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vollmächtigten, eine Bibliothek rc. in sich ausnehmen soll. Hierfür ist das an der Ecke der Voll- und der König- grätzerstraße gelegene Haus des Kommerzienrath Wilh. Conrad erworben worden, natürlich unter Vorbehalt der Zustimmung des Landtages. — Mit dem I. März kommt wieder eine Eigen- thümlichkeit bei der sächsischen Armee in Wegfall: die von den Unteroffizieren aus dem Mantelkragen zum Ab zeichen ihrer Charge getragenen Wappenknöpfe werden durch eine Litze in den Landesfarben, wie in der preu ßischen Armee, ersetzt. — Die RechenschaflSdeputation der Zweiten Kammer beantragt, sich durch den Bericht über den Stand und die Inventur bei der Königlichen Altersrentenbank für befriedigt zu erklären. Hervorzuheben ist aus dem Be richte, daß das Institut erst in den letzten Jahren einen seiner Einrichtung entsprechenden Aufschwung genommen hat, denn es beliefen sich die Einzahlungen in den Jahren 1859 -1879 auf 1,019,720 Mk. 53 Pfg., während sie in den 3 Jahren 1880—1882 allein die Höhe von 1,590,692 Mk. 35 Pfg. erreichten. In jüngster Zeit hat die königl. Staatsregierung eine Tabelle ausstellen lassen, aus der ersichtlich ist, welche Rente für eine mo natliche Einzahlung von nur 2 M. erworben wird; da man bei dieser Tabelle, wie aus einer nicht amtlichen erschienenen Erläuterung derselben hervorgeht, besonders daran gedacht hat, daß die Arbeitgeber einen Theil der Beiträge zur Erwerbung von Altersrenten für ihre Ar beiter aus eigenen Mitteln beisteuern, um sür den Fall, daß der Arbeiter seinen Dienst verläßt, die für denselben gezahlten Beiträge sofort zurückziehen zu können so er achtet die Deputation eine größere Verbreitung dieser Erläuterung für wünschenswerth. Ebenso wünschens- werth scheint derselben, sich aufklärend über die Unter schiede zu verbreiten, die zwischen der gleiches Ziel er strebenden Kaiser-Wilhelm-Spende und der königl. Alters rentenbank bestehen. Aus dem Umstande, daß erstere ihre Einlagen mit 4°/«, letztere die ihrigen nur mit 3V2"/» Verzinst, habe sich die Meinung gebildet, daß die erstere für den Versicherten noch größere Vortheile biete. Dieser Vortheil werde jedoch durch die sür die Versicherten ungleich ungünstigere Sterblichkeitstabelle der Kaiser- Wilhelm-Stistung derart ausgeglichen, daß die königl. Altersrentenbank thatsächlich immer noch höhere Renten als jene gewähre. — Unter allen deutschen Einzelstaaten erscheinen, abgesehen von den beiden Hansestädten Hamburg und Bremen, die Staatsfinanzen des Königreichs Sachsen am kräftigsten entwickelt, indem hier an regelmäßigen staatlichen Einnahmen und Ausgaben rund 45 Mark jährlich auf den Kopf der ungefähr drei Millionen zähl enden Bevölkerung entfallen, während, um bei den vier Königreichen stehen zu bleiben, für Preußen nur 39, für Bayern nur 43 und für Würtemberg gar nur 26 Mark jährlich per Kopf sich ergeben. — Nach dem am 1. Januar 1884 in Kraft ge tretenen Gesetz betreffs des Gewerbebetriebes im Umher ziehen ist das Hausiren mit Taschenuhren und Gold- und Silberwaaren verboten. — Das Königliche Schloß in Berlin enthält 978 Fenster, von welchen 208 aus das Erdgeschoß, 249 auf das erste, 247 auf das zweite und 274 auf das dritte Stockweck entfallen. Stuttgart, 24. Februar. In der einem gewissen Reinhardt gehörigen Pfandleihanstalt am Leonhards platze ist gestern Abend 9 Uhr ein Raubmord begangen worden. Der Eigenthümer Reinhardt, der sich im Laden allein befunden hatte, wurde getödtet, die Ladenkasse ausgeraubt vorgefunden; der Mörder ist entflohen und wird in den amtlichen Bekanntmachungen als ein junger Mann in Arbeitertteidung geschildert. Der Erinordete hinterläßt außer der Witwe noch sechs Kinder im Alter von ein bis zehn Jahren. — 27. Februar. Der Mörder des Pfandleihers Reinhardt ist in der Person des Kutschers Döttling er mittelt und heute verhaftet worden. — Der französische General Wimpffen, der Unter zeichner der Kapitulation von Sedan ist gestorben. Als im Jahre 1870 der Krieg zwischen Deutschland und Frankreich