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Sieger, Proklamation der 10 ersten Preise auf jeder der Festscheiben, Feuerwerk mit Tableau, Abschied in der Festhalle. Sonntag, den 20. Juli, Nachmittags 5 Uhr wird das Preisschieben um die ersten zehn Becher aus Feld- und Standscheibe eröffnet. Die Vertheilung dieser ersten Festgaben erfolgt eine Stunde später im Gabentempel. An den Wochentagen wird von 7 — 1 Uhr Vorm, und von 3—8 Uhr Nachmittags, am Sonn tag, den 27. Juli, von 11 Uhr Vormittags bis 4 Uhr Uhr Nachmittags geschossen. UeberdieS sind noch ein Fischerstechen der Leipziger Fischerinnnng, ein Veloziped- rennen, eine GeflügelauSstelluug, und die Veranstaltung eines Korsos in Aussicht genommen. — In der Begründung des Gesetzentwurfs wegen Einziehung der 1874er Reichskassenscheine wird mitgetheilt, daß Ende April nur noch 15 Millionen alter, dagegen 129»/« Millionen Mark neuer auf Wilkerschem Pflanzen fasernpapiere hergestellte Reichskassenscheine im Umlauf seien. Von der Ungiltigkeitserklärung der nach erfolgtem Aufruf bis zu einer gewissen Frist nicht eingegangenen Scheine wurde abgesehen, weil dadurch viele meist unbe mittelte Leute ohne Schuld in empfindliche Verluste ge- rathen würde. — Prinz Wilhelm von Preußen hat sich in Be gleitung des Generalquartiermeisters der deutschen Armee, Grafen Waldersee, nach Petersburg begeben, um dem dortigen Hose die Glückwünsche seines kaiserlichen Groß vaters anläßlich der Großjährigkeits-Erklärung des älte sten Sohnes Kaiser Alexanders, des Großfürsten Nico laus (geb. 1868) zu überbringen. Es ist nicht ohne Be deutung, daß zum Träger dieser Mission gerade der einstige Erbe des deutschen Kaiserthrones gewählt worden ist, da dieser hierdurch in persönliche Berührung auch mit dem künftigen Herrscher des Czarenreiches kommt und dieser Umstand dürste die Intimität in den Bezieh ungen Deutschlands zu Rußland nur erhöhen. — Während in den letzten Wochen die Discussionen und Erörterungen über die innere politische Lage fast ausschließlich dem Schicksale der Socialisten-Vorlage ge widmet waren, wird jetzt, wo die Entscheidung des Reichstages hierüber gefallen ist,, in den Blättern die Nachlese zu diesen Verhandlungen über das Sozialisten gesetz gehalten. Die Ausbeute, die man hier findet, ist nach den verschiedenen Richtungen eine sehr reiche und eS wird daher diese Materie noch aus Wochen hinaus Anregung zu Betrachtungen und Erörterungen geben. WaS die Verhandlungen und Beschlüsse des Reichstages aus dieser Woche anbelangt, so wurde am Montag die Verlängerung des Socialistengesetzes in dritter Lesung definitiv genehmigt. Am Dienstag nahm das Haus, gleichfalls in dritter Berathung, die Gesetzentwürfe, betr. den Feingehalt der Gold- und Silberwaaren und die den Mitgliedern der deutschen Cholera-Commission zu gewährende Dotation von 135,000 Mark an, und ge nehmigte dann in erster und zweiter Lesung das Tyna- mitgesetz, die Ergänzung zur Sozialisten-Vorlage. Schließ lich wurde nach animirter Debatte die Wahl des Abge ordneten Prinzen Handjery (10. Potsdamer Wahlkreis) wegen zahlreicher vorgekommener Unregelmäßigkeiten mit 119 gegen 100 Stimmen für ungültig erklärt. Eine recht lebhafte Verhandlung entspann sich in der Mitt wochssitzung über die von deutsch-freisinniger Seite ein- gebrachten Anträge bezüglich Abänderung der Gewerbe ordnung. Die beantragten Abänderungen beziehen sich auf Aushebung der Paragraphen, welche die Unterstell ung der Handelsreisenden unter den Hausirparagraphen und die Beschränkung des Colportagehandels bestimmen. Obwohl von liberaler Seite die Abgeordneten Dr. Baum bach und Dr. Goldschmidt die betreffenden Anträge warm befürworteten, wurden dieselben doch abgelehnt und zwar beide gegen die Stimmen der liberalen Gruppen und der Socialdemokraten. Für Donnerstag standen ver schiedene kleine Vorlagen und außerdem die dritte Lesung deS