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U'ockcMutt für Pulsnitz» Königsbrück, Naörkkrg, Radeburg, Moritzburg und RmgegeM Erscheint: Mittwoch« und Sonnabend«. Abonneinentspreis: NixsLlikßUch de« jeder Eonnabend-Nummer ««liegenden SonntngSblatte«) Vierteljährlich I Mk. 25 Pfg. Inserate werden mit 10 Pfennigen für den Raum einer gespaltenen Corpus- zeile berechnet u. sind bis spätestens Dienstags und Freitags Vormittags S Nhr hier aufzugeben. «Amtsblatt des Königlichen Amtsgerichts, sowie des Stadtrathes zu Dulsnitz. Fünfund-reitzigster Jahrgang. Buchdruckerei von Ernst Ludwig Förster in Pulsnitz. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Paul Weber in Pulsnitz. GeschäftssteKm jür Königsbrück: bei Herrn Kaufm. M. Tschersich. Dresden: Annoncen-Bureaus Haasenstei« L Vogler u. JnvalidendanL Leipzig: Rudolph Ross» 74 IS. September 1883 Sonnabend ÄlnANlärtia? """ uns unbekannten Firinen und Personen nehmen wir nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briefmarken ob« «44^44^144414)4 «4444v444444«14f 44114)4 Posteinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls ausgenommen mag der Betrag beiliegen oder nicht. LxpkMiON Ü68 ^Mi8blLtiSS» Im Handelsregister für den Bezirk des unterzeichneten Amtsgerichts ist heute auf dem die Firma F. W. Gebler in Großröhrsdorf betreffenden Folium 43 ver lautbart worden, daß Herr Friedrich Wilhelm Gebler das Geschäft seinem Sohne, dem Fabrikanten Herrn Friedrich Adolf Gebler in Großröhrsdorf überlassen hat und daß infolge dessen Letzterer nunmehr Inhaber der Firma ist. Pulsnitz, am 11. September 1883. Das Königliche Amtsgericht. Rr. Krenkel. B. Fürst Bismarck «ad die Franzosen. In Bezug auf das „delikate" Verhältniß, welches zwischen Frankreich und Deutschland besteht und welches erst neulich durch eine hitzige Zeitungssehde eine grelle Beleuchtung fand, ist offenbar nichts mehr zu wünschen, als daß sich die Franzosen über die Deutschen, das deutsche Reich und den staatsmännischen Begründer desselben richtigere Begriffe bilden. Denn die Unter schiebung aller möglichen das Deutschthum in einem ge hässigen Lichte zeigenden Eigenschaften seitens der Fran zosen ist ja bekanntlich eine der Hauptursachen, daß bis her eine wirkliche Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich nicht vollzogen werden konnte. Den Franzosen selbst können wir Deutsche über diesen Punkt aber leider bei dem besten Willen keine Wahrheitsprediger sein, weil man in Frankreich alles Das, was aus deutschem Munde über die beiden Nachbarstaaten gesagt wird, für falsch hält. Eine Aufklärung über Deutschland und seine staat liche Stellung zu Frankreich kann daher für die Franzosen mit Erfolg nur von Franzosen selbst kommen und zwar von solchen, die sich einmal ihrer gehässigen Vorurtheile entledigen und mit Unparteilichkeit über deutsch-franzö fische Verhältnisse reden. Mit einer, wenn auch noch schüchternen Freude müssen wir da nun eines Artikels Erwähnung thun, den die „Uaxubligus tranyaisö", eine der bedeutendsten französischen Zeitungen unter der Ueberschrift „Der Plan Bismarcks" kürzlich veröffentlicht hat. Der Artikel be tont zunächst, daß seit 13 Jahren der Name Bismarck bei allen Franzosen verhaßt sei, aber dieser Haß gebe nur Zeugniß von der furchtbaren Macht des Reichskanzlers und sei sein Ruhmestitel in Frankreich. Dis Franzosen begriffen vollständig, welch' ein Uebergewicht der Kanzler besitze und könnten sich nur darüber wundern, daß ein Mann, den: sein Vaterland soviel verdanke und der sich noch täglich neue Verdienste erwerbe, im Reichstage keine seste Mehrheit besitze. Wolle man in Frankreich den Kanzler richtig beurtheilcn, so müsse man den patriotischen Groll ablegen und wie ein Historiker ruhig urtheilen. Man dürfe nun vor allen Dingen in Frankreich nicht glauben, daß Fürst Bismarck wie ein glücklicher und kühner Spieler das deutsche Reich gegründet habe