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Nocken blatt für Pulsnitz, Königsbrück, Rnörberg, Radrbnrg, Moritzburg nutz Nmgrgk«L SechsunddreWgfter Jahrgang D 46 7. Jnni 1884 Sonnabend >eren Inhaber Herr mdel unter ausdrücklicher anbcraumten Impf- und iung vor dem Impf« Buchdruckerei von Ernst Ludwig Förster in Pulsnitz. Verantwort!. Redacteur Alwin Endler in Pulsnitz. Druck und Verlag von Paul Weber's Erben in Pulsnitz. Amtsblatt des Königlichen Amtsgerichts, sowie des Stadtrathes zu Aulsnitz. Geschäftsstelle <ür KönigsbrSS: bei Herrn Kaufm. M. Tschersich. Dresden« Annoncen-Bureaus Saasenkeiu L Vogler u. Jnval»d«»d»»r. LcipztK; Studolph Kokt» vorgenommen Werden, erfolgen »cm uns ruibekannten Firmen und Personen nehmen Ivir nur gegen Pränumcrando-Zahlung durch Briefmarke« »da, <444N4vI4441^^ <4I4s 44 Posteinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls ausgenommen mag der Betrag beilicgen oder nicht. Lxpkliilion llk8 -4mt8bIattSG> Auf Fol. 170 des Handelsregisters für den Bezirk des unterzeichneten AmtsgerichtS"Hi heute die FirmaMlwin Kaufmann Carl Alwin Endler daselbst eingetragen worden. Pulsnitz, am 4. Juni 1884. Das Kö ni gl i che>Em t s g i öM. Erscheint: Mittwoch» und Sonnabend». Abonnementspreis: »loschlirßlich dc» jeder Sonnabend-Nummer demeuenden Sonntag«blaltes) Vierteljährlich I Mk. 25 Pfg. Inserat- Werden mit 10 Pfennigen für den Raum einer gespaltenen Corpus- »eile berechnet u. sind bis spätestens Dienstags und Freitags Vormittags O Uhr hier aufzugeben. / / Impfung betr. Die öffentlich^ Impfungen und Jmpfrevisionen, welche unentgeltlich durch den hiesigen verpflichteten Jwpfarzt in hiesiger Stadt usid zwar im Rathhaus, 1 Treppe, an folgenden Tagen: / / / . s I« Impftermin: 4ii // / Sümpfung, j / X n. Impftermin: Flittvrvel», «Ivn u . «k u / Wlederimpfuttg.^ n ^mpfrevisionstermin: L»ieu8ttjM^llvu pnd ^>ar atz sämmtlichen TaM^fachmittags von 4 bis « Nhr. ' Es werden hiernack^te Eltern, Pflegeeltern und Vormünder der nach ß 1,, des Reichsgesetze-'wom^. April 1 Mrwarnung vor 14, Abs. 2, gedachten Gesetzes angedrohten Strafen aufgefordert, mit^chren>Mpfpflichtigen N ev^NSterntztE^Mwelchen mittelst Patent noch besonders' eingeladen werden wird, behufs deo^wz^Ung und ihrer Co termine durch ärztliches Zeugniß bei dem verpflichteten Jmpfarzt bez. dem unterzeichneten ^Skadtrath nachzuweisen. Pulsnitz, am 13. Mai 1884. Der Stadtrat h. Schubert, Brgrmstr. Deutschlands SteUnny im Melttzandel. In einem früheren Artikel haben wir dargethan, daß der überseeische Handel Deutschlands nach West- und Südwestafrika vor allen anderen Ländern den ersten Rang einnimmt, sehr bedeutend ist auch der deutsche Handel mit Hinterasien, er rivalifirt dort mit großem Erfolge mit demjenigen Englands, Frankreichs und Nordamerikas und selbst mit Indien, welches die natür liche Domäne Englands ist, treiben die deutschen Kaufleute einen beträchtlichen Handel. Ohne Colonialmacht zu sein, ist also Deutschland erfolgreich an dem wirthschaftlichen Wettkampfe der Nationen betheiligt, aber es hieße doch Wohl die Art und das Ziel dieses Wettkampfes verkennen, wenn Deutschland niemals Colonien und überseeische Länder erwerben und dieselben lediglich den anderen Großmächten überlassen wollte. Mit Freuden begrübt man vielmehr jetzt die deutliche Stellungsnahme