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Zeitereignisse. PulSnitz. In der am Mittwoch Abend abgehaltenen Kirchenvorstandssitzung wurde Herr Predigtamtscandidat Israel aus Schönau auf dem Eigen (Amtshauptmann- schast Löbau) einstimmig zum Diaconus von Pulsnitz gewählt. Derselbe wird an einem der bevorstehenden Adventsonntage ordinirt uns in sein hiesiges Amt einge wiesen werden. Gott segne seinen Ausgang und Eingang! Pulsnitz. Nächste Woche gedenkt der Sammelbote für den Neubau des Marlinsstiftes (Blödenanstalt) zu Sohland am Rothstein in hiesiger Gemeinde zu collectiren. Wir dürfen wohl hoffen, daß sich ihm Herzen und Häuser öffnen, umsomehr als die genannte Anstalt einen Zögling aus unsrer Parochie in sich birgt. Steht die Noth- wendigkeit der Blödenanstalten außer Frage, so doch nicht die Möglichkeit, wie die Bausumme von 35,000 Mark, von der man in Sohland a. R. vorläufig nur annähernd die Hälfte hat, getilgt werden soll. Wir wünschen daher dem Sammelboten von Herzen einen reichen Ertrag! — Wer das Glück hat, Kinder zu besitzen, die gesund sind an Leib und Seele, der denke sich hinein in den Jammer der Existenz eines blödsinnigen Menschenkindes und opfere dankerfüllt ein Scherflein! Alle aber mögen gedenken der Inschrift des von Pastor Löhe gegründeten Blödenhauses zu Neuendettelsau in Baiern, die da lautet: „Den Blöden ist Er hold!" Pulsnitz. Nächsten Dienstag, den 25. November, Vormittags 9 Uhr, öffentliche Hauptverhandlungen des Königlichen Schöffengerichts Pulsnitz, 19. Novbr. Die k. Kreishauptmannschast zu Bautzen erläßt unterm 13. Novbr. eine Bekannt machung, nach welcher die k. Ministerien des Innern und der Finanzen entschieden haben, daß die Sperrung einer fiscalischen Straße innerhalb des Bezirks einer Stadt mit revidirter Städteordnung nicht vom Stadtrath, sondern von der betr. Amtshauptmannschaft nach Ver nehmen mit Ersterem zu verfügen ist, da die fiscalischen Straßen nicht zur Vermittelung des örtlichen, sondern eines darüber hinausgehenden öffentlichen Verkehrs dienen. Nur in solchen Fällen, wo die Sperrung aus sicherheits polizeilichen Gründen keinen Aufschub duldet, ist sowohl die Polizeibehörde einer Stadt mit revidirter Städte ordnung, als auch der Bürgermeister einer mittleren oder kleineren Stadt oder der Gemeindevorstand zu der Sperr ung befugt, nur ist über diese Maßregel unverzüglich der Amtshauptmannschaft Anzeige zu erstatten. — Nach der im „Dr. Journal" veröffentlichten „Uebersicht der Ein- und Rückzahlungen bei den Spar kassen des Königreich Sachsen" erfolgte im Monat September 1884 bei der Sparkasse zu Kamenz 634 Ein zahlungen im Betrage von 73263 Mk. 82 Pfg., 300 Rückzahlungen im Betrage von 37966 Mk. 44 Pfg., bei der Sparkasse zu Elstra 47 Einzahlungen im Betrage von 4480 Mk. 50 Pfg., 13 Rückzahlungen im Betrage von 1596 Mk. 60 Pfg., bei der Sparkasse zu Königs brück 46 Einzahlungen im Betrage von 22557 Mk. 9 Pfg., 81 Rückzahlungen im Betrage von 19029 Mk. 19 Pfg., bei der Sparkasse zu Königswartha 21 Einzahlungen im Betrage von 1600 Mk. 16 Pfg., 23 Rückzahlungen im Betrage von 2791 Mk. 5 Pfg., bei der Sparkasse zu Pulsnitz 241 Einzahlungen im Betrage von 12456 Mk. 68 Pfg., 88 Rückzahlungen im Betrage von 14167 Mk. 18 Pfg., bei der Sparkasse zu Großröhrsdorf 143 Ein zahlungen im Betrage von 5476 Mk. 4 Pfg., 33 Rück zahlungen im Betrage von 3713 Mk. 79 Pfg., bei der Sparkasse zu Bretnig 54 Einzahlungen im Betrage von 1931 Mk. 89 Pfg., 9 Rückzahlungen im Betrage von 672 Mk. 82 Pfg., bei der Sparkasse zu Ohorn 29 Ein zahlungen im Betrage von 1369 Mk. 50 Pfg., 3 Rück zahlungen im Betrage von 528 Mk. 20 Pfg. — Der Handels- und Gewerbekammer Zittau ist die "Uachersichtliche Eröffnung zugegangen: Das König!. Finanzministerium hat auf