Volltext Seite (XML)
U'ockeMatt für Pulsnitz, Königsbrülki, Rudrtzerg, Radeburg, Moritzburg und AmgegeM Erscheint: Mittwoch» und Sonnabend». AbonncmentSpreis: jtiischlirtlich de« jeder Sonnabend-Nummer deUiegende» EonntagSblatte«) Vierteljährlich 1 Mk. 25 Pfg. Inserate werden mit »0 Pfennigen für den Raum einer gespaltenen Corpus- «ile berechnet u. sind bis spätestens Dienstags und freitags Vormittag- » Uhr hier aufzugeben. Amtsblatt des Königlichen Amtsgerichts, sowie des Stadtrathes zu Iulsnitz. Mnfml-Äreitzigster Jahrgang. Buchdruckerei von Ernst Ludwig Förster in Pulsnitz. Verantwortliche Nedaction, Druck und Verlag von Paul Weber in Pulsnitz. GeschäftsstekE M- Königsbrück: bei Herrn Kaufm. M. Tschersich. Dresden: Annoncen-Bureaus Haase »st ei« K Vogler u. Jnvalideudaut. Leipzig: Rudolph Moli» von uns unbekannten Firmen und Personen nehmen mir nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briefmarke« »d« H Posteinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls ausgenommen mag der Betrag beiliegen oder nicht. ^XpeMivN äk8 ^mi8blLUstS. Sonnabend. 72. 8. September 1883. Von dem unterzeichneten Amtsgerichte soll -en 1V S-pt-mv-r 1883 das der Sophie Helene verehel. .Kunath, geb. Kadner, in Hauswalde zugehörige Hausgrundstück Nr. 112 0. des Katasters, Nr. 315«. des Flurbuchs, Nr. 341 deS Grund- und Hypothekenbuchs für Hauswalde, welches Grundstück am 11. Juni 1883 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 1800 Mark gewürdert worden ist, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushängenden Anschlag hierdurch bekannt ge macht wird. Pulsnitz, am 18. Juni 1883. Königlich Sächsisches Amtsgericht. vr. Krenkel. Konkurs verfahren. DaS Konkursverfahren über das Vermögen des vormaligen Hausbesitzers und Leinwandhändlers Ernst Julius Schier- z. Z. in Großröhrsdorf wird nach er folgter Abhaltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben. Pulsnitz, den 3. September 1883. Königliches Amtsgericht. vr. Krenkel. Söhnel, G.-S. Von dem unterzeichneten Amtsgerichte soll Mittwoch, -en 14. Nov-mv-r 1883 das dem Hausbesitzer und Maurer Karl Gottlob Guhr in Niederlichtenau zugehörige Hausgrundstück Nr. 36L des Katasters, Nr. 6 des Flurbuchs, Fol. 35 des Grund- und Hypothekenbuchs für Nieverlichtenau M. S>, welches Grundstück am 18. August 1883 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 2250 Mark -- gewürdert worden ist, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Pulsnitz, am 4. September 5883. König!. Sächsisches Amtsgericht. vr. Krenkel. Kn. Bekanntmachung. Die hier herrschende Unsitte an sogenannten Molterabende« Döpfe und Scherbe« vor die Hanfer hi«zuwerfe«, wird hiermit aufs Nachdrücklichste verboten und in Zukunft auf Grund tz 360,„ des Reichsstrafgesetzbuchs als grober Unfug mit Geldstrafe bis zu 150 Mk. oder entsprechender Haft bestraft. Pulsnitz, am 5. September 1883. DerStadtrath. / Schubert, Brgrmstr. Bekanntmachung, die Landtagswahl betr. Bezüglich der ""— ' / Dienstag, -en 11 September 1883, stattsindenden Landtagswahl wird hiermit noch besonders bekannt gemacht, daß I., auf den Stimmzetteln die Person des zu Wählenden so zu bezeichnen ist, daß über ihn kein Zweifel übrig bleibt und daß Stimmzettel, welche dieser Vorschrift nicht entsprechen, ingleichen Diejenigen, welche die Namen mehrerer Personen oder einer nicht wählbaren Person enthalten, un gültig sind, 2., daß das obengenannten Tags von Bormittags 10 Uhr an geöffnete Wahllokal im Sessionszimmer des Rathhaufes Nachmittags Punkt 3 Uhr geschloffen und nach dieser Zeit Niemand, der nicht bereits im Wahllokal gegenwärtig ist, zur Wahl gelassen