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hat uns auf kurze Zeit zu Feinden gewacht und mit offenen Armen wird man Sie im schöner erstandenen Moskau empfangen, dessen Flammen einst die Marken ihrer Siege bezeichneten." Ganz eingenommen von der Artigkeit des Sekretärs, empfahl ihm der Obrist nochmals seinen Pah, weil die Beschleunigung seiner Reise für ihn von großer Wichtig keit sei; und entfernte sich mit der Hoffnung, am folgen den oder doch nächstfolgenden Tage, Paris verlassen zu können. Es vergingen jedoch wieder acht Tage und da der Paß noch immer nicht ankam, begab sich der Obrist wiederholt in die Gesandtfchaftskanzlei, wo man ihn zum folgenden, dann zum nächstfolgenden Tage vertröstete, allein ohne sein Verlangen zu erfüllen. Vergeblich suchte May den Grund dieser Zögerung zu entdecken; seine Ungeduld ließ ihm endlich keine andere Wahl, als sich noch einmal an den zuvorkommenden Sekretär zu wenden um Aufschluß von ihm zu verlangen. Allein dieser war für den Obristen nicht mehr zu Hause. Dagegen über reichte ihm ein Schreiber den unvisitirt gebliebenen Paß mit dem Bemerken: „Se. Excellenz sei nicht im Stande, den Wünschen des Herrn Obristen zu willfahren, da ein ausdrücklicher Befehl des Kaisers allen alten Militärs den Eintritt in das russische Gebiet ausdrücklich verbiete." Da der Obrist ein Hinderniß der Art für völlig unmöglich gehalten hatte, so waren alle Vorkehrungen und Maßregeln für seinen, auf einige Jahre berechneten Aufenthalt in Rußland bereits aus eine so unwiderruf liche Weise von ihm getroffen worden, daß er beträcht lichen Schaden hätte leiden müssen, wenn er sie hätte zurücknehmen wollen. Er beschloß daher, dem russischen Gesandten zum Trotze, abzureisen und führte diesen Be schluß auch ungesäumt aus. Wie zu erwarten stand, kam er ohne das mindeste Hinderniß bis an die polnische Grenze; hier fand er aber einen Spezialbefehl vor, welcher ihm die Weiterreise untersagte. Alle Vorstellungen dagegen blieben vergebens und schon wollte der Obrist umkehren, als er auf den Gedanken kam, die Kraft der freimaurerischen Zeichen an denen zu erproben, die ihm den Weg vertraten. Dies gab der Sache eine andere Wendung, denn der Grenz- beamte erkannte alsbald einen Bruder in ihm, und willigte in seine Weiterreise, weil er um keinen Preis ihm hinderlich sein wolle. „Allein," setzte er hinzu, „ich rechne auf völlige Verschwiegenheit, da mein Unglück ent schieden ist, wenn die Entdeckung des Geschehenen er folgen sollte. Fragt übrigens der Großfürst »ach Ihrem Passe, so geben Sie nur vor, ihn verloren zu haben." May versprach Alles und reis'te erwartungsvoll weiter. — Nicht weit von Warschau wurde sein Fuhr werk von einem betrunkenen Postillon umgeworfen; da er aber mit geschundenen Händen und Gesicht und mit einigen leichten Quetschungen davon kam, so gratulirte er sich zu diesem Unfälle, der dem Vorgeben seinen Paß verloren zu haben, eine größere Wahrscheinlichkeit verlieh, denn nichts ist leichter, als eine Brieftasche beim Umstürze eines Reisewagens zu verlieren. Wie alle Reisende, Handlungsreisende ausgenommen welche Warschau berührten, erhielt auch der Obrist am Tage nach seiner Ankunst in der Hauptstadt Polens, den Befehl, vor dem Großfürsten zu erscheinen. Er gehorchte natürlich und gab, auf vorhergegangenes Befragen, die