ausbrach, hatte Wimpffen ein höheres Kom mando in Algier inne, in welcher Qualification er den Ausstand an der marokkanischen Grenze glücklich nieder warf. Nach den ersten Niederlagen der französischen Armee bei Weißenburg und Wörth berief ihn ein Befehl des Premierministers Genera! Palikao nach Frankreich zurück, um den General Failly in dem Kommando des 5. Korps zu ersetzen. Am 28. August traf Wimpffen in Paris ein, wo er gleichzeitig mit seiner Abreise zur Armee Mac Mahons die Ordre erhielt,' im Fall einer Verwundung des Marschalls das Oberkommando zu übernehmen. Diese wenig dankbare Mission blieb ihm nicht erspart. Am 31. August traf er bei der Armee vor Sedan ein und schon am nächsten Tage mußte er, da Marschall Mac Mahon — zum großen Glück für feine spätere Lauibahn — eine „Verwundung" im Schenkel erhalten hatte, das Oberkommando übernehmen, nur um einige Stunden später die Kapitulation der ge stimmten Armee zu unterzeichnen. Der tapfere und ehrenwerthe General wäre eines besseren Abschlusses seiner mililärsichen Lausbahn würdig gewesen. Wie Jules Favre, der Unterzeichner des Frankfurter Friedens, so war General Wimpffen seitdem sür die französische Nation ein todter Mann. Geboren war der Verstorbene am 13. September 1811 in Laon (Aisne), seine erste Ausbildung halte er in Saint-Cyr erhalten. — Gleich ¬ zeitig meldet ein Tel. den Tod eines Veteranen der fran zösischen Armee, des Generals Schramm. Im Jahre 1789 geboren, trat der Verstorbene schon mit 10 Jahren in die Armee, wurde nach der Schlacht bei Austerlitz (1805) decorirt und zum Lieutenant ernannt, zeichnete sich bei der Belagerung von Danzig (1807) aus, erhielt bei Heilsbrunn eine leichte Verwundung, ging dann (1808) zur französischen Armee nach Spanien, nahm im Jahre darauf an den Schlachten von Wagram und Eßlingen Theil, machte den Feldzug in Rußland und Sachsen mit, wurde in der Schlacht bei Lützen zweimal verwundet und — kaum 24 Jahr alt — am 26. September in Pirna zum Brigadegeneral ernannt. Bei der Belager ung von Dresden gerieth er in General. Während der hundert Tage kommandirte er im Departement Maine et Loire und Betheiligte sich dann lebhaft an der Ver- theidigung von Paris. Mit dem Sturz Napoleons I. trat er aus der Armee, um erst im Jahre 1831 sich re- aktiviren zu lassen und an der Expedition nach Belgien theilzunehmen. Bei der Belagerung von Antwerpen (1832) kommandirte er als Generallieutenant eine Divi sion. Im Jahre 1840 führte er das Oberkommando in Algier und erhielt bei seiner Rückkehr (1841) den Grafentitel. Unter der Präsidentschaft Louis Napoleons war er vom 22. Oktober 1850 bis zum 9. Januar 1852 Kciegsminister. Nach dem Staatsstreiche wurde er zum Senator ernannt. Mit dem General Schramm ist einer der letzten Offiziere der „großen Armee" aus der Zeit des ersten Napoleon dahingeschieden. — Die Stärke des jetzt in Tonking versammelten Expeditionscorps wird auf 14,000 Mann angenommen, einschließlich der 5000 Mann, die neuerdings dazu ge kommen sind. Will man aber seststellen, wie viel Truppen Millot zu einem Angriff gegen Bac-Ninh zur Verfügung haben wird, so muß man sich vergegenwärtigen, daß seiner Zeit zum Angriff gegen Sontay nach Abzug aller Besatzungen nur 4000 Mann aufgebracht werden konnten. Von diesen 4000 Mann sind etwa 400 gefallen oder verwundet, 100 mindestens erkrankt, so daß noch 3500 übrig bleiben würden. Nimmt man zu diesen die 5000 neuangekommenen Soldaten und hochgerechnet 2000 anamitische Hilfstruppen, so ergäbe es ein Operations corps von 10,500 Mann. Aber bei dieser Berechnung ist ein Punkt noch außer Betracht gelassen: Vor der Einnahme von Sontay brauchte man für Sontey selbst und das umliegende Gebiet nicht die Besatzungen, die jetzt nöthig sind. Da man nun aber dieses Gebiet nicht von Truppen entblößen kann, so würde das Gesammt- corps sür seine Besatzung noch etwa 2000 Mann abgeben müssen, also nur noch 8500 Mann stark sein, wobei der voraussichtlich nicht unerhebliche Krankenbestand noch gar nicht in Rechnung gezogen ist. Um das Angriffscorps