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Wockcnblutt für PnluM, Königsbrück, Nadtbrrg, Rnörburg, Moritzburg und Umgrgrnb. SechsimSSreWgster Jahrgang Verantwort!. Buchdruckerei von Ernst Ludwig Förster in Pulsnitz. Nedacteur Alwin Endler in Pulsnitz. Druck und Verlag von Paul Webers Erben in Pulsnitz. Erscheint: Mittwoch» und Sonnabend». Abonnementspreis: (einlchließlich de« jeder Sonnabend-Nummer beiliegenden Sonnlageblalte«) Vierteljährlich 1 Mark 25 Pfg. Inserate werden mit 10 Pfennigen für den Raum einer gespaltenen Corpus- zeile berechnet u. sind bis spätestens Dienstags und Freitags Vormittags » Uhr h,er aufzugeben. Amtsblatt des Königlichen Amtsgerichts, sowie des Stadtrathes zu Aulsniß. Geschäftsstellen für Königsbrück: bei Frau verw. Tschersich. D resd en: Nnnoncen-Burcaus Haasenstein L Vogler u. Jnvalidendank. Leipzig: Rudolph Mosse. Muns unbekannten Firmen und Personen nehmen wir nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briefmarken oder ugr» Postcinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls ausgenommen, mag der Betrag bciliegen oder nicht. ^XPkllitlON ä68 Hmt8dlkitt68. Sonnabend. k 82. 11. Oktober 1884. Wegen der — Sonnabend, den 11. und Montag, den 13. Oktober 1884 stattsindenden Neinigttttg der Rathsexpeditions-Lokalitäten werden an diesen Tagen mir ganz dringliche Sachen erledigt. Pulsnitz, am 1. October 1884. F D e r S t a d t r a t h. Schildert, Brgrmstr. Bekanntmachung. Wegen Reinigung der amtshauptmannschaftlichen Canzleilocalitäten werden Freitag und Sonnabend, den 17. und 18. Oct. d. I. nur dringliche Angelegenheiten erledigt. Kamenz, am 8. October 1884. Königliche Amtsha u p t Mannschaft. Wirthschaftliche Calamiwten. Trotz einer im allgemeinen recht guten Ernte, trotz oeS Vorhandenseins eines gesicherten Friedens und auch sonstiger günstiger Verhältnisse sür das wirthschaftliche Leben, hört man jetzt doch recht viele Klagen über schlechten Geschäftsgang. Es jammern zumal viele Jndustriekreise, aber diesen schließen sich auch andere Wirthschastsgruppen an. Auch existirt diese Calamität nicht nur in Deutsch land, sondern auch in anderen wirthschaftlich noch hoher ausgebildeten Ländern, zumal in Frankreich, England und Nordamerika. In Lyon sollen 25000 Arbeiter be schäftigungslos sein, in anderen französischen Städten ist es ähnlich und die Klage«' über den Rückgang der Geschäfte in Frankreich sind allgemein. In England leiden einige Industriezweige seit Jahren unter dem Rückgänge der Preise und doch ist England das Ceutrum des Welthandels, die Ausdehnung seiner Industrie durch die Vielseitigkeit und Expansivkrast seiner Verkehrsmittel ungeheuer — weit über die Verkehrsgrenzen der con- tinentalen Industriestaaten hinausragend. Nordamerika, das gepriesene Wtrthschaftsland, hat ebenfalls das Dar niederliegen vieler Erwerbszweige zu beklagen und unge zählte Tausende sind dort erwerbslos oder befinden sich in gedrücktester Lage. Fragt man nun nach den Ursachen dieser Calamitäten, so sind sie ans industriellem Gebiete durch weiter nichts hervorgerufen worden als durch die moderne Produktionsmethode: Viel und billig zu pro- duciren und sich mit einem kleinen Gewinne zu begnügen. Diese an sich durchaus nicht verwerfliche Methode hat nun aber die große Schattenseite, daß alle Producenten sich aus Massenproduktion zu billigsten Preisen zu legen bemüht sind und dadurch werden die Preise schließlich aus ein Niveau herabgedrückt, bei denen der Fabrikant nicht mehr bestehen, oder in Folge totaler Uebersülle überhaupt nicht mehr verkaufen kann. Aehnlich, wenn auch nicht so schlimm, liegen die Verhältnisse in Folge der reichen Ernte auf dem landwirthschaftlichen Gebiete, auch da sind die Preise meistentheils sehr gedrückt, zumal die amerikanischen, ungarischen, rumänischen