Grund eingehender Erwäg ungen für zulässig erachtet, die Besitzer der an eine Staatseisenbahnlinie anschließenden Zweiggleisanlagen nicht nur für alle diejenigen Fälle, in welchen ein Scha den durch Verschulden der Eisenbahnverwaltung oder ihrer Leute herbeigeführt wird, sondern auch sür die jenigen Fälle von der Haftpflicht für die unter das Reichsgesetz vom 7. Juni 1871 fallenden Schädenver- gütungen zu befreien, in welchen ein Schaden durch bas bloße Vorhandensein der Weiche — also ohne nachweis bares Verschulden auf Seiten des Zweiggleisbesitzers oder der Eisenbahnverwaltung — entsteht, sofern der Betrieb auf der Zwetggleisanlage, wie dies in der Regel geschieht, durch die Eisenbahnverwaltung besorgt wird. Vorstehendem gemäß werden die W 13 und 14 der all gemeinen Bedingungen für Zweiggleis- und Weichen anschlußanlagen abgeändert und sowohl neu abzuschließ enden Verträgen über solche Anlagen, als auch Pen bei der gewöhnlichen dreijährigen Revision auszuserttgenden Vertragsnachträgen zu Grunde gelegt werden; uner wartet dieser Vertragsänderungen wird aber auch währ end der Dauer der jetzigen Verträge nach obigen mil deren Bestimmungen vorkommendenfalls verfahren werden. — Dem Vernehmen nach beabsichtigt der Verband sächsischer Geflügelzüchter-Vereine, dem gegenwärtig 20 Vereine angehören, in der Zeit vom 21. bis 24. Februar kommenden Jahres in Zwickau seinen 3. Verbandstag abzuhalten und damit eine Ausstellung selbstgezüchteten Geflügels, sowie eine Verloosung zu verbinden. — Zu dem Allodialbesitz des verstorbenen Herzogs Wilhelm von Braunschweig, sür welchen kürzlich Sr. Majestät unserem König Albert durch den Erbschafts- Kurator, Präs, von Hantelmann, das Erbdokument ein gehändigt wurde, gehören nach einer publizirten Zu- fammenstellung die Güter: Kunersdorf, Kunzendorf II, Dobrischau, Eichgrund, Groß-Graben, Nieder-Jäntschdors, Loischwitz, Klein-Oels, Pcuckc, Stampen, Süßwinkel und die im Kreise Kreutzburg belegene Herrschaft Guttentag mit den Gütern Ellguth, Guttentag, Glowczütz, Gosla- witz, Schloß Guttentag, Makowczütz, Rzendowitz, Schem- rowitz, Warlow und Zwoos. — Ein recht hübsches Intermezzo ereignete sich am 14. d. M. gelegentlich der Hosjagd bei Wermsdorf. Als nämlich an diesem Tage das Jagdsrühstück einge nommen wurde, standen die Kinder, welche ihren Vätern, den Treibern, den Imbiß gebracht hatten, in respektvoller Entfernung von der Tafel. Manches von ihnen mochte wohl den vermessenen Gedanken hegen: „Wenn du doch auch etwas von der König!. Tafel zu kosten bekämst!" Und wirklich, ihr Wunsch sollte ihnen ersüllt werden. Als die Schützen die Tafel verließen, ermunterte Ihre Majestät die Königin in leutseliger Weise die Kleinen, näher zu treten, und ließ die noch ziemlich bedeutenden Lorräthe des Frühstücks unter sie vertheilen. Wie mundete der dampfende Grog und die Fleischspeisen, und wie ganz anders schmeckten doch die „ganzen Kar toffeln" von der König!. Tafel, als diejenigen, welche daheim die Mutter kocht. — In Bautzen ist man zur Bekämpfung des Bettler- und Vagabondenthums aus Beschluß der Bezirksversamm lung neuerdings mit der Errichtung von Verpflege- stationen vorgegangeu. Dieselben, elf an der Zahl, sind unter Berücksichtigung der örtlichen Verhältnisse an den hauptsächlichsten Verkehrsstraßen des Bezirks in an gemessener, mehrstündiger Entsernung von einander dis- locirt und gewähren dem armen Reisenden, sofern der selbe sich durch eine Legitimation über seine Person ans weisen kann, eine der Tageszeit entsprechende Mahlzeit, bez. auch Nachtlager. In Bautzen felbst wird die Ver pflegung, wie schon früher, durch den Verein gegen Haus bettelei in ähnlicher Weise gewährt. Die Einrichtung ist mit dem 1. Oclober ins Leben getreten und es hat in