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— An der Hufbeschlagkonkurrenz, die jetzt in Wien staitgesunden hat, haben sich im Ganzen 144 Hufschmiede und unter diesen 7 Sachsen — 4 Zivilisten und 3 Militärs — betheiligt. Von den 7 Sachsen sind 3, sämmtlich frühere Hufbeschlagschüier der Königl. Thier- arzneischnle in Dresden, durch Medaillen und mit je einem Loose zu der gleichzeitigen Pfecdclotterie ausge zeichnet worden, und zwar durch die große silberne Me daille der geprüfte Hufbeschlagmeister Mende in Dippol diswalde, die bronzene Medaille der derzeitigen Militär- vorschmieder in der Thierarzneischule Haase ^(vom Gardr- reiterregimeni), die kleinere bronzene Medaille der geprüste Hufbeschlagmeister Augustin in Zittau. Chemnitz. Bei einer hiesigen größeren Maschinen fabrik, welche im Besitze eines Patents für Eismaschinen ist, sind innerhalb der letzten zwei Monate für etwa iVr Millionen Mark Bestellungen auf diese gegenwärtig, und besonders nach einem in Bezug auf Eis flauen Winter, eine so wichtige Nolle spielenden Apparate für Herstellung künstlichen Eises eingelaufen. In Folge dessen muß denn auch Tag und Nacht gearbeitet werden, um die Besteller alle rechtzeitig zu befriedigen. Das Arbeiterpersonal, für gewöhnlich die stattliche Zahl von 500 repräsentirend, hat augenblicklich die Höhe von 750 erreicht. Markneukirchen. Wegen der kürzlich im „Leipziger Tageblatt" lautgewordenen Stimmen aus der dortigen Einwohnerschaft betreffs der Einkommensteuerabschätzung sieht auch Markneukirchen sich veranlaßt, sich den in Leipzig vorgebrachten Beschwerden voll und ganz anzu schließen, und fordert zu einer Massenpetition an die Königl. Negierung auf, denn so wie hier kann die Steuerschraube im ganzen Lande nicht gehandhabt werden. Berlin, fO. Mai. Der Reichstag hat die Regier ungsvorlage bti Namensabstimmung mit 189 gegen 157 Stimmen angenommen. — Der vom Bundesrath angenommene Gesetzent wurf wegen Abänderung der Maß- und Gewichtsocv- nung, der von Sachsen beantragt worden ist, entspricht im Großen und Ganzen den Anträgen, welche die Nor mal-Eichungs-Kommission auf Herstellung des reinen Dezimalsystems in dem Gesetz schon wiederholt gestellt hat. Der Entwurf wird im Reichstag keinen Schwierig keiten begegnen. — Der dem Bundesrathe vorgelegte Gesetzentwurf gegen den gemeingefährlichen Gebrauch von Sprengstoffen, welchen die „N. A. Z." im Wortlaute veröffentlicht, knüpft deren Herstellung und Vertrieb an die polizeiliche Er- laubniß. Die Fabrikanten und Verkäufer muffen über den Bezug und den Absatz ein Register sühren. Vor sätzliche schwere Körperverletzung durch Sprengstoffe wird mit mindestens sünsjährigem, die Tödtung mit mindestens zehnjährigem Zuchthaus bestraft. Wenn der Tod eines Menschen herbeigesührt wurde und der Thäter dies voraussehen konnte, so ersolgt die Todesstrafe. Verab redung zur Anschaffung und Herstellung von Spreng materialien zu solchen Verbrechen wird mit mindestens fünfjährigem Zuchthaus bestraft. Ebenso steht Zucht hausstrafe auf die Aufforderung in Wort und Schrfft oder Anpreisung solcher Verbrechen. Aus Schießpulver findet das Gesetz nicht Anwendung. Motive sind dem Entwürfe bisher nicht beigegeben. — In den Ausschüssen des Bundesrathes ist das Gesetz mit einigen unerheb lichen redaktionellen Aenderungcn angenommen worden. Im Plenum ist die einmüthige Zustimmung zu den An trägen der Ausschüsse ersolgt. — Die Strafkammer zu Frankfurt a. M. mußte sich dieser Tage mit einem 13jährigen Mädchen beschäft igen, welches den Versuch gemacht hatte, ihren Vater — ein dem Trünke ergebener Patron, der seine Kinder fort gesetzt schwer mißhandelte — durch Phosphor-Vergiftung aus der Welt zu schaffen. In der betreffenden Gerichts verhandlung wurde der Fall klar erwiesen, das Gericht erkannte indessen, daß das Mädchen das