unterdeß ausgesonnene Geschichte zum Besten. Irgend ein Umstand mußte aber das Mißtrauen Konstantin's erregt haben, denn er äußerte, als der Obrist schwieg: „Da ist noch etwas dahinter verborgen. Begeben Sie sich in Ihren Gasthof; ich werde Erkundigungen einziehen ob Ihre Papiere an der Grenze in Ordnung waren." Damit entließ er den betretenen Reisenden, dem anfing, bange zu werden um den gefälligen Bruder an der Grenze. In dieser Verlegenheit hielt er es für das Beste, sich an den französischen Geschäftsträger in Warschau, den Obristen Grafen Hädonville, zu wenden und seine Vermittlung in Anspruch zu nehmen, um den Ungelegen heiten zu entgehen, welche ihm die Nachforschungen des Großfürsten unfehlbar zuziehen mußten. Der Graf gab ihm die Versicherung, er werde bis morgen mit leichter Mühe Alles beseitigen, was seiner Reise im Wege stehe und sich selbst für seine Person beim Großfürsten ver bürgen. (Fortsetzung folgt.) Hauptverhaudlungen krs Kgl. Schöffengerichtes zu Pulsnitz am 4. September 1883. Die von dem Bandweber Ehrenreich Ferdinand Grützner in Hauswalde wider den Kaufmann Gustav Hermann Steglich in Bretnig und die von dem Guts besitzer Karl Gottfried Gärtner in Großnaundorf gegen den Gutsbesitzer Karl Winkler und den Schankwirth Traugott Känner daselbst erhobenen Privatklagen wurden zurückgewiesen und in Folge dessen die Angeklagten frei- gesprochen. Desgleichen konnte auch das Kgl. Sch.-Ger. in der Privatklagsache des Gastwirths Karl Julius Schöne in Hauswalde gegen den Weber Friedrich Hesse in Bretnig zu einer Verurtheilung des Letzteren nicht gelangen, sondern mußte denselben vielmehr freisprechen. Der letztgenannte Angeklagte war gleichzeitig wegen Hausfriedensbruch von der Kgl. Staatsanwaltschaft an- geklagt. In dieser Sache wurde er jedoch zu einer 3tägigen Gefängnißstrafe verurtheilt. Die Verhandlung in Strafsachen gegen die Dienstmagd Amalie Wilhelmine Kühne in Großröhrsdorf wurde vertagt. Kirchennachricht en. Parochie Pulsnitz. Dom. XVI. p. den 9. September 1883, predigt Vorm. Herr Diaconus Grotzmaun, Die Beichtrede hält derselbe. Nachm. ist Betstunde. Beerdigungen: 4. August, Julius Edwin, S. des Karl Julius Haufe, Friedersdorf, 1 I. 4 M. 25 T. — 4., Frau Johanne Eleonora Brunn hier, 66 I. 2 M. — 7., Friedrich Otto Franz, S. des Karl Julius Haufe, Friedersdorf, 5 M. 10 T. — 8., das noch nicht getaufte S. des Ernst Emil Frenzel, Mß.-Pulsnitz, 7 T. — 9., Marie Anna, T. der led. Emilie Günther, Mß. Pulsnitz, 4 T. — 10., das todtgeb. S. der led. Emilie Pauline Schäfer, Obersteina. — 12., Karl Gottlieb Salomon, Auszügler und Tagarbeiter, Niedersteina, 50 I. 4 M. 23 T. — 16., Frau Johanne Christiane Karte, Ehefrau des Schuhmachermstr. August Karte hier, 55 I. 4 M. — 16., ein todtgeb. S. des Töpfer Ernst Heinr. Büttner hier. — 21., ein todtgeb. S. des Bandw. Ernst Louis Haufe, Friedersdorf. — 23., Eduard Robert Haufe, Drechslermstr. hier, 55 I. 4 M. — 25., ein todtgeb. T. des Gottlieb Otto Techritz, Mß.-Pulsnitz. — 27., Gustav Robert Lautenbach, Bandw., Mß.