Dynamitgesetzes auf der Tagesordnung. Von diesem Tage an dürfte der Reichstag bereits seine Pfingstserien angetreten haben, da er sein vorläufiges Arbeitsmaterial gänzlich erschöpft hat. Die noch restirenden Vorlagen über die Pensionsgesetze, die Unfallversicherung und das Actiengesetz werden von den Commissionen erst nach Pfingsten sestgestellt werden können. — Wie der „Kreuzztg." mitgetheilt wird, trifft Ende nächsten Monats der japanische Kriegsminister Oyama mit etwa zwölf japanischen Offizieren in Berlin ein, um von der deutschen Militärverwaltung, wie von der praktischen und theoretischen Ausbildung der Soldaten, also von dem gesummten Heerwesen eingehend Kenntniß zu nehmen. Diese japanische Kommission besteht außer dem Minister auL zwei General-Lieutenants, vier Ober sten, einem höheren Intendantur-Beamten und einer Anzahl Offiziere bis zum Lieutenants, so daß alle Rang stufen und dabei auch alle Waffen vertreten sind. Die Herren werden später den Kaiser-Manövern am Rhein beiwohnen und dann den kommenden Herbst und Winter hindurch in Berlin verbleiben. Diese Kommission soll nicht nur die deutschen Heereseinrichtungen, sondern auch die der anderen europäischen Mächte studiren. Zur Zeit weilen die Herren in Paris. — Eine seltsame Rinderkrankheit tritt zur Zeit in mehreren Ortschaften des Harz auf, welche sich dadurch äußert, daß die Thwre in den Beinen steif werden, zu letzt gar nicht mehr ausstehen können und trotz bester sorgfältiger Fütterung abmagern. Von Tierärzten wird Knochenerweichung constatirt. Als Ursache der Krankheit wird schlechtes und verdorbenes Futter aus dem Vor jahre bezeichnet. Köln, 13. Mai. Die „K. Z." erzählt folgendes: Während eines Gewitters, welches gestern über die hie sige Gegend zog, spielten zu Ehrenseld zwei Knaben aus dem Hose eines Hauses, als plötzlich ein Blitz hernieder fuhr, der die eigenthümliche Wirkung hervorbrachte, daß einer der beiden Knaben im kurzen Kreise umherlief und dann, den Blick nach oben gerichtet, den Kops nach hinten geneigt, wie erstarrt stehen blieb. Er mußte in diesem Zustande in die elterliche Wohnung gebracht werden. Der herbeigerufene Arzt fand ihn auf dem Sopha lieg end, die Pupillen erweitert und scharf zur Nasenwurzel gerichtet. Auf einen Zuruf blieb er starr und gefühllos. Nachdem ihm der Kops eine Zeit lang mit kaltem Wasser gekühlt war, zogen sich die Pupillen allmählich wieder zusammen und auch die Augen kehrten bald wieder in ihre normale Richtung zurück. Der Zustand der geistigen Abwesenheit hielt jedoch noch an. Irgendwelche sonstige Spuren, die der elektrische Strahl an den Menschen zurückläßt, waren nicht zu bemerken. Der Arzt glaubte, daß vorläufig weitere nachtheilige Folgen nicht zu be- sürchten seien. Der andere Knabe, -welcher den Blitz herniederfahren sah, von dem sein Spiclgenosse in der vorgeschriebenen Weise mitgenommen wurde, ist mit dem Schreck davongekommen. Oldenburg, 14. Mai. Der vielgenannte Major Steinmann ist Ende vorigen Monats hierher zurückge kehrt und hat das Kommando über das Füsilier-Bata illon wieder übernommmen. — Aus Straßburg i. E. schreibt man uns: Se. Kgl. Hoheit der Prinz Friedrich August von Sachsen, welcher am 13. d. M. in Begleitung seines militärischen Gouverneurs, des Husarenmajors v. d. Planitz, wohlbe halten hier eingetroffen ist und am Bahnhofe von dem Kommandeur des hier garnisonireuden Kgl. sächsischen 6. Infanterieregiments Nr. 105, Oberst Larraß, und dessen Adjutanten Sekondelieutenant v. d. Planitz begrüßt wurde, wohnt hier in dem neuen Stadtlheile, dem Villen viertel, Ecke der Schiller- und Lessingstraße. Das für ihn ermiethete, mit Möbeln aus Dresden ausgestattete Haus ist von einem kleinen.Garten umgeben. Am ersten Morgen seines Hierseins brachte die Kapelle des ge nannten sächsischen Regiments dem Prinzen eine Morgen musik, welcher hierauf ausritt und sodann ins Kolleg ging. Mittags