Strafbare sei ner Handlung nicht erkannt hätte. Von einer Gesäng- nißstrafe wurde deshalb abgesehen, doch wurde das Märchen einer Besserungs-Anstalt überwiesen. — Fortuna, die launige Glücksgöttin, hat in Frank furt a. M. ihre besonderen Schützlinge. Wiederum ge wann den ersten Preis der FrühlingS-Pferdemarktlotterie der Besitzer der „Mainzer Weinstube", Herr Möhner, ein Günstling der Sänger und Schauspieler, welche gern bei ihm einkehren. Darum kehrte aber auch Fortuna schon fünf Rial in 4 Jahren bei ihm ein und verlieh ihm den ersten Preis der Silberlotterie des Zoologischen Gartens, dann das Fürstenzimmer (den ersten Preis') der Hessischen LandeSinduflrieausstellung zu Offenbach, ferner den zweiten Preis in der Lotterie der Patent- und Musterschutz-Ausstellung und den ersten Preis in der vorjährigen Darmstädter Pferdemarktlotterie, zuletzt aber den ersten Preis des Frankfurter Pferdemarktes. Ein Gassenkehrer gewann ein hochelegantes Reitpferd und ein Gerichtsvollzieher das schwerste Arbeitspferd. Alles im April, im launigsten Monate, welchen Fortuna beherrscht. — Aus Wien wird wieder von einem erschreckenden Liebesdrama berichtet. Vorgestern Abend kamen dorl- selbst ein Herr und Mädchen, beide schwarz gekleidet, in einen Casthof im Bezirke Alsergrund und mietheten ein Zimmer, in welches sie sich, nachdem sie die Miethe be zahlt hatten, allsogleich begaben. Am andern Tag Mit tag siel es dem Gasthossbesitzer auf, daß von dem jun gen Paare noch nichts verlangt worden sei, und er beauf tragte daher ein Stubenmädchen, an die Thür der Frem den zu klopfen nnd diese um ihre Künsche zu befragen. Das Mädchen that, wie ihm besohl i. erhieU jedoch aus wiederholtes Klopfen keine Antwort, weshalb es sich ent schloß, die Zimmerthür mit einem zweiten Schlüssel zu öffnen. Da bot sich ihm nun ein grauenerregender An blick. Auf dem parqnettirten Fußboden lag im Blute der Mann, während seine Begleiterin, ebenfalls über und über mit Blut überströmt, mitansgelöstenHaaren hingestreckt auf dem Sopha ruhte. Drei couvertirte, jedoch unver schlossene Briefe lagen auf dem Tische. Aus der Rück seite jeder dieser Briese standen die Worte: „Wir sterben als Braut und Bräutigam. Gertrud, Johann." Nach den amtlichen Erhebungen hat man eS in den gemeinsam in den Tod gegangenen Personen mit den 33 jährigen Privatbeamten Johann Appel und der 24 jährigen Kleidermacherin Gertrud Cavaccant zu thun. Paris, 6. Mai. Die Beziehungen zwischen Frank reich und England haben sich in den letzten Tagen ver schlimmert, da die englische Negierung nicht die geringste Lust zeigt, auf die Forderungen, welche Frankreich betreffs der Konferenz stellt, einzugehen. In England ist man seltsamer Weise überrascht, daß Frankreich aus dessen Verlegenheiten Nutzen ziehen w ll und sich wieder in Egypten festzusetzcn hofft. — Der „National" stellt heute die Frage: Wird es überhaupt in drei Monaten noch ein Egypten geben? Der Mahdi ist zur Konferenz nicht eingeladcn, wirs aber auf derfelbcn viel von sich reden machen. Und nun gar, wenn Egypten weggenommen wird, wo bleibt die Garantie für die egyptische Schuld? Der „National" fragt: 1) ob England fest entschlossen sei, Egypten sich nicht entwinden zu-lassen, und 2) ob es auch stark genug dazu sei? Danach stände England in Egypten zwischen zwei Feuern: der Mahdi am oberen, der Franzose am unteren Nil und der arme Khedive, dem so oder so, mit oder ohne England, das Land ge nommen wird, in der Mitte. London, 10. Mai. Der Gouverneur von Dongola telegraphirt, die von ihm nach Khartum mit Briesen an Gordon abgesandten und zurückgekehrten Emissäre be richten, Khartum sei umzingelt von einer ungeheueren Rebellenarmee. Die Insurgenten forderten die Garnison von Dongola auf, binnen drei Tagen bei Strafe der Niedermetzelung zu kapituliren. Das ganze Land südlich