-Pulsnitz, 59 I. 6 M. 18 T. — 30., Friedrich Louis, S. des Tischlers A. F. L. Horn, Ohorn, 1 I. 7 M. 11 T. — 31., Karl Gottl. Schurig, Wagenbauer und Hotelbesitzer hier, 47 I. 5 M. 25 T. UM Grüne Aue, Bretnig iMss Sonntag, S n Montag, IE ladet zum aus gezogenem Gewehr wobei Sonntag und Montag ^lv8O»K8-vo»e«rt von einer großen Sing- spielgesellschast aus Dresden stattftndet, Anfang 6 Uhr, ganz ergebenst ein Jul. Richter. GM. j. Schwan, Aichlcnbcrg Sonntag, den S. September, ^Erntefest u. Scheibenschießen, aus gezogenem Gewehr, wobei die zwei besten Schützen Prämien erhalten. Es ladet ganz ergebenst ein Lr»8t Li«8«»d»Is. General - Versammlung, WM-Freitag, den 14. Sept., Nachm. Pmilt 4 Uhr, MMMU» nicht Donnerstag, wie in der ersten Annonce! WMMW» im Hotel „zum granen Wolf", zu welcher jedes Mitglied bei 3 Mk. Strafe zu erscheinen hat. Tagesordnung: 1) Neuwahl des Vorstandes und dessen Stellvertreters. 2) Neuwahl des Kassirers. : / 3) Geschäftliches. ' Pulsnitz, den 4. September 1883. Viv Dvpnlati«» IVlSL» KMALSI? von Artikeln zur Damenschnei-erei ""WW ist für die kommende Saison airf das Reichhaltigste assortirt und empfehle be sonders Neuheiten von: und »A»q»vttIi»üpLvP» in Metall, Horn und Glas, schwarz, Weitz u. buntfarbige LLleia^rspLtLv», 8p»»i8«I»v Hl«»a«»^ t)Iie»iIL«1r»i»v«», 8oi»»»«1d»»a, 8«ut»M« in bunt und schwarz, 8«ia»0 L«8»t«8el»»»rv» und j?vrld«8»tL«, schwarze und buntfarbige 8«»»- U»vt und sowie schwarzen echt scidnen 8»i»r»vt zum Aus- putz einer geneigten Beachtung. Rodert Mcnerschmivt's Nachfolger. Vor! LLvuitiuzz Den geehrten Bewohnern von Pulsnitz und Umgegend die ergebene Mittheil- ung, daß ich mich am hiesigen Platze obere 8ebL«88K»88v iNr. 55 im Hintergebäude des Hrn. 6ar1 Leknvr als VisebLvr etablirt habe und bitte ich bei Bedarf aller in dieses Fach einschlagendcn Arbeiten um gütige Berücksichtigung. kuisnitr, den 6. Sept. 1883. Richard Dorn, Tischler. Das Bad Mittelmühle bei Pulsnitz schließt mit IS. a. e. seine worin«», b»1te» »»st FUi»er»Id»stvr. Bekanntmachung! Laut abgeschlossenem Jagdpachtcontrakt mit der hiesigen Rittergutsherrschast hat dieselbe zugleich den Flur- und Forstschutz auf hiesiger Flur mit iibernommen und hierzu den Herrschaft!. Forstausseher Frenzel beauftragt. Dieses wird hiermit zur Nachachtung bekannt gemacht, sowie daß Frenzel ver pflichtet ist, alle etwaigen Ungehörigkeiten und Vergehen zur sofortigen Anzeige zu bringen. Pulsnitz M. S., am 5. September 1883. Der Iagdv o r st a n v. Nächsten Montag, d. 10. September, Wahl zurHandels-u.Gewerbekammer. Betheiligung Wähler ganz nothwendig. Sofort suchen wir an jedem^ auch dem kleinsten Orte, thätige Agenten aMistellen. Adresse: Ge neraldirektion del Sächsischen Vieh-Ver- sicherungs-Bank in Dresden. Ejn Hausmädchen, von -ngenchmem Aeußern, Sie Such Gäste bedielten kann-, wird Hch töe dies. Mon. Schützenhaus «Kamenz gesucht? Ein junger krHfllger Menschs welcher Lust bat W^Wt»LL«r^WU zu wer den, findet bei ejnem wöchentlichen Ver dienst von ca. - Mk. sofortiges Unterkom men in der Niedermühle zu Kleindittmannsdorf. Zwei Ziege« sind zu verkaufen bei Rietschel, am Gückelsberge. Das Grummet einer Wiese ist zu verkaufen. Grüne Gaste I4V Ein Stiefelette«^ Gurtstuhl mit Arbeit, Vs Zoll Etntheilung, 20-Gänger, ist zu verkaufen in Niedersteina Nr. 47 d. L «Kachelofen mit Mafchine und Pfanne, sowie eine Sommer- mafchiue verkauf "billigst Pulsnitz. Rvinttvlä Lluckv. Ein LogiS ist zurrtet. October zu be ziehen Feldgasse 271 d. "Mittwoch, den 12. d. M., bin ich in Pulsnitz. „Stadt Dresden". 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