mehr bewiesen, als Kayser und Genossen. Klemm-Dres den vertheidigte die Gerichte gegen den Vorwurf fehler hafter Ansetzung der Termine. Der Staatssecretär v. Schelling erklärte auf eine Anfrage, daß das bürgerliche Gesetzbuch bedeutend früher, als wie die Presse ansühre, im Jahre 1900 fertig gestellt sein werde. — Namens der Reichspartei hat der Abg. Lohren einen Antrag in Form eines Gesetzentwurfes im Reichs tag eingebracht auf Ergänzung des Z 136 der Gewerbe ordnung derart, daß Frauen in Fabriken an Sonn- und Festtagen überhaupt und außerdem in der Nachtzeit von 8'/r Uhr Abends bis 5 Uhr Morgens gar nicht mehr beschäftigt werden dürfen. — In der Kommission des Reichstags zur Berath- ung des vom Abg. Grillenberger eingebrachten Antrages auf Abänderung des Gesetzes über die Krankenversicher ung der Arbeiter ist heute, nachdem Staatssekretär v. Bötticher sich zustimmend geäußert, folgender Antrag des Abg. Struckmann angenommen worden: Mitglieder solcher bestehenden Hilfskassen der in Z 75 des Kranken- versicherungsgesetzes vom 15. Juni 1883 bezeichneten Art, welche am 1. Decbr. 1884 den daselbst festgesetzten Anforderungen noch nicht genügt, aber bereits vor diesem Tage die zur Erfüllung dieser Anforderungen erforder liche Abänderung ihrer Statuten mit dem Anträge auf fernere Zulassung oder Genehmigung bei der zuständigen Stelle eingebracht haben, ist, sofern sie der Kasse schon vor dem 1. Dcbr. 1884 angehört haben, der Austritt aus derjenigen Orts-, Betriebs- (Fabrik-), Bau- oder Innungs-Krankenkasse, welcher sie aus Grund des Kranken versicherungs-Gesetzes vermöge ihrer Beschäftigung ange- horen, auch im Lause des Rechnungsjahres und ohne die in den M 19, 63, 72 und 73 vorgeschrtebene Kündig ung zu gestatten, wenn 1) die Hilfskasse, welcher sie an- gehören, die fernere Zulassung oder Genehmigung auf Grund abgeändeiter Staiuten, nach welchen sie den An forderungen des Z 75 genügt, bis zum 1. Juli 1885 er wirkt, 2) der Austritt innerhalb vier Wochen nach er folgter iernerer Zulassung oder Genehmigung der Kasse bei der zuständigen Stelle angemeldet wird. Der Aus tritt ist in diesem Falle mit dem auf die Anmeldung folgenden Zahlungstermine für die Kassenbeiträge zu ge statten. — Der Bundesrath genehmigte am Donnerstag die Entwürfe über Ausdehnung der Arbeiter-Versicherung auf die Transportgewerbe und das Postfparkassengesetz; das letztere wurde gegen die Stimme Sachsens und mit dem bekannten Vorbehalte Württembergs angenommen, welchen Ministerpräsident von Mittnacht in der zweiten wttrltcmbergischen Kammer vor einigen Tagen aussprach, nämlich, daß das würltembergische Reservatrecht im Reichsgesetze ausdrücklich gewahrt und die Unterstellung der Beamten unter die würltembergische Postverwaltung anerkannt werden. — Die Zahl der an der Universität Berlin einge schriebenen Studenten beträgt 5006, eine Frequenz, welcher sich eine deutsche Hochschule noch nie zu erfreuen gehabt hat. — Um einen Pfennig Zinsen hatte sich ein Ein wohner Schönebergs von einem Berliner Gewerbtreiben- den verklagen lassen! Der Schöneberger war wegen einer Schuld von 5 Mk. inclusive Zinsen verklagt, welche 1 Pf. betrugen. Verurtheili, zahlte er dem Gerichts vollzieher die Schuld, nicht aber den Zins. Der Gläu biger übergab nun die Sache seinem Anwalt, und dieser erstritt wiederum ein verurtheilendes Erkenntniß. Der gedachte Pfennig kostet dem Hartnäckigen jetzt einschließ lich der Gebühren für den Gerichtsvollzieher gegen 6 M. — Aus Kiel, 9. December wird der „Vossischen Ztg." geschrieben: Der Kapitän-Lieutenant v. Trützschler und Falkenstein ist gestern in Plymouth verschieden. Er gehörte zu den älteren Offizieren seiner Charge, er war 1864 in die Marine eingetreten. — Durch das Hinscheidcn weiland des Herzogs Wilhelm von Braunschweig ist bekanntlich das preußische Thronlehen Herzogthum Oels in Schlesien zuni Heimfall gelangt und auf den Kronprinzen übergegangen, währ end der schlesische Allodialbesitz von dem Erblasser durch Testament dem Könige von Sachsen vermacht worden ist. Schon wiederholt ist auch darauf hingewiesen wor den, daß die Klarlegung der Verhältnisse des Lehens, des Fideikommisses und des Allods besonderen Schwierig keiten unterliege und es in manchen Fällen sehr schwer sein werde, die bestimmten Grenzen der bisher gemein schaftlich bewirthschasteten Güter sestzustellen. Wie ver lautet, dürfte die schwierige Auseinandersetzung demnächst durch eine Vereinbarung einen allerseits befriedigenden Abschluß finden. — Es hat Aussehen erregt, daß der gegenwärtig in Rom weilende Bischof von Trier, Herr Korum, in