von Debbah befindet sich in vollem Ausstande. London, 12. Mai. Ein Telegramm der „Times" aus Shanghai meldet: Gestern hat die Unterzeichnung eines Vertrages zwischen Frankreich und China stattge funden, demzufolge China das französische Protektorat über Tonking und Anam mit den bestehenden Grenzen anerkennt. Die Grenzlinie sowie die Zölle werden ge meinsam geregelt, die Provinzen Kuangsi, Quantung und Aünan unter später sestzustellsnden Bedingungen dem allgemeinen Handel eröffnet werden. China zahlt keine Kriegskosten. — Wie dem „B. T." gemeldet wird, traf in Kairo am Dienstage ein Grieche ein, der aus Khartum ent flohen ist und nach fünfundzwanzigtägiger Reise die egyptische Hauptstadt erreichte. Er berichtet, daß Gordon Pascha in der Stadt selbst bereits in solcher Noth sei, daß er zwischen dem Palast, wo er residirt, und der Stadt einen mit Bewaffneten besetzten Laufgraben ziehen mußte, um sich vor Ueberiällen seitens der unzufriedenen Bevölkerung zu schützen. — (Neue Feld-Uniform für die Infanterie.^ Die Berliner „Allgem. Militär-Ztg." meldet: Nach den Be schlüssen der im Lager von Aldershott seit Anfang 1882 thätigen Uniformierungs-Kommission des sogenannten „Farben-KomiteeS" ist jetzt ein Jnsanterie-Bataillon mit der neuen Campagne-Uniform für die Infanterie be kleidet worden. Sie besteht aus einem jaquetartigen Rock mit niedrigem Stehkragen, einer Knopsreihe und mehreren Taschen. Er ist aus einem festen Wollenstoffe von ungefährer Chokoladenfarbe gefertigt. Unter dem selben wird eine Aermelweste getragen. Die bequemen weiten Beinkleider reichen nur bis übers Knie, wo sich Gamaschen anschließen. Diese Uniform stößt, namentlich ihrer Farbe wegen, vielfach auf Widerspruch. Die Opponenten wollen den Scharlachrock seiner „geschicht lichen Bedeutung" wegen, und weil er bei der Werbung eine gewisse Anziehungskraft auf die jungen Leute aus üben soll, nicht aufgeben, obgleich anerkannt wird, daß die neue Uniform, welche sich in ihrer Farbe wenig vom Terrain abhcbt, für den Feldgebrauch sehr praktisch ist. Um beiden Parteien entgegen zu kommen, soll die neue Uniform als „Felduniform" nur beim Ausmarsch, in der Kaserne und sonstigen anstrengenden Verrichtungen ge tragen werden, der Scharlachrock aber als Parade- und Garnison-Uniform verbleiben, welche beim Ausriicken ins Feld abgegeben wird. (Unter Marlborough fochten die Engländer übrigens noch in stahlgrauen Nöcken; der rolhe Nock wurde erst um 1726 von Georg I. etnge- führt.) Nolks-und Landwirthschaftliches. Dresden, 13. Mai. Auf dem gestrigen Schlacht- viehmarkte waren nicht weniger als 422 Rinder, 980 Schweine (879 Land- und 101 Ungarschweine), 877 Hammel und 179 Kälber aufgetrieben. Der Marklbe such mußte zwar als ein sehr bedeutender bezeichnet werden, allein die Mehrzahl der Gekommenen bestand nicht aus hiesigen und auswärtigen Fleischern, sondern — wie gewöhnlich bei günstiger Witterung — ans schau lustigen Fremden. Da noch außerdem die anwesenden wirklichen Käufer nur schwachen Bedarf zu decken hatten, indem während dec letzten warmen Tage merklich weniger Fleisch konsnwirt war, und jeder Fleischer noch über etliche Vorrätbe zu verfügen hat, so erwies sich der Auftrieb als ein viel zu starker und das Veikauss- geschäft lähmte mit alleiniger Ausnahme des Kälber handels in allen Schlachtthiergattuugsn so erheblich wie seit langen Wochen auch nicht einmal. Primaq ralität von Rindern erzielte nur schwer 57 — 60 Mk., Mittel- waare 51—54 Mk. und geringe Sorte 36 Mk. pro Centner Schlachtgewicht. In allen drei Qualitäten blieben erhebliche Posten unverkauft stehen. Fast noch flauer ging der Hammelverkauf, da gegenwärtig namentlich für Kochschöpsenfleisch wegen Mangels an passenden Zu gemüse fast gar keine Meinung vorhanden ist. Das Paar englischer Lämmer zu 50 Kilo Fleisch wurde mit 