der deutschen Regierung in der Colonialsrage durch die über das Unternehmen des Kaufmanns Lüderitz in Angra Pequena ausgesprochene Protektion des deutschen Reichs und die von demselben ebenfalls an den Tag gelegte Theilnahme an der Congofrage, in welcher viele frucht bare Länderstrecken zu gewinnen sind. Mit den Schattenseiten und Gefahren, welche Colo nien dem Mutterlande bereiten können, wird man wohl auch seitens der deutschen Regierung rechnen, dafür ver bürgt der erprobte, praktische Blick unseres Reichskanzlers, aber man hat deshalb noch lange keine Ursache bei deutschen Colonialbestrebungen auf die bitteren Erfahr ungen zu exemplificiren, die Spanien, Frankreich und England mit ihren Colonien zu gewissen Zeiten gemacht haben. Deutschland dürfte schon auf ganz andere Art und unter ganz anderen Voraussetzungen Colonien gründen, wir es seiner Zeit die vorgenannten Seemächte gethan haben und man kann mit Recht bezweifeln, daß es in einer deutschen Colonie Ursache oder Gelegenheit zu einer Revolution der Colonisten oder Eingeborenen geben wird. Deutsche Ordnung, Disciplin und Gerechtigkeit würden wohl auch die staatliche Grundlage in deutschen Colonien werden und dem revolutionären Unkraut und dem Abentrurrrthum, welche die Plagen vieler Colonialländer sind, den Boden entziehen. Schwerlich ist auch anzunehmen, daß England oder Frankreich deutschen Colonialbestrebungen irgend welche ernsthafte Schwierigkeiten bereiten werden. England ist zur Zeit in Egypten und Frankreich in Cochinchina und Anam engagirl, auch wird Deutschland nicht dort Fuß fafsrn, wo es bereits vorhandene Besitztitel Englands, Frankreichs oder anderer Länder vorfindet. Die deutsche Nation, deren Welthandel sich bereits über fast alle Länder der Erde ausbreitet, sucht für die Zukunft dieses Welthandels nur weitere und erlaubt« Stützen und bei diesem Bestreben mußte zumal auch in Hinblick auf die Entwickelung der deutschen Flotte auch die Colonialpolitik in Berechnung gezogen werden. Mag das Schritt vor Schritt und mit Herstellung der nöthigen Vorbedingungen begonnene Werk von kleinen Anfängen allmählig zu großen Leistungen reifen und Deutschlands Gesammt- wohlstand fördern! Zeitereignisse. Pulsnitz. Ein bez. wohlthätigeS Gewitter entlud ich am Mittwoch, den 4. Juni, in den ersten Nachmit lagsstunden über unsere Stadt und Umgebung. Tie Saaten und Pflanzen hatten schon lange nach einem erquickenden Regen gelechzt. Ein Blitz fuhr an der großen schönen Eiche bei der Schäferei herunter, Rin- renstücke 15—20 Schritte weit schleudernt und wühlte ich dann in das Erdreich. Wenige Minuten zuvor )atte ein Herr Schutz vor de» niederströmenden Regen unter derselben gesucht. Ebenso schlug der Blitz in das Gasthaus zum goldenen Band in Gersdorf wo er mehr fachen Schaden anrichtete aber zum Glück nicht zündete. — Unser diesjähriges Pfingstschieben, welches vom schönsten Wetter begünstigt war, ist in programmgemäßer Weise verlaufen. Nachdem am 2. Feiertage schon in den frühen Nachmittagsstunden eine große Menge schaulustiges Publikum die Straßen unserer Stadt durchzog, war es nach dem Auszugs des Jäger Corps aus dem großen schönen Schützenplatze zu noch größeren Mafien ange wachsen, so daß die aufgestellten Restaurationszelte förm lich überfüllt waren. Auch an Sehenswürdigkeiten mangelte es