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bis auf Weiteres eingestellt wird. Hierauf folgte eine geheime Sitzung. — Bei der am 16. Mai stattgefundenen Vormuster ung des vorhandenen Pferdebestandes im Vormusterungs bezirk Pulsnitz sind im Ganzen 663 Pferde vorgeführt worden. Hiervon wurden 13 Stück als Reitpferde, 53 zu Stangenpferden und 80 Stück zu Vorderpferden für tauglich befunden. Kamenz, 13. Mai. Laut Bekanntmachung der Ober- Ersatz-Commission vom 5. Mai findet die Aushebung der Militärpflichtigen im Bezirke der 2. Infanterie-Bri gade Nr. 46 am 10. und 11. Juli in Kamenz hinsichtlich der Militärpflichtigen der Amtsgerichte Kamenz, Pulsnitz und Königsbrück; am 9. Juli in Bischofswerda hinsicht lich derer des dortigen Amtsgerichtsbezirks statt. Bischofswerda. Am Donnerstag Nachmittag 4 Uhr entstand in Neukirch Feuer. In kurzer Zeit waren 5 Häuser nebst den dazu gehörigen Seitengebäuden durch dasselbe zerstört. Außer dem Vieh wurde fast gar nichts gerettet. Der Zimmermann Hentschel hat beim versuchten Retten seiner Habseligkeiten im Gesicht, an Händen, Armen und Brust schwere Brandwunden davongetragen. Das Feuer soll durch eine defekte Esse entstanden sein. Sieben zumeist mittellose Familien sind obdachlos. Dresden, 12. Mai. (Dr. I.) Vom 12. bis mit 21. d. M. finden auf dem Platze hinter dem letzten Heergeräthschuppen der Kaserne des 1. Feldartillerieregi- ments Nr. 12 Krankenträgerübungen und vom 13. bis mit 24. d. M. auf demselben Terrain die Uebungen eines Sonstätsdetachemcnts statt. Zu den erstgenannten Uebungen sind Unterolfiziece und Mannschaften aller Fußtruppen des König!, sächs. XII. Armeecorps, mit Ausnahme des in Straßburg in Garnison stehenden 6. Infanterieregiments Nr. 105, befehligt, zu letzteren Uebungen Unteroffiziere und Mannschaften des Beur laubtenstandes einbeordert worden. Dresden. Die Paffanten der Brühlschen Terrasse bemerkten am Freitag Abend, wie aus der 5. Etage eines HauseS der Terrassengaffe ein kleines Kind zu dem geöffneten Fenster heraus auf ein vor demselben befind liches Blumenbret kletterte und von diesem lebensgefähr lichen Auslug aus das Leben und Treiben auf der Terrasse beobachtete. Ein Sicherheitsbeamter machte der erschreckenden Szene dadurch ein rasches Ende, daß er in die betreffende Wohnung Hinausstieg und das in Lebensgefahr schwebende Kind zum Fenster hereinzog. Das Kind war allein in der Wohnung anwesend. Die von einem Geschäftsgang heimkehrende Mutter war nicht wenig erschrocken, als sie von dem Vorgänge Kenntniß erhielt, und dankte unter Freudenthränen dem Netter ihres Lieblings. — Nach einer Eröffnung des König!. Sächsischen Ministerium des Innern in Dresden an die HandelS- und Gewerbekammer Zittau findet unter dem Protektorate Sr. Majestät des Königs von Baiern in der Zeit vom 15. Juni bis 30. September 1885 in Nürnberg eine internationale Ausstellung von Arbeiten aus edlen Me tallen und Legirungen statt, welche vom Baierischen Gewerbe-Museum in Nürnberg veranstaltet wird. Diese Ausstellung soll den Zweck haben, den gegenwärtigen Stand der Arbeiten aus edlen Metallen und Legirungen in den verschiedenen Ländern zu zeigen und aus die künstlerischen und technischen Fortschritte in der Herstell ung derselben aufmerksam zu machen, den Ausstellern eine Gelegenheit zur Ausdehnung älterer und Gewinnung neuerer Absatzgebiete zu bereiten und durch Vorführung der neuesten Maschinen, Werkzeuge, Apparate und Roh stoffe Anregung und Förderung zu bieten. Zugelassen zur Ausstellung werden Gold- und Silberschmiedearbeiten, Juwelierarbeiten, Kunstarbeiten aus Kupfer, einschließlich der Emailarbeiten, kunstgewerbliche Bronze und Messing arbeiten, Kunstarbeiten der Zinn- und Zinkgießer, von letzteren namentlich die Nachahmungen von Bronzearbeiten und die galvanoplastisch hergestellten Kunstarbeiten. Neben den fertigen Arbeiten sind zugleich die Arbeitsstoffe, Werk zeuge, Apparate und Maschinen zu deren