machte der Prinz Besuche beim Feld marschall-Statthalter, beim Staatsminister Hofmann, dem Universttätsrektor und Oberst Larraß. Am Nachmittag fand die Vorstellung des Offiziercorps vom Regiment Nr. 105 statt und hatte der Prinz bei dieser Gelegenheit sür jeden ein sreundlicheS Wort. Sonnabend, den 17. d. M., speiste der Prinz zum ersten Male im Kasino des sächsischen Regiments. Am Ankunftstage hatten viele sächsische Familien hier geflaggt und erregt die elegante sächsische Hofequipage des Prinzen mit der vornehmen grauen Livree viel Aufsehen bei der hiesigen Bevölkerung. Wien, 16. Mai. Heute Nachmittag gegen 5 Uhr brach im Innern des Stadttheaters eine Feuersbrunst aus, welche noch sortdauert. Wien, 17. Mai. Das Stadttheater ist vollständig abgebrannt. Gestern Abend gegen 10 Uhr gelang es, das Feuer zu lokalisiren; die Nachbarhäuser sind außer Gefahr. Verluste von Menschenleben sind nicht vorge kommen, jedoch haben vier Wachtmänner bei den Lösch arbeiten Verletzungen erlitten und mußten bei der Rapi- dität, mit welcher das Feuer um sich griff, mehrere Feuerwehrmänner sich durch Sprungtücher retten. Das Feuer soll schon kurz nach 4 Uhr auf der dritten Galerie curch Unvorsichtigkeit dort beschäftigter Arbeiter oder im Maleratelier ausgebrochen sein. Das Theater, bei der französisch-ungarischen Gesellschaft mit vierhundert-taufend Gulden versichert, dürste nicht mehr ausgebaut werden. (Das Wiener Stadttheater wurde 1872 von Fellner ge baut. Ausgestattet mit schönem, zweckmäßig eingerichteten Auditorium, guten Ventilations- und Heizungsvorricht ungen, gehörte es bisher zu den bestgebauten Theatern Wiens. Das Theater ist Eigenthum einer Aktiengesell schaft. Bekanntlich führte Heinrich Laube die Direktion bis vor wenigen Jahren. Gegenwärtig ist Herr Bukovitsch Direktor.) — Die englische Regierung hat die Absendung egyptischer Truppen nach Wadi-Halfa seitens der egyptischen Militärbehörden untersagt. Aolks- und Landwirthschaftkiches. Dresden, 20. Mai. Auf dem gestrigen Schlacht viehmarkte waren 403 Rinder, 874 Schweine (803 Land schweine incl. 60 Stück Ueberständen von vorigem Don nerstag und 71 Ungarschweine), 640 Hammel und 185 Kälber ausgetrieben. Primawaare in Rindern wurde pro Centner'Schlachtgewicht mit 57—60 Mark, Mittel sorte mit 51—54 Mark, geringe Qualität mit 36 Mark bezahl. Englische Lämmer im Gewichte zu 50 Kilo Fleisch per Paar wurden mit 60—63 Mark, Landhammel in derselben Schwere mit 57—60 Mgrk, Bracken mit 36 Mark ausgeboten. Landschweine englischer Kreuzung wurden pro Centner Schlachtgewicht mit 44—47 Mark, Schlesier mit 41—43 Mark, also 2 Prozent billiger ausgeboten, als in der vergangenen Woche. 241 Stück Mecklenburger wurden unter Zubilligung einer Tara von 40—45 Pfund mit 40—43 Mark, Bakonier mit 54—55 Mark Pro Centner lebendes Gewicht bei der gleichen Tara notirt. Kälber bester Waare wurden nicht über 105, für leichtere Stücke kaum 85 Psg. pro Kilo Fleisch angelegt. Frisches Wasser den Schweinen. Wenn auch das Schwein in seiner täglichen Nabrung viel Flüssigkeit zu sich nimmt, so macht sich bei ihm trotzdem, vorzüglich in der warmen Jahreszeit, das Verlangen nach frischem Wasser geltend. Es ist nicht genug zu betonen, daß das Wasser rein sein muß, indem so mancher der irrigen An sicht ist, das Schwein sühle sich im Schmutze wohl und jede unreine abgestandene Ptütze sei zur Tränke deS Borstenviehes hinreichend. Wenn kein anderes Wasser geboten wird, so muß allerdings das Schwein, um den quälenden Durst zu löschen, sich zum Nachtheil seiner Gesundheit auch mit der verdorbenen Tränke, ja mit der Jauche zufrieden geben. Ein nur einmaliger Versuch, im eigensten Interesse des Besitzers ausgesührt, wird ge nügend darthun, wie ost und gerne das Schwein zu dem mit frischem Wasser gefüllten Tröge eilt, wie es selbiges begierig einsaugt und sichtlich erquickt wieder seine Streu aussucht oder sich im Lausplatze herumtummelt. Die Geflogenheit der täglichen Tränke hat stets nur Nutzen gebracht; wer nicht seines eigenen Vortheils Feind sein will, unterlasse nicht, diese Mahnung zu befolgen. Marktpreise in Kamenz am 15. Mai 1884. höchster jniedrigst. Preis. ! Preis. 