Volltext Seite (XML)
Kurzem im Dienste den Trompeter Mistbach durch einen Lanzenstich tödtete. — Die Einwohnerschaft von Waldheim ist wieder einmal in etwas aufgeregter Stimmung, da der Direktor des Vorschußvereins, Uhlemann, die Insolvenz über seine Firma angezeigt hat und das Konkursverfahren über das Vermögen der Firma eröffnet worden ist. Aufregend ist nicht etwa das Erlöschen der an und für sich unbe deutenden Firma, sondern daß Uhlemann langjähriger Direktor des Vorschußvereins in Waldheim war und dem Vereine rund 31,000 Mk. schuldet, wofür nur ca. 10,000 Mk. Deckung vorhanden sind, während er den Fehlbetrag ohne Wissen der Direktorialmitglieder und des Verwaltungsrathes entnommen hat. Wie dies mög lich ist, da die Direktorialmitglieder nach den Statuten vom Vereine keinen Kredit entnehmen sollen und die Kontrole doch wohl gewifsenhast gehandhabt worden ist, wird die Untersuchung ergeben. Bedauerlich ist der Vorfall besonders deshalb, weil der Verein schon wieder holt, und zuletzt auch an der Roßweiner Affaire größere Verluste erlitten hat und nun das Vertrauen zu dem Vorschubverein so erschüttert zu sein scheint, daß das Fortbestehen desselben in Frage gestellt ist. Berlin, 15. October. Die Hygieineausstellung wurde heute in Anwesenheit des Ausschusses, des Zentralkomitees und vieler Aussteller durch den Präsident Hobrecht mit einem Hoch auf Ihre Majestäten den Kaiser und die Kaiserin geschloffen. Die drei Präsidenten erhielten von Ihrer Majestät der Kaiserin ein Dankschreiben und die große goldene Porträtmedaille, die Ausschüsse ein Dank schreiben, eigenhändig unterzeichnet, und prachtvolle Me daillons, die Kommissare Oesterreich-Ungarns Dankschreiben und Brillantnadeln. — Die Spar- und Äorschußvereine der Post- und Telegraphenbeamten, die vom Staatssekretär Dr. Stephan sehr protegirt werden, umfassen gegenwärtig eine Mit gliederzahl von 66,000 Köpfen mit einem Gesammtver- einsvermögen von 10 Millionen Mark. Breslau, 16. October. Die „Breslauer Zeitung" meldet: In den Stallungen eines Grundstückes in der Klosterstraße sind gestern drei Stück Rindvieh gefallen, als Ursache soll der telegraphisch herbeigerufene Professor Schütz von der Thierarzneischule in Berlin Rinderpest konstatirt haben. Der hiesige Viehkrug ist abgesperrt. — Welch grobes Kapital dies Jahr in manchen Gegenden in den Aepfelwein gesteckt wird, ergiebt sich aus folgender Notiz aus Frankfurt: Ein Großproducent keltert 2500 Stückfaß Aepfelwein ein. Da seine Fässer hierzu nicht reichen, sind mächtige Cisternen in seinem Felsenkeller erbaut worden. Im Durchschnitt geben Heuer 16 Malter ein Stückfaß Aepfelwein und stellt sich dasselbe incl. Fabrikationslohn auf 120 Mark, so daß darin ein Anlagekapital von 300,000 Mark steckt. Straßburg, 13. October. Seilen der Regierung von Elsaß-Lothringen ist einer Anzahl ausländischer Zeitungen der Vertrieb zunächst 9 französische Zeitungen betroffen, darunter „France", „Jntransigeant", „Anti- prussien" und andere Blätter ähnlicher Farbe. Auch 2 in deutscher Sprache erscheinende Zeitungen sind mit darunter, nämlich das „Baseler Wochenblatt" und die „Wiener Allgemeine Zeitung". Es sind ferner 12 fran zösische Zeitungen unter Kontrolle gestellt, darunter die „Republique francaise". Wenn auch das Verbot durch Zusendung mittelst Briefumschlages vielfach umgangen werden wird, so dürfen diese Zeitungen doch nicht mehr an öffentlichen Orten ausliegen. Paris, 12. Oktober. Der spanische Botschafter, Herzog von