gegen Bac-Ninh mit deutschen Verhältnissen zu verglei chen, würde man sagen können, daß es einer kriegs mäßigen Infanterie-Brigade entspräche, der ein Jäger bataillon und eine verhältnißmäßig sehr starke Artillerie zugetheilt wäre. Um eine Festung zu nehmen, ist das aber verzweifelt wenig, allerdings unter der Voraussetz ung, daß sie gut oder doch nur leidlich vertheidigt wird. London, 26. Februar. In der vergangenen Nach! gegen 1 Uhr fand in dem Gepäckraume des Viktoria bahnhofs eine heftige Explosion statt, durch welche zwei Männer verletzt und mehrere Theile des Daches in die Luft gesprengt wurden; die Fenster sind zertrümmert, auch die benachbarten Gebäude haben großen Schaden gelitten. Als Ursache der Explosion wird die Entzünd ung von Dynamit angesehen. — Das Schicksal der in der Richtung auf Tolar vorrückenden britischen Armee — so bemerkt die „K. Z." — liegt ganz in den Händen Osman Digmas. Der Führer der Aufständischen hat es in seiner Hand, die für ihn günstigste Art der Kriegführung zu wählen; er kann die Briten in Berge ziehen und durch Wustenmärsche ermüden; er kann sich nach Tokar werfen, welches die Briten mit ihren Berggefchützen nicht stürmen können. Er kann so die Engländer an der Nase umhersühren und zwingen, entweder unter dem Gelächter Europas unver richteter Sache abzuziehen, wie jener Frankenkönig, der mit 20,000 Mann die Spitze eines Hügels nahm, um an der andern Seite wieder hinunterzuziehen, — oder aber ihm auf Schritt und Tritt zu folgen, stets umringt und geneckt von kleinen Haufen leichtberittener Araber. Vielleicht erweist jedoch Osman Digma seinen Gegnern den Gefallen, sich ihnen beim Brunnen Teb zu stellen; es wäre dies für die kampfbegierigen Engländer der günstigste Fall. Sie hätten dann Gelegenheit, das Ueber- gewicht europäisch gerüsteter, europäisch geschulter und europäisch geführter Truppen über regellose Heerschaaren ganz und voll auszunützen. Es ist möglich, daß Osman Digma durch sein überquellendes Sicgesbewußtsein zu dem Fehler verleitet wird, jene Art der Kriegsführung, welche die Sitten seines Stammes und die Natur des Landes ihm an die Hand giebt, diesmal zu verlassen und sein Glück auf eine Karte, das ungewisse Schicksal einer Schlacht, zu setzen. — Aus Suakim wird am 25. Februar gemeldet: Eine von dort entsandte Patrouille ist in einer Entfern ung von einer halben Meile auf eine feindliche Abtheil- ung von 1000 Mann und 40 Kameelen gestoßen. Die Patrouille zog sich zurück, vom Feinde verfolgt. — Fer ner wird gemeldet: Schwarze Truppen meuterten und weigerten sich, die Waffen zusammenzustellen; sie drohten sogar, zu den Rebellen überzugehen. — Spione berichten, allgemein herrsche Freude in Osmans Lager über den Fall Tokars. — Einer Kairenser Meldung des „Standard" nach haben die Bescharin-Araber, welche den mächtigsten Stamm zwischen Khardum und Wadi Hals« bilden, rcvoltirt. Sollte sich diese Nachricht bewahrheiten, so wären General Gordon und die Garnison von Khartum von Aegypten abgeschnitten. Die Emissäre des Mahdi durchziehen ganz Aegypten, und das Volk nimmt die Botschaft des falschen Propheten: „Ich komme, seid be reit!" in einer Weise auf. die es dringend nothwendig macht, die äußersten Vorsichtsmaßregeln zu treffen. vermischtes. ff* Roßwein, 23. Februar. Daß ein schlechter Spaß manchmal ganz üble Folgen nach sich ziehen kann, zeigt folgender Vorfall, der sich dieser Tage in hiesiger Gegend ereignet hat. Ein Rittergutspachter verlor aus dem Nachhausewege von Roßwein zwei Packele mit Stück- Heien, welche von zwei des Weges kommenden Slowaken gefunden und mitgenommen wurden. Zufällig kehrten diese Beiden in dem Wirthshaus des Wohnortes des Nittergutspachters ein und erzählten dort von ihrem Fund. In diesem Augenblicke erschien auch der Pachter selbst, legitimirte sich als der Verlierer der beiden Packele und nahm eins davon an sich, während er das andere den beiden Slowaken überließ, sie sollten den Inhalt nur anf- effen, es sei guter Käse. Die Slowaken ließen sich das nicht zweimal sagen, sondern machten