50 Kilo Korn Weizen Gerste Hafer Haidekorn Hirse Zufuhr 15 Sack Gc körn. — 4 Kartoffeln. ./il 8 10 8 8 8 14 . 1 rste. Sac 92 58 20 32 k H 7 7 IS Sa< 10; rse. 81 85^ 60 67 64 k K. S Heu 50 Kilo Stroh 1200 Psd. Butter 1 Kilo Erbsen 50 „ Kartoffel» 50 „ rrn. — 50 Sack We ack Hafer. — 14 Sac 13 Sack Erbsen. — ^7 4 25 2 10 2 izen. k Hei 4 S 30 35 20 de- ack Ktit 1 erwochen. Erzählung von Julius Wiesenthal. Der Monat April hatte sein launenhaftes Regiment bis zu den letzten Tagen der ihm zugemessenen Zeit mit voller Willkür ausgeübt. Kaum aber war sein Nach'olger, der Mai, in die Herrschaft eingetreten, so ward Va^ rauhe, unberechenbare System über Bord geworfen, und eine milde, zu den schönsten Hoffnungen berechtigende Periode brach herein. Auch der große, parkgleiche Garten der Frau Commerz! mrath Sommer aus der Residenz, mitten in dem bescheidenen Dorfe die einzige bemerkenswerthe Besitzung und ganz dazu ange- than, nach den trüben Wintertagen des Stadtaufevthalts Erholung zu gewähren, hatte schleunigst der Mai-Herrschaft gehuldigt und prangte in den frischen, erquickenden Farben des zum Erwachen gelangenden Frühlingsleben. Damit aber Menschenhände hinter dieser von der Natur vollzogenen Dekoration nicht ganz in Unthätigkeit zurückblieben, waren mehrere dienstbare Geister in aller Frühe beschäftigt, ihre Arbeitskraft der Pflege des Gartens zu widmen, die Wege und Gänge mit frischem Sand zu beschütten. Aus diesem Grunde schien cs heute bedeutend früher lebendig in der sonst stillen Besitzung geworden zu sein, wenn nicht etwa der am vergangenen Abend angekommene Reisewagen nebst Insassen mit Schuld an dem ungewöhnlich frühen Beginn des Tages trug. Die fleißigen Hände hatten ihre Arbeit gethan und den Schauplatz ihrer Thätigkeit bereits wieder verlassen, nur der Gärtnerbursche Wilhelm machte sich noch mit der Pflege des ihm anvertrauten Rayons zu schaffen. Durch die nach dem Dorfe mündende Gartenthür trat jetzt ein anscheinend schüchterner junger Mann ein. Sein Gang verrieth Unsicher heit^ wenn nicht Aengstlichkeit. Wilhelm, der den Heran kommenden bemerkte, murmelte mit bedenklicher Miene „wenn Der nur kein böses Gewissen hat" vor sich hin. Inzwischen war der Eindringling bei so früher Morgen stunde in des Gärtnerburschen Bereich angelangt, so vaß dieser ihn erkannte und ansprach: „Herr! Ich habe Ihren Brief noch gestern Abend be sorgt!" Der Angeredete war ziemlich erschreckt, er hatte Wil helm nicht bemerkt. „Du bist es? Was sagte das Fräulein?" inquirirte er seinen Boten vom vergangenen Abend. „Sie wollte den Brief erst nicht annehmen. Als sie ihn aber gelesen, meinte sie, ich solle schweigen und an meine Arbeit gehen. Das ist ein stolzer Besuch. Da sehe ich sie gerade auf uns zukommen — wünsche gute Verrichtung!" Mit diesem frommen Wunsch verschwand der Gärtner bursche. War es ein Instinkt von Diskretion, bei der bevor stehenden Unterredung kein hinderlicher Zeuge sein zu wollen, war es ein überflüssig hoher Grad von Respekt vor der jungen Dame, welche jetzt aus der von der Villa nach dem Garten führenden Allee gerade auf den Fremden zugeschritten kam? — wer mit offenen Augen sehen wollte, konnte un möglich verkennen, daß ihr Wesen, ihr Auftreten von Sicher heit und Selbstbewußtsein zeugte. Somit war sie es auch, welche das Wort ergriff: „Nur um Ihre Unbesonnenheit zu tadeln, komme ich!" Der Getadelte athmete trotz des Vorwurfs auf. „Sie sind's, Ottilie? Ich athme auf." Mit dieser freudigen Begrüßung war die Dame üb rigens nicht besänftigt. , „Es könnte ebenso eine andere Person sein — und — und ich wäre durch Ihre Gegenwart compromittirt."