der dortigen deutschen Kirche des Anima-Hospitals in französischer Sprache gepredigt hat. Mehrere deutsche Oesterreicher haben dagegen bei dem Botschafter Grafen Paar Protest eingelegt und demselben vorgestellt, wie schmerzlich es für die deutsche Kolonie sei, wenn ein deutscher Bischof in einer deutschen Kirche sich der fran- zöschen Sprache bediene. Die Franzosen würden bei spielsweise nicht dulden, daß in ihrer Kirche zu Rom "in deutscher Sprache gepredigt würde. — Einer Meldung aus Petersburg zusolge hat das nihilistische Exekutivkomitee eine Proklamation erlassen, welche den Minister des Innern, Grafen Tolstoi, zum Tode verurtheili. Postalische Weihnachts-Epistel an die Frauen. Nichts mehr erzürnet und betrübt, Als wenn ein Unheil wird verübt An Weihnachtskistchen voller Sachen, Womit wir uns Geschenke machen. Wenn Spielzeug man und Pfefferkuchen Aus Trümmern mutz zusammensuchen; Wenn Schoner, Seife, Shlips und Decken Im weichen Marzipane stecken, Das Spitzenhalstuch Wohlgemuth Am Busen einer Spickgans ruht; Wenn Albums oder Bilderrahmen Ein Fläschchen sich zum Lager nahmen, Und nun der Bilder Purpurlippen An Fruchtsaft oder Gilka nippen. Dergleichen ist gewiß fatal; Doch noch viel höher steigt die Qual, Wenn solch ein Kistchen ist verschlagen In irgend einen falschen Wagen Und nun vielliicht am Bodensee Umher sich treibt, statt an der Spree. Was nützt es Dir, wenn hinterher Ein Postmann oder Militär So gegen Neujahr bringt alsdann Die Weihnachtskiste keuchend an; Vielleicht auch einen Weihnachtshasen Als Schreckniß für verwöhnte Nasen? Der Zweck verfehlt! Die Christbaumlichter Beschienen längliche Gesichter; d; Und Dich traf in der Weihenacht Ein furchtbar-schwärzlicher Verdacht; Als hättest Du, statt zu beglücken, Dich diesmal wollen meuchlings drücken. Und woran liegt es, daß mitunter Die Emballage reißt wie Zunder, Daß Päckereien klein und groß Sind Herren- und adressenlos? „Wie an so Vielem, sind auch hier „Die Frauen Schuld, des Hauses Zier. „Oh, Päckereien von zarter Hand, „Wärst ihr so sest wie elegant! „Gedächten Alle, die euch senden, „Der Schaffner mit den Schwielenhänden, „Der Nachbarschaft von tausend Stücken, „Die euch die zarten Glieder drücken, „Die euch umdrängeln um die Wette „Ohn' Zartgefühl und Etiquette." Nun ist es ja das Loos des Schönen, Daß schlimme Leute es verhöhnen. Jedoch ganz einzig dessentwegen Die Hände in den Schooß zu legen, Hielt ich bedenklich und verkehrt, Auch keiner Deutschen Frauen Werth! Im Gegentheil, setzt jenem Spott Entgegen tapfer ein Complott: Verschwört Euch, so zurecht zu machen Zum Postversand die sieben Sachen, Daß vor dem Kistchen, fest und schön, Die Postbeamten staunend stehn. An Postrecepten noch gebricht's: Davidis, Ebhardt bringen nichts, Auch Oeser schweigt sich gänzlich aus, Gleich Lina, Polko und „Fürs Haus"; Drum mögen sich in diesen Spalten Der Weisheit Regeln nun entfalten. I>ostrecept. Vorbemerkung. Die echte Hausfrau Weitz Bescheid Und richtet Alles hübsch bei Zeit; So soll sie sich auch nicht verspäten Mit ihren Weihnachts-Postpacketen. Ein fester Tag lätzt sich nicht nennen; Sie selbst muh die Entfernung kennen, Muß wissen, daß ein Stück bis Wien Braucht länger als nach Potsdam hin. Dazu muß man noch wohl bedenken, Daß bei Millionen Christgeschenken, In solcher Zeiten Sturm und Drang Die Fahrzeit dauert doppelt lang, Und daß zum Schluß das Ueberbringen Auch nicht so rasch wird stets gelingen. Drei Tage vor dem Weihnachtsfest Sollt' drum bis auf den letzten Rest Der Gaben Menge groß und klein Der Post schon überwiesen sein. Weihnachtsgeschenke zu verpacken. In jedem Haushalt finden sich Cigarrenkistchen sicherlich, Auch Schachteln von verschiedener Güte Für Blumen, Bänder oder Hüte; Auch Packpapiere aller Sorten. Die öfters schon verwendet worden, Wie Risse, ehrenvolle Wunden, Unwiderleglich es bekunden; Von Bindefaden kleine Enden Wie sie wohl Budiker verwenden, Den Propfen sest zu Überspannen Und so der „Weißen" Geist zu bannen. Nimm dieses ganze Material, Und — schenke es mit einem Mal Der Köchin oder Maid für Alles, Doch mit dem Zwange jedenfalles: Zu weihen den gesammten Schatz Dem ersten besten Lumpenmatz. Bist du nun dieses Plunders bar Und so entronnen der Gefahr, In Fetzenkram und alten Flicken Die hübschen Sachen zu verschicken, Dann schaffe Dir ein Kistchen an, Deß Deckel man verschieben kann, Hübsch leicht, doch haltbar, nicht zu groß: Darin verpackt es sich famos, Und nebenbei wird noch erreicht, Daß Dein Geschenk sich netter zeigt, Als in der alten Schachtel, die Gefällt der Welt bekanntlich nie.