und solle nicht die kindliche Vorstellung haben, daß das staats männische Werk Bismarcks so zusammenbrechen werde wie die unnatürlichen napoleonischen Kaiserreiche. Es könnte in Deutschland wohl einmal eine partikularistische Strömung eintreten, aber es gebe daselbst keine preußische, baierische, sächsische oder württembergische Nation mehr, sondern eine deutsche, die fest an ihrer Einigkeit halte. Und wenn man in Deutschland auch wisse, daß die Einigkeit die Steuern vermehrt habe, so wisse man doch auch, daß die Einigkeit die nationale Kraft verhundert fachte und das Werk Bismarck's werde die Jahrhunderte überdauern. Es werde dies dadurch bewirkt, daß Bis marck der Natur der Verhältnisse und der Neigungen der deutschen Völker entsprochen habe. Wie das Kaiserreich der Napoleone ein Unding gewesen wäre und im Wider spruche mit der Geschichte gestanden habe, so sei gerade das deutsche Kaiserreich ein Product des deutschen Cul- tursortschritts des gegenwärtigen Jahrhunderts. Bismarck habe, wie die Veröffentlichungen seiner diplomatischen Correspondenz erwiesen, auch schon im Jahre 1858 die Möglichkeit und Nothwendigkeit der Einigung Deutsch lands durch Preuße,, erkannt und schon damals gesagt, es sei fein Ehrgeiz, die preußische Discipim triumphiren zu sehen und damit den Beweis geliefert, daß er ein Genie sei, was sich bereits seinen großen Plan lange vorher entwarf und ihn dann glänzend ausführte. Zum Schluß führt der Artikel aus, daß die Größe Preußens und dann Deutschlands lediglich auf der eigenartigen Stellung der preußischen Monarchie und dann auf den, hohen Pflichtgefühle der deutschen Offiziere und Beamten beruhe, welche ein Heer und einen staatlichen Organismus von ungeheuerer Kraft bei einfacher und sparsamer Funktion geschaffen hätten. — Das wäre also einmal ein richtiges Urtheil der Franzosen über Deutschland und seinen großen Staatsmann. Zeitereignisse. Pulsnitz. (Post.) Auf die Sendungen mit leben den Thieren, welche unter Nachnahme versandt werden, finden im innern deutschen Verkehr, sowie im Wechsel verkehr mit Baiern, Württemberg und Oesterreich-Ungarn, jetzt folgende Bestimmungen Anwendung. Bei der Ein lieferung derartiger Sendungen ist von den Postanstalten an die Absender das Verlangen zu stellen, in jedem Falle darüber Bestimmung zu treffen, was mit der Sendung geschehen soll, wenn die Empfangnahme derselben durch den Adressaten am Bestimmungsorte nicht binnen 24 Stunden nach geschehener postamtlicher Benachrichtigung erfolgt. Vom Absender ist auf der Begleitadresse sowie auf der Sendung selbst zum Ausdruck zu bringen: 1., Wenn nicht sofort abgenommen (oder wenn nicht sofort bezogen) zurück. 2., Wenn nicht sofort abgenommen (oder wenn nicht sofort bezogen) verkaufen. 3., Wenn nicht sofort abgenommen (oder: wenn nicht sofort bezogen) telegra phische Nachricht auf meine Kosten. — Die Fabrik-Schornsteine mitten in Berlin mit ihrem theilweise unerträglichen Qualm (Töpferessen in Pulsnitz!) haben die Aufmerksamkeit des Königlichen Polizei-Präsidiums erregt. Dasselbe hat den Revier-Vor- siänden den Auftrag gegeben, die Schornsteine in ihren Revieren eine längere Zeit hindurch beobachten zu lassen und über die gemachten Wahrnehmungen Bericht zu er statten. Die Hygiene-Ausstellung bietet in Bezug auf Feuerungs-Anlagen und Rauchverzehrung so Vieles, daß es unseren Fabrikbesitzern nicht schwer fallen kann, das eine oder das andere System anzunehmen. Die Kohlen- Erfparniß gleicht die Anlagekosten wieder aus, denn viele tausend Cenlner gehen jetzt unverbrannt durch die Schornsteine. — Mit heute, Sonnabend, den 15. September, er reichen die Ferien bei den Gerichten des Reiches ihren Abschluß, so daß also von da ab wieder der regelmäßige Geschäftsgang eintritt und auch die nicht als sogenannte dringliche oder Ferimsache zu behandelnden gerichtlichen Angelegenheiten expedirt werden. — Die jetzt in Blüthe