dieser kurzen Zeit sich schon eine nicht unwesentliche Abnahme des Vagabondenwesens bemerkbar gemacht. — Das Chemnitzer Landgericht verhandelte dieser Tage über eine Anklage wegen Wuchers, dessen der dasige Kausmann O. E. Schmidt beschuldigt war. Der Ange klagte hatte in den Jahren 1877 und 1878, demnach in einer Zeit, wo die jetzt gütigen Strafbestimmungen über Wucher noch nicht bestanden, an einen Beamten Geldbeträge mit 60 Prozent ausgelichen und später, nachdem der Schuldner gestorben und dessen Ehesrau die Schuldsumme übernommen hatte, die Zinsen auf 12 Prozent herabgesetzt. Schmidt wurde wegen gewerbs mäßigen Wuchers zu sechs Monaten Gesängniß und 2000 Mk. Geldstrafe verurlheilt. — Der Chef des deutschen Postwesens, Dr. Stephan, kommt öfter nach Sachsen, um in unseren Wäldern dem edlen Waidwerk obzuliegen. Vorgestern traf er wieder in Leipzig ein, um einer daselbst stallfindenden Jagd bei zuwohnen. Berlin, 20. Nov. Der Kaiser eröffnete den Reichs tag in Anwesenheit des Kronprinzen und der königlichen Prinzen, des Bundesraths, vieler Generale, Diplomaten und zahlreicher Volksvertreter, im Ganzen 200 Personen; der Kaiser verlas,die Thronrede mit lauter, fester Stimme, der viermal, namentlich beim Passus der Colonialpolitik und zum Schluß, lebhafter Beifall gespendet wurde. Alle Parteien, außer Centrum und Socialdemokraten, waren vertreten. Der Alterspräsident Gras Moltke eröffnete die erste Sitzung um 3 Uhr, anwesend waren 262 Mit glieder, somit beschlußfähig. Die Präsidentenwahl findet dem Wunsch des Hauses entsprechend Sonnabend statt, wo nächste Sitzung. Die Socialdemokraten wollen die Aushebung aller Ausnahmegesetze beantragen. Dem Reichstag ging eine Petition mit 30000 Unterschriften auf Erhöhung der Kornzölle von 1 auf 3 M. pro Doppelcentner gegenüber dem russischen überseeischen Ex port zu. — Von den 98 Stichwahlen ist bei etwa 10 das Resultat noch zweiselhast; bei den übrigen ist es entweder amtlich sestgestellt, oder durch übereinstimmende Angabe der Freunde und Gegner des Gewählten beglaubigt. Die deutsch-freisinnige Fraction ist durch die Stichwahlen aus 65 Köpfe gestiegen, die nationalliberale auf 50, die Conservaliven auf 75, die Freiconservaliven auf 28, das Centrum mit den Welfen auf 108; die Volkspartei zählt 8, die socialdemokratische 24 Abgeordnete, der Elsaß- Lothringer sind 14, die Polen 16; die „Mittelpartei" verfügt also etwa über 80 Köpfe, unter Hinzutritt der Deutschconservativen über 150. — In der am 17. d. stattgefundenen Plenarsitzung des Bundesrathes wurde der von dem Reichstage in seiner letzten Session gefaßte Beschluß wegen Aufhebung des Gesetzes über die unbefugte Ausübung von Kirchen ämtern abgelehnt. Der Antrag Ackermann wegen Er gänzung des Paragraphen 100s der Gewerbeordnung wurde angenommen. Die Dampfersubventionsvorlage wurde genehmigt. — Dem Bundesrathe ist jetzt auch das Etatsgesetz zugegangen. Danach begleicht sich der Etat in Einnahmen und Ausgaben mit 622 942000 Mk., und zwar fallen auf die dauernden Ausgaben 557 407000 Mk. und auf die einmaligen und außerordentlichen Ausgaben 65 534 000 Mk. Die bisherigen Einnahmen des Reiches geben einen Minderertrag von 19942000 Mk. gegen im Vorjahr. Die Ausgaben aber erheischen gegen das Vorjahr einen Mehrbedarf von 22298000 Mk.; hieraus folgt, daß die Matrikularbeiträge der Einzelstaaten für das Etatsjahr 1885/86 um 19942000 Mk. 4-22298000 Mk. — 42 241000 Mk. erhöht werden müssen. Preußen wird also sür 1885/86 aus seinen Theil ungefähr 33 Millionen Mark mehr Matrikularbeiträge an das Reich abzusühren haben als im Etatsjahr 1884/85. — Ueber die' erste Sitzung der westafrikanischen Konferenz verlautet noch nachträglich, daß die Eröffnungs rede des Fürsten Bismarck sich durch besondere Klarheit