und russischen Landwirthe schließlich zu jedem Preise ihr Getreide los schlagen müssen, um es überhaupt los zu werden. Ueberproduktion und zu viel Vorrath ist daher jetzt die Ursache der Calamitäten auf den meisten Produktions- gebielen und wenig ist gegen dieselben anzukämpsen, denn die Industriellen sind bezüglich ihrer Produktions weise nicht einträchtig zu beeinflussen und den Landwirthen könnte selbst durch eine Erhöhung der Kornzölle nicht viel geholfen werden, da die Ueberproduktion an Getreide im Auslande zum Theil enorm ist und jeder Getreide» Producent doch lieber zu irgend einem Preise seine Waare verkauft als sie jahrelang liegen läßt und womöglich vergeblich aus bessere Preise wartet. Mit Geduld und möglichster Wahrnehmung der sich noch darbietenden kleinen Vortheile muß die Periode des Waaren- und Getreideüberflusses ertragen werden, ein allgemeines Heilmittel giebt es dagegen nicht. Die guten Ernten hat Gott gemacht und sie sind ein Segen, wenn auch zu Ungunsten der Landwirthe das Getreide billig wurde, und die Ueberproduktion auf dem industriellen Gebiete haben die Menschen gemacht, denen im wirthschaftliche» Streben keine Fesseln anzulegen find. Zeitereignisse. Pulsnitz. Wie wir vernehmen, soll die Eröffnung des Betriebes der Staatseisenbahnlinie Klotzsche-Königs brück laut bekannt gewordener Entschließung des König!. Finanzministeriums am 17. October a. c. erfolgen. Die, von sämmtlichen Gemeindevertretern der von der Bahn berührten Ortschaften beschlossene offizielle Feier der Bahnbauvollendung findet jedoch am 16. October statt und ist das Programm hierzu bereits in folgenden fest gestellt und veröffentlicht: Begrüßung der Vertreter der König!. Staatsregierung und Ehrengäste auf Station Klotzsche durch Mitglieder des Festausschusses, (Bors. Herr Bürgermstr. Heinze), Abgang des durch die Muni- fizcnz der Hohen König!. Staatsregierung zur Verfügung gestellten Festzuges in Klotzsche 12 Uhr 45 Min. Nach mittags. Ankunft in Königsbrück 2 Uhr 30 Minuten Nachm. Anm.: Für die Inhaber von Festkarten aus Königsbrück und den übrigen betheiligten Ortschaften wird zum Anschluß an den Festzug ein besonderer, von Königsbrück nach Klotzsche verkehrender Zug abgelaffen werden, Abfahrt 10 Uhr Vorm., da der osfizielle Festzug auf den Zwischenstationen Fcsttheilnehmcr nicht ausnimmt. Offizieller Empfang der Herren Regierungsvertreler und sonstigen Notabilitäten am Bahnhof Königsbrück durch die Stadtgemeindevertreter, Ortsbehördenvorstände, Kor porationen rc. Geleitung der Ehrengäste und Festtheil nehmer vom Bahnhof nach der Stadt unter Betheiligung von Korporationen, Vereinen rc. 3 Uhr Festdiner im RathhauLsaale. 6 Uhr: Fackelzug der freiwilligen Feuer wehr vom Rathhaus nach dem Bahnhof zur Rückgeleit- ung der Ehrengäste. Rückfahrt nach Klotzsche ab Königs brück: 7 Uhr Nachmittags; Ankunft in Klotzsche: 9 Uhr Abends. 8 Uhr Ball sür die Festtheilnehmer und deren Angehörige im Rathhaussaal. Ballmusik in den Sälen zum „schwarzen Adler" und Schützenhaus". Commers der einzelnen Vereine rc. in ihren Vereinslocalen. — Nächsten Dienstag, den 14. Oktober, Vormittags 9 Uhr, öffentliche Hauptverhandlungen des Königlichen Schöffengerichts. — Der Gesammt-Auflage unseres heutigen Blattes liegen der Winterfahrplan der König!. Säcbs. Staats- Eisenbahnen, sowie ein Prospect der Müller'schen Heil methode, Dresden, Terassenufer 28, bei, woraus wir noch besonders aufmerksam machen. Kamenz, 6. Oktober. Am gestrigen Sonntag sind durch ein früh V«6 Uhr ausgebrochenes Feuer die Wohn- und Wirthschaftsgebäude des Grobgartennahrungsbesitzers Jacob Kliemant in Piskowitz bis auf die Sohle in Asche gelegt worden. Sämmtliches Mobiliar, die Getreide- und Futtervorräthe, sowie auch gegen 140 Mk. Geld sind mit verbrannt, das Vieh aber glücklicherweise ge rettet worden. Die Entstehungsursache ist noch nicht ermittelt. Dresden, 6. October. Vom Ausschuß der deutschen Turnerschast, der gestern hier tagte, ist der Beginn des 6. deutschen Turneisestes in Dresden auf den 19. Juli 1885 festgesetzt worden. — Der Vorstand der deutschen Reichsfechtschule erläßt einen Ausruf, in welchem zum „Sammeln von Aepfel- und Birnenkernen" aufgefordert wird, da für das Pfund 1—3 gezahlt werde. — Für die Ausstellung jür Handwerkstechnik in Dresden ist gleich vom Anfang an eine nachahmung?