sich flink darüber her und lieben sich den vermeintlichen Käse gut schmecken. Kurze Zeit nur indeß verging, da singen die Stückhefen in den Leibern der armen Menschen an zu wirken und trieben dieselben zu einer Besorgniß erregenden Dicke auf, Allen Anwesenden und nicht zum mindestens dem Nittergutspachter selbst wurde bei dieser Wahrnehmung himmelangst, man schickte sogleich zum Arzt und es ge lang diesem auch, mittelst sofort angewendeter Brech mittel die Gefahr glücklich zu beseitigen. Reichlich be schenkt und sür die ausgestandene Qual entschädigt, zogen die beiden Slowaken dann ihres Weges weiter. Z8 Freiberg, 22. Febr. Einer der ältesten Baum« riesen Sachsens ist gestern in dem benachbarten Mulda gefällt worden. Es war dies eine ungeheuere Linde, die ihren Platz im Hofe des dortigen Erbgerichts hatte und Vie mit ihren weittragenden Arsten dem Wohnhaus und dem Stallgebäude Gefahr zu bringen drohte. Sachver ständige behaupten, daß die Linde ein Alter von 500 Jahren nahezu erreicht haben könne. Zwei volle Tage mußte von mehreren starken Kräften gesägt und gehackt werden, um den Bau zu stürzen. Welche Dimensionen der Baum hatte, beweisen die gemachten Messungen. Der Umfang der Mittelstärke des Stammes betrug 8,57 Meter, der Umfang der schwächsten Stelle 5,7 Meter. Die Höhe oer Linde ergab zur Zeit noch 22 Meter bis zum Wipfel, die Stammlänge betrug 6,9 Meter. Aus den noch vor handenen Aesten wurden 10, aus dem Stammende 14 Festmeter zum größten Theil kernhaftes Holz gewonnen. ff Eine Trophäe eigener Art befindet sich in den jetzt neugeordneten Sammlungen des Zeughauses in Ber lin. Es ist die Flagge einer holländischen Fregatte, welche von preußischen Husaren erobert wurde. Gewiß ein in seiner Art einziges Vorkomniniß. Es war in dem preußischen Feldzuge gegen Holland im Jahre 1787, welchen Friedrich Wilhelm II. unternahm, um eine seiner Schwester, der Prinzessin von Oranien, von den Hol ländern zugefügte Beleidigung zu rächen, und der mit einer binnen sieben Tagen (13. bis 20. September) er folgenden Besitznahme Hollands durch preußische Truppen endigte. In diesem Feldzuge war es, daß eine bei Vianen auf dem Leck auf eine Sandbank gerathene holländische Fregatte durch einen kühnen Handstreich des Kommandeurs des preußischen Leib-Husaren-Regiments, Obersten von Eben und Brunnen, mit einigen Leuten seines Regiments weggenommen wurde, und an diesen kecken Husarenstreich erinnert die erwähnte Trophäe. Im Anschluß hieran erwähnen wir noch zwei Orlogsflaggen dänischer Kriegsschiffe, welche am 5. April 1849 bei Eckernförde von deutschen Truppen erbeutet, dem Reichs verweser Erzherzog Johann übersandt, von diesem dem Zeughause zu Mainz übergeben und von da 1873 nach Berlin gebracht worden. * An einer Pionier-Kasematte zu Deutz wurde am 21. Morgens folgendes Plakat bemerkt: „August Bebel, Drechslermeister und socialistischer Reichstags-Abgeord- . neter, erblickte am 22. Februar 1840, Abends, als der l Hornist zum Zapfenstreich blies, in der Kasematte als Sohn des Unteroffiziers Bebel das Licht der Welt. Ein hohes Ereigniß sür die arbeitende Klaffe." Das Plakat wurde alsbald von dem Militär entfernt. * Petroleum gegen Maulwürfe. Der betreffende Maulwursshaufen wird sorgfältig bei Seite geschafft und die Oeffnung der Gänge frei gemacht, in welche man ein kleines Leinwandläppchen oder Waldmoos, daS mit nicht rafftnirtem Petroleum befeuchtet wird, hinein legt. Darnach wird dann die Oeffnung mit einer Scherbe verschlossen. Der durchdringende Geruch des Petroleums verbreitet sich nun fortwährend in den Gängen und vertreibt den Maulwurf Monate lang aus seiner ursprünglichen Behausung. * In Nixdorf bei Berlin machten vor kurzem nicht weniger als 17 Geschäftsinhaber, deren Locale mit großen Spiegelglas-Schaufenstern ausgestattet sind, die Wahrnehmung, daß die Scheiben mittelst scharfer Jnstru- x mente durchschnitten waren. Als die Thäter sind zwei Knaben im Alter von 13 resp. 14 Jahren ermittelt. § Der Werth der zerschnittenen Scheiben wird auf circa 2000 Mark geschätzt.