ausgezeichnet habe. Als die drei Ziele wurden airge geben die Feststellung des Grundsatzes der Handelsfrei heit im ganzen Kongogebiete, die Anwendung der Be stimmungen des Wiener Kongresses auf eine freie Schiff fahrt auf dem Niger und dem Kongo, endlich die Um grenzung der Bedingungen, deren Erfüllung die Aner kennung neuer afrikanischer Besitzergreifungen Seitens der Mächte zur Folge haben soll. — Aus Anlaß der Dampfer-Subventionsvorlage sind dem Fürsten Bismarck während der letzten Wochen wieder mehrere Zustimmungsadressen zugegangen, unter anderen seitens der deutschen Kausmannschaft zu Rio de Janeiro, des Vereins zur Wahrung der gemeinsamen wirlhschastlichen Interessen der Saar-Industrie zu Saar brücken und seitens der Handelskammer zu Osnabrück. — Der Zoologe und Reisende Alsred Brehm, welt bekannt durch sein ausgezeichnetes Lebenswerk, das kurz weg den Titel „Brehm's Thierleben" führt, ist in Renthendorf bei Gera gestorben. Der als Mensch wie als Gelehrter gleich hochgeachtete Naturforscher stand noch im besten Mannesalter und Wohl nur die Anstreng ungen und Strapazen, die er sich auf feinen verschiedenen Forschungsreisen zugcmuthet, machen das srühe Ableben des kräftigen Mannes begreiflich. Alsred Brehm ward am 2. Februar 1829 in demselben thttringschen Ort bei Neustadt an der Orla, geboren, in welchem er jetzt er krankte und starb Sein Vater, der bekannte Ornitholog, war daselbst Pfarrer. — Dem Reichstage des Königreichs Italien liegt nunmehr der Gesetzentwurf bezüglich der Eisenbahncon ventionen vor. Italien will die Eisenbahnen als Staats eigenthum erwerben, den Betrieb dagegen privater Thä- tigkeit überlassen. In Deutschland, Oesterreich-Ungarn u. f. w. findet mau bekanntlich das gegentheilige Stre ben, nämlich die Betriebsleitung den Privathänden zu entnehmen und staatlich zu organisiren. Das Vorgehen Italiens hat deßhalb überall großes Aufsehen erregt, den Erfolg zu beurtheilen, dürfte aber gegenwärtig noch Niemand in der Lage sein. — Kürzlich trat der große Ausschuß des deutschen Hilssvereins zu Paris unter dem Vorsitz des deutschen Botschafters Fürsten von Hohenlohe zusammen, um über die Maßregeln zu berathen, welche wegen des Ausbruchs der Cholera zu ergreisen seien. Aus Antrag des Fürsten beschloß der große Ausschuß, dem engeren Ausschüsse den Reservefonds (26,000 Franks) zur Verfügung zu stellen, um armen Deutschen, die etwa von der Seuche heimgesucht werden sollten, zu helfen. Bisher lag dieser Fall nicht vor; unter den in der Billette wohnenden unbemittelten Deutschen, die ziemlich zahlreich sind, hat sich noch kein Cholerafall ereignet. — Nach den in Paris vorliegenden Meldungen sollen am 14. d. in London 182 Cholerafälle konstatirt fein. — Dem „Reuter'schen Bureau" wird aus Dongola vom 18. d. M. telegraphirt: Vor etwa 20 Tagen kehrte eine beträchtliche Jnsurgentenschaar nach Ondermann zu rück. Gordon entsandte zwei Dampfer, um die Insur genten zu beschießen. Diese beantworteten das Feuer ebenfalls aus Kanonen, machten hierbei ein Rad an dem einen Dampfer unbrauchbar und zwangen beide Dampfer zum Rückzüge nach Chartum. Zum Eodtenfefi. Am Grabe stehn wir stille — und säen Thränensaat — des lieben Pilgers Hülle, der ausgepilgcrt hat. Er ist nun angekommen, wir pilgern noch dahin, er ist nun angenommen, der Tod war ihm Gewinn. Er schaut nun, was wir glauben, er hat nun, was uns fehlt, ihm kann der Feind nichts rauben, der uns versucht und quält. Ihn hat nun, als den Seinen, der Herr dem Leib entrückt, Und während wir hier weinen, ist er so hoch beglückt. Er trägt die Lebenskrone und hebt die Palm empor, und singt vor Gottes Throne, ein Lied im höhern Chor. Wir armen Pilger gehen hier noch im Thal umher, bis wir ihn Wiedersehen und selig sind, wie er.