wird. Pulsnitz, am 6. September 1883. Der Wahlvorsteher. Schubert, Brgrmstr. Der Mensch tn seinem Wahn! DaS furchtbare Eisenbahnunglück auf dem Steglitzer Bahnhofe bei Berlin, wo 41 Menschen einen gräßlichen Tod sanden, das haarsträubende Unglück auf Ischia, wo mehr als 6000 Menschen jammervoll vernichtet wur den und der vor anderthalb Jahren stattgesundene Ring- theatrrbrand in Wien, bei welchem gegen 1100 Menschen (genau hat man es nicht ermitteln können) verbrannten und erstickten, rufen uns eine sehr dunkele Seite im menschlichen Geiste mahnend vor die Augen. So schwierig bei dem lebhaften Verkehr bei dem Eisenbahnunglücke in Steglitz die Verhältnisse auch lagen, so ist das schreckliche Unglück doch in erster und letzter Linie dadurch herbei- gesührt worden, daß die Menschenmenge nicht auf die Anordnungen der Eisenbahnbeamten achtete, daß man über die Barrieren gestiegen war, eine sogar eigenmächtig geöffnet hatte und außerdem zum Theil von der falschen Seite sich dem ncch nicht einmal vollständig zum Still stehen gebrachten Personenzuge näherte, während der Schnellzug daher brauste, den trotz des Nothsignals nun keine Menschenmacht mehr halten konnte. Leichtsinn, Fahrlässigkeit und Tollkühnheit gegenüber einer Ungeheuern Gefahr hat also das Steglitzer Eisenbahnunglück herbei- gesührt und alle anderen dabei obwaltenden Verhältnisse haben nur eine nebensächliche Bedeutung. Und blicken wir auf das Unglück von Ischia und auf jenes Massen elend des Wiener Ringtheaterbrandes so kommt man zu fast gleichen Resultaten. Hinsichtlich der Insel Ischia hatte die wissenschaftliche Untersuchung schon vor Jahr und Tag dargethan, daß diese Insel durch und durch vulkanisch war und direkt mit dem Vesuve in Verbindung stehe, außerdem wußte man, daß die Insel aus sehr wenig haltbarem Erdreiche, vorwiegend Kreide und trock- nem Mergel bestand, zudem hatte auch bereits im vorigen Jahre gleichsam als Warnung auf Ischia ein Erdbeben stattgesunden, wobei mehrere Häuser einstürzten, dann wird auch behauptet, daß zwei Tage vor Eintritt des großen Unglücks viele Brunnen auf Ischia plötzlich ver stecht wären, daß man diese Vorboten eines Erdbebens oder eines Ausbruchs des nahen Vesuvs aber deshalb nicht weiter beachtet hätte, um die zahlreichen Badegäste auf Ischia von einer plötzlichen Abreise abzuhalten. Trotz mancher Bedenken und drohender Warnungen wollte man also auf Ischia die furchtbare Gefahr nicht sehen und genoß in Leichtsinn die verführerischen Reize der Insel bis das Maffenunglück hereinbrach. Und ganz ähnlich war es im Wiener Ringtheater, wo allen Ein geweihten die Gefährlichkeit und die Unzulänglichkeit der Ausgänge bekannt war. Dazu kam aber noch eine ver brecherische Leichtfertigkeit und Besinnungslosigkeit. In den Gängen und auf den Treppen gab es keine Oel- lampen, aber ein vor Schreck halbverrückt gewordener Unterbeamter drehte viel zu früh den Gashahn ab und die entsetzte, besinnungslose Menge erwürgte sich drängend und wüthend in den Ausgängen. Steht man da nicht, daß niedrige Eigenschaften, sei es nun frevelhafter Leicht sinn, Vergnügungssucht, Eigennutz, Mangel an Ruhe und Besonnenheit, jene grausigen Unglücksfälle verursacht und vergröbert haben und bleibt da nicht der schrecklichste der Schrecken der Mensch in seinem Wahn, in diesem Wahne, der die Gebote der Klugheit, der Vorsicht, ja selbst der Ehre und Nächstenliebe wegen zweifelhafter Genüsse und Vortheile vergessen läßt. Zeitereignisse. Pulsnitz, 7. September. In einer gestern Abend im hiesigen Schießhaus stattgehabten von ca. 70 Personen besuchten Versammlung stellte sich wie bereits neulich