- werthe Einrichtung getroffen worden, darin bestehend, daß in einem besonderen Zimmer des Maxpalais (Re dactionszimmer) die Kataloge und Prospecte der Aus steller, nebst den von ihnen gegebenen schriftlichen Er läuterungen zu ihren Ausstellungsgegenständen, in über sichtlicher Weise nach Gruppen geordnet, ausliegen. — Anläßlich der Feier des 50jährigen StiftungS- festes des Gewerbevereins in' Dresden hat am Montag Vormittag in dem in reichem Festschmuck prangenden großen Saale des Gewerbehauses daselbst ein Festactus stattgesunden, welchen die Herren Staatsminister von Nostitz-Wallwitz, v. Gerber und v. Abeken und viele höhere Staatsbeamte vom Civil und Militär, die Vor sitzenden der städtischen Collegien u. s. w. durch ihre An wesenheit auszeichneten. Die Festrede hielt der zeitherige Vorsitzende des Gewcrbevereins, Herr Prof. Weißbach, Herr Staatsminister von Nostitz-Wallwitz beglückwünschte den Verein im Namen Sr. Maj. des Königs und der Staatsregierung, Herr Oberbürgermeister Dr. Stübel im Namen des Rathscollegiums.HerrHandelskammerpräsidsnt Hultzsch im Namen der Handelskammer und Herr Dir. Clauß gab in gedrängter Kürze di« Geschichte des 50- jährigen Bestehens des Vereins. Außerordentlich zahlreich waren die Deputationen, welche von Schwestervereinen Sachsens und Preußens entsendet worden waren. (Unter den Deputationen befand sich auch eine des Gewerbe vereins Kamenz.) Der frühere, 16 Jahre lang als be währter Vorsitzender des Gewerbevereins fuugirende Herr Kaufmann August Walther wurde in Anerkennung seiner hohen Verdienste um den Verein, sowie Her» Geh. M- gierungsrath Böttcher als treusorgender Förderer dec gewerblichen Fachschulen zum Ehrenmitglieds ernannt; acht Herren, welche stets bemüht gewesen sind, zu den Ersten ihrer Berufsgenosien zu zählen, erhielten silberne Medaillen mit den dazu gehörigen Diplomen. — Ein am Abend stattsindendes, von über 200 Theilnehmern besuchtes, sehr animirtes Festmahl bildete den Schluß der Jubelfeier am Montag. — Ausstellung der Handwerks-Technik Dresden. Ein hoch wichtiger Theil derjenigen Arbeit, welche der Gewerbeverein zu Dresden bei der Durchführung der Ausstellung (für Handwerkstechnik) entwickelt, ist die welche sich auf die fachgemäße Prüfung der dazn ange meldeten Ausstellungsgegenstände erstreckt. Nicht wie bisher aus allen großen und kleinen Ausstellungen üblich werden die Objekte nach dem Augenschein beurtheilt und mit goldenen und silbernen Medaillen prämiirt, sondern es soll zum ersten Male dem Ernste der Arbeit ent sprechend und auf wissenschaftlicher Grundlage beruhend ein neuer Weg eingeschlagen werden, die Leistungen und Güteverhältnisse abzuwägen. Nur auf streng durchgeführte Messungen soll das Urtheil sich stützen, das, in einem Certisicat nie dargelegt, am besten den wahren Werth erkennen läßt. Zu diesem Zweck hat die „technische Deputation des Gewerbevereins" einen Ausschuß aus 56 Mitgliedern gebildet, unter denen Männer der Wissenschaft wie der Technik und des Handwerks gleich vertreten sind. Herr Regierungsrath Prof. Dr. Hartig, der ja in den wissenschaftlich technischen Kreisen durch seine Erfindungen und Arbeiten zur Ermittelung der LeistungSfähtzkeit von Dampf anlageu und Maschinen al-