Fernan-Nunez, hat seine Entlassung gegeben. — Nachträglich wird allseitig zugegeben, daß der spa nische Minister des Auswärtigen, Veja de Armijo, ein energisches Vorgehen gegen Frankreich besürwortel und der Gegensatz, der deshalb zwischen ihm und seinen Kollegen bestand, den Ausbruch der Ministerkrise be schleunigt hat. Fernan Nunez hatte seit vier Tagen Austrag, eine ausreichende Genugthuung von Frankreich zu sordern, nahm es jedoch auf sich, dessen Vollzug zu verzögern und die Forderungen bedeutend abzuschwächen. Konstantinopel, 16. October. Auf Chios, Syra, in den Dardanellen, in Smyrna und Avalik hat ein starkes, acht bis zehn Sekunden dauerndes Erdbeben stattgefunden. Eine Anzahl Häuser ist infolgedessen ein gestürzt, auch sind viele Personen umgekommen und verwundet. — In Port au Prince (Hayty) ist eine Revolution ausgebrochen. Die Hälfte der Stadt wurde durch ange legte Brände und ein Bombardement zerstört. Die Stadt wurde geplündert und die Bevölkerung niederge metzelt. Fünf fremde Kriegsschiffe befanden sich zur Zeit im Hafen. Wermischtes. (Die Hinrichtungen), mit denen man in früheren Zeiten bekanntlich nicht sparte, waren für damalige Ver hältnisse im Grunde genommen eine kostspielige Sache. Eine alte Sächsische Chronik, die uns von der Hinricht ung eines Tischlergesellen aus dem Jahre 1604 erzählt, enthält darüber folgende Aufstellung der „Prozedurkostcn": Den drei Schöppen 3 Thlr. 22 Gr. 6 Pf., dem Stadt schreiber 20 Thlr., Herrn Dr. Pf., daß er den Körper ausgeschnitten, 3 Thlr; den beiden Balbierern, die ihm dabei geholfen, zusammen 4 Thlr.; dem Urtel vom Schöppenstuhl zu Wittenberg 4 Thlr. 6 Gr.; für Fleisch, das der arme Sünder verspeist, 6 Gr.; Wein und Vier Pir denselben 1 Thlr. 2 Gr. 8 Pf.; den beiden Wächtern, die drei Tage und drei Nächte bei ihm gewacht, 1 Thlr.; den beiden Predigern, so den armen Sünder getröstet, 2 Thlr; dem Knecht Sitzergeld in 4 Wochen, 1 Thlr. 8 G^; Angreifergeld 21 Gr.; dem Marktmeister, daß er das Gericht geheget und ausgerufen, 20 Gr.; dem Scharf richterknecht, daß er den Sand, darauf der arme Sünder gerichtet, nach dem Markt gefahren und wieder entfernt hat, 6 Gr.; dem Scharfrichter Meister Simon für die Anlage der Marterwerkzeuge, 1 Thlr. 10 Gr.; demselben für die Exekution, den armen Sünder mit dem Schwerte vom Leben zum Tode zu bringen, 2 Thlr. 12 Gr.; dem Scharfrichterknecht Trankgeld 12 Gr.; für ein Gerichts- effen auf dem Rathhause, 10 Thlr. In Summa also: 56 Thlr. 6 Gr. 2 Pf. Das Eigenthümlichste ist jeden falls, daß man sich auf dem Rathhause bei Speise und Trank gütlich that, nachdem man einen Verbrecher vom Leben zum Tode gebracht hatte. ** (Ueber den „Guß der Germania") wird Fol gendes berichtet: Am 9. September 1879 brachte Prof. Schilling aui sechs Eisenbahnwagen sein in 63 Stücke abgetheiltes Modell selbst nach München, v. Miller wollte der größeren Festigkeit wegen die Figur nur in fünf horizontale Hauptstücke zerlegen. Die Schwierig keiten wurden dadurch allerdings bedeutend erhöht; denn das unterste Stück wurde so groß, daß für dasselbe allein 325 Zentner Metall in Fluß gebracht werden mußten; auch war das Stück nur in die größte Gießgrube der Anstalt zu bringen, die über 100 Fuß vom großen Schmelz ofen entfernt ist, so daß das flüssige Metall, um auf dem weiten Wege nicht zu erkalten, beim Schmelzen einen höheren Hitzegrad als sonst wohl nöthig erhalten mußte. Der Kaiser bewilligte 550 Centner Kanonenmetall, wel ches von der Kanonengießerei in Spandau abgegeben