60—63 Mk., daS der Landhammel in demselben G :wichte mit 57 — 60 Mk. und das Paar Ausschußschöpse mit 37 Mk. bezahlt. Die Preise würden sich aber noch wesentlich niedriger gestellt haben, wenn die Händler nicht noch immer gar so hohe Preise für gute Hammel anlegen müßten. Lon den Vorrätheu blieben bedeutende Ueberstäude. Der Centner Schlachtgewicht von Land- schwcineu englischer Kreuzung galt 45—48 Mk. und von Schlesiern 42—44 Mk., iudeß der Centner lebendes Gewicht von ungarischen Bakonicrn bei 40 — 45 Psimd Tara mit 54 und 55 Mk. bezahlt werden mußte, Von 157 Stück Mecklenburgern aber bei derselben Tara nur 44—45 Mk. kostete. Kälber waren zwar — wie schon Eingangs bemerkt — unter allen aufgetriebencn Schlacht thiersorten noch am angenehmsten, mußten aber im Preise auch durchschnittlich um 5 Prozent weichen, da man je nach Güte und Schwere der Stücke nur 90—110 pro Kilo Fleisch bezahlte. Lchmanstrich zur Belebung der Rinde an Obstbäumen. Ein Baumgarten in der Nähe von Innsbruck, 1900 Fuß über der Meeresfläche, dem Nord- und Ostwind ausge setzt, mit undurchlassendem Untergründe, war seit Jahr zehnten unfruchtbar. Ein einziger Baum, und zwar von der edelsten Sorte — eine Pariser Nambour-Reinetw — machte eine Ausnahme. Es wurde nun der Versuch gemacht, die mit Moosen aller Art überwachsenden Bäume durch Unterkalken zu reinigen. Dieser Ziveck wurde zwar hierdurch erreicht, die Rinde der Bäume sah aber den folgenden Sommer sehr trocken aus. Obstsegen stellte sich aber nicht ein. Im Herbste des darauffolgenden Jahres sollte ein Anstrich der Bäume mit einer Mischung von verdünntem Leim und Lehm versucht werden. Der Tagwerkcr vergaß aber den Lehm mit beizumischen, über tünchte die Bäume zuerst mit Leimwasser und verbesserte seinen Fehler durch nachträgliches Uebcrstreicheu mit Lehmbrei. Im Sommer darauf stellte sich au allen Bäumen, selbst an sehr jungen, eine große Fruchtbarkeit ein und die älteren Rindentheile schälten sich von selbst los. Marktpreise in Kamenz am 8. Mai 1884 höchster ^niedrigst. Preis. i Preis. 50 Kilo Korn 8 - 7 81 Heu 50 Kilo 4 - Weizen 10 58 10 — Stroh 1200 Pfd. 25!— Gerste 8 — 7 85 Butter 1 Kilo 2 30 Hafer 8 — 7 50 Erbsen 50 „ 10 35 Haidekorn 7 60 7 - Kartoffeln 50 „ 2 — Hirse 14 20 12 64 Zufuhr. 201 Sack Korn. — 38 Sack Weizen.— 14 Sack Gerste. — 116 Sack Hafer. —10 Sack Hcide- korn. — 6 Sack Hirse. — 10 Sack Erbsen. — 5 Sack Kartoffeln. Kin Astngstsonntag in Miramare. Eine Erinnerung von Robert von Hagen. (Schluß.) Mit diesen Worten entließ mich Oberst Grobois und bemühte sich, eine recht eisenfressende Visage zu macken, — indessen, — als ich — im Herzen um einige Cemner er leichtert — „Kehrt" machte, da erblickte ich im großen Spiegel dcS Dienstzimmers das zum Lächeln verzogene Antlitz des verehrten Commandeurs, um dessen Mundwinkeln es etwa zu lesen war: „Ihr Teufelsschlauberger - — wär' ich dereinst in ähnliche Lage gekommen ich hätt's wahrscheinlich grade so gemacht!" Der Pfingstsonntag 1862 in Miramare ist mir unvergeßlich. Leider wurden mir und Maliwak ganz unver diente Ehren zu Theil; ja, unsere militärische Tüchtigkeit wurde sogar öfter nach aufgehobenen Diner laut erwähnt, und die so gütige liebenswürdige Prinzessin Charlotte, Ge mahlin des Erzherzogs und Schwester des heutigen Königs der Belgier, gab dem eben eingeführten jungen Cadett v. H. das Zeugniß, daß er auch in der französischen Sprache recht schlagfertig sei. Die Complimente über sein Regiment nahm unser Oberst mit höchst verlegener Miene entgegen — mir stand dabei der Schweiß auf der Stirne, nur Maliwak benahm sich so ungenirt, als ob all' das Lob ihm auch thatsächlich unge schmälert gebühre. Noch vor Mitternacht verließen wir und einige jüngere Offiziere das herrliche Feenschloß Miramare, telegraphirten noch in der Nacht an unsere respertiven PapaS;