stehende Herbstzeitlose — eine einer giftigen Zwiebel entsprossene, dem Orocus ähnliche Pflanze — ziert wieder mit ihrer roth-violetten Blume manche Wiesenfläche. Vor dem in den Mund nehmen dieser Blumen oder deren Stengel sind die Kinder zu warnen. — Das Resultat der am Dienstag stattgefundenen Landtagswahl im 3. städtischen Wahlbezirk ist folgendes: In Radeberg erhielt Fabrikant W. Hirsch 186, Bürger meister Herrmann in Großenhain 89, Gastwirth Münch in Zittau 72 und Rittergutspachter Winkler in Helfen- bcrg 1 Stimme; 3 Stimmzettel waren ungiftig; von 702 Stimmberechtigten machten nur 351 von ihrem Wahl recht Gebrauch. — In Stolpen erhielt Fabrikant Hirsch 49, Herrmann 45, Münch 10 Stimmen. — In Pulsnitz Herrmann 134, Hirsch 38, Münch 12. — In Bischofs werda Herrmann 173, Hirsch 65, Münch 21. — In Großenhain Herrmann 511, Hirsch 27 und Münch 63. Herr Bürgermeister Herrmann in Großenhain ist sonach mit 1042 gegen 381 und 182 Stimmen für den 3, Wahl bezirk als gewählt zu betrachten. Zittau, 12. September. Bei dem heutigen Manöver hat sich ein bedauerlicher Unfall ereignet, indem der Generalmajor v. Holleben gen. v. Normann mit dem Pferde gestürzt ist und dabei einen Bruch des Schlüssel beins erlitten hat. — In Draußendorf stürzte ein Ad jutant vom Gardereiter-Regiment mit dem Pferde. Der Offizier hatte im Gesicht einige Verletzungen erhalten, stieg dessen ungeachtet aber wieder zu Roß und versah seinen Dienst weiter. In der Nähe von Friedersdorf fiel ein Husar und erlitt einen Armbruch; ein Husaren pferd, welches sich bei Klein-Schönau überschlug, war auf der Stelle todt, der Reiter kam indeß glücklich davon. — Am Donnerstag Nachmittags ist in Rohnau ein Husar beim Uebersprtngen einer Barriere mit dem Pferde ge stürzt, wobei das Pferd auf der Stelle todt geblieben und der Husar so schwer verwundet worden ist, daß er in der darauffolgenden Nacht gestorben ist. Dresden, 13. September. Es sind jetzt 27 Wahlen bekannt: 17 konservativ, 6 Fortschrittler, 3 national liberal, 1 Socialist. — Ende voriger Woche ist auf Langebrücker Revier ein Wildschwein bemerkt worden, welches, wahrscheinlich von Moritzburg ausgebrochen, in der Dresdner Haide sich aufhält. Es ist dem Langebrücker Forstpersonal trotz allem Nachstellen bis jetzt noch nicht gelungen zum Schuß zu kommen. Stolpen. Aus dem Schloßbrunnen sind bis jetzt circa 240 Kubikmeter Schutt zu Tage gefördert worden. Von weiteren Funden, wie sie allseits erwartet werden, verlautet bis jetzt noch nichts. — Das Schöffengericht zu Plauen i. V. verurtheilte einen Handwerksburschen, der vor einiger Zeit einen Bäcker für den Fall, daß ihm derselbe eine Gabe ver weigerte, mit Zertrümmerung seines Fensters bedroht und sich nachher seiner Arretur so außerordentlich ener gisch widersetzt hatte, daß er gebunden und per Fuhr werk zur Wache befördert werden mußte, zu 10 Monaten Gefängniß. Berlin. sMilitärisches.j Bei den Infanterie-Re gimentern der Armee müssen auch die „Spielleute" (Trommler und Hornisten) vollständig mit dem Gebrauch der Waffe vertraut gemacht und daher wie die übrigen Soldaten in Reih und Glied ausgebildet werden. Neuer dings sind von der Militärverwaltung gutachtliche Aeußer- ungen darüber eingezogen worden, wie sich in dieser Hinsicht ein einheitliches Verfahren Herstellen ließe, da bei den Kontingenten der verschiedenen Bundesstaaten bisher nicht gleiche Normen beobachtet wurden, wie solche nach Absicht der Militärverwaltung einzuführen sind. (K. Z.) — Gleichzeitig mit den Kaiser-Manövern in Deutsch land finden auch in Rußland große Manöver statt und zwar bemerkenswerther Weise in der Nähe der deutschen Grenze. Besonders große Truppenmaffen werden sich an den dreitägigen Manöver» bei der Festung Siedlce in Polen betheiligen. Wie der „Russische Invalide" mittheilt, sollen an denselben 70 Bataillone Infanterie, 51 Escadrons Cavallerie und 122 Geschütze theilnehmen,