wurde. Zu bemerken ist dabei, daß hierfür keine er oberten französischen, sondern nur preußische Kanonen genommen wurden. Am 1. Februar 1881 fand der oben erwähnte erste große Guß statt; schon nach 20 Stunden Feuerung war die ganze Masse Erz in den entsprechenden Hitzegrad gebracht und die brausende Metallfluth stürzte in die ihr angewiesenen Formen in die Tiefe. Nach einigen Sekunden banger Erwartung zischte das flüssige Metall aus den Luftröhren, ein sicheres Zeichen, daß der Guß gelungen sei. Jubelnd wurde dieses Gelingen von der angesammelten Menge von Zuschauern und den Arbeitern begrüßt. Frohen Muthes wurden nunmehr die weiteren Bronzegüsse unter nommen — und kein einziger mißlang. — Bei den Formarbeiten der Germania allein wurden verwendet: 1460 Körbe Holzkohlen, 540 Centner Schmiedekohlen, 200 Centner Kokes, 4592 Centner Gyps und Ziegelmehl, 34,000 Ziegelsteine, mehr als 220 Centner Eisen, an Eisendraht 13 Centner. In Fluß wurden gebracht im Ganzen über 1500 Centner Erz und zum Schmelzen dieser Masse 125 Kubikmeter Fichtenholz verwendet. f Landsberg a. W., 15. October. Der „Post" schreibt man hier: Die hiesigen Landarmenhäusler tragen auf dem Arm die Buchstaben „L. A. H." (Landarmen haus). Dieser Tage erkundigte sich aus der Straße ein Herr bei einem der also „Gezeichneten", was denn die geheimnißvolle Armaufschrist bedeute. Der Gefragte er klärte sich bereit, gegen das Geschenk einer Cigarre das Räthsel zu lösen. Die Cigarre wurde bewilligt und nun erhielt der Frager den Bescheid: „L. A. H. heißt: Lauter anständige Herren." f Köln, 13. October. Gestern Abend übergaben, wie die „K. Z." mittheilt, zwei Unteroffiziere der vierten Batterie einen Soldaten, der von derselben Batterie desertirt war. Derselbe machte wiederholt den Versuch, zu entkommen. Heute früh 6 Uhr bat er, austreten zu dürfen. Die Erlaubniß wurde ihm ertheilt; zwei Leute der Wache begleiteten ihn. Als er zurückkehrte und wieder an der Thür der Hauptwache ankam, entsprang er plötzlich. Seine Begleiter setzten ihm nach und riefen ihm zu, stehen zu bleiben. Da er nicht Folge leistete, machte einer von seiner Feuerwaffe Gebrauch und streckte ihn durch einen Schuß in den Kopf nieder. Er war sofort todt. f Bonn, 10. Octbr. Die „B. Z." erzählt: Dieser Tage kam ein Ehepaar vom Lande zu einem hiesigen Notar, um 29,000 Mark bei demselben zu erheben. Das Geld nahm die Frau in Empfang, welche bedeutend jünger war als der Mann. Vom Notar begaben sich die Eheleute in ein Weinhaus. Nachdem sie dort eine Zeit lang verweilt, sagte die Frau, sie müsse noch einen Gang machen, werde aber bald wiederkommen. Sie kam aber nicht wieder, sondern ist mit dem Gelde und, wie man allen Grund hat anzunehmen, mit einem jungen Manne — durchgebrannt. f In Würzburg wurde am 8. d. M-, nach dem „Münchener Fremdenblatt", in dem Kuppelei-Prvzeß gegen die Weinhändlers-Eheleute Busch vom Landgericht das Urtheil gesprochen, und der Mann zu sechs, die Frau zu neun Monaten Gefängniß verurtheilt. Dieselben be saßen ein öffentliches Haus und betrieben dabei Mädchen handel nach der Schweiz, Rußland und Norddeutschland. Der schmachvolle Handel war sehr lukrativ, und wies Jahres-Einnahmen bis 30,000 Mark aus. Stellte sich doch heraus, daß Busch manche Tage mehrere hundert Mark blos aus einem einzigen Lasterhause zog und die Mindest-Einnahme 50 Mark betrug. Busch besitzt heute ein Baarvermögen von 70,000 Mark. Der Mann be rief sich vor Gericht auf die „Gewerbesreiheit" als Ent schuldigung !! Len Pferdercichthum Rußlands schätzt man nach jetzt veröffentlichten osficiellen Angaben im europäischen Rußland bis zu 17 Millionen, denjenigen in den außer europäischen Provinzen auf 7 Millionen Stück. Dec Staat unterhält 6 Reichsgestüte für edlere Racen ver schiedener Gattung und giebt jährlich etwa 115,000 Rubel zur Aufmunterung der privaten Pferdezucht aus. Die Zahl der Privatgestüte beträgt 3430 mit nahezu 10,000 Hengsten und 93,000 Stuten. Oben an figurirt das Donsche Gebiet mit 782 Gestüten. Außerdem besteht in den Steppengegenden Rußlands die Pferdezucht in Heerden (Tabunen) mit etwa 100,000 Hengsten und einer Million Stuten. ** Ein Mann mit grasgrünem Haupthaar befindet sich gegenwärtig unter den Patienten einer Filtalanstalt des Rochusspitals in Pest; derselbe, ein junger Mann, seines Zeichens ein Kupferschmied, hat einen dichten Haar wuchs von grasgrüner Farbe und wird ob dieser seltenen Erscheinung von Aerzten und Laien vielfach bewundert. Das Naturspiel ist ein so überraschendes, daß der Be schauer im ersten Augenblick annehmen möchte, das Haar habe diese Farbe durch künstliche Bearbeitung angenom men. Allein der Patient versichert, er sei mit solchem Haarwuchs zur Welt gekommen, und in der That hat die chemische Untersuchung einiger Haare ergeben, daß die grasgrünen Locken echte und unverfälschte sind. Dem Vernehmen nach soll das Tritonenhaupt seitens eines gewandten Impresarios bereits zu einer „Kunstreise" en° gagirt worden sein. Nachrichten aus dem Standesamt Pulsnitz Zur Anmeldung gelangten in den Monaten Juli, August, September, III. Quartal 1883: I) 102 Geburten. Dieselben vertheilen sich wie folgt: Stadt Pulsnitz 24 Meißnisch-Pulsnitz 15 Böhmisch-Vollung 5 Ohorn 29 Obersteina 9 Niedersteina 10 Friedersdorf mit Thiemendorf 6 Weißbach 4 2) 53 Sterbefälle und zwar: Stadt Pulsnitz 18 Meißnisch-Pulsnitz 8 Böhmisch-Vollung 3 Ohorn 12 Obersteina 3 Niedersteina 3 Friedersdorf mit Thiemendorf 4 Weißbach 2 S) 11 Aufgebot»ve«handl»nge« und zwar Stadt Pulsnitz 7 Meißnisch-Pulsnitz I Böhmisch-Vollung — Ohorn 1 Obersteina 2 Niederstem« — Friedersdois mit Thiemendorf — Weißbach — 4) 13 Eheschließungen und zwar: Stadt Pulsnitz 8 Meißnisch-Pulsnitz I Böhmisch-Vollung — Ohorn 3 Obersteina — Niedersteina — Friedersdorf mit Thiemendorf 1 Weißbach — Vom 1. Januar bis Ende Sept, in Summa 260 Geburten, 149 Sterbefälle, incl. 5 Todtgeb., 50 Ausge botsverhandlungen und 45 Eheschließungen. K i« g e s a n - t. «in«! «i« dvssvr als andere Mittel? Diese Frage haben wir öfters gehört, wenn die Sprache aus die sog. Apotheker R. Brandt'S SchweizerpiUen kam. Einfach darum, weil sie nicht wie Salze, Bitterwasser, Mixturen und Pillen plötzlich scharf abführen, die Gedärme schwächen und hierdurch nur noch mehr Verstopfung Hervorrufen, sondern, daß sie den Darm nicht mehr als nöthig reizen, die Muskeln kräf tigen und nach und nach den Gebrauch eines Medika mentes überhaupt überflüssig machen. Erhältlich » M. I in den bekannten Apotheken. Hauptverhanblungen des Kgl. Schöffengerichtes zu Pulsnitz am 16. October 1883. ' Von einem Felde des Gutsbesitzers Hause in Groß röhrsdorf waren in einer schönen Augustnacht ca. 30 Stück Gurken gestohlen worden. Da der Ziegelstreicher Gustav Emil Pollner in Bretnig stark in Verdacht ge kommen war, wurde vom Gendarm bei demselben HauS- aussuchung vorgenommen. Die Gurken, welche Pollner wahrscheinlich bci der nahe bevorstehenden Kindtaufe ver wenden wollte, wurden aufgesundrn und beschlagnahmt.