diesmal nicht. Die Königswürde vom Vogel errang sich am Mittwoch Herr Schmiedemeister Günther und die Marschallswürde Herr Drechslermeister Robert Haufe; beide wurden Abends unter zahlreicher Betheiligung in die Stadt eingesührt. Scheibenkönig wurde am Donnerstag Herr Bürgermeister Schubert und Marschall Herr Fabrikant Golth. Bursche. Auch dieser Einzug gestaltete sich unter zahlreicher Betheiligung der Einwohner zu einem imposanten. — Dienstag, den 10. Juni, Vormittags von 9 Uhr an, öffentliche Hauptverhandlungen des König!. Schöffengerichts. — Berufungs-Sitzung der II. Strafkammer des Kgl. Landgerichts Bautzen, 30. Mai. Wegen vollendeten Betrugs in 4 Fällen war die Handarbeitersehefrau Emilie Pauline Huste aus PulSnitz vom dasigen Schöffenge richte zu sechs Wochen Gefängniß verurtheilt worden. Infolge Berufung der Angeklagten kam die Sache hier zur nochmaligen Verhandlung. Die der Anklage zu Grunde liegenden Thatsachen sind folgende. Die Huste erschien eines Tages im Juni 1882 beim Agent Vogel in Großröhrsdorf, srug denselben zunächst, wenn er wieder nach Dresden reise und erklärte nach erhaltener Auskunft: „sie besitze zwei sächsische >-1aatspapiere über je l OO Thaler. Vogel möge dieselben in Dresden verkaufen, 100 Thaler müsse sie ihrem Bruder leihen!" Nachdem die Huste Einlieferung der Staatspapiere für die nächsten Tage zugesichert, erschien sie etwa i/, Stunde nach diesem Be suche wieder bet Vogel, erklärte: auf dem Bahnhofe liege für sie ein Korb Grünwaaren, zur Einlösung bedürfe sie momentan 10 Mark, diese könne Vogel von dem Erlöse aus den Staatspapieren gleich in Abzug bringen. (Die Huste betrieb damals einen ganz unbedeutenden Hausir- handel mit Grünzeug, die erhaltenen 10 Mark dienten aber diesem Handel nicht.) Etwa um die nämliche Zeit erschwindelte die Huste unter Bezugnahme auf den Besitz der Staatspapiere und „da es ihr heut zu spät geworden sei, einige Außenstände einzuholen", beim Auszügler Freudenberg in Ohorn 7 Mark. Ende Januar 1883 „kaufte" sie beim Nähmaschinenhändler Boden in Pulsnitz eine Nähmaschine für 126 Mark und versprach „Baar zahlung für den übernächsten Tag", indem sie die Staats papiere abermals eine Rolle spielen ließ. Als Boden an dem bestimmten Tage sein Geld in Empfang nehmen wollte, meinte sie, „ihr Bruder habe aus Rußland Geld geschickt, natürlich „„russisches"", dasselbe muffe erst um gewechselt werden" und als Boden nach einigen Tagen abermals anklopfte, war das russische Geld noch nicht umgewechselt, „sie könne aber das Geld (die 126 Mark) sofort von einem Bahnbeamten Hofmann in Dresden erhalten; derselbe habe in der Lotterie 30,000 Mark gewonnen und, da er früher ein Verhältniß mit ihr ge habt, ihr das Geld versprochen." Nach vierzehn Tagen war Bodens Geduld zu Ende, er nahm der Schwindlerin die Nähmaschine wieder ab. Im Februar 1883 endlich prellte die Huste den Färber und Hausbesitzer Gäbler in Großröhrsdorf um 5 Mark „bis zum andern Morgen", „da sie mit dem nächsten Zuge nach Dresden reisen müsse, um Blumenkohl dort einzukaufen." Auf Vorhalt wollte die Huste anfangs den „Zug verpaßt" haben, später meinte sie, „der Blumenkohl sei damals zu theuer gewesen, sie habe deswegen gar keinen gekauft". Der Angeklagten in das Lügengewebe weiter zu folgen, würde zu weit führen. Obgleich gänzlich vermögenslos, be-