Herstellung zugelaffen. Soweit thunlich, soll eine historische Abtheil- ung einen Ueberblick über die Entwickelung dieser Arbeits gebiete geben. Interessenten können dar ausführliche Programm dieser Ausstellung, sowie Formulare zur vor läufigen Anmeldung, welche bis zum 1. Juni 1884 nach Nürnberg einzusenden sind, im Bureau der Handels und Gewerbekammer Zittau, Bautzenerstraße 7, 1, aus- gehändigt erhalten. — Im Jahre 1885 soll in Verbindung mit der „Allgemeinen Ungarischen Landesausstellung" eine inter nationale Ausstellung von Sämereien, Futterstoffen und Düngemitteln in Budapest abgehalten werden und sind daraus bezügliche Mittheilungen vom K. und K. ungar ischen General-Konsulate in Leipzig an die Handels- und Gewerbekammer in Zittau gelangt. Für Interessenten liegen diese im Bureau genannter Kammer, Zittau, Bautzener-Straße 7, I, zur Einsichtnahme aus. — Ihre Majestäten der König und die Königin werden sich nunmehr definitiv am 19. Mai nach Ems begeben. Vorläufig ist eine dreiwöchentliche Badekur in Aussicht genommen, welcher jedoch eine kürzere Nach kur solgen dürfte. Genauere Entschließungen sind in dieser Beziehung allerhöchsten Ortes bisher nicht gefaßt worden, sodaß auch über die Eröffnung des Somnur- hoflagerS in Pillnitz z. Z. noch durchaus keine Bestimm ung getroffen ist. — Am Sonntag Abend hat in der Sacristei der Kreuzkirche in Dresden die erste diesjährige Hauptver- jammlung pes Gustav-Adolph-Vereins nach vorausge gangenem Gottesdienst stattgefunden. Nach den geschäft lichen Mittheilungen besteht der Verein jetzt aus 30 Zweig- und 9 Frauenvereinen, durch deren Mittel im vergangenen Jahre 85 bedrängte evangelische Gemeinden pekuniär unterstützt werden konnten. Der Ban von 16 Kirchen, 15 Schulen und 9 Pfarrhäusern konnte beendet und der von 9 Kirchen, 4 Schulen und 2 Pfarrhäusern begonnen werden. Durch die Mittel des Vereins bedingt, wurden weiter 102 Kirchen, 55 Schulen und 49 Pfarr häuser der Beachtung empfohlen und sollen einer Anzahl derselben je nach Bedürftigkeit die nöthigen Mittel zu fließen. Seit Bestehen des Vereins sind überhaupt 2848 evangelische Gemeinden und die Bauten von 2200 Kirchen, Schulen und Pfarrhäusern durch Auf bringung von Mitteln wesentlich unterstützt worden. — Durch Verordnung des König!. Kultusministeri ums vom 20. März ist die Stenographie als fakultativer Lehrgegenstand für die drei obersten Klaffen der Real schulen festgesetzt worden. — Am Montage haben die Verhandlungen in dem Prozeß gegen v. Kraszewski und den Hauptmann a D. Hentsch vor dem Reichsgericht in Leipzig begonnen. Wie verlautet, bilden namentlich die Beziehungen zwischen Hentsch und dem russischen Mililärbevollmächtigten in Wien, Generalmajor v. Feldmann, einen Hauptgegenstand der Verhandlungen und soll Hentsch von dieser Seite beträchtliche Summen für seine Mittheilungen erhalten haben. Wie schon erwähnt, haben auch die französische und die österreichische Regierung sich des Hentsch zur Erkundigung deutscher militärischer Verhältnisse bedient. Wie es scheint, hat Hentsch sich vielfach das Material von Offizieren zu verschaffen gewußt, die den Vertrauens mißbrauch von Seiten eines früheren Kameraden nicht ahnten. — (Vorsicht!) In Leipzig sind gefälschte Doppel- kroncn und Kronen vorgekommen. Die Fälschung ist dadurch bewirkt, daß an einem echten Stück die beiden Schauflächen und der Rand fein abgeschnitten sind. Ein Goldschmidt erkennt nichts Falsches, weil daS Aeußere der Stücke echt ist, nur die Gewichtsprobe ergiebt einen wesentlichen Unterschied und der Klang ist Heller als bei den echten. — Von den königl. Ministerien des Innern und der Finanzen ist zu einer vom Stadtrath zu Leipzig unter Zustimmung der dasigen Stadtverordneten beschlossenen 4procentigen Anleihe von 15 Millionen Mark die erfor derliche Genehmigung ertheilt worden. — Im Moabiter Justizpalast zu Berlin gab es am letzten Sonnabend unter sonderbaren Umständen eine — Hochzeit. Kein Polterabend war vorausgegangen, keine Equipage rollte vor das Portal, es gab weder Kaffee und Kuchen, noch Braten und Wein, nur „Rum- sutsch" bildete das Hochzeitsmahl, das bekannte aus Erbsen, Bohnen, Graupen, Neis und Kartoffeln mit Talg bereitete Sonnabendsgericht der Gefangenhäuser. Der Trauungsact fand im Zimmer des Untersuchungs richters Hollmann statt, einzeln, aber unter sicherem Geleite, erschienen die Brautleute, er ohne Frack und ohne Lackstieseln — statt der letzteren trug er die An staltspantoffeln — sie ohne Myrthe, ohne Schleier; beides junge Leute, beides — alte Verbrecher. Das Brautpaar hatte sich die Hochzeitsreise allerdings anders gedacht. Die Vorbereitungen dazu waren in der Frei heit getroffen worden, aber da kam die Anklage wegen schweren Diebstahls und damit die sofortige Verhaftung Beider. Um nun die Aufbotssrist nicht verstreichen zu lassen, beantragten sie die Eheschließung im Gefängnis!, welcher Antrag ihnen gewährt wurde. Die kirchliche Einsegnung der Ehe soll in 14 Tagen in der Anstalts kirche erfolgen. — Reichsregierung und Reichstag in Berlin ge währen der deutschen Cholera-Commission, die von ihren gefährlichen und erfolgreichen Studien in Egypten und Indien, wie bereits erwähnt, zurückgekehrt ist, ein Ehren honorar von 135,000 Mk., davon 100,000 dem Führer derselben, dem Geh. Rath vr. Koch. Ihm ist die Ent deckung der lange vergeblich gesuchten Cholerakeime ge lungen, nachdem er schon früher den Ursachen der Schwind sucht auf die Spur gekommen war. Weder Cholera noch Schwindsucht werden von der Erde verschwinden, wohl aber wird sich viel sür die Einschränkung dieser Verheerungen thun lassen, namentlich der Cholera. Die Zurückgekehrten werden mit Ehren überhäust. Buch der Kaiser hat die Herren zur Audienz empfangen. — Die „Weser-Ztg." schreibt: „Wie verlautet, ist die Neichsregierung nunmehr entschlossen, das Protektorat über die Kolonie Angra Pequena (an der Südwestküste Afrikas) zu übernehmen und deutsche Gesetzgebung da selbst einzuführen. Man muß also annehmen, daß eS gelungen ist, den Nachweis zu führen, daß keine der anderen Mächte auf das in Rede stehende Gebiet An spruch erhebt oder Rechtstitel auf dasselbe besitzt. München, 11. Mai. (N. F. P.) Heute Früh wurde die hiesige Bevölkerung durch eine socialdemokra- tische Demonstration in Ausregung versetzt. Es wird hier gerade das bayrische Veteranenlest während dreier Tage gefeiert und infolgedessen herrscht regeres Leben als sonst. In der verflossenen Nacht wurden von einem für das Fest errichteten Triumphbogen die Banner in den Reichssarben entfernt und statt derselben zwei rothe Fahnen ausgestcckt, welche die Inschrift trugen: „ES lebe die Socialdemokratie. — Nieder mit dem Massenmord." Es entstand ein großer Zusammenlauf um den Triumph bogen, zumal die Fahnen erst 2'/z Stunden nach ihrer Entdeckung entfernt wurden. Diese Demonstration war die erste ihrer Art, di« bisher in München vorgekommen ist. London. Man berichtet von einer sehr bösen Zahl ungseinstellung einer Arbeiter Versicherungsgesellschaft. Die„NationalewöchentlicheLebensversicherungsgesellschast" in Manchester, 1852 mit einem Aktienkapital von 2 Millionen Mark gegründet, hat ihre Zahlungen eingestellt, wodurch viele Tausend arme Arbeiter arg geschädigt worden sind. Ueberall. wo es Fabriken gab, hatte diese Gesellschaft Agenten. Alle Sonnabend erschienen dieselben unmittelbar nach der Auszahlung, um die auf wöchent lichen Raten eingetheilten Prämien rinzukasstren. Nun werden es die betheiligten Arbeiter bereuen, sich überhaupt versichert zu haben, und daS ist die bedauerlichst! Folge unsolider Privatversicherung. Bei staatlicher Versicherung könnte das nicht vorkommen. — Die Geldverlegenheit der ägyptischen Regierung hat ihren Höhepunkt erreicht. Angesichts der Schwierig keiten, die Steuern in Ober-Aegypten einzuziehea, hat der Ministerrath beschlossen, Steuerbeträge „in Natura" anzunehmen. Auch verhandelt die Regierung mit ägypt ischen Banken wegen eines Vorschusses von 300,000 Pfd. Sterling, wobei das aus Ober-Aegypten sür Steuer zahlungen eingehende Getreide als Sicherheit dien:n soll. Kairo, 14. Mai. Der Ausstand nähert sich Don- gola. Debbah ist gegenwärtig die letzte Telegraphen- station über Dongola hinaus, die im Betriebe ist. — Aus Suakim wird gemeldet, Osman Digma griff mehrere befreundete Stämme an die sich auf dem Wege nach dem bei Tamanieb fließenden Bache befanden; die Stämme ergriffen nach dem Verluste mehrerer Mannschaften die Flucht daS Vieh in Osman Digmas Händen lassend. Hauptverhandlungen des Kgl. Schöffengerichts zu Pulsnitz am 13. Mai 1884. In der wegen Beleidigung anhängig gemachten Privatklagsache des Gartennahrungsbesitzers Karl Sa muel Gärtner in Lichtenberg wider den Restaurateur Friedrich August Waurich in Dresden wurde der Letztere zu einer Geldstrafe von 45 Mark (eventuell 5 Tage Haft) verurtheilt. Eduard Koch in Bretnig, als AlterSvcrmund der minderjährigen Dienstmagd Alma Sidonie Gebler, erhob gegen die Dienstmagd Emma Schöne, daselbst, Privatklage, weil sich diese in Bezug auf seine Mündelin beleidigend geäußert hatte. DaS Schöffengericht setzte gegen die Angeklagte eine Geldstrafe von 5 Muck fest und subyituirte im Uneinbringenssalle eine Haststrafe von einem Tage. Aus dem Laden des Goldarbeiter Pölschke stahl die 2 Jahre alte, unbestrafte Auguste Louise Miltrach in Pulsnitz eine Uhrkette im Werlhe von 7 Mark. Diese Unredlichkeit, welche die Angeklagte anscheinend sehr be reute, wurde mit einer 5tägigen Gesängnißstrafe geahndet. Auf dem „Armensünderbänkchen" erschien hierauf der im 16. Lebensjahre stehende, unbestrafte Friedrich Robert Ziegenbalg aus Niedersteina. Demselben war zur Last gelegt: Zu drei verschiedenen Malen im Monat April d. I. aus der dem Dienstknecht Mütze gehörigen, unverschlossenen Lade je ein Dreimarkstück gestohlen zu haben. DaS Schöffengericht fand den Angeklagten für schuldig und gab ihm daher Gelegenheit im Arrcsthause des Königl. Amtsgerichts eine Woche lang Kost und Logis zn nehmen. vermischtes. ff* Großporitsch bei Zittau, 14. Mat. Bei dem heute Nachmittag in der 2. Stunde über unseren Ort hinziehenden Gewitter schlug der Blitz in da» mit Stroh gedeckte, den Mönchschen Erben gehörige unweit der Kunstziegclei stehende Wohnhaus und brannte dasselbe total nieder. Glücklicherweise ist von den anwesenden Insassen niemand beschädigt worden. Auch konnte der größte Theil der dem Einwohner und Ziegelarbeiter Mättig gehörigen Mobilien durch die Arbeiter genannter Kunstziegelei dem verheerenden Element entrissen werden. * Dresden, 14. Mai. (D. N.) Bei einem heute Abend gegen 8 Uhr anscheinend durch Blitzschlag verur sachten, hinter dem Garnisonlazareth stattgesundenen Waldbrande sind 200 Quadratmeter 5-—7 jähriger Kie fernbestand vernichtet worden. Da» Löschen ersolgte durch das Militär; die Neustädter Feuerwehr kam nicht in Thätigkeit. * Weißenberg, 13. Mai. Bei dem heute Abend in der 10. Stunde fast ohne Regen über unsere Gegend ziehenden Gewitter zündete der Blitz das Wohnhaus der Lehmannschen Gartennahrung zu Klein-Kotitz und wurde dieselbe bis auf den Grund eingeäschert. Da der Brand erst längere Zeit nach dem Blitzschlag von den Bewoh nern des Hauses bemerkt worden war, ist nur rin Theil des Mobiliars gerettet worden. * Am Montag explodirte in Chemnitz in einer Färberei ein eiserner Dampfkochapparat, wobei der gegen 5 Centner schwere und aufgeschraubie Deckel durch das Dach des Gebäudes geschleudert wurde. Ebenso sind auch mehrere Mauern demolirt worden. Der Inhalt des Kessels, 500 Pfund Garn, wurde «ach allen Richt ungen hin verstreut. Glücklicherweise sind aber schwere Verletzungen an Menschen nicht zu verzeichnen, nur ein Arbeiter ist im Rückgrat ganz leicht verletzt Word«,,. * Großenhain, 9. Mai. Der hiesige verpflichtete